Rossow (Wittstock/Dosse)

Rossow
Koordinaten:53° 3′ N, 12° 34′ O
Höhe: 56 m ü. NN
Fläche:29,95 km²
Einwohner:149 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte:5 Einwohner/km²
Eingemeindung:26. Oktober 2003
Postleitzahl:16909
Rossow (Brandenburg)
Rossow (Brandenburg)

Lage von Rossow in Brandenburg

Rossow war eine Gemeinde im ehemaligen Amt Wittstock-Land und ist heute ein Ortsteil der Stadt Wittstock/Dosse im Landkreis Ostprignitz-Ruppin im nördlichen Brandenburg. Der Ort liegt am Fluss Dosse südlich der Wittstock-Ruppiner Heide.

Geschichte

Karte von Mecklenburg
(1866 bis 1934)

Um 1490 gehörte Rossow zur Herrschaft Ruppin. Die Grundherrschaft übten allerdings die Herzöge zu Mecklenburg aus. Bis 1937 war der Ort wie Schönberg eine mecklenburgische Exklave und gehörte zum Amt und späteren Landkreis Waren/Müritz.

Das Rittergut in Rossow[2] wurde auch als Gut Hof Rossow und als Allodialgut bezeichnet, blieb Teil des Familienfideikommiss Fretzdorf der märkischen Uradelsfamilie von Karstedt-Fretzdorf, vormals als Majorat deklariert.[3] Die von Karstedt waren Gutsherren[4] und mehrfach Stiftshauptleute in Heiligengrabe. Bekanntester Gutsbesitzer im 19. Jahrhundert war das Reichstagsmitglied Carl von Karstedt (1811–1888), verheiratet mit Friederike Brandt von Lindau-Schmerwitz. Ihm beerbte später als Fideikommissherr Achim Karl von Karstedt (1844–1903). Er erlernte Landwirtschaft[5] und lebte mit seiner Ehefrau Elisabeth Bertha Wilhelmine Anna von Rohr genannt von Wahlen-Jürgaß (1855–1941) einige Jahre in Rossow,[6] die ältesten drei der zwölf Kinder wurden dort geboren.[7] Rossow hatte um 1928, also vor der großen Wirtschaftskrise, einen Gutsumfang von 1553 ha Land. Davon waren 1482 ha Waldbesitz, ein reiner Forstbetrieb. Die Leitung führte Oberinspektor Ewald Wolf.[8] Eigentümer war zeitgleich Ernst Albrecht von Karstedt-Fretzdorf. Karstedt begann wie sein Vater seine Gutsbesitzerlaufbahn auf dem Adelsinternat der Ritterakademie am Dom in Brandenburg[9] und ging nach dem Abitur zum Militär.[10] Er hatte 1905 Elsa von Bredow geheiratet und mit ihr vier Kinder. Karstedt starb als Hauptmann 1915 und weit vor 1941 wurden die Güter Fretzdorf-Rossow verkauft. Letzter Grundbesitzer war der Sohn Ernst-Albrecht von Karstedt (1906–1971),[11] er besaß von 1929 bis 1932 dann das Gut Tarzow im Amt Wismar.[12] Die Mutter, Elsa von Karstedt, lebte dann auf ihrem Heimatgut in Landin bei Rathenow.[13]

Der Ort ist 1937 an Preußen übergegangen.

Im Zuge der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wurde in Rossow von der SA ein Haus angezündet. Als der Ortspfarrer Aurel von Jüchen den Brand löschen wollte, kam es zu seiner Verfolgung durch die NS-Behörden, aber auch zu einem kirchlichen Disziplinarverfahren. In dieser Auseinandersetzung wurde von Jüchen jedoch von einem Großteil der Einwohner unterstützt.

Rossow blieb nach dem Zweiten Weltkrieg bei Brandenburg und kam 1952 zum Bezirk Potsdam.

Am 26. Oktober 2003 wurde Rossow nach Wittstock eingemeindet.[14]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wittstock/Dosse – Einwohnerentwicklung. (PDF) Stadt Wittstock/Dosse, abgerufen am 20. April 2023.
  2. Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. In: Ernst Heinrich Kneschke im Verein mit mehreren Historikern (Hrsg.): Standardwerk der Genealogie. Fünfter Band. (Kalb - Loewenthal) K., Karstedt. Friedrich Voigt, Leipzig 1864, S. 30 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  3. Alphabetischer Nachweis (Adressbuch) des in den Preussischen Staaten mit Rittergütern angesessenen Adels. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Vorgängerausgaben der GAB. Karl Otto Sigismund v. Karstedt. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 106 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  4. Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaft (Hrsg.): Adress-Kalender der Königlich-Preußischen Residenz-Städte Berlin und Potsdam, besonders der daselbst befindlichen hohen und niederen Collegien, Instanzien und Expeditionen auf das Jahr 1803. Churmärkische Landschaft. Landschaftliche Collegia. Johann Friedrich Unger, Berlin 1803, S. 200–201 (google.de [abgerufen am 26. Januar 2022]).
  5. Ritter-Akademie zu Brandenburg. Zu der am 22. Maerz 1864 Vormittags 11½ Uhr im Festsaale der Ritter-Akademie stattfindenden Feier des Allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Königs ladet ehrerbietigst und ergebenst ein der Director Dr. Ernst Köpke, Professor. VIII. 1864. Bericht über das Schuljahr von Ostern 1863 bis Ostern 1864. B. Chronik, A. Schüler. B. Chronik. Gedruckt bei Adolph Müller, Brandenburg a. H. 1864, S. 37 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  6. Verein Herold (Hrsg.): Der Deutsche Herold, Zeitschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. 1877. VIII. Jahrgang Auflage. Literatur- und Intelligenzblatt des deutschen Herold. Familien-Chronik. Geburten, 1877. Nr. 4. Carl Heymann`s Verlag, Berlin, Würzburg April 1877, S. 49 (google.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1900. In: "Der Gotha", publiziert bis 1942. Nachfolge in GHdA, ff. GGH. Erster Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung., Karstedt. Justus Perthes, Gotha Januar 1900, S. 489 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  8. Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe von Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung vieler Behörden und der Landbünde zu Güstrow und Neubrandenburg (Hrsg.): 4. Letzte Ausgabe. 4. Auflage. IV Reihe Paul Niekammer. Verlag von Niekammer`s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1928, S. 208 (g-h-h.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  9. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705-1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Zöglingsverzeichnis I von IV. Band 1890, Ernst Achim von Karstedt, Zögling - RA - No. 1549. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Niemann, Ludwigslust, Belzig 1913, S. 258–356 (d-nb.info [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  10. XXX. Jahresbericht über das Städtischen Gymnasiums zu Waren. 1899. In: Schulnachrichten von Direktor Carl Holle. Waren 30. 1899. Progr. - Nro. 698. Druck C. Quandt, Waren 1898, S. 9 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  11. Walter v. Hueck, Ernst Otto v. Dewitz, Dick van Duijn, Friedrich Wilhelm Euler, Silve-Maria v. Hueck geb. v. Bentivegni: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A. 1979. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA. Band XV, Nr. 71. C. A. Starke, 1979, ISSN 0435-2408, S. 276–277 (d-nb.info [abgerufen am 5. Februar 2022]).
  12. Siegfried von Boehn, Wolfgang von Loebell, Karl von Oppen, Otto Graf von Lambsdorff, Gerhard Hannemann: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a.H. zusammengestellt von Walter v. Leers. Zweite Fortsetzung und Ergänzung 1914 - 1945 mit einer Gedenktafel der Opfer des Zweiten Weltkrieges. In: Verein Ehemaliger Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schülerverzeichnis. Zöglingsverzeichnis. III von IV, 1980. von Karstedt, Ernst-Albrecht Max Achim. Selbstverlag. Gerhard Heinrigs Werbedruck und Verlag, Brandenburg (Havel), Köln 1971, S. 121–319 (d-nb.info [abgerufen am 25. Januar 2022]).
  13. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. 1941. Teil A. Adelige Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). 40. Auflage. Karstedt. Justus Perthes, Gotha Oktober 1940, S. 212–214 (d-nb.info [abgerufen am 24. Januar 2022]).
  14. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  • Rossow auf wittstock.de
  • Rossow in der Reihe „Landschleicher“ des Rundfunks Berlin-Brandenburg vom 9. Januar 2005

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