Rudolf Haym

Rudolf Haym, um 1847
Rudolf Haym, um 1890
Das Grab von Rudolf Haym und seiner Ehefrau Wilhelmine geborene Dzondi auf dem evangelischen Laurentiusfriedhofin Halle

Rudolf Haym (* 5. Oktober 1821 in Grünberg; † 27. August 1901 in St. Anton am Arlberg) war Philosoph und Publizist.

Leben und Wirken

Von 1839 bis 1843 studierte Haym evangelische Theologie, Philosophie und klassische Philologie in Halle und Berlin. In Halle wurde er 1839 Mitglied der Alten Halleschen Burschenschaft. 1843 wurde er zum Dr. phil. promoviert, die Habilitation wurde ihm von der preußischen Regierung 1845 verweigert.[1]

Rudolf Haym war Abgeordneter für Eisleben in der Frankfurter Nationalversammlung, Teilnehmer am Gothaer Nachparlament und ab 1866 Abgeordneter des preußischen Abgeordnetenhauses. Er gehörte zu den Unterstützern Bismarcks.

Ab 1868 war Haym ordentlicher Professor für deutsche Literatur an der Universität Halle. 1873/74 wurde er Rektor der Hallenser Alma Mater.

Haym war einer der bedeutendsten Literaturwissenschaftler seiner Zeit. Heftig umstritten war seine Schopenhauer-Biographie (1864). Die Hauptwerke sind Hegel und seine Zeit (1857), Die romantische Schule (1870) und eine umfangreiche Biographie Herders (Herder. Nach seinem Leben und seinen Werken dargestellt, 2 Bände, 1880 / 1885 – nach Hans Georg Gadamer „ein Meisterwerk der biographischen Forschung“). Sie alle sind in Nachdrucken erschienen und gelten bis heute als Standardwerke.

1900 wurde er als auswärtiges Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.[2]

Werke

  • Reden und Redner des ersten preußischen vereinigten Landtages, 1847
  • Zur Charakteristik neupreußischer Politik 1854
  • Die deutsche Nationalversammlung, 3 Bände, 1848–1850
  • Hegel und seine Zeit, 1857
  • Arthur Schopenhauer, Biographie, 1864
  • Die romantische Schule, 1870
  • Herder nach seinem Leben und seinen Werken dargestellt, Berlin [1877 /] 1880 / 1885
    • Band 1, Hälfte 1. 2, Berlin: Gaertner, 1877 und 1880 [der erste Band erschien vollständig 1880]
    • Band 2, Berlin: Gaertner, 1885
    • Herder. Herausgegeben und mit einer Einleitung von Wolfgang Harich, Berlin: Aufbau-Verl., 1954
    • Herder. Herausgegeben von Wolfgang Harich. Sonderausgabe, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1954 [ohne die Einleitung]
    • Herder. Berlin: Aufbau-Verl., 1958 [2. Auflage]
  • Das Leben Max Dunckers, 1891
  • Aus meinem Leben. Erinnerungen. Aus dem Nachlaß hrsg. Mit 2 Bildnissen, Berlin: R. Gaertner, 1902
  • Gesammelte Aufsätze, 1903
  • Ausgewählter Briefwechsel. Hrsg. von Hans Rosenberg, 1930
  • Zur deutschen Philosophie und Literatur. In: Klassiker der Kritik, Ausgewählte Texte, Hrsg. Ernst Howald, 1963

Literatur

  • Wilhelm Dilthey: Briefe an Rudolf Haym 1861 - 1873. Mitgeteilt von Erich Weniger, Berlin: Verl. d. Akad. d. Wiss., 1936
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 2: F–H. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0809-X, S. 264–265.
  • Wolfgang Harich: Rudolf Haym, seine politische und philosophische Entwicklung. In: Sinn und Form 6 (1954), 482–527
  • Wolfgang Harich: Rudolf Haym und sein Herderbuch: Beiträge zur kritischen Aneignung des literaturwissenschaftlichen Erbes. Aufbau-Verlag, 1955
  • Hildegard Herricht: Rudolf Haym 1821-1901: Kurzbiographie und bibliographische Übersicht. 1992
  • Ernst Howald: Haym, Rudolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 152 f. (Digitalisat).
  • Giancarlo Magnano San Lio: Biografia, politica e Kulturgeschichte in Rudolf Haym, Napoli: Liguori, 2009
  • Alois Riehl: Rudolf Haym. Rede zu seinem Gedächtnis in der Aula der Univ. Halle-Wittenberg am 14. Dez. 1901, 1902
  • Hans Rosenberg: Rudolf Haym und die Anfänge des Klassischen Liberalismus. (Beiheft der Historischen Zeitschrift. 31) München. Oldenburg 1933.
  • Wilhelm Scherer: Briefe und Dokumente aus den Jahren 1853 bis 1886. Hg. von Hans Müller u. a. (Marbacher Wissenschaftsgeschichte 5), Göttingen: Wallstein Vlg. 2005 (enthält u. a. Korrespondenz mit Haym)
  • Ottomar Wichmann: Rudolf Haym. In: Mitteldeutsche Lebensbilder, 2. Band Lebensbilder des 19. Jahrhunderts, Magdeburg 1927, S. 307–312.

Weblinks

Commons: Rudolf Haym – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Rudolf Haym – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Peter Kaupp: Burschenschafter in der Paulskirche, Broschüre der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung, 1999
  2. Mitglieder der Vorgängerakademien. Rudolf Haym. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 2. April 2015.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Rudolf Haym 2.jpg
Rudolf Haym. In: Aus meinem Leben: Erinnerungen. Berlin: R. Gaertner (H. Heyfelder), 1902
Grab Rudolf Haym.jpg
Autor/Urheber: Harvey Kneeslapper, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Grab des deutschen Philosophen und Publizisten Rudolf Haym und seiner Ehefrau Wilhelmine geborene Dzondi auf dem evangelischen Laurentiusfriedhof in Halle.
Rudolf Haym 1.jpg
Rudolf Haym. In: Aus meinem Leben: Erinnerungen. Berlin: R. Gaertner (H. Heyfelder), 1902