Rottenwarnanlage

Rottenwarnanlage der Firma Schweizer Electronic, hier mit Blinklicht links und Horn rechts
Warngeber der Rottenwarnanlage der Firma Zöllner Signal GmbH

Eine Rottenwarnanlage, auch Automatisches Warnsystem, kurz ATWS, ist eine technische Sicherungseinrichtung, die beim Gleisbau verwendet wird. Sie warnt das Baustellenpersonal, die so genannte Rotte, vor dem Herannahen eines Zuges und besteht in der Regel aus einer Reihe von Signalleuchten und akustischen Warnmeldern, die auf Stahlstangen oder Stativen am Rande des Gleisbetts alle 30 Meter montiert werden. Es existieren drahtgebundene und drahtlose Systeme, die beim Herannahen eines Zuges, zum Beispiel durch einen Radkontakt im Gleisbett, aktiviert werden. Solange die Rottenwarnanlage aktiviert ist, muss das Baustellenpersonal dem betreffenden Gleis fernbleiben und den Zug passieren lassen.

Die Rottenwarnanlage gibt Rottenwarnsignale ab, die wie alle Signale in der Eisenbahn-Signalordnung geregelt sind. Es gibt verschiedene akustische Warnsignale mit unterschiedlicher Bedeutung:

  • langer durchgezogener Ton (Mischklang, bestehend aus unterschiedlich hohen Tönen): Vorsicht! Im Nachbargleis nähern sich Fahrzeuge.[1]
  • zwei lange Töne nacheinander in verschiedener Tonlage: Arbeitsgleise räumen!
  • mindestens fünf Mal jeweils zwei kurze Töne in verschiedenen Tonhöhe kurz nacheinander: Arbeitsgleise schnellstens räumen![2]

Notwendigkeit

Um bei Arbeiten die Sperrzeiten von Streckengleisen möglichst kurz zu halten, werden viele Bauarbeiten „unter rollendem Rad“ durchgeführt. Das heißt, dass das Gleis für die Arbeiten nicht oder nur immer wieder kurz gesperrt wird. Sinn der Warnanlage ist die Sicherung des Baustellenpersonals vor dem Fahrverkehr und dessen rechtzeitige Warnung zum Freimachen der Gleise.

Lärmbelastung

Eine automatische Rottenwarnanlage ist systembedingt sehr laut (97 bis zu 126 dB), um von den zu warnenden Gleisarbeitern selbst in der Nähe lauter Arbeitsmaschinen und mit aufgesetztem Gehörschutz gehört zu werden. Für Anwohner an Gleisen ist das während der Arbeiten eine Belastung. Moderne Systeme passen sich der Umgebungslautstärke an (ab 2019 verpflichtend) und warnen nur bei sehr lauter Umgebung mit vollem Schalldruck. Selbst mit reduzierter Lautstärke ist das noch sehr unangenehm.[3]

Ausfallsicherheit

An eine Rottenwarnanlage sind sehr hohe Anforderungen bezüglich der Ausfallsicherheit (funktionale Sicherheit) gestellt. Eine am Mann getragene, für die Umwelt nicht belastende individuelle Warnanlage alleine (z. B. Knopf im Ohr) kann diese Anforderungen nicht erfüllen bzw. wäre nur in speziellen Konstellationen einsetzbar. Sie kann die kollektive Warnung durch eine Rottenwarnanlage nur erweitern, jedoch nicht ersetzen.[4]

Einzelnachweise

  1. Youtube-Video einer Rottenwarnanlage mit lang durchgezogenden Ton
  2. Youtube-Video einer Rottenwarnanlage aus der Nähe, mit dem Hoch-Tief-Warnsignal
  3. Göttinger Tageblatt: Warnsignale der Bahn nerven Göttingen
  4. PDF: Projektkurzbericht Individuelle Warnung

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Autor/Urheber:

Axel Morawietz

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Minimel95 (Rotten-)Warnanlage der Schweizer Electronic AG im Bereich des Bahnhofes Karlsruhe-Forchheim. Links befindet sich das Blinklicht und in dem gelben nach oben abgerundeten Kasten mit Schutzgitter befindet sich das Warnhorn.

Autoprowa Berg am Laim.jpeg
Autor/Urheber: Aisano, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Optisch-akustisches Warngerät für Eisenbahnbaustellen ("Rottenwarnanlage"), mit Stativ, in München – Berg am Laim.