Rosensteinquartier

Rosenstein
Stadtentwicklung 1.svg
Baubeginnabhängig von der Fertigstellung von Stuttgart 21 (ursprünglich geplant für Dezember 2021[1])
Fläche[2]
Fläche insgesamt
-davon Bestandsgebiete
-davon neu zu strukturierende Bestandsflächen
-davon Neuplanungsflächen
-davon Grün- und Restflächen
1,69 km²
0,421 km²
0,182 km²
0,606 km²
0,481 km²
Websitestuttgart-meine-stadt.de/rosenstein

Das Rosensteinquartier ist ein geplantes Stadtviertel in Stuttgart, nördlich vom Stuttgarter Hauptbahnhof. Aktuell befinden sich dort zum Teil Gleisanlagen (rund 0,71 km²), welche im Zuge des Bauprojekts Stuttgart 21 frei werden. Im Zentrum Stuttgarts kann nach dem Rückbau eine 85 Hektar große Fläche entwickelt werden. Die Entwicklung des Rosenstein-Quartiers ist das derzeit größte geplante Bauprojekt in Stuttgart. Geplant sind mehr als 5.000 Wohnungen auf dem Areal.

Fläche

Das künftige Quartier Rosenstein grenzt an den Pragfriedhof und die bestehenden Areale Nordbahnhofviertel, Löwentorzentrum, Sarwey-/Störzbachstraße und MediaForum. Außerdem die neu zu strukturierenden Areale Post-Areal, Areal am Israelitischen Friedhof sowie das Areal Mönchstraße.

Zu den Flächen gehören auch die Neuplanungsflächen B1, B2, C1 und C2, die durch die Verlegung des Wartungs- und Abstellbahnhofs nach Stuttgart-Untertürkheim frei werden. Diese werden ausschließlich für neue Wohn- und Gewerbeflächen sowie Kultur- und Bildungseinrichtungen verwendet. Außerdem ist eine Erweiterung des Parks vorgesehen.[3]

Ein Großteil der Flächen ist seit 2001 im Besitz der Landeshauptstadt Stuttgart. Die Stadt hat 424,4 Millionen Euro für die Grundstücke bezahlt, also 361 Euro pro Quadratmeter.[4] Die von der Deutschen Bahn erworbenen Flächen hatten im Jahr 2010 einen Verkehrswert von 805 Millionen Euro.[5] Im angrenzenden Europaviertel lag der Bodenrichtwert Anfang 2020 bei 4850 Euro pro Quadratmeter, im Nordbahnhofviertel lag er zwischen 1600 und 2200 Euro.[6]

Das 4,5 Hektar große Areal des ehemaligen Paketpostamtes ist noch nicht im Besitz der Stadt.[7]

Geschichte

Die Gleisanlagen zum Stuttgarter Hauptbahnhof wurden bis 1922 auf Flächen der Stadt Stuttgart errichtet. 2001 wurden die Gleisflächen von der Landeshauptstadt Stuttgart aufgekauft. Heute ist die Stadt überwiegend Eigentümer und hat uneingeschränktes Planungsrecht. Die Flächen wurden bisher nicht an Investoren verkauft und sind bisher auch nicht verplant.

Am 1. November 2003 wurde von der Stadt Stuttgart ein erster städtebaulicher Realisierungswettbewerb für das Rosensteinviertel und dem Teilgebiet C ausgeschrieben.[8]

45 Büros und Arbeitsgemeinschaften waren zur Teilnahme, davon wurden 15 eingeladen. 30 weitere Büros und 5 Nachrücker wurden aus 1021 Bewerbern ausgelost. Schließlich wurden 27 Arbeiten eingereicht. Am 22. April 2005 wurde die Arbeit des Büros Pesch & Partner, in Arbeitsgemeinschaft mit Henri Bava, mit dem 1. Preis ausgezeichnet.[8]

Der Verkehrswert der von der Stadt erworbenen Areale wurde 2010 mit rund 805 Millionen Euro beziffert. Ab 2021 hat die Stadt, bis die erworbenen Flächen nutzbar sind, Anspruch auf 21,2 Millionen Euro Verzugszinsen pro Jahr. 2012 wurden von der Stadt Stuttgart Verkehrswerte von 3281 Euro je Quadratmeter für das A2-Gebiet angegeben, 466 für das B-Areal sowie 928 Euro für das Rosensteinviertel.[9]

Planung

Das Stadtentwicklungskonzept für die frei werdenden Bahnflächen wurde 1997 vom Stadtplanungsamt Stuttgart unter dem Namen Rahmenplan Stuttgart 21 entwickelt.

Nach den Planungen sollen 0,606 km² der Flächen im Rosenstein neu bebaut werden, 0,182 km² sollen umstrukturiert werden und der Park soll um 0,481 km² erweitert werden.

Laut Angaben der Stadt Stuttgart sollen die Gleisanlagen noch ein Jahr erhalten werden, bis klar sei, ob die neuen Bahnanlagen den Betrieb bewältigen könnten.[10] Gleichzeitig legt sie großen Wert darauf, dass sie die Flächen vollständig entwickeln kann und keine Gleise weiter genutzt werden.[11] VCD und BUND halten den Erhalt von sechs Gleisen im Planungsgebiet für notwendig.[12] Die Stadt rechnet, nach Inbetriebnahme des neuen Bahnknotens, mit einem Zeitbedarf von vier Jahren für den Abbau der Gleisanlagen, die Altlastenentsorgung und der Erschließung des Stadtquartiers.[13]

Am 16. November 2017 beauftragte der Stuttgarter Gemeinderat die Stadtverwaltung, einen Wettbewerb für die Gestaltung der frei werdenden Gleisanlagen vorzubereiten. Wesentliche Ziele sind die Erweiterung des Schlossgartens bzw. Rosensteinparks sowie die Schaffung von „bezahlbaren“ Wohnungen.[14] Den Wettbewerb entschied das Büro asp/Koeber für sich.[15] Die Landeshauptstadt Stuttgart will einen städtebaulichen Rahmenplan in Auftrag geben. Der Gemeinderat wird darüber entscheiden. Dieser Plan ist dann die Grundlage für alle weiteren Planungen im künftigen Stadtteil.

Bürgerbeteiligung

„Rosenstein – Wir gestalten unsere Stadt von morgen“

Stuttgarter Bürger sollen bei der Gestaltung des Viertels mitwirken. Ziel ist es, ein neues, lebendiges Stadtviertel zu entwerfen. Dafür hat die Stadt eine über mehrere Jahre angelegte Bürgerbeteiligung geplant. Dazu gehörte die projektbegleitende Reihe „Rosenstein – Wir gestalten unsere Stadt von morgen“. Im Dialog mit Experten und bei Diskussionen sollten Bürger entscheiden, was auf dem freiwerdenden Gelände gebaut wird und wie die zusätzlichen Grünflächen aussehen sollen.[16][17][18]

Als Referenten traten Vertreter aus den Städten Wien, Zürich, Hamburg und Utrecht auf, die allesamt ähnliche Städtebauprojekte realisieren.[16] Weiterhin waren u. a. Peter Sloterdijk[19], der Zukunftsforscher Peter Wippermann[17] und der Architekt und Architekturhistoriker Vittorio Magnago Lampugnani zu Gast.

„Informelle Bürgerbeteiligung Rosenstein“

Am 9. April 2016 fand die erste Veranstaltung mit mehr als 300 Teilnehmern statt. Rund vier Wochen danach, am 15. März 2016, wurde ein öffentlich tagendes Forum Rosenstein mit rund 50 Mitgliedern erstmals einberufen; darunter sind mehrere zufällig ausgewählte Bürger sowie Vertreter von rund 30 verschiedenen Gruppen.[20][21]

Am 24. September 2016 wurden die neun in der Bürgerbeteiligung erkannte Schwerpunkte vorgestellt: bezahlbarer Wohnraum, lebenswerter und abwechslungsreicher öffentlicher Raum, großflächige Freizeit- und Sportanlagen, Wochenmarkt mit regionalen Produkten, umfangreiches Radwegnetz, Naturerlebnisräume, Wasserflächen und „Urban Gardening“, gute Luftqualität, ein abwechslungsreiches Angebot für Kinder, eine soziale Durchmischung, attraktive Aussichtspunkte und Hochbauten sowie ein hohes Sicherheitsniveau. Über die Bürgerbeteiligung hinaus soll es Formate geben, in denen Bürger in die weiteren Planungsschritte einbezogen werden.[22]

Am 15. November 2016 wurden die Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsverfahrens (Forum Rosenstein) erörtert. Die Wünsche wurden in einem 155-seitigem Memorandum Rosenstein[23] niedergelegt, die zu „Leitplanken“ verdichtet werden sollen.[24] Die SPD-Fraktion des Gemeinderats kritisierte, dass die Macher des Verfahrens die in einer Stadt immer vorhandenen Interessenkonflikte in dieser Zusammenfassung ausgeklammert hätten.[25]

Bei der Gemeinderats-Debatte des nunmehr 217-seitigen Memorandums im Februar 2017 wurde befunden, dass die Bürgerbeteiligung nur auf geringes Interesse gestoßen und von zweifelhafter Repräsentativität für alle Einwohner der Stadt sei. Der Inhalt des Memorandums sei jedoch gut.[26] Die letzte der drei Veranstaltungen des Forums hatten knapp 20 Teilnehmer besucht.[27]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Konstantin Schwarz: S-21-Sprecher rüffelt Bahn-Aufsichtsrat, In: Stuttgarter Nachrichten vom 16. Februar 2013.
  2. Flächengrößen auf rosenstein-stuttgart.de
  3. Überarbeiteter Entwurf der Arbeitsgemeinschaft asp/Koeber bleibt maßgebend für die Entwicklung des Rosenstein-Quartiers - OB Kuhn: „Das Ergebnis ist nachhaltig und zukunftsorientiert, das macht es zu einem wichtigen Meilenstein.“ - Stadt Stuttgart. Abgerufen am 19. August 2019.
  4. Eine historisch einmalige Chance - OB Schuster erläutert die Pläne für das Rosensteinviertel. In: stuttgart.de. 17. November 2011, archiviert vom Original am 20. November 2011; abgerufen am 22. März 2016.
  5. Jörg Nauke: Eigene Planungsabteilung fürs Rosensteinviertel. In: Stuttgarter Zeitung. Nr. 202, 2. September 2015, S. 19 (online).
  6. Jörg Nauke: Flucht ins Betongold. In: Stuttgarter Zeitung. Band 76, 12. März 2020, S. 2 (online).
  7. Jörg Nauke: Post will ihr Stuttgart-21-Gelände behalten, In: Stuttgarter Zeitung vom 2. Juni 2012.
  8. a b Eine Vision gewinnt Gestalt: Das RosensteinViertel – Realisierungswettbewerb 2005. In: TurmForum Stuttgart 21 e. V. (Hrsg.): Das Projekt Stuttgart 21. Begleitbuch zur Ausstellung im TurmForum Stuttgart 21, S. 92–95.
  9. Jörg Nauke: Muster-City muss man sich leisten können. In: Stuttgarter Zeitung. 26. November 2014, S. 19 (stuttgarter-zeitung.de).
  10. Konstantin Schwarz: Bürger zu Rosensteinviertel gefragt. In: Stuttgarter Nachrichten. Nr. 145, 27. Juni 2015, S. 22.
  11. Diskussion um Gäubahn: Stadt drängt auf Entwicklung ihrer Flächen - Stadt Stuttgart. Abgerufen am 19. August 2019.
  12. Josef Schunder: Stuttgart-21-Gegner drohen mit Ausstieg. In: Stuttgarter Zeitung. Band 72, 16. November 2016, S. 17 (online).
  13. Bürgerideen sind gefragt. In: Stuttgarter Zeitung. Nr. 149, 2. Juli 2015, S. 18 (online).
  14. Ideen für ein neues Quartier gesucht. In: Esslinger Zeitung. 18. November 2017, ZDB-ID 125919-2, S. 7.
  15. Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: Stadtgestaltung in Stuttgart: Rosensteinquartier soll Modellviertel werden. Abgerufen am 19. August 2019.
  16. a b Jürgen Schmidt: „Wir gestalten unsere Stadt von morgen“. In: Staatsanzeiger für Baden-Württemberg. 12. November 2010, abgerufen am 20. März 2021.
  17. a b Thomas Borgmann: Rosenstein: Die schwierige Gestaltung der Stadt von morgen. In: stuttgarter-zeitung.de. 11. Juli 2011, abgerufen am 20. März 2021.
  18. S-21-Bebauungsplan: Schuster stellt die Weichen. In: stuttgarter-zeitung.de. 8. Juli 2011, abgerufen am 20. März 2021.
  19. Nikolai B. Forstbauer: Sloterdijk: Warum Städte erotisch sind. In: stuttgarter-nachrichten.de. 11. Mai 2011, abgerufen am 20. März 2021.
  20. Rosensteinquartier: Gemeinderat spendiert mehr Geld für Foren. In: stuttgarter-zeitung.de. Abgerufen am 27. Februar 2017.
  21. Bürgerbeteiligung Rosenstein: Das Verfahren nimmt Fahrt auf. In: Esslinger Zeitung. 18. Februar 2016, ZDB-ID 125919-2, S. 6.
  22. Wunsch nach sozialem Miteinander. In: Esslinger Zeitung. 26. September 2016, ZDB-ID 125919-2, S. 4 (online).
  23. Informelle Bürgerbeteiligung Rosenstein. Abgerufen am 17. Februar 2017.
  24. Josef Schunder: Schöner Wohnen am Rosenstein. In: Stuttgarter Zeitung. Band 72, 16. November 2016, S. 17.
  25. S-Nord: SPD stellt Fehler bei Bürgerbeteiligung fest. In: stuttgarter-zeitung.de. 11. Dezember 2016, abgerufen am 27. Februar 2017.
  26. Rosenstein-Bürgerbeteiligung in Stuttgart: Stadträte enttäuscht über geringe Beteiligung. In: stuttgarter-zeitung.de. 22. Februar 2017, abgerufen am 22. Februar 2017.
  27. Memorandum zu Rosensteinquartier: Stuttgart-21-Gegner drohen mit Ausstieg. In: stuttgarter-zeitung.de. 15. November 2016, abgerufen am 27. Februar 2017.

Koordinaten: 48° 47′ 56″ N, 9° 11′ 19,9″ O

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Grafische Übersicht über die durch das Bahnprojekt Stuttgart 21 freiwerdenden Flächen und ihre geplante Nutzung zur Stadtentwicklung. Die Karte basiert auf Daten aus dem "Rahmenplan Stuttgart 21 vom Gemeinderat der Stadt Stuttgart am 24. Juli 1997 beschlossen", OSM-Karten, mehreren Darstellungen des Realisierungs-Wettbewerbs RosensteinViertel 2005 und einem im Stuttgarter Rathaus aufgestellten Architekturmodell.