Rudolf Müller Mediengruppe

Die Rudolf Müller Mediengruppe mit Sitz in Köln ist ein multimedialer Fachinformations- und Lösungsanbieter in den Themenbereichen Planen, Bauen, Immobilien und Handel (DIY- und Baustoff-Fachhandel). Sie umfasst aktuell das Stammunternehmen „RM Rudolf Müller Medien“ (ehemals „Verlagsgesellschaft Rudolf Müller“), „RM Rudolf Müller Events“ (Business-Messen) und die „Rudolf Müller Medienholding“ (Verwaltung).

Geschichte

Die Buchdruckerei Müller in der Schicklerstrasse in Eberswalde (1896)
Gebäude des Rudolf Müller Verlags, Schicklerstrasse 14–20 in Eberswalde (ca. 1925)

Am 29. Juni 1840 eröffnete der aus Potsdam hinzugezogene Carl Müller eine Buchdruckerei als Einmann-Betrieb in der Schicklerstraße in Eberswalde. Bereits im Oktober 1841 erschien der „Anzeiger für Neustadt-Eberswalde“ zuerst als Wochen-, dann als Tageszeitschrift. Ab 1842 wurde daraus ein Verlag mit Druckerei. 1847 gründet Carl Müller einen Verlag für Behördenvordrucke. Als 1848 die satirische Zeitschrift Kladderadatsch in Berlin vorübergehend verboten wurde, erschien sie ein gutes halbes Jahr bei C. Müller (Nr. 3–30/1849). Sein ältester Sohn Emil Müller erweiterte den Betrieb 1868. Von nun an erschienen auch Fachzeitschriften. Diese Entwicklung begann mit dem „Pharmazeutischen Central-Anzeiger“. Gemeinsam mit seinem Bruder Clemens Müller gab er weitere Zeitschriften für verschiedene Fachgebiete heraus, worunter das Eberswalder „Offertenblatt für die deutschen Stahl-, Eisen- und Kurzwarenhändler“ das erfolgreichste war. Im Jahre 1908 wandelte sich das Unternehmen in eine Familien GmbH um. 1914 ist das alte Druckereigebäude durch ein neues und größeres ersetzt worden. Nach dem Tode der beiden Brüder führten Josephine Müller und Rechtsanwalt Konrad Müller das Geschäft weiter. 1918 übernahm Rudolf Müller die Geschäftsleitung[1]. 1926 erweiterte er den Buchverlag. Mit der Zeitschrift ‚Drogenhändler‘ wurden auch 21 drogistische Fachbücher übernommen, die den Grundstock für das neugegründete Zweigunternehmen ‚Verlagsgesellschaft Rudolf Müller‘ bildeten.

Es gelang ihm darüber hinaus, die „Eberswalder Zeitung“ (1920), den „Berlin-Eberswalder-Stadtanzeiger“ (1932), die „Finower Zeitung“ (1937), die „Biesenthaler Zeitung“ (1939) mit dem „Märkischen Stadt- und Landboten“ zu vereinen[2] und dessen Auflage auf 25.000 Stück anwachsen zu lassen. Auch wurden viele Werke des Historikers und Heimatforschers Rudolf Schmidt publiziert. Mit der Übernahme der Fachzeitschrift Deutsches Dachdecker-Handwerk[3] im Jahr 1931 erfolgte der Einstieg in den Fachbereich „Bauen“. 1940 zum 100-jährigen Jubiläum hatte sich die Firma schon zu einem Druck- und Verlagshaus mit 500 Mitarbeitern, 353 veröffentlichten Werken und 1,5 Millionen Zeitschriftenexemplaren pro Monat entwickelt. Als Eberswalde bei der Schlacht um Berlin nach Kapitulation zum Feindesland geworden war,[4] wurden die Gebäude der über die Jahre gewachsenen Verlagsdruckerei in der Schicklerstrasse 13 und 14–20 am 25. April 1945 durch deutsche Luftangriffe völlig zerstört.

Das untergegangene Unternehmen wurde aber bereits wenige Monate später in Oldenburg neu gegründet. Mit ortsansässigen Ingenieuren und Regierungsbeamten als Autoren wurden Fachbücher und Tabellenwerke publiziert.[5] Schon 1945 erhielt Rudolf Müller trotz der damaligen schwierigen Verhältnisse in der Übergangszeit[6] von der britischen Militärregierung eine Lizenz für die „Technischen Baubestimmungen“ von Gottsch/Hasenjäger, einem Standardwerk, das bereits in Eberswalde verlegt worden war[7]. Die Lizenz, die noch vor der Registrierung der graphischen Betriebe erfolgte[8], garantierte dem Verlag eine ausreichende Papierversorgung.

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Ansicht Verlagsgebäude, Stolberger Straße 84 in Köln (2025), Architekt: O.M. Ungers mit K.L. Dietzsch, 1960–1964.

Walther Müller, Sohn von Rudolf Müller, der 1961 als alleiniger Gesellschafter in vierter Generation die Firma übernehmen sollte, wurde zunächst in der Oldenburger Druckerei Stalling und in dem Hamburger Verlag Hammerich und Lesser ausgebildet, bevor er 1950 in Köln mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre begann.

Im Jahre 1951 siedelte der Verlag schließlich nach Köln um. Drei Jahre später begann die Planung für ein Druckerei- und Verlagsgebäude an der Stolberger 113 in Köln-Braunsfeld. Dazu beauftragte Rudolf Müller den Kölner Architekten Oswald Mathias Ungers (damals noch in Partnerschaft mit Helmut Goldschmidt), der von 1957 bis 1958 auch das Zweifamilienwohnhaus Müller in der Werthmanstrasse entwerfen und bauen konnte, das vielfach veröffentlicht wurde.[9][10] „Es gehört zu den drei frühen Häusern von Ungers, die in der Anfangsphase seines Schaffens eine Schlüsselrolle einnehmen“.[11] Das Bürogebäude und die angegliederten Werkshallen wurden schließlich 1964 durch O.M. Ungers und Karl-Lothar Dietzsch an anderer Stelle, in der Stolberger Straße 84 fertiggestellt und bezogen,[12] wo die Mediengruppe noch heute ihren Sitz hat. Im Jahr 2005 wurde der Druckereibereich mit den Sheddächern hinter dem Verlagsgebäude abgerissen und durch einen eingeschossigen Verbindungsbau mit Büroräumen ersetzt.

Am 1. April 2023 wurde aus der ehemaligen „Verlagsgesellschaft Rudolf Müller“ die „RM Rudolf Müller Medien GmbH & Co. KG“. Als das Stammunternehmen der Mediengruppe beschäftigt das Unternehmen rund 180 Mitarbeiter. Die Geschäftstätigkeit umfasst alle Bereiche der Informationsvermittlung – in Print, Live-Formaten und digital. Zum Spektrum zählen Fachzeitschriften, Buchtitel und Loseblattsammlungen, CDs, DVDs, Apps, Internetplattformen, Schulungen, Kongresse, Branchen-Foren sowie die Brandschutz-Fachmesse Feuertrutz.

Verlage

  • RM Rudolf Müller, Köln, Bücher und Fachmedien[13]
  • Bruderverlag Albert Bruder, Köln (Zimmerei, Holzbau)
  • Charles Coleman Verlag, Lübeck (Metallbau)[14]
  • FeuerTRUTZ Network GmbH, Köln (Brandschutz)[15]
  • IMV Immobilien Manager Verlag, Köln und Berlin[16]
  • Siegfried Rohn Verlag, Köln (Handelsmarketing in den Bereichen Baumärkte, Gartencenter, Motoristen)
  • Seit 1990 ist die Verlagsgruppe mit 50 % am Zeittechnik-Verlag Neu-Isenburg beteiligt.
  • Eine Minderheitsbeteiligung von 40,5 % wird an dem polnischen Baufachverlag Polskie Centrum Budownictwa Difin i Müller mit Sitz in Warschau gehalten.
Commons: Verlagsgesellschaft Rudolf Müller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Müller, Carl. In: Märkische Eiszeitstrasse, Archiv bis 2019, unter: Eberswalde, Eberswalder Persönlichkeiten. Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße (MES), 2013, abgerufen am 23. Januar 2025.
  2. Märkischer Stadt- und Landbote : Eberswalder Zeitung, Finower Zeitung, Biesenthaler Zeitung ; ständiges Mitteilungsblatt der städtischen und staatlichen Behörden. In: Zeitschriftendatenbank. 1841, abgerufen am 23. Januar 2025.
  3. DDH Das Dachdecker-Handwerk. In: Website Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Abgerufen am 15. Januar 2025.
  4. Als die Heimat Feindesland wurde. In: Die Zeit. 14. April 2005, abgerufen am 18. Januar 2025.
  5. Kurt Heyn: Baustatik. In: Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. 1948, abgerufen am 18. Januar 2025.
  6. Redaktion der Niedersächsische Staatskanzlei: 75 Jahre Niedersachsen – ein Überblick. In: Webseite "Niedersachsen. Klar." 2021, abgerufen am 28. April 2025.
  7. Titel des Standardwerks „Technische Baubestimmungen“ der Autoren Gottsch und Siegfried Hasenjäger, 1944
  8. Aufforderung zur Registrierung der Betriebe graphischen Gewerbes vom 4. April 1946 durch die Britische Militärregierung in Nordwestdeutschland
  9. Foto von Südosten, Haus Müller, Werthmannstraße, Köln, 1957-58. In: AEX-Architecture Exhibitions Platform. 7. September 2016, abgerufen am 5. Januar 2025.
  10. Oswald Mathias Ungers: Zweifamilienhaus Werthmannstraße, Köln-Lindenthal, 1957-58. In: Oswald Mathias Ungers-Architektur 1951-1990, Text, Fotos, Pläne. DVA, Stuttgart 1991, ISBN 3-421-03010-3, S. 36–37.
  11. O.M. Ungers – Erste Häuser. In: Technische Universität Berlin Architekturmuseum. 23. Juni 2016, abgerufen am 5. Januar 2025.
  12. Oswald Mathias Ungers: Oswald Mathias Ungers - Architektur 1951-1990. In: Werkmonographie Nr.22. DVA, Stuttgart 1991, ISBN 3-421-03010-3, S. 242.
  13. RM Rudolf Müller-Baufachmedien Online
  14. Charles Coleman Verlag. In: museum-digital. 6. Januar 2018, abgerufen am 25. Januar 2025.
  15. Glossar Brandschutz - Brandschutzatlas. In: Baunetz-Wissen. Abgerufen am 25. Januar 2025.
  16. Hines erwirbt Kölner Bürokomplex-Egon Eiermann - Bestandsbauten sollen erhalten bleiben, in: IM Immobilien Manager, 7. März 2023 [1]

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