Rollstangenmaus

Konventionelle Tastatur und davorliegende Handballenauflage mit integrierter Rollstange (hier schwarz).

Die Rollstangenmaus ist eine ergonomische Weiterentwicklung der konventionellen Computermaus. Sie wird auch als „Rollstab“ oder englisch als „Bar Mouse“, „Roller Bar“ oder „Roller Mouse“ bezeichnet und unterscheidet sich vom Trackball.

Im Zuge zunehmenden Auftretens von nutzungsbedingten Beschwerden (RSI-Syndrom) durch häufige, stereotype Bewegungen (im Englischen: repetitive strain) bei der Nutzung von Computermaus und -tastatur entstand der Bedarf nach alternativen Bedienmöglichkeiten.[1] Durch veränderte Positionierung und Mechanik soll eine Bedienungsüberlastung vermieden oder zumindest reduziert werden.

Die ersten Rollstangenmäuse entstanden in den 1990er Jahren in den USA. In Skandinavien sind sie weit verbreitet, weltweit sind über eine Million Geräte im Einsatz.[2][3]

Funktionsweise

Die Rollstange befindet sich unmittelbar vor der Tastatur, eingebettet in einer flachen Handballenauflage.[4] Sie liegt mittig und kann somit sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand bequem bedient werden.[5] Das Bewegen des Cursors auf dem Bildschirm erfolgt durch Drehen oder seitliches Verschieben der Stange. Die Klick- und Doppelklick-Funktion erfolgt über integrierte Sondertasten, deren Belegung optional anpassbar ist.[6] Die Bedienung dieser Sondertasten kann beliebig mit jedem der 10 Finger erfolgen.

Anwendungsbereiche

Die heutigen Rollstangenmäuse mit ihren individuell belegbaren Sondertasten sind ohne Einschränkung anstelle einer konventionellen Computermaus einsetzbar. Dies gilt sowohl für die gängigen Office-Anwendungen als auch für CAD-Programme für den Maschinenbau.[7] Die motorische Umstellung von Maus auf Rollstangenmaus ist komplikationslos. Neuanwender adaptieren sich auch bei minimaler Einführung unmittelbar an die neue Cursorführung.[8] Bei Bedarf können beide Zeigegeräte auch parallel genutzt werden. Der Anwender hat dann die Wahl, jederzeit zu wechseln oder bei bestimmten Tätigkeiten auf die konventionelle Maus zurückzugreifen.

2008 wurden Computernutzer in einer nichtrepräsentativen Online-Umfrage nach ihren Erfahrungen mit alternativen Zeigegeräten befragt. Von den Nutzern, die mit der konventionellen Computermaus unter heftigen Beschwerden litten, hatten sich 14 % für eine Rollstangenmaus entschieden.[9]

Oft wird das Arbeiten mit einer Rollstangenmaus subjektiv als angenehmer empfunden. Nach einer zweiwöchigen Testphase berichteten Versuchsteilnehmer 2002 über ein deutlich gesenktes Schmerzniveau.[10]

Muskuläre Vergleichsstudien

Eine schwedisch-amerikanische Studie von 2008 empfiehlt die Benutzung einer Rollstangenmaus bei entsprechenden muskulären Beschwerden. Die Forscher hatten bei zwei Probanden-Gruppen elektromyografische Messungen vorgenommen. Jene Teilnehmer, die nicht eine konventionelle Maus, sondern eine Rollstangenmaus benutzen, zeigten eine signifikant niedrigere Muskelspannung.[11] Zu ähnlichen Ergebnisse kamen Studien aus den Jahren 2012 und 2013.[12][13]

Einzelnachweise

  1. Aktuelle Übersicht über Eingabehilfen für Behinderte, geladen am 7. Juli 2014 (englisch)
  2. Eigenaussage eines US-Herstellers, geladen am 7. Juli 2014
  3. Magazin Arbeitssicherheit Schweiz:Alternative zur herkömmlichen Maus (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive), Ausgabe September 2011, S. 20, geladen am 8. Juli 2014 (PDF)
  4. Brack, Alina im Swiss IT Magazine: Rollermaus für gesunde Haltung Ausgabe Januar 2014, geladen am 7. Juli 2014
  5. Mouse devices - Ergonomie - BakkerElkhuizen. 21. September 2012, archiviert vom Original am 21. September 2012; abgerufen am 19. Juli 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bakkerelkhuizen.de
  6. Englischsprachige Rezension im US-Fachblatt PC Magazine vom 26. April 2012, geladen am 7. Juli 2014
  7. Tara, Roopinder: Contour Roller Mouse or Carpal Tunnel Syndrome?, (englischer Erfahrungsbericht) vom 14. Dezember 2013, geladen am 8. Juli 2014
  8. US-Studie der Wichita State University: Examining First-Time Usage of the RollerMouse, vom 12. August 2003, geladen am 8. Juli 2014
  9. Röbke-Doerr:Wenn Mäuse weh tun (Memento vom 12. März 2010 im Internet Archive), C’t magazin, Ausgabe April 2008, geladen am 9. Juli 2014
  10. Golden, James: A controlled study of responses to a centrally controlled bar mouse compared to a standard ambidextrous 2 button mouse., (Studie an der Rutgers University von 2002, hier eine Zusammenfassung), geladen am 10. Juli 2014
  11. Kumar, Rupesh und Kumar, Shrawan: A Comparison of Muscular Activity Involved in the Use of Two Different Types of Computer Mouse geladen am 7. Juli 2014
  12. Penzkofer, Mario: Rollstab-System vs. konventionelle Computer-Maus - Elektromyographische und subjektive Beurteilung der Beanspruchung zur Mauszeigersteuerung, Symposium des Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie e.V., Bergische Universität Wuppertal im November 2012, Seite 31, geladen am 8. Juli 2014
  13. US-Studie, noch im Peer-Review, vorab am 19. März 2013 bei der Applied Ergonomics Conference vorgestellt:Evaluating the Effect of Four Different Pointing Device Designs on Upper Extremity Posture and Muscle Activity during Mousing Tasks (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)

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Autor/Urheber: Blaua, Lizenz: CC BY-SA 4.0
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