Rondell

Rondell im Fort von Salses (Südfrankreich), 15. Jh., Zeichnung von Viollet-le-Duc
Rondelle der Fortezza Firmafede in Sarzana (Norditalien), 15. Jh.
Rondelle der Burg Eisenhardt

Das Rondell ist ein im Grundriss rundes oder gerundetes Artilleriebauwerk von besonderer Stärke, dessen Höhe der des angrenzenden Walls entspricht. Ist der Wehrbau deutlich höher als der angrenzende Wall, so spricht man von einem Batterieturm.

Durch die im Vergleich zum Turm massivere Konstruktion des Rondells wurde die Platzierung von schweren Geschützen ermöglicht. Als Baumaterial fanden sowohl Erde als auch Mauerwerk Verwendung; im letzteren Fall konnten auch überwölbte Räume (Kasematten) im Inneren eingerichtet werden.

Rondelle kamen im 15. Jahrhundert auf, als sich Kanonen allmählich zu einer effektiven Belagerungswaffe entwickelten. Rondelle sind die ältesten permanenten Artilleriebauwerke. Ihre Blütezeit lag im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Frühe Beispiele für Artillerierondelle bieten die Stadtbefestigung von Tábor vor 1433 und die Burg Sion, die um 1426/27 – auf jeden Fall vor der Belagerung 1437 – umgebaut wurde. Weitere frühe mitteleuropäische Vertreter sind noch heute auf Burg Sigmundskron bei Bozen (ab 1473), im hessischen Friedewald (ab 1476), im benachbarten Herzberg (ab 1477), auf der Hohkönigsburg von 1479 (Abb. 1), auf dem Breuberg (um 1480), an der Moritzburg (Halle (Saale)) in Halle a. d. Saale (ab 1484), an Burg Querfurt, in Burghausen a. d. Salzach (um 1488), auf dem Heidelberger Schloss (um 1490/1500), oder am Südwest-Rondell des Marburger Schlosses (noch 1522–23) und in Gestalt des Fuldarondells vor dem Kasseler Schloss (1523) erhalten. Burg Eisenhardt im Fläming besitzt mehrere Rondelle. Sehr frühe Rondelle finden sich an der Rudelsburg (Mitte 15. Jh.) im Saaletal, sowie an der Wasserburg Heldrungen am Kyffhäusergebirge. Das Festungstor der letztgenannten Wasserburg wurde in der Zeit der Renaissance ebenfalls mit Rondellen befestigt. Verlorengegangene Rondelle befanden sich auf Burg Grimmenstein, Schloss Mansfeld, Burg Wendelstein (Memleben) und auf Burg Plau.

Wie die hufeisenförmige Bastei weist auch das Rondell einen sogenannten Toten Winkel auf, der es angreifbar macht. Zudem fanden auf der oberen Ebene der Rondelle nur wenige schwere Geschütze Platz. Auch in den Kasematten des Rondells konnte man nur wenige Kanonen postieren, da sie dort einen starken, nur langsam abziehenden Pulverdampf erzeugten. Das Rondell stellte im Grunde eine Weiterentwicklung spätmittelalterlicher Verteidigungsbauten dar und war den festungsbaulichen Anforderungen der frühneuzeitlichen Geschütze nicht dauerhaft gewachsen. Auch der Bau von besonders großen und massiven Rondellen wie dem von 1563 bis 1585 errichteten Munot in Schaffhausen stellte keine ausreichende wehrbauliche Antwort dar.

Aufgrund dieser Nachteile wurde das Rondell im Laufe des 16. Jahrhunderts vielerorts nach italienischem Vorbild von der spitzwinkligen Bastion mit fünfeckigem Grundriss abgelöst. Trotz der Vorteile der Winkelbastion wurden diverse europäische Festungen bis weit in das 17. Jahrhundert hinein durch Rondelle geschützt, was zum Teil in den hohen Kosten des Festungsbaus begründet lag. Zudem verbreitete sich das Wissen um die bastionierte Befestigungsweise in manchen Teilen Europas recht langsam. Auch Jahrzehnte nach Erfindung der Winkelbastion wurden Rondelle errichtet, nun allerdings öfter in Kombination mit Erdwerken oder Stein-Erde-Kombinationen (Artilleriewällen) als verbindende Hauptverteidigungslinie, die den Anlagen größere Standfestigkeit gegen Artilleriefeuer verliehen.

Solche jüngeren Beispiele stellen die beiden Rondelle (und verbindende Artilleriewälle) auf der Westseite des Heidelberger Schlosses (ab ca. 1526), der Ausbau der Celler Stadtbefestigung (um 1530) (nicht erhalten), die sechs Rondelle der Kleinstadt Pfalzel an der Mosel (ab 1532), die vier Artillerietürme von Solothurn (ab 1534), die drei jüngeren Rondelle der Sparrenburg über Bielefeld (ab 1535) und die Rondelle auf der württembergischen Landesfestung Hohentwiel (ab 1538) dar. Auch die Reichsstadt Nürnberg errichtete zwischen 1527 und 1550 noch mehrere kleinere Rondelle und zwischen 1556 und 1559 die prominenten vier runden Türme an den Haupttoren als Kanonenplattformen, ebenso die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber ab 1572. Von der festungsartig ausgebauten Stadt Görlitz blieb die Kaisertrutz, ein Rondell aus dem Jahre 1490, erhalten. Manche Festungen bestanden komplett aus ineinander übergehenden Rondellen, beispielsweise das Deal Castle an der englischen Südküste, mit dessen Bau 1539 begonnen wurde. Ende des 18. und im 19. Jahrhundert wurde das Rondell aufgrund der veränderten Militärtechnik wieder vermehrt angewandt.

Blick auf das äußere Westrondell der Plassenburg mit Stückpforten und dem darin positionierten inneren Westrondell

Auf der Festung Plassenburg in Kulmbach finden sich zwei „gestaffelte“ Rondellanlagen, bei denen jeweils ein hohes Rondell innerhalb eines wesentlich größeren, äußeren Rondells steckt. Diese Bauwerke gehören zu den größten erhaltenen Rondellbauten in Deutschland. Die inneren und äußeren Rondelle beherbergten je zwei Geschützetagen, so dass ein gestaffeltes Rondell mit vier Batterien eine gewaltige Feuerkraft entfalten konnte. Die Festung mit ihren Rondellen wurde bis zu den napoleonischen Kriegen 1806 militärisch genutzt. Die beiden im Westen der Festung gelegenen Rondellanlagen wurden nach der Schleifung der Festung ab 1554 nach dem zweiten Markgrafenkrieg wieder aufgebaut, obwohl sich zu diesem Zeitpunkt die bastionäre Bauweise bereits durchgesetzt hatte und die Festung zwischen 1557 und 1607 mehrere Bastionen erhielt.

Rondellfestungen

Deal Castle
Walmer Castle
(c) Simon Carey, CC BY-SA 2.0
Camber Castle
„Donjon“ der Festung Silberberg (Bild 1)
„Donjon“(Nr.8) der Festung Silberberg (Bild 2)
„Donjon“ der Festung Silberberg (Bild 3)
Rondellfestung Burg Grimmenstein mit der Festungsstadt Gotha im Jahre 1572

An der englischen Küste wurden im 15. Jahrhundert mehrere hauptsächlich aus einem zentralen Turm und mehreren diesen umgebenden Rondellen aufgebaute burgartige Festungsanlagen errichtet, so beispielsweise: Deal Castle (1539–40), Walmer Castle (1539–40) und das nur in geringen Resten erhaltene Sandown Castle (Kent) (um 1540). Deal Castle und Walmer Castle sind gut erhalten/restauriert. Eine bauartgleiche Anlage ist Camber Castle (1542–43), heute Ruine. Wegen ihrer seltenen Bauform wurden sie als besonders wertvolle Kulturdenkmale eingestuft. Baumeister der genannten Anlagen war der deutsche Militär-Ingenieur Stephan von Haschenperg.

Der sogenannte Donjon der polnischen Festung Silberberg ist als Keimzelle der späteren barocken Festung Silberberg ebenfalls eine alte (mutmaßlich spätgotische) Rondellfestung.

In Deutschland verdienen mehrere erhaltene Burgen und Festungsanlagen die Bezeichnung als „Rondellfestung“, da sie vorrangig mit Rondellen befestigt sind/waren:

Die nicht mehr vorhandene (da komplett geschleifte) Festungsanlage mit Renaissanceschloss Grimmenstein, errichtet ab 1526, zählte zu den ältesten Festungsanlagen Deutschlands. Am Schloss Bertholdsburg haben sich Reste der Rondelle erhalten.

Literatur

  • Daniel Burger: Die Landesfestungen der Hohenzollern in Franken und Brandenburg. In: Die Plassenburg. Schriftenreihe für Heimatforschung und Kulturpflege in Ostfranken. Kulmbach 2000.
  • Hartwig Neumann: Festungsbau-Kunst und -Technik. Bechtermünz, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-0395-9.
  • Stephan Hoppe: Artilleriewall und Bastion. Deutscher Festungsbau der Renaissancezeit im Spannungsfeld zwischen apparativer und medialer Funktion. In: Jülicher Geschichtsblätter. Band 74/75, 2006/2007, ISSN 0946-8749, S. 35–63.
  • Olaf Wagener, Thomas Kühtreiber: Taktik und Raum. Vorwerke als Elemente des Burgenbaus im 15. und 16. Jahrhundert. In: Die Burg zur Zeit der Renaissance. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2010, ISBN 978-3-422-07023-3, S. 111–126.
  • Michael Losse: Rondell. In: Horst Wolfgang Böhme, Reinhard Friedrich, Barbara Schock-Werner (Hrsg.): Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen. Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-010547-1, S. 215–217, doi:10.11588/arthistoricum.535.

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Holzschnitt aus dem Jahr 1572 von der Stadt Gotha
Tour.chateau.Salces.png

... Mais ce qui donne à l'étude des tours du château de Salces un intérêt marqué, c'est la manière dont elles sont disposées pour abriter les défenseurs. En effet, la place de Salces, barrant la route entre l'étang de Leucate et les derniers contre-forts des Corbières, est dominée par ces hauteurs. Les tours, les courtines, les demi-lunes sont soumises à des vues de revers et d'enfilade.

C'est en exhaussant les parapets des tours du côté dangereux et en établissant à la gorge des tours opposées des parados,que l'ingénieur a couvert les plates-formes. L'exhaussement des parapets du côté de la montagne met les embrasures à couvert, tandis que celles du côté opposé sont à ciel ouvert.

La figure 39 présente à vol d'oiseau la perspective d'une de ces tours. On voit en A le parapet exhaussé défilant les canonniers et les pièces placés sur la plate-forme, ainsi que le ferait un cavalier ou une traverse. Les courtines, construites seulement pour de la mousqueterie, ne sont pas munies d'embrasures, mais possèdent une banquette B et relèvent leurs parapets en face des terrains élevés qui ont des vues sur le château. Des échauguettes C occupent les angles rentrants des tours avec les courtines, et peuvent recevoir des arquebusiers dont le tir flanque les escarpes. De plus, de petites pièces placées dans des étages voûtés et suffisamment aérés enfilent les fossés à la base et vers le

sommet des talus des tours ...
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Aerial view of Walmer Castle on the East coast of Kent (England). Nikon D60 f=145mm f/6.3 at 1/2500s ISO 800. Processed using Nikon ViewNX 1.5.2 and GIMP 2.6.6.
7264viki Twierdza Srebrna Góra. Foto Barbara Maliszewska.jpg
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Dieses Bild zeigt das Denkmal in Polen mit WLM ID:
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Camber Castle, seen from the north-west
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Westrondell der Plassenburg in Kulmbach
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