Rudolf Hundstorfer

Rudolf Hundstorfer (2013)

Rudolf „Rudi“ Hundstorfer (* 19. September 1951 in Wien; † 20. August 2019 auf Brač[1], Kroatien[2]) war ein österreichischer Politiker (SPÖ), ÖGB-Gewerkschaftsfunktionär und von 2006 bis 2008 Präsident des ÖGB. Hundstorfer war von Dezember 2008 bis Jänner 2016 Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz. Am 4. November 2016 wurde er zum Präsidenten der Österreichischen Bundessportorganisation (BSO) gewählt.[3] Er trat zur Bundespräsidentenwahl 2016 an, scheiterte allerdings bereits im ersten Wahlgang.

Leben

Hundstorfer war seit 1966, nach dem Abschluss der Hauptschule, beim Magistrat der Stadt Wien beschäftigt, wo er auch den Beruf eines Bürokaufmannes erlernte. Seit den frühen 1970er Jahren engagierte er sich in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG), deren Vorsitzender er ab Mai 2003 war.

Ab 1990 war er zudem Mitglied des Wiener Gemeinderates und Landtages, ab 1995 auch Vorsitzender des Gemeinderates. Nachdem Hundstorfer zum Präsidenten des ÖGB gewählt worden war, schied er am 25. Jänner 2007 aus dem Wiener Landtag und Gemeinderat aus.

Im Oktober 2003 wurde Hundstorfer Vizepräsident des ÖGB. Am 27. März 2006 übernahm er nach dem Rücktritt von Fritz Verzetnitsch im Zuge der Affäre um die BAWAG interimistisch die ÖGB-Präsidentschaft. Nachdem der Bundeskongress des ÖGB, der im Juni 2006 stattfinden sollte, auf 2007 verschoben wurde, wurde Hundstorfer ÖGB-Präsident über Juni hinaus. Nachdem er zum Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz in der Regierung Faymann I designiert worden war, legte er das Amt des ÖGB-Präsidenten zurück. Am 1. Dezember 2008 wurde Erich Foglar vom ÖGB-Vorstand zu seinem designierten Nachfolger gewählt.

Am 8. September 2005 unterschrieb er eigenhändig als Vertreter aller drei BAWAG-Aktionäre (Gewerkschafts-Stiftung, Vermögensverwaltung und ÖGB), dass Verbindlichkeiten in Höhe von 1,53 Milliarden Euro der BAWAG dem ÖGB übertragen werden. Hundstorfer verschwieg dies bis Juni 2006 und rechtfertigte sich dann, als er von Medien mit seinem Handeln konfrontiert wurde, mit den Worten: „Ich wurde sehr kurzfristig in Vertretung des damaligen ÖGB-Präsidenten Verzetnitsch hingeschickt. Es wurde mir keine Eröffnungsbilanz vorgelegt, es waren aber alle Wirtschaftsprüfer, der BAWAG-Vorstand und der Aufsichtsratspräsident dort, wodurch ich keinen Grund sah, an der Richtigkeit der Beschlüsse und Vorgehensweise zu zweifeln.“[4] Hundstorfer sagte dazu aus: „Ich kann nicht alles lesen, was mir zum Unterschreiben vorgelegt wurde.“

(c) Arne Müseler / www.arne-mueseler.com, CC BY-SA 3.0 de
Rudolf Hundstorfer (2016)

Am 15. Jänner 2016 wurde sein Antreten bei der Bundespräsidentenwahl 2016 bekanntgegeben.[5] Bei der Wahl am 24. April erreichte er als Kandidat der stärksten im Parlament vertretenen Partei nur 11,28 %, somit den vierten Platz, und konnte zur Stichwahl nicht mehr antreten.[6]

Am 16. Mai 2018 gab die Volkshilfe in Wien bekannt, dass Hundstorfer zum neuen Vorsitzenden der Wiener Teilorganisation der Wohlfahrtshilfe gewählt wurde.[7]

Am 20. August 2019 starb er im Alter von 67 Jahren auf der kroatischen Insel Brač an einem Herzinfarkt.[8][9]

Er wurde am 3. September 2019 in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14C Nummer 50) beigesetzt.[10][11] Im November 2019 wurde Hans Niessl zu seinem Nachfolger als Präsident der Österreichischen Bundes-Sportorganisation (BSO) gewählt.[12] Seine Agenden als Präsident der Volkshilfe Wien übernahm interimistisch Karl Lacina, im August 2020 wurde Michael Häupl als Nachfolger designiert.[13][14]

Grab von Rudolf Hundstorfer

Privates

Hundstorfer war in dritter Ehe verheiratet.[1] Er hinterlässt eine Tochter und zwei Stiefkinder.

Kritik

Im Jahr 2015 wurde Hundstorfer der Negativpreis Big Brother Award in der Kategorie Lifetime Award verliehen, stellvertretend für Nominierungen der vergangenen Jahre im Sozialbereich, etwa für Zugriffe durch das Arbeitsmarktservice auf Informationen zur Staatsbürgerschaft seiner Kunden.[15]

Ehrungen und Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. a b Rudolf-Hundstorfer-gestorben. Die Presse vom 20. August 2019, abgerufen am 20. August 2019.
  2. ORF at/Agenturen red: 1951–2019: Rudolf Hundstorfer ist tot. 20. August 2019, abgerufen am 20. August 2019.
  3. Hundstorfer zum neuen BSO-Präsidenten gewählt, Der Standard vom 4. November 2016, abgerufen am 4. Dezember 2016
  4. Der Standard, 16. Juni 2006, Artikel online.
  5. derStandard.at – Fix: Rudolf Hundstorfer geht für SPÖ ins Präsidentenrennen. Artikel vom 15. Jänner 2016, abgerufen am 15. Jänner 2016.
  6. Offizielles Endergebnis des ersten Wahlganges zum Bundespräsidenten, Bundesministerium für Inneres April 2016, abgerufen am 27. April 2016.
  7. Rudolf Hundstorfer neuer Vorsitzender der Volkshilfe Wien. In: kurier.at. 16. Mai 2018, abgerufen am 17. Mai 2018.
  8. Gewerkschaft younion trauert um Rudolf Hundstorfer. In: ots.at. 20. August 2019, abgerufen am 20. August 2019.
  9. Ex-ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer starb in Kroatien. Krone.at vom 20. August 2019, abgerufen am 20. August 2019
  10. Hundstorfer-Begräbnis am 3. September. In: wien.ORF.at. 27. August 2019, abgerufen am 27. August 2019.
  11. Rudolf Hundstorfer beigesetzt. In: ORF.at. 3. September 2019, abgerufen am 3. September 2019.
  12. Burgenlands Ex-Landeshauptmann Niessl neuer BSO-Präsident. In: Tiroler Tageszeitung. 8. November 2019, abgerufen am 8. November 2019.
  13. Ex-Bürgermeister Häupl wird Präsident der Volkshilfe Wien. In: DerStandard.at. 25. August 2020, abgerufen am 26. August 2020.
  14. Michael Häupl wird neuer Präsident der Volkshilfe Wien. 25. August 2020, abgerufen am 26. August 2020.
  15. Big Brother Awards gehen an Mikl-Leitner und Facebook. In: derstandard.at. 25. Oktober 2015, abgerufen am 25. Oktober 2015.
  16. Jede Menge Orden für Politiker vor dem Opernball. Artikel in der Wiener Zeitung vom 24. Jänner 2012.
  17. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,6 MB).

Weblinks

Commons: Rudolf Hundstorfer – Sammlung von Bildern

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Austria Bundesadler.svg
Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
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Rudolf Hundstorfer
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Grab von Rudolf Hundstorfer am Wiener Zentralfriedhof.
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Rudolf Hundstorfer (SPÖ), österreichischer Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (Juli 2013)