Romanèchit

Romanèchit
Romanechite.jpg
Romanèchite, Fundort: Marquette County, Michigan/USA.
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1982 s.p.[1]

IMA-Symbol

Rmn[2]

Chemische Formel(Ba,H2O)2(Mn+4,Mn+3)5O10
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/D.09
IV/D.09-030

04.DK.10
07.09.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystemmonoklin, prismatisch
Kristallklasse; Symbolmonoklin-prismatisch; 2/m
RaumgruppeC2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12
Gitterparametera = 13,929 Å; b = 2,8459 Å; c = 9,678 Å
β = 92,39°[3]
FormeleinheitenZ = 3[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte5 bis 6 (VHN100 = 514 bis 715)[4]
Dichte (g/cm3)gemessen: 4,70 bis 4,74; berechnet: [4,90][4]
Spaltbarkeitfehlt
Bruch; Tenazitätuneben
Farbegrau, anthrazit bis schwarz
Strichfarbebraun-schwarz
Transparenzundurchsichtig
Glanzhalbmetallisch bis matt
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhaltenlöslich in HCl unter Chlorentwicklung

Romanèchit ist ein häufiges Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Ba,H2O)2(Mn+4,Mn+3)5O10.

Romanèchit ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und entwickelt nur selten kleine, ausgeprägte Kristalle in Form von Nadeln. Meistens bildet er traubenförmige Aggregate von grauer bis anthrazitähnlicher oder schwarzer Farbe.

Das Mineral ist ein wichtiges Manganerz und bildet den Hauptbestandteil von Psilomelan, das heute nicht mehr als eigenständiges Mineral, sondern als eine Mischung verschiedener Manganoxide, wie Romanèchit, Hollandit und anderen, angesehen wird. Aus diesem Grund kann Romanèchit auch nicht als eine Varietät des Psilomelans angesehen werden, bzw. sollten die beiden Namen nicht synonym verwendet werden.

Seine Mohssche Härte beträgt 5 bis 6 und seine Dichte liegt im Bereich von 4,7 bis 4,9 g/cm3.

Etymologie und Geschichte

Romanechite (Museo de La Plata)

Erstmals entdeckt wurde Romanèchit in der Mangan-Lagerstätte nahe der Gemeinde Romanèche-Thorins im französischen im Département Saône-et-Loire und beschrieben 1900 durch Antoine Lacroix, der das Mineral nach seiner Typlokalität benannte.

Klassifikation

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Romanèchit in die erweiterte Klasse der Oxide, mit einem Metall-Sauerstoff-Verhältnis von 1:2, mittelgroßen bis großen Kationen ein, die weiterhin eine Tunnelstruktur aufweisen. Hier bildet es mit Kryptomelan, Strontiomelan und Todorokit die Gruppe 04.DK.10.

Ganz ähnlich wird Romanèchit in der, vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana, eingeordnet. Hier fällt das Mineral in die Klasse der mehrfachen Oxide, wo es in der Kryptomelangruppe unter der Nummer 07.09.02.01 zu finden ist.

Kristallstruktur

Romanèchit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 13,93 Å; b = 2,85 Å; c = 9,68 Å und β = 92,4° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Das Manganoxid bildet im Romanèchit ein oktaedrisches Gerüst, wobei der durch das Mn(II) bedingte, negative Ladungsüberschuss nicht durch Mn(IV) kompensiert wird, sondern durch die Einlagerung von Kationen in die großen Tunnelstruktur. Die Struktur ähnelt dabei der von Zeolithen. Trotz der Ähnlichkeit der chemischen Zusammensetzung und der Kristallstruktur sind keine Mischkristalle zwischen Romanèchit, Hollandit, Coronadit, Todorokit und Woodruffit bekannt.

Eigenschaften

Das in der Tunnelstruktur des Romanèchit eingelagerte Wasser entweicht bei über 200 °C. In konzentrierter Salzsäure löst sich das Mineral auf, wobei sich Chlor entwickelt (vgl. die chemischen Reaktionen von Mangan(IV)-oxid).

Bildung und Fundorte

Romanèchit ist ein Verwitterungsprodukt von magnesiumhaltigen Oxiden, Carbonaten oder Silikaten. Es kommt typischerweise vergesellschaftet mit Hämatit, Baryt, Pyrolusit, Quarz und anderen Manganoxiden vor.

Romanechit ist ein weit verbreitetes Mineral und kommt weltweit in vielen Manganlagerstätten vor. Größere, historische Stufen sind vor allem aus Romanèche, Département Saône-et-Loire/Frankreich bekannt. Weitere Fundorte sind Elgersburg und Öhrenstock in Thüringen, ferner die Manganerzlagerstätten von Cia turi/Georgien und Nikopol/Ukraine, sowie Lead Geo und die Horney-Inseln in Schottland.

Verwendung

Romanèchit ist ein wichtiges Manganerz. Es wird überwiegend für die Herstellung von Stahl verwendet.

Siehe auch

Literatur

  • F. Zambonini, V. Cagliotti: Nuove ricerche sulla composizione chimica della romanechite. In: Periodico di Mineralogia. 1931, S. 73–80.
  • Antoine Lacroix: VII. Sélénites, téllurites, manganites et plumbates b) Manganites: romanéchite. In: Collection de Minéralogie du Muséum d'Histoire Naturelle Laboratoire de Minéralogie. 2. Auflage. Paris 1900, S. 28–29 (rruff.info [PDF; 269 kB]).
  • Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 323.

Weblinks

Commons: Romanèchite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, November 2022, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 227.
  4. a b Romanèchite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 72 kB; abgerufen am 10. Mai 2018]).

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Romanechite.jpg
Autor/Urheber: Sanjay Acharya, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Romanechite from the Marquette County, Michigan, USA. Picture taken at the "National Museum of Natural History, Washington D.C, USA.
Museo de La Plata - Romanechita.jpg
Autor/Urheber: Beatrice Murch from Buenos Aires, Argentina, Lizenz: CC BY 2.0
Romanechita. Mina La Negrita, Río Negro, Argentina.