Rollasseln

Rollasseln

Armadillidium granulatum

Systematik
Stamm:Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm:Krebstiere (Crustacea)
Klasse:Höhere Krebse (Malacostraca)
Ordnung:Asseln (Isopoda)
Unterordnung:Landasseln (Oniscidea)
Familie:Rollasseln
Wissenschaftlicher Name
Armadillidiidae
Brandt, 1833
Eluma caelata
Schizidium tiberianum

Rollasseln oder auch Kugelasseln (Armadillidiidae) sind eine Familie von Landasseln der Ordnung der Asseln. Die etwa 270 Arten sind größtenteils im Mittelmeerraum verbreitet, kommen aber auch im übrigen Europa und auf den anderen Kontinenten vor. Anders als viele der anderen Familien der Landasseln können sich diese zu einer Kugel zusammenrollen. Sie werden häufig mit Saftkuglern verwechselt, die diese Eigenschaft teilen.

Merkmale

Rollasseln haben einen gewölbten Körper und können sich komplett zu einer Kugel einrollen. Dazu sind ihre Uropoden plattenartig verbreitert, so dass am Körperende keine Fortsätze hervorragen. Auch ihre Antennen befinden sich im eingerollten Zustand innerhalb der Kugel. Die Antennen besitzen 2 Geißelglieder. Durch die Fähigkeit, sich zu einer Kugel einzurollen, die Form der Uropoden und die zwei Geißelglieder lassen sich die Rollasseln von anderen Familien der Landasseln unterscheiden. Die Körpergröße liegt etwa zwischen 2 und 20 mm.[1]

Rollasseln unterscheiden sich von Saftkuglern durch die Anzahl der Beine (17–19 Beinpaare bei den Saftkuglern und 7 Paare bei den Rollasseln), die weitgehend gleichförmigen Segmente der Saftkugler und deren Fähigkeit, den Kopf mit dem ersten Rückenschild beim Einrollen innerhalb der Kugel zu verbergen. Außerdem kann man an der Verschlussstelle der Kugeln die Uropoden der Rollasseln als kleine, dreieckige Platten erkennen.

Verbreitung

Rollasseln finden sich heutzutage auf allen Kontinenten außer Antarktika. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im europäischen Mittelmeerraum. Auch aus den angrenzenden Teilen Europas sowie dem afrikanischen und asiatischen Mittelmeerraum sind noch zahlreiche Arten bekannt. Einige Arten der Rollasseln wurden verschleppt, so beispielsweise Armadillidium vulgare und Armadillidium nasatum nach Amerika, Asien und Ozeanien, wo sie sich stark ausbreiten konnten. Dadurch sind Rollasseln heutzutage auch in Nordamerika, Südamerika, Ostasien, Südostasien, Australien, Neuseeland und zahlreichen ozeanischen Inseln häufig zu finden. Aus den zentralen Teilen Afrikas und Zentralasien gibt es nur wenige Nachweise, in den arktischen Gebieten sind Rollasseln nicht zu finden. Die nördlichsten Fundorte liegen im südlichen Kanada, im südlichen Fennoskandinavien und im Süden Sibiriens.[2][3]

Lebensweise

Bei Gefahr rollen sich Rollasseln zu einer Kugel ein, die vor Angriffen, beispielsweise durch Fressfeinde, schützen kann. Darüber hinaus dient die eingerollte Form auch zur Überdauerung von Trockenheit. Wenn die Art Armadillidium vulgare eingerollt ist, kann ihr Wasserverlust bis zu 53 % abnehmen.[4] Durch diese Anpassung können Rollasseln besser als viele andere Landasseln auch trockene Gebiete besiedeln.

Rollasseln gehören zu den Saprobionten. Ihre Ernährung kann sehr vielseitig sein. Sie ernähren sich vor allem von abgestorbenen Pflanzenteilen und spielen dabei eine wichtige Rolle bei der Zersetzung von totem organischen Material. Es können aber auch lebende Pflanzenteile gefressen werden. Daneben werden auch Aas, Kot oder Pilze gefressen.

Besonders artenreich sind Rollasseln in den Karstgebieten des Mittelmeerraums. Auf Sandböden leben weniger Arten. Manche Arten der Rollasseln sind myrmekophil und leben in Ameisenbauten. Dies hat ihnen geholfen, auch auf Sandböden leben zu können. Beispiele dafür sind die zentral- und südspanischen Arten Iberiarmadillidium pinicola, Iberiarmadillidium psammophilum, Iberiarmadillidium sakura und Cristarmadillidium myrmecophilum.[5]

Systematik

Die Familie wurde 1833 von Karl Brandt aufgestellt. Ein Synonym lautet Cubaridae.

Innere Systematik

Derzeit sind 18 verschiedene Gattungen mit 271 Arten anerkannt.[6] Diese sind:

  • AlloschizidiumVerhoeff, 1919 – 16 Arten
  • ArmadillidiumBrandt, 1831 – 189 Arten
  • BallodilliumVandel, 1961 – 1 Art
  • CristarmadillidiumArcangeli, 1936 – 5 Arten
  • CyphodillidiumVerhoeff, 1939 – 1 Art
  • EchinarmadillidiumVerhoeff, 1901 – 3 Arten
  • EleoniscusRacovitza, 1907 – 1 Art
  • ElumaBudde-Lund, 1885 – 3 Arten
  • EstenarmadillidiumCifuentes, 2021 – 1 Art
  • IberiarmadillidiumRecuero,Rodríguez-Flores &García-París, 2021 – 3 Arten
  • ParaschizidiumVerhoeff, 1919 – 5 Arten
  • PaxodillidiumSchmalfuss, 1985 – 1 Art
  • PlatanosphaeraStrouhal, 1956 – 6 Arten
  • SchizidiumVerhoeff, 1901 – 26 Arten
  • TrichodillidiumSchmalfuss, 1989 – 3 Arten
  • TroglarmadillidiumVerhoeff, 1900 – 1 Art
  • TroglelumaVandel, 1946 – 2 Arten
  • TyphlarmadillidiumVerhoeff, 1900 – 4 Arten

Die ehemaligen Gattungen Cretodillium und Pareluma gelten mittlerweile als Synonyme von Schizidium. Die ehemaligen Gattungen Illyricosphaera und Titanosphaera gelten mittlerweile als Synonyme von Paraschizidium. Die ehemaligen Gattungen Nesolidium und Typhloschizidium gelten mittlerweile als Synonyme von Alloschizidium. Die ehemalige Gattung Haloarmadillidium gilt mittlerweile als Synonym von Armadillidium.

Arten in Mitteleuropa

Nicht in der Fotogalerie enthalten ist die ebenfalls in Mitteleuropa vorkommende Armadillidium zenckeri. In Nordwesteuropa kommen noch weitere Arten vor, z. B. Armadillidium album, Armadillidium depressum und Eluma caelata.

Terraristik

Seit einigen Jahren erfreuen sich Asseln und besonders Rollasseln größer werdender Beliebtheit als Haustiere.[7] Es gibt verschiedene Gattungen und Arten, die als Zierasseln gezüchtet wurden, beispielsweise Armadillidium vulgare „Magic Potion“.[8]

Commons: Rollasseln (Armadillidiidae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bernhard Klausnitzer, Erwin Stresemann, Hans-Joachim Hannemann, Konrad Senglaub: Exkursionsfauna von Deutschland Band 1, Wirbellose (ohne Insekten). Band 1. Heidelberg ; Berlin 2018, ISBN 978-3-662-55353-4.
  2. Armadillidiidae in GBIF Secretariat (2022). GBIF Backbone Taxonomy. Checklist dataset doi:10.15468/39omei, abgerufen via GBIF.org am 19. Dezember 2022
  3. Armadillidiidae auf inaturalist.org, abgerufen am 19. Dezember 2022
  4. Jacob T. Smigel & Allen G. Gibbs (2008) Conglobation in the Pill Bug, Armadillidium vulgare, as a Water Conservation Mechanism. J Insect Sci. 8:44 doi:10.1673/031.008.4401
  5. Ernesto Recuero, Paula C Rodríguez-Flores, Mario García-París (2021) Homoplasy and morphological stasis revealed through multilocus phylogeny of new myrmecophilous species in Armadillidiidae (Isopoda: Oniscidea). Zoological Journal of the Linnean Society 194(4):1312–1340. doi:10.1093/zoolinnean/zlab066.
  6. WoRMS - World Register of Marine Species - Armadillidiidae Brandt, 1833. Abgerufen am 14. Dezember 2022.
  7. Frank: Asseln als Haustiere: Das große Krabbeln! In: Insektenliebe. 20. Februar 2021, abgerufen am 14. Dezember 2022 (deutsch).
  8. Rollassel (Armadillidium vulgare "Magic Potion"). Abgerufen am 14. Dezember 2022 (deutsch).

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Painted Pill Woodlouse (Armadillidium pictum) in Namur, Wallonie, Belgium
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Schizidium tiberianum, fully rolled specimen in side view
Eluma caelata (10.3897-zookeys.801.21894) Figure 5 (cropped).jpg
Autor/Urheber: De Smedt P, Boerave P, Arijs G, Segers S (2018) Woodlice of Belgium: an annotated checklist and bibliography (Isopoda, Oniscidea). In: Hornung E, Taiti S, Szlavecz K (Eds) Isopods in a Changing World. ZooKeys 801: 265-304. https://doi.org/10.3897/zookeys.801.21894, Lizenz: CC BY 4.0
Eluma caelata; photo: Gert Arijs.
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A pillbug with two small characteristic bumps on the head
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Beautiful Pill Woodlouse (Armadillidium pulchellum)
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Common Pill Woodlouse (Armadillidium vulgare) in Guelph, Ontario, Canada.
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A fairly common mediterranean pill woodlouse of species Armadillidium granulatum.
Pill woodlice are small land-living crustaceans of the order Isopoda, with seven pairs of legs, which roll-up in a almost perfect spherical shape when disturbed. The picture shows a specimen returning to its normal position after the danger has passed.