Roswitha Quadflieg
Roswitha Quadflieg (* 3. November 1949 in Zürich) ist eine deutsche Schriftstellerin und Buchgestalterin. Eine ihrer bekanntesten Arbeiten ist die Illustration des Kinderbuchklassikers Die unendliche Geschichte von Michael Ende.
Leben
Roswitha Quadflieg ist die Tochter des Schauspielers Will Quadflieg und der Heilpädagogin Benita Quadflieg von Vegesack,[1] einer ihrer Brüder ist der Schauspieler Christian Quadflieg, ihre Halbschwester die Schauspielerin Sabina Trooger.
Roswitha Quadflieg wuchs in Hamburg auf. Von 1969 bis 1974 studierte sie Malerei, Illustration, Grafik und Typografie an der damaligen Fachhochschule für Gestaltung und der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Quadflieg machte ihren Abschluss als Diplom-Designerin.
Sie lebt seit 2012 in Berlin. Seit 2021 ist sie mit dem Arzt, ehemaligen Fluchthelfer und Publizisten Burkhart Veigel verheiratet. Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Werk
Raamin-Presse
1973 gründete sie die Raamin-Presse, ihre eigene Verlagswerkstatt in Schenefeld am Stadtrand von Hamburg. Dort druckte sie Werke der Weltliteratur mit eigenen Originalgrafiken in unterschiedlichen Techniken in limitierten Auflagen. Ankäufe erfolgten von öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland. Ihre Arbeiten wurden in diversen Ausstellungen gezeigt. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, u. a. 1998 den Verlagspreis der Hansestadt Hamburg. Insgesamt erschienen 28 Drucke, als letzter das Hamburg-Kapitel aus Samuel Becketts German Diaries als Erstausgabe unter dem Titel Alles kommt auf so viel an. Das ist bisher die weltweit einzige Ausgabe dieses Funds in Becketts Nachlass. Die Originalgraphiken und Marginalien stammen von Roswitha Quadflieg.
Mit dem 30. Jubiläum der Raamin-Presse, die mit einer Ausstellung in der Staatsbibliothek Hamburg gewürdigt wurde,[2] schloss Roswitha Quadflieg 2003 die Presse. Die Werkstatt ging als Stiftung an das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, das Archiv wurde von der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden angekauft. 2013 widmete das Museum für Druckkunst Leipzig den buchkünstlerischen Arbeiten der Raamin-Presse eine Retrospektive[3], 2014 das Literaturhaus Berlin.
Illustratorin
Neben ihren Arbeiten für die Raamin-Presse illustrierte Roswitha Quadflieg Michael Endes Roman Die unendliche Geschichte, Das kleine Lumpenkasperle und Lirum Larum Willi Warum. Außerdem illustrierte sie Unser Herr Böckelmann und Herrn Böckelmanns schönste Tafelgeschichten von Walter Kempowski. Für alle Bände übernahm sie auch die Gesamtgestaltung.[4]
Schriftstellerin
Seit 2003 arbeitet Roswitha Quadflieg ausschließlich als Schriftstellerin. Ihr erstes Buch Der Tod meines Bruders erschien 1985. Bisher schuf sie insgesamt achtzehn Buchtitel. Als Autorin tritt sie mit Lesungen in Deutschland und in der Schweiz auf. 2006 initiierte und betreute sie das internationale Festival Beckett in Town, das anlässlich des 100. Geburtstags des irischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Samuel Beckett in Hamburg stattfand.
2008 wurden zwei Theaterstücke Roswitha Quadfliegs uraufgeführt: Handy am Schlosstheater Celle und Atschüüß, mien Leev am Hamburger Ohnsorg-Theater, eine plattdeutsche Übersetzung ihres Theaterstücks Bis dann, entwickelt aus ihrem gleichnamigen Roman. Dieser wurde auch verfilmt unter dem Titel Eine Herzensangelegenheit mit Martin Benrath in der Hauptrolle, ZDF 1997. 2009 wurde ihr erstes Hörspiel Die Angst hat keine Augen, im SWR urgesendet, 2012 ihr zweites und 2015 ihr drittes Hörspiel Der Glückliche und KönigsSohn (beide entwickelt aus den gleichnamigen Romanen). 2015 wurde ihr Stück Handy als Live-Hörspiel im TAK – Theater im Aufbau Haus Berlin aufgeführt.[5]
Werke
- als Autorin
- Der Tod meines Bruders. Bericht. Arche/TB Piper 1985.
- Fabels Veränderung, Roman in einem Kapitel. Arche/TB Piper, 1987.
- Traumalphabet. Eine Bibliogenie. Arche, 1988. (Essay über die Entstehung des 15. Drucks der Raamin-Presse.)
- Die Braut im Park, Roman eines Lebens. Arche/TB Piper, 1991.
- 20 Jahre Raamin-Presse 1973–1993. Almanach. 21 Büchergeschichten und eine halbe. 1993.
- Bis dann. Roman. Arche/TB Piper, 1994.
- Wer war Christoph Lau? Roman. Arche/TB Piper, 1996.
- Die Zwanzig Dichter der Raamin-Presse. Galerie, Revue, Erinnerung, Bilanz. 1998. (Zwanzig farbige Portraits und ein Essay im 25. Jahr der Raamin-Presse.)
- Alles Gute. Roman. Insel/TB Suhrkamp, 1999.
- Requiem für Jakob. Die Andere Bibliothek im Eichborn Verlag, 2004. (Eine Spurensuche. Mit Schwarz-weiß-Abbildungen.)
- Bis dann. Theaterstück nach dem gleichnamigen Roman. Per H. Lauke Verlag, Hamburg 2005.
- Beckett was here. mit einem Vorwort von Mark Nixon und einem Beitrag von Maike Bruhns. Hoffmann und Campe, 2006. (Hamburg im Tagebuch Samuel Becketts von 1936; mit zum Teil bisher unveröffentlichten Schwarz-weiß-Fotos)
- Handy. Theaterstück. Per H. Lauke Verlag, Hamburg 2006.
- Angst hat keine Augen. Hörspiel. Ursendung im SWR 2009.[6]
- Der Glückliche. Roman zu zehn Stimmen. Stroemfeld Verlag, 2009.[7]
- Der Glückliche. Hörspiel. Ursendung Radio Bremen/WDR 2012.
- KönigsSohn. Roman. Stroemfeld Verlag, 2012.
- Neun Monate. Über das Sterben meiner Mutter. Aufbau Verlag, 2014.[1]
- KönigsSohn. Hörspiel. Ursendung NDR, 2015.
- Brief an meine Schwester. Zusammen mit Leslie Malton. Aufbau Verlag, 2015.
- Das kurze Leben des Giuseppe M. Transit Verlag, 2016.
- Frei. Roman. Mit Burkhart Veigel. Europa Verlag, München 2018.
- Ihr wart doch meine Feinde. Roman. Verlag Faber & Faber, Leipzig 2022.
- Leben ohne Giuseppe. Feature. Gemeinsam mit Jean-Claude Kuner. Ursendung DLF Kultur, 2022.
- als Illustratorin
- Michael Ende: Die unendliche Geschichte
- Michael Ende: Das kleine Lumpenkasperle
- Michael Ende: Lirum Larum Willi Warum
- Walter Kempowski: Unser Herr Böckelmann
- Walter Kempowski: Herrn Böckelmanns schönste Tafelgeschichten
Literatur
- Adolf Flach: Raamin-Presse Roswitha Quadflieg 1973–1978. Mit einer Retrospektive der Presse Oda Weitbrecht 1923–1930. Ausstellung in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 11. März bis 11. Mai 1978 (= Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek, Nr. 23). Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, 1978.
Weblinks
- Literatur von und über Roswitha Quadflieg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webpräsenz von Roswitha Quadflieg
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Roswitha Quadflieg bei perlentaucher.de
- Hella Kemper: Nächtelang zwischen Spuk und Realität in der „Hexenküche“. In: Die Welt, 23. November 2003, abgerufen am 26. August 2018.
Einzelnachweise
- ↑ a b Suse Weidenbach: Begegnung mit Roswitha Quadflieg: „Warum fällt das Weggehen so schwer?“ In: Stuttgarter Zeitung, 23. November 2014.
- ↑ Jahresbericht 2002 / 2003, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
- ↑ Roswitha Quadflieg: Raamin-Presse (1973–2003). Ein Bücherleben (Memento des Originals vom 16. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Museum für Druckkunst, 2013
- ↑ Liste aller weiteren von RQ illustrierten Bände unter: www.roswithaquadflieg.de
- ↑ Handy: Live-Hörspiel von Roswitha Quadflieg, TAK – Theater im Aufbau Haus, Februar 2015
- ↑ Über die Ursendung des Hörspiels Angst hat keine Augen, Badische Zeitung am 9. März 2009, abgerufen am 17. Juli 2010
- ↑ Über den Roman zu zehn Stimmen bei poetenladen.de, abgerufen am 17. Juli 2010
Personendaten | |
---|---|
NAME | Quadflieg, Roswitha |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin und Buchgestalterin |
GEBURTSDATUM | 3. November 1949 |
GEBURTSORT | Zürich |