Rolltreppe abwärts (Film)

Film
TitelRolltreppe abwärts
ProduktionslandDeutschland
OriginalspracheDeutsch
Erscheinungsjahr2005
Länge73 Minuten
AltersfreigabeFSK 12[1]
Stab
RegieDustin Loose
DrehbuchMartin Backhaus,
Matthias Jochmann,
Dustin Loose
ProduktionChristopher Zwickler,
Dustin Loose
MusikManuel Rösler
KameraRobert Slomke
SchnittMartin Backhaus
Besetzung
  • Timo Rüggeberg: Jochen Jäger
  • Justus Kötting: Alex
  • Ben Unterkofler: Sven („Dackel“)
  • Jürgen Haug: Herr Hamel
  • Giselheid Hönsch: Schwester Maria
  • Diana-Maria Breuer: Jochens Mutter
  • Martin Harald Schmidt: Fred Winkelmann

Rolltreppe abwärts ist ein 2005 veröffentlichter deutscher Film von Dustin Loose, der auf dem gleichnamigen Roman von Hans-Georg Noack basiert.

Handlung

Jochen hat keine Freunde. Den neuen Lebensgefährten seiner Mutter akzeptiert er nicht als Vaterersatz. Da seine Mutter viel arbeiten muss, um sich und ihren Sohn durchzubringen, ist Jochen oft allein. Er sucht Freundschaft, Aufmerksamkeit und Geborgenheit. Aus Hunger beginnt er mit kleinen Kaufhausdiebstählen, die sich jedoch ausweiten, als er dabei den älteren Alex kennenlernt, der Jochen alles zu bieten scheint, was er sucht. Doch die vermeintliche Freundschaft ist unausgeglichen, da Alex als Gegenleistung für seine Zuwendung von Jochen verlangt, einen portablen MiniDisc-Rekorder zu stehlen. Dabei wird Jochen jedoch erwischt. Alex distanziert sich in der Folge von ihm, und zu Hause droht ihm Riesenkrach. Aus Enttäuschung und Wut über dessen Verhalten schlägt Jochen einen Mitschüler zusammen, der ihn einen Kaufhausdieb nennt. Seine Mutter und seine Lehrer wissen sich nicht anders zu helfen und übergeben Jochen dem Fürsorgeheim. Hier erwartet den Jungen die Hölle der Erziehungsmethoden von Herrn Hamel: Kontrolle Tag und Nacht, kein Ausgang und harter Drill bestimmen den Tagesablauf im Heim. Für Jochen erscheint sowohl sein Verbleib hier als auch eine Rückkehr nach Hause ausgeschlossen.

Hintergrund

Der Film entstand auf Initiative einer Gruppe jugendlicher Filmschaffender. 2004 gründeten der damals 17-jährige Dustin Loose und der 19-jährige Christopher Zwickler die Produktionsfirma SceneMissing. Sie verfilmten Rolltreppe abwärts, wobei Loose Regie führte und Zwickler die Produktion übernahm. Hans-Georg Noack, Autor der Buchvorlage, unterstützte sie dabei, während er zuvor Angebote anderer Produzenten abgelehnt hatte. Bei der Verwirklichung des Projekts halfen außerdem 50 Jugendliche, die sich sowohl als Schauspieler als auch hinter der Kamera betätigten, sowie einige professionelle Mitarbeiter.[2]

Filmmusik

Die Filmmusik schuf der Komponist und Hörspiel-Autor Manuel Rösler.

Besetzung

Das Jugend-Ensemble wurde vom Jungen Theater Bonn zur Verfügung gestellt, wo die meisten Darsteller mehrere Jahre professionell auf der Bühne standen.

Kinostart

Der Film feierte am 12. Juni 2005 im WOKI-Filmpalast in Bonn seine Premiere und ist seit dem 9. Februar 2006 in deutschen Kinos zu sehen. Die DVD wurde am 20. April 2007 veröffentlicht.

Kritiken

„Starkes Regiedebüt eines 19jährigen Schülers. […] Ein einziger, eigentlich ganz simpler filmischer Schachzug genügt dem 19jährigen Regisseur in diesem Moment, um eine überwältigende emotionale Verbindung zwischen seinem jugendlichen Anti-Helden Jochen (Timo Rüggeberg) und dem Betrachter zu etablieren. […] Die Bilder, mit denen Loose diese Chronik eines Absturzes in Gewalt und Jugendkriminalität entfaltet, sind eindrucksvoll. Alleine die Entscheidung, diese Geschichte eines Jungen, der den Hoffnungen und Plänen seiner Mutter (Diana-Maria Breuer) im Weg steht und so nach einigen Fehltritten in einem Erziehungsheim landet, in Rückblenden zu erzählen, zeugt von einem enormen Gespür für die Möglichkeiten des Kinos.“

Rolltreppe abwärts ist ein schöner Film. Die Szenen zwischen den jungen Laiendarstellern wirken natürlich und entspannt und sind wie selbstverständlich mit der Kamera eingefangen.“

„Debütfilm mit mitunter allzu unscharfen Bildern und jungen Darstellern, die ihre Texte eher unbeholfen vortragen. Die in Rückblenden erzählte Geschichte eines Niedergangs entwickelt sich in eingängigem Rhythmus dennoch zu einer interessanten Sozialstudie.“

„Der Eindruck, dass Rolltreppe abwärts nur besseres Schultheater ist, hält sich beim Zuschauer maximal fünf Minuten. Zu stark ist der Sog, der von Jochens Schicksal ausgeht. Zu stark ist Timo Rüggeberg, der Jochen glaubhaft als angsterfüllten, tief verletzten Rebellen gibt und so fast schon auf den Spuren eines James Dean in Denn sie wissen nicht, was sie tun wandelt. Zu stark ist auch Dustin Looses Inszenierung, die mit kleinen Mitteln die meisten Hochschulabschlussfilme übertrifft. Zu stark aber vor allem die Geschichte, die in nur 79 Minuten eine Vielzahl von Figuren vielschichtig, aber niemals beliebig porträtiert.“

„Natürlich ist Rolltreppe abwärts kein technisch perfekter Film, und auch das Spiel der Laien, die von einigen professionellen Schauspielern unterstützt werden, ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Dann aber entwickelt der Film einen Sog, der bis zum Schluss für Spannung und ein starkes Gefühl der Empathie sorgt. Bewundernswert ist dabei vor allem, wie gut es den Machern gelingt, die vielen Facetten der unterschiedlichen Charaktere herauszuarbeiten. […] Man spürt förmlich, dass die Macher vor und hinter der Kamera genau wissen und nachvollziehen können, was den Protagonisten in seiner konkreten Lebenssituation bewegt und was ihn umtreibt. Ein äußerst empfehlenswerter Film.“

kino-zeit.de[7]

Literatur

  • Hans-Georg Noack: Rolltreppe abwärts. (13. Auflage.) Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2005, 219 S., ISBN 3-473-58001-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Rolltreppe abwärts. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Februar 2006 (PDF; Prüf­nummer: 105 143 K).
  2. Hintergrund (Memento vom 25. Juni 2012 im Internet Archive) auf rolltreppe-derfilm.de, abgerufen am 26. Mai 2012.
  3. Der tragische Ladendieb Starkes Regiedebüt eines 19jährigen Schülers. In: welt.de. Die Welt, 9. Februar 2006, abgerufen am 17. Januar 2016.
  4. Rolltreppe abwärts – acht Stufen zum Erfolg. In: sueddeutsche.de. jetzt.sueddeutsche.de, 8. Februar 2006, abgerufen am 16. Januar 2016.
  5. Rolltreppe abwärts. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 24. September 2017. 
  6. Kritik der FILMSTARTS.de-Redaktion: Rolltreppe abwärts. In: filmstarts.de. FILMSTARTS, 9. Februar 2006, abgerufen am 16. Januar 2016.
  7. Ungewöhnliches Update einer Jugendbuch-Klassikers. In: kino-zeit.de. kino-zeit.de, 9. Februar 2006, abgerufen am 16. Januar 2016.