Rudolf Burnitz

Das unvollendete Neue Schloss in Hechingen (1816–1819)
Das unvollendete Neue Schloss in Hechingen (1816–1819)
Untermainkai Saalhof mit Bernus- und Burnitzbau um 1900 Frankfurt am Main
Der Saalhof mit Bernus- und der Burnitzbau um 2007 Frankfurt am Main
französisch-reformierte Kirche in Friedrichsdorf (Taunus)

Rudolf Burnitz (* 6. Dezember 1788 in Ludwigsburg; † 28. Januar 1849 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Architekt des Klassizismus und frühen Historismus.

Leben

Burnitz war ein Schüler Friedrich Weinbrenners in Karlsruhe, wo er mathematische und technische Wissenschaften studierte. 1810 trat er in das württembergische Ingenieurkorps ein, mit dem er in Stuttgart und Ludwigsburg Garnison stand. Während seiner Militärzeit war Burnitz am Umbau des Schlosses in Ludwigsburg beteiligt. 1816 nahm er im Rang eines Leutnants seinen Abschied.

An Stelle eines abgebrochenen, vierflügeligen Vorgängerbaus führte Burnitz 1816 bis 1819 den klassizistischen Neubau des fürstlich-hohenzollernschen Schlosses in Hechingen aus, der aus Geldmangel unvollendet blieb. In den Jahren 1820 und 1821 reiste er mit Aufenthalten in Venedig, Florenz, Rom und Neapel durch Italien. Ende 1821 kam er nach Frankfurt am Main, wo er 1822 das Bürgerrecht erlangte. Burnitz gehörte in der Ära von Stadtbaumeister Johann Friedrich Christian Hess neben Friedrich Hessemer und Friedrich Rumpf zu einer kleinen Gruppe von Architekten, die das klassizistische Frankfurter Stadtbild des 19. Jahrhunderts prägten.

Trotz seiner regen Tätigkeit als Architekt unternahm er weiter größere Reisen innerhalb Deutschlands, aber auch nach Holland und Belgien. 1824 wurde Burnitz vom Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, Anton Aloys, zum Baurat und technischen Referenten ernannt.

Mit dem Frankfurter Unternehmer Johann Hermann Osterrieth gründete der Architekt Rudolf Burnitz mit einem weiteren Frankfurter Geschäftspartner 1831 mit landesherrlicher Genehmigung den „Kronthaler Actien-Verein“, auch „Aktiengesellschaft zur Errichtung einer Cur-Anstalt im Cronenthal bei Cronberg“. Er sollte auf ihrem Grund und Boden Quellen suchen, fassen und verwerten. Nach der Erwirkung einer Baugenehmigung errichteten Burnitz, Osterrieth und sein Partner 1832/33 ein Kur- und Badehaus mit Gastronomie, so dass jetzt zwei Kurbetriebe im Kronthal um die Gunst der Gäste warben, wobei der Betrieb der Aktiengesellschaft nicht über genügend Badewasser verfügte. 1845 wurde der Betrieb bereits wieder weiterverkauft.

1832 stellte er an den Senat der Freien Stadt Frankfurt den Antrag zur Errichtung einer Dampfmühle. Sie wäre die erste stationäre Dampfmaschine Frankfurts geworden. Der Senat genehmigte ihre Errichtung als Korn-, Brett- und Schleifmühle, Burnitz verzichtete allerdings auf die Ausführung. Erst vier Jahre später ließ Senator Johann Adam Beil die erste Dampfmaschine Frankfurts installieren.

1834 bis 1837 erbaute er die französisch-reformierte Kirche in Friedrichsdorf. Sein bekanntestes Werk wurde der 1842/43 errichtete Burnitzbau des Saalhofes, heute Teil des Historischen Museums der Stadt. Es ist zugleich das einzige seiner Werke, bei dem er den strengen Klassizismus zugunsten eines frühen, neuromanischen Historismus verließ.

Burnitz heiratete am 2. Mai 1823 Maria Sophia Saltzwedel (* 1788). Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, darunter der älteste Sohn und spätere Architekt Rudolf Heinrich Burnitz; Burnitz war seit 1833 Vormund seines Neffen und Vollwaisen, des Juristen und Malers Carl Peter Burnitz (1824–1886), von dessen Geburt an er gemeinsam mit dessen elterlicher Familie das Haus Untermainkai 2 bewohnte.

Rudolf Burnitz starb am 28. Januar 1849 in Frankfurt am Main. Sein Grab befindet sich auf dem Frankfurter Hauptfriedhof in Gewann G an der Mauer 516. Burnitz war Mitglied der Frankfurter Freimaurerloge Carl zum aufgehenden Licht.

Werke (Auswahl)

  • Neues Schloss in Hechingen (1816–1819), unvollendet
  • Versorgungshaus des Wiesenhüttenstiftes in der Hammelsgasse (1824), vor 1884 zugunsten des hier heute noch befindlichen Gerichtsgebäudes abgerissen
  • Waisenhaus (1826), wohl vor 1900 abgerissen
  • Metzlersches Palais, Alt-Bonames 6 (1827)[1]
  • Fürstlich-Hohenzollrisches Landhaus in Krauchenwies (1828–1832)
  • Krankenhaus der Israelitischen Krankenkassen in der Rechneigrabenstraße 18–20 (1829–1831), Kriegsverlust
  • Atelier-Anbau zum eigenen Wohnhaus am Untermainkai (1831), Kriegsverlust
  • Französisch-reformierte Kirche in Friedrichsdorf (1834)
  • Haus von Alexander du Fay in der Neuen Mainzer Straße, Kriegsverlust
  • Manskopfsches Wohnhaus am Untermainkai, Kriegsverlust
  • Wohnhaus der Familie Leerse-Bernus, bekannt als Burnitzbau des Saalhofes (1842/43), heute Teil des Historischen Museums der Stadt Frankfurt am Main

Literatur

  • Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon. Erster Band. A–L (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission. Band XIX, Nr. 1). Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7829-0444-3.
  • Albert Dessoff: Biographisches Lexikon der Frankfurter Künstler im neunzehnten Jahrhundert. In: Heinrich Weizsäcker: Kunst und Künstler in Frankfurt am Main im neunzehnten Jahrhundert. Verlag von Joseph Baer, Frankfurt am Main 1909, S. 22–24

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Metzlersches Palais Ansicht 1 und Ansicht 2 sowie Gemälde (pdf 270kb).

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Untermainkai Saalhof Frankfurt 1900.jpg
Untermainkai Saalhof um 1900
Friedrichsdorf TS evangelische Kirche.jpg
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Evangelische Kirche in der Hugenottenstraße in Friedrichsdorf (1878). Die Kirche wurde 1837 fertiggestellt, zur 150-Jahrfeier der Gründung Friedrichsdorfs. Der Entwurf stammte von dem Frankfurter Architekten Rudolf Burnitz. Die zuvor vom Darmstädter Hofbaumeister Georg Moller mit Unterstützung der Landgräfin Elisabeth entworfene neugotische Kirche war von der Gemeinde abgelehnt worden. Der gotische Stil weckte unliebsame Erinnerungen an den gerade im Herkunftsland der Hugenotten verbreiteten Stil katholischer Kirchen. Burnitz dagegen konzipierte eine Kirche von schlichter Strenge, die keinem durchgehenden Stil verpflichtet, sondern mit dekorativen Versatzstücken verschiedener Stile besetzt war und keinen Figurenschmuck kannte. Die Kirche wurde 1834-1837 unter Leitung des aus dem benachbarten Dorf Burgholzhausen stammenden Baumeisters Jacob Westerfeld gebaut.
Frankfurt Am Main-Saalhof-2007.jpg
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Rententurm und Saalhof in der Altstadt von Frankfurt am Main, vom Eisernen Steg aus gesehen. Der Romanische Palast, Turm und Palastkapelle mit Apsiserker der Stauferzeit, Rest eines königlichen Burghofes als Ersatz der Karolingerpfalz vor dem Dom, ist hier auf dem Foto nicht sichtbar. Das Wohngebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, der sog. Burnitzbau, ein Wohngebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Überreste der staufischen Burg des 12. Jahrhunderts fast bis zur Unkenntlichkeit vereinnahmt.Jetzt sind alle Teil des historichen Museums. Nach Burnitzbau folgt der Bernusbau. Ein Jacques Bernus aus Piacenza hatte sich 1612 in Hanau niedergelassen. Seine Urenkel, die beiden Brüder Heinrich und Johannes Bernus (1657—1720), reiche Tuchhändler, siedelten 1682 von Hanau nach Frankfurt über und erwarben 1696 das Bürgerrecht. Im gleichen Jahre kauften sie den alten, völlig verwahrlosten Saalhof. den ehemaligen Königspalast der Karolinger. Von 1715-17 entstand nach Plänen des Arnsburger Zisterzienserpaters Bernhard Kirn anstelle der Flussmauer der barocke Bernusbau mit Giebelfassaden als Stadtpalast, der an den Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses erinnert. Der einzige Sohn des Heinrich, Jakob Bernus, übernahm 1725 allein den Saalhof. Seine Nachkommen sind im Mannesstamm ausgestorben. Das Bauwerk bildet seitdem das unmittelbare Nachbargebäude des Rententurms.
Neues Schloss (Hechingen).JPG
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