Roter Zahntrost
Roter Zahntrost | ||||||||||||
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Roter Zahntrost (Odontites vulgaris) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Odontites vulgaris | ||||||||||||
Moench |
Der Rote Zahntrost (Odontites vulgarisMoench) gehört zur Gattung der Zahntroste (Odontites) in der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae). Andere deutsche Namen sind Später Roter Zahntrost, Herbst-Zahntrost und Roter Augentrost.
Beschreibung
Dieser Halbschmarotzer (Halbparasit) ist eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 60 cm erreicht und überall weißlich behaart ist. Der Stängel ist aufrecht, symmetrisch verzweigt, schwach vierkantig. Die gegenständigen, stiellosen Laubblätter sind lanzettlich, 1 bis 4,5 cm lang, 0,3 bis 1 cm breit und mit wenigen groben Zähnen versehen.
Die zygomorphen, rötlichen Blüten sind in einer einseitigen Traube jeweils einzeln in den Blattachseln angeordnet. Sie haben einen kurzen (etwa 2 mm) langen Stiel und sind gesamt etwa 10 bis 12 mm lang. Der Kelch ist glockenförmig, die obere Lippe ist helmförmig geformt, deutlich länger als die untere deutlich dreigeteilte. Blütezeit ist Juli–September. Es werden längliche Kapselfrüchte gebildet, die 4 bis 7 mm lang sind. Die ellipsoiden Samen sind 1,5 mm lang.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.[1]
Ökologie
Der Rote Zahntrost ist ein einjähriger Halbschmarotzer, der mit Saugorganen, sogenannten Haustorien, in die Wurzeln der Wirtspflanzen eindringt und ihnen Nährstoffe entzieht. Zu seinem Wirtsspektrum zählen hauptsächlich Gräser, in Deutschland häufig die Quecke.[2][3] Die Samen keimen nur im Einflussbereich des Wirtes und die Pflanze zeigt Saisondimorphismus.
Die Blüten sind streng vorweibliche „Rachenblumen mit Streueinrichtung“. Bestäuber sind Bienenverwandte, daneben erfolgt spontane Selbstbestäubung. Blütezeit ist von Juli bis September. Wegen dieser relativ späten Blütezeit ist die Art bedeutsam für Wildbienen; so ist z. B. die spät fliegende Zahntrost-Sägehornbiene (Melitta tricincta) auf Odontites-Arten spezialisiert.
Die Früchte sind Streukapseln, die sich bei Trockenheit öffnen und als Windstreuer wirken. Daneben erfolgt Zufallsausbreiten z. B. durch Enten und Wachteln. Die Samen sind mit einer Länge von 1,7 mm relativ groß. Fruchtreife ist ab Juli.
Verbreitung und Standort
Diese Pflanzenart ist eurasisch verbreitet: (Europa, Kasachstan, Kirgisistan, Mongolei, Russland, Tadschikistan, Usbekistan, Afghanistan, Kaschmir, China). Sie wächst bevorzugt auf Frischwiesen und -weiden, die auch zeitweilig überflutet werden können, auf Kriech- und Trittrasen, an Wasserläufen und Wegrändern,[2][4] aber nicht in Äckern. Daneben kommt Roter Zahntrost auch in Salzpflanzenfluren vor.[4]
Sie ist eine Charakterart des Verbands der Fettweiden (Cynosurion), kommt aber auch in Gesellschaften des Verbands Agropyro-Rumicion vor.[1] In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern zwischen Oberjoch und der Grenze bis zu einer Höhenlage von 1100 Metern auf.[5]
Systematik
Der Rote Zahntrost (Odontites vulgarisMoench) hat folgende Synonyme: Euphrasia odontitesL., Euphrasia serotinaLam., Odontites serotinus(Lam.) Dum., Odontites ruber(Baumg.) Opiz
Man kann folgende Unterarten unterscheiden:
- Odontites vulgarisMoench subsp. vulgaris: Sie kommt in Eurasien vor, fehlt aber im nördlichen Afrika. In Nordamerika ist sie ein Neophyt.
- Odontites vulgaris subsp. himalayicus(Pennell) Bolliger (Syn.: Odontites himalayicusPennell): Sie kommt in Afghanistan und in Kaschmir vor.
- Odontites vulgaris subsp. mesatlanticus(Emb. & Maire) Bolliger (Syn.: Odontites mesatlanticusEmb. & Maire): Sie kommt im Mittleren Atlas von Marokko vor.
- Odontites vulgaris subsp. siculus(Guss.) Bolliger (Syn.: Euphrasia serotina var. siculaGuss.): Sie kommt in Sizilien, in Albanien und im nördlichen Griechenland vor.
Trivialnamen
Für den Roten Zahntrost bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: brauner Augentrost, roter Augentrost, Kleinheide (Oldenbrok), wild Tag und Nacht (Schlesien), Waldhirschen und Zahntrost (Schweiz, Schlesien).[6]
Literatur
- Markus Bolliger: Monographie der Gattung Odontites (Scrophulariaceae) sowie der verwandten Gattungen Macrosyringion, Odontitella, Bornmuellerantha und Bartsiella. In: Willdenowia: Annals of the Botanic Garden and Botanical Museum Berlin-Dahlem, Band 26, 1996. S. 37–168. (Online: Teil 1 (PDF; 2,4 MB), Teil 2 (PDF; 1,2 MB), Teil 3 (PDF; 1,2 MB), Teil 4; PDF; 2,1 MB) (Abschnitt: Systematik)
- Agnes Scheunert, Andreas Fleischmann, Catalina Olano-Marín, Christian Bräuchler, Günther Heubl: Phylogeny of tribe Rhinantheae (Orobanchaceae) with a focus on biogeography, cytology and re-examination of generic concepts, In: Taxon, Volume 61, Issue 6, 2012, S. 1269–1285.
- Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. 3. Stuttgart, Wiesbaden 1977 (Reprint: Stuttgart 2000. ISBN 3-88059-982-3).
- Robert Zander: Zander. Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg. von Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold. 16. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-5080-8.
- I. Natkevičaitė-Ivanauskienė et al.: Lietuvos TSR flora. V. Vilnius 1976.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Einzelnachweise
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 851.
- ↑ a b Frank Müller, Christiane M. Ritz, Erik Welk, Karsten Wesche (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Gefäßpflanzen: Grundband. 22. Auflage. Springer Spektrum, Berlin 2021, ISBN 978-3-662-61010-7, S. 739.
- ↑ T.-D. Künnemann, G. Gad: Überleben zwischen Land und Meer. Salzwiesen. Isensee-Verlag, Oldenburg. S. 98 ISBN 3-89598-414-0
- ↑ a b FloraWeb - Artsteckbrief: Lebensraum & Ökologie. Abgerufen am 4. Mai 2024.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 466.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 148.(online).
Weblinks
- Odontites vulgaris Moench, Roter Zahntrost. auf FloraWeb.de
- Roter Zahntrost. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Odontites vulgaris Moench In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 14. März 2016.
- Thomas Meyer: Zahntrost Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Beschreibung der Gattung in der Flora of China. (englisch)
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Odontites vulgaris, Hohenlohe, Germany