Rote Wand (Lechquellengebirge)

Rote Wand

Rote Wand mit der typischen, namensgebenden Rotfärbung und dem Jungferngipfel als scheinbar höchstem Punkt

Höhe2704 m ü. A.
LageVorarlberg, Österreich
GebirgeLechquellengebirge
Dominanz10,9 km → Untere Wildgrubenspitze
Schartenhöhe900 m ↓ Spullersee-Sattel
Koordinaten47° 11′ 10″ N, 9° 59′ 6″ O
Rote Wand (Lechquellengebirge) (Vorarlberg)
Rote Wand (Lechquellengebirge) (Vorarlberg)
GesteinLech-Formation, Ammergau-Formation, Ruhpolding-Formation, Allgäu-Formation, Oberrhätkalk, Kössen-Formation, Hauptdolomit
Alter des GesteinsOberes KarniumTuronium
Erstbesteigung12. September 1867 durch John Sholto Douglass und Baron Otto von Sternbach (touristisch)

Die Rote Wand ist der markanteste und mit einer Höhe von 2704 m ü. A.[1] nach der Unteren Wildgrubenspitze (2753 m ü. A.) der zweithöchste Berg im Lechquellengebirge. Sie erhebt sich zwischen Buchboden (Großes Walsertal) im Norden und Dalaas (Klostertal) im Süden. Der Name Rote Wand stammt vom roten Liaskalk, der besonders auffällig in der bis zu 400 m hohen Südwand zu sehen ist. Nordseitig ist unterhalb des Gipfels ein kleiner Gletscher eingelagert, der zu den beeindruckendsten und am niedrigsten (etwa 2600 m) gelegenen Gletschern der Nordalpen gehört. Auf der Südseite befinden sich am Fuß der Roten Wand der Formarinsee (1789 m[2]) und oberhalb von dessen Südufer die Freiburger Hütte (1931 m).

In der Literatur (z. B. im Gebietsführer „Bregenzerwaldgebirge und Lechquellengebirge“ von Dieter Seibert[3]) zu findende Behauptungen, die Erstbesteigung habe bereits am 25. Juli 1610 durch den Bludenzer Vogteiverwalter Hauptmann David Pappus (von Seibert fälschlicherweise „David Kappus“ genannt) und Gefährten stattgefunden, dürfen bezweifelt werden. Manfred Tschaikner kam zu dem Schluss, dass eine Besteigung hoher Gipfel, wie der Schesaplana oder der Roten Wand, zur Erledigung von Pappus’ Auftrag, der Grenzbeschau, nicht nötig war und nicht erfolgte.[4]

Im Atlas Tyrolensis von 1774 ist die Rote Wand als Horn Spitz bezeichnet. Das auffällige Felshorn südöstlich des Hauptgipfels ist der Jungferngipfel (2686 m).[3]

Ihr hölzernes Gipfelkreuz von 1966 ist im Sommer 2020 demontiert und durch ein neues, welches von Bergsteigern heraufgetragen wurde, ersetzt worden.[5]

Der Berg ist ein beliebtes Wanderziel (nur für geübte, schwindelfreie Berggeher). Die Wanderrouten können von der Alpe Laguz (Hierhin Wanderbus im Sommer), der Alpe Klesenza, der Formarinalpe und von der Freiburger Hütte gestartet werden. Sie münden alle in die sehr steile Nordwestflanke (bis in den Sommer hinein mit Schneefeldern) und führen von dort über den Nordrücken sowie zuletzt ausgesetzt in leichter Kletterei (UIAA I+[3]) über den splittrigen Nordostgrat zum Gipfel (Gehzeit ab dem Schutzhaus ca. 3 12 bis 4 Std.).[3]

Aussicht

Der seine nähere Umgebung deutlich überragende Berg erlaubt besonders nach Süden, Westen und Norden eine weite Aussicht. Man blickt (Aufzählung von Ost über Süd nach West) auf die Allgäuer und Lechtaler Alpen, das Verwall, die Silvretta, den Rätikon, die Glarner Alpen, und den Alpstein. Im weiteren Umkreis kann man unter anderem sehen: Zugspitze, Karwendel (Birkkarspitze), Ötztaler Alpen (Wildspitze, Weißkugel), einen Teil der Ortleralpen (Zufallspitze, Monte Cevedale), nahezu die gesamte Berninagruppe vom Piz Cambrena bis zum Piz Rosegg, Piz Julier, Piz Platta, Pizzo Tambo, Rheinwaldhorn, Tödi, Teile der über 150 km entfernten Berner Alpen (Fiescherhörner, Wetterhorn, Rosenhorn), Groß Schärhorn, Groß Spannort, Titlis, Glärnisch und Pilatus. Die Sicht reicht bei entsprechender Luftklarheit auch bis zum 168 km entfernten Feldberg im Schwarzwald, und sogar bis in die Vogesen (Grand Ballon, 1424 m, 253 km). Auch der 135 km entfernte Ulmer Münsterturm ist, sofern die Luft klar ist, genau im Norden auszumachen.[6]

Trivia

Im Rahmen der ORF-Sendung 9 Plätze – 9 Schätze wurde der Formarinsee mit der Roten Wand 2015 zum schönsten Platz Österreichs gewählt.[7]

Weblinks

Commons: Rote Wand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Österreich: Austrian Map online (Österreichische Karte 1:50.000).
  2. Belagenkarte 1:50 000 zum Gebietsführer „Bregenzerwaldgebirge und Lechquellengebirge“, 1. Auflage 1989 von Dieter Seibert
  3. a b c d Dieter Seibert: Gebietsführer „Bregenzerwaldgebirge und Lechquellengebirge“. 1. Auflage. Bergverlag Rudolf Rother, München 1989, ISBN 3-7633-3328-2, S. 166.
  4. Manfred Tschaikner: Das Urbar der Herrschaften Bludenz und Sonnenberg von 1620 – ein Überblick. In: Bludenzer Geschichtsblätter (Hrsg.): Geschichtsverein Region Bludenz. Band 104. Eigenverlag, Bludenz 2013, ISBN 978-3-901833-32-8, S. 55.
  5. vorarlberg ORF at red: Gipfelkreuz auf 2.704 Meter getragen. 4. Juli 2020, abgerufen am 8. Juli 2020.
  6. Bergpanorama: Rote Wand. Abgerufen am 29. Mai 2020.
  7. orf.at – Formarinsee ist der „schönste Platz“. Artikel vom 24. Oktober 2015, abgerufen am 24. Oktober 2015.

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Austria Vorarlberg relief location map.jpg
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Positionskarte von Vorarlberg

Quadratische Plattkarte. Geographische Begrenzung der Karte:

  • N: 47.62 N
  • S: 46.82 N
  • W: 9.45 O
  • O: 10.3 O
Fürkele NWgrat Rote Wand 1.JPG
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Das Fürkele, der Scheitelpunkt der Wanderrouten Alpe Laguz und Alpe Klesenza. Blick von der Alpe Laguz kommend auf den sehr steilen und kräfteraubenden Nordwesthang der 2.704 Meter hohen, Roten Wand.
Schlußanstieg auf Rote wand ohne Gipfelkreuz.jpg
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Schlußanstieg auf die Rote Wand im Juni 2020. Das alte Gipfelkreuz ist entfernt, man sieht nur den Stummel des Fundamentes für ein neues Kreuz.
13 Jungferngipfel.jpg
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Der überhängende Jungferngipfel der Roten Wand von Westsüdwest
RoteWand2.jpg
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Rote Wand in Vorarlberg / Österreich, fotografiert vom "Steinernen Meer"
RoteWandVlbg1.JPG
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Blick von der Freiburger Hütte auf die 1,5km lange Südwand der 2.704 Meter hohen Roten Wand im Lechquellengebirge. Der scheinbar höchste Punkt ist der Jungferngipfel (2686 m, unter der Wolke), der höhere Hauptgipfel ist links hinter diesen. Links vor der Roten Wand steht das Formarin-Rothorn (2481 m)
Liaskalk der Roten Wand.jpg
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In der Nordwestflanke, östlich des Fürkeles, sieht man am Normalweg diese dem Berg seinen Namen gebenden Liaskalk-Gesteinstrümmer. Dieses Gestein wurde zur Zierde auch in die Bahnhofsgebäude der Arlbergbahn eingearbeitet.
Cinedoku Vorarlberg Rote Wand Thurnher Film.jpg
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Die Rote Wand (Vorarlberg) im morgendlichen Licht in Richtung Westen fotographiert.
RoteWand Nordseite Vorarlberg Lechquellgebirge.JPG
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Der Berg "Rote Wand" (2704 m) in Vorarlberg, Österreich. Blick auf die Nordwestseite, vom Gipfel des Breithorns (2081 m) aus fotografiert. Unterhalb die Alpe Laguz (1584 m). Rechts das doppelgipflige Formarin-Rothorn (2481 m). Zwischen diesem und der Roten Wand ist die Schwarze Furka (2363 m), über die der vom Formarinsee kommende Normalweg führt. Dieser zieht sich dann mit einigem Auf und Ab etwa entlang der Schneegrenze nach links und führt dann über den linken, abgerundeten Grat auf den Gipfel.
Zustiegsgrat Rote Wand1.jpg
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Blick von der Nordgratschulter auf den Zustiegsgrat der 2.704 Meter hohen, Roten Wand. Ab hier kann man im Frühsommer den Felsgrat, über den im Norden eingelagerten Gletscher, umgehen und kommt relativ leicht zum Gipfel. Ist dies wegen Ausaperung nicht möglich, muss man schwierig den Grat entlang aufsteigen. Dies ohne Halteseile oder Haken.
06 Rote Wand aus dem Bereich der Johannesjöcher.jpg
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Rote Wand aus dem Bereich der Johannesjöcher