Rotfußröhrlinge

Rotfußröhrlinge

Gemeiner Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron)

Systematik
Unterklasse:Agaricomycetidae
Ordnung:Dickröhrlingsartige (Boletales)
Unterordnung:Boletineae
Familie:Dickröhrlingsverwandte (Boletaceae)
Unterfamilie:Boletoideae
Gattung:Rotfußröhrlinge
Wissenschaftlicher Name
Xerocomellus
Šutara

Die Rotfußröhrlinge (Xerocomellus) sind eine Pilzgattung aus der Familie der Dickröhrlingsverwandten (Boletaceae). Sie waren bis 2008 Bestandteil der Filzröhrlinge (Xerocomus), wurden aber aufgrund neuer verwandtschaftlicher Erkenntnisse[1] in eine eigene Gattung gestellt.[2]

Die Typusart ist der Gemeine Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron).[2]

Merkmale

Bei den Rotfußröhrlingen handelt es sich um Arten mit kleinen bis überwiegend mittelgroßen und häufig lebhaft gefärbten Fruchtkörpern. Der Hut besitzt eine trockene, zunächst samtige und später oft felderig aufgerissene Hutoberfläche. Der manchmal längsgestreifte, aber meist nicht genetzte Stiel ist in der Regel schlank und nicht sehr festfleischig.[2]

Gattungsabgrenzung

Entscheidende Merkmale zur Abgrenzung der Rotfußröhrlinge von den Filzröhrlingen, Dickröhrlingen und der Gattung Hemileccinum nach Šutara:[2]

Abgrenzung von den Filzröhrlingen

Rotfußröhrlinge
Xerocomellus
Filzröhrlinge
Xerocomus s. str.
Sporenoberflächelängsgestreift oder glatt, nie stäbchenförmigstäbchenförmig
Röhrentramaim voll entwickelten Stadium eine Struktur, die in der Mitte zwischen dem dickröhrlingsartigen (boletoid) und blätterröhrlingsartigen Typ (phylloporoid) liegt. Äußere Schichten schwach aber deutlich gelatinös, lose angeordnet, mit deutlich voneinander entfernten Hyphen. In Kongorot-Präparaten erscheint die Innenschicht viel röter als die äußere Schicht.blätterröhrlingsartig. Äußere Schicht nicht gelatinös, mit dicht angeordneten Hyphen, die sich gegenseitig fast oder ganz berühren. In Kongorot-Präparaten ist die Innenschicht gleich oder fast gleich stark wie die äußere Schicht gefärbt.
Hutdeckschichtim Anfangsstadium ein typisches Palisadodermim frühen Stadium ein Trichoderm
Stielrindefehlt oder stark reduziert, meist 30(–40) Mikrometer breitin einigen jungen Fruchtkörpern bis zu 80(–200) µm breit
Stielfleischin der Stielbasis nicht so hart wie bei den Filzröhrlingenin der Stielbasis relativ hart

Abgrenzung von den Dickröhrlingen

Rotfußröhrlinge
Xerocomellus
Dickröhrlinge
Boletus s. str.
Fruchtkörpermeist kleiner und schlanker, typisches filzröhrlingsartiges Aussehenmeist fleischig und robuster, in der Regel mit dickröhrlingsartigem Aussehen
Hutdeckschichtim Anfangsstadium ein Palisadodermein Trichoderm, manchmal kollabierend, nur selten vorübergehend ein Ixotrichoderm oder anders verändert
Hutoberflächeweder schleimig noch klebrig, wenn feuchtnormalerweise etwas schleimig oder zumindest klebrig, wenn feucht
RöhrentramaAufbau mittig zwischen dem dickröhrlings- und blätterröhrlingsartigem Typ, mit schwach gelatinöser äußerer SchichtAufbau richtig dickröhrlingsartig, äußere Schicht im voll entwickelten Stadium mehr gelatinös als bei den Rotfußröhrlingen
Porenvoll entwickelt eckig und relativ groß, ca. 1–2,5 mmrundlich und ziemlich klein, in der Regel nicht größer als 1 mm
Röhrennicht länger als 10(–14) mm, fast angewachsen oder etwas ausgebuchtet um den Stiel herum und mit einem Zahn kurz herablaufendvoll entwickelt bis zu 20(–35) mm lang, für gewöhnlich um den Stiel ausgebuchtet herum, manchmal fast frei und nicht herablaufend
Stielrindefehlt oder stark reduziert, nicht dicker als 30(–40) µm und nicht gelatinösunter günstigen Bedingungen meist gut entwickelt, bis zu 60(–90) µm dick, oft gelatinös

Abgrenzung von Hemileccinum

Rotfußröhrlinge
Xerocomellus

Hemileccinum
Fruchtkörperkleiner und schlanker als bei Hemileccinum-Arten; allgemeines Erscheinungsbild rotfußröhrlingsartiggrößer und fleischiger; allgemeines Erscheinungsbild in der Mitte zwischen Dick- und Raufußröhrlingen
Stieloberflächesehr fein granuliertschuppig, mit hellen aber deutlichen Schüppchen
Stielrindefehlt oder stark reduziert, meist 30(–40) µm dickraufußröhrlingsartiger Typ, bis zu 400(–640) µm dick, in charakteristische Hyphenbüschel aufbrechend
Hutdeckschichtim Anfangsstadium ein Palisadodermim Anfangsstadium ein Trichoderm; später kollabieren die trichodermalen Hyphen teilweise oder der Aufbau wandelt sich vollständig zu einem Subepithelium.
Porenvoll entwickelt relativ groß, ca. 1–2,5 mm, eckigkleiner als 1 mm, rundlich
Röhrenhöchstens 10(–14) mm lang, fast angewachsen oder um den Stiel herum etwas ausgebuchtet, mit einem Zahn kurz herablaufendim Alter bis zu 20(–30) mm lang, um den Stiel herum etwas ausgebuchtet, manchmal fast frei, nicht herablaufend
RöhrentramaStruktur zwischen dickröhrlings- und blätterröhrlingsartigem Typdickröhrlingsartig

Arten

Die Gattung umfasste ursprünglich 15 Arten, von denen 13 in Europa vorkommen bzw. zu erwarten waren.[3][4][5][6][2] Die Artengruppe um den Blutroten Rotfußröhrling (Xerocomellus rubellus) wird inzwischen aufgrund von phylogenetischen Erkenntnissen in der eigenständigen Gattung Hortiboletus geführt. Der Aprikosenfarbene Rotfußröhrling (X. armeniacus) und nahe verwandte Arten bilden neuerdings die Gattung Rheubarbariboletus.[7]

Rotfußröhrlinge (Xerocomellus) weltweit (* = nicht europäische Arten)
Deutscher NameWissenschaftlicher NameAutorenzitat
Gemeiner oder Echter RotfußröhrlingXerocomellus chrysenteron(Bulliard 1791) Šutara 2008
Starkblauender oder Südlicher RotfußröhrlingXerocomellus cisalpinus(Simonini, H. Ladurner & Peintner 2003) Klofac 2011
Dunkelroter RotfußröhrlingXerocomellus dryophilus(Thiers 1975) N. Siegel, C.F. Schwarz & J.L. Frank 2014
Finnischer RotfußröhrlingXerocomellus fennicus(Harmaja 1999) Šutara 2008
Orangeroter RotfußröhrlingXerocomellus marekii(Šutara & Skála 2007) Šutara 2008
Düsterer oder Falscher RotfußröhrlingXerocomellus porosporus(Imler ex G. Moreno & Bon 1977) Šutara 2008
Bereifter oder Stattlicher RotfußröhrlingXerocomellus pruinatus(Fries & Hök 1835) Šutara 2008
Ufer-RotfußröhrlingXerocomellus ripariellus(Redeuilh 1997) Šutara 2008
Dünnstieliger Rotfußröhrling*Xerocomellus truncatus*(Singer, Snell & E.A. Dick 1959) Klofac 2011
Zellers Rotfußröhrling*Xerocomellus zelleri*(Murrill 1912) Klofac 2011

Literatur

Einzelnachweise

  1. Manfred Binder, David S. Hibbett: Molecular systematics and biological diversification of Boletales. In: Mycologia. Band 98(6). Mycological Society of America, 2006, S. 971–981, doi:10.3852/mycologia.98.6.971 (mycologia.org [PDF; 2,5 MB]).
  2. a b c d e Josef Šutara: Xerocomus s. l. in the light of the present state of knowledge. In: Czech Mycology. Band 60(1). Czech Scientific Society for Mycology, 2008, S. 29–62 (cuni.cz [PDF; 860 kB]).
  3. Jonathan L. Frank: Index Fungorum no. 179. (PDF) 22. Juli 2014, abgerufen am 25. Januar 2014.
  4. Wolfgang Klofac: Rotfußröhrlinge (Gattung Xerocomellus) in aktueller Sicht. In: Österreichische Mykologische Gesellschaft (Hrsg.): Österreichische Zeitschrift für Pilzkunde. Band 20, 2011, S. 35–43.
  5. Michal Mikšík: Index Fungorum no. 182. (PDF) 30. Juli 2014, abgerufen am 28. Januar 2014.
  6. Ursula Peintner, Heidi Ladurner, Giampaolo Simonini: Xerocomus cisalpinus sp. nov., and the delimitation of species in the X. chrysenteron complex based on morphology and rDNA-LSU sequences. In: The British Mycological Society (Hrsg.): Mycological Research. Band 107, Nr. 6, 2003, S. 659–679, doi:10.1017/S0953756203007901.
  7. Alfredo Vizzini: Index Fungorum no. 244. (PDF) 26. Mai 2015, abgerufen am 15. Juli 2015.

Weblinks

Commons: Rotfußröhrlinge (Xerocomellus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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