Rolf Schweizer

Rolf Schweizer (* 14. März 1936 in Emmendingen; † 6. Juni 2016 in Selb) war ein deutscher Komponist, Kantor und Kirchenmusikdirektor.[1][2]

Leben und Wirken

Schweizer wuchs in Mundingen auf, heute ein Ortsteil von Emmendingen. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er im Blasmusikverein des Dorfes. Er studierte evangelische Kirchenmusik am Kirchenmusikalischen Institut Heidelberg[3] u. a. bei Wolfgang Fortner, Hermann Meinhard Poppen, Wolfgang Dallmann und Heinz Werner Zimmermann.[4]

Von 1956 bis 1966 war er Kantor an der Johanniskirche in Mannheim. 1966 wurde er Bezirkskantor in Pforzheim, was er bis zu seinem Ruhestand blieb. 1969 wurde er zum Kirchenmusikdirektor und 1975 zum Landeskantor von Mittelbaden ernannt. Schweizer wurde 1984 der Ehrentitel Professor durch den Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg (seinerzeit Lothar Späth) verliehen.[5]

In seiner Tätigkeit als Chor-, Bläser- und Orchesterdirigent wurde er weit über die Region hinaus bekannt. Ebenfalls komponierte er geistliche Lieder, Posaunen- und Kinderchormusik, sowie größere Chor-, Orchester- und Orgelwerke.

Seit 1961 Veröffentlichung diverser Vertonungen neuer geistlicher Lieder in Gesangbüchern (u. a. EG/EM), Beiheften, Dokumentationen, Liederbüchern, Chor- und Bandbearbeitungen u. a. bei den Verlagen Strube-Verlag (München), Hänssler Verlag (Stuttgart), dem Verlag Dohr (Bergheim), dem Verlag Neue Musik, dem Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) (Fulda) und dem Carus-Verlag.

Rolf Schweizer war einer der Protagonisten der Musikgattung Neues Geistliches Lied. Seine wohl bekanntesten Lieder sind O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens und Singet dem Herrn ein neues Lied, denn Er tut Wunder, die in fast allen christlichen Gesangbüchern enthalten sind. Er gehörte früh zur Oekumenischen Textautoren- und Komponisten Gruppe der Werkgemeinschaft Musik e. V. und der AG Musik in der Ev. Jugend e. V. und war Mitglied der Textautoren- und Komponistengruppe TAKT. Schweizer war auch als Kirchenmusikpädagoge einflussreich und prägte viele jüngere Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker durch seine Fortbildungen. Auch seine musiktheologischen Publikationen[6] fanden im kirchenmusiktheologischen Diskurs Beachtung.

„Die Wahrheit einer Kunst liegt nicht allein in deren perfekter Virtuosität, sondern in ihrer geistigen, handwerklichen und humanen Redlichkeit.“

Rolf Schweizer[7]

Im Ruhestand zog Schweizer 2001 nach Freiamt, wo er weiterhin musikalisch aktiv war, so mit der Elztalkantorei und dem Orchester Elztalsinfonietta[8] und bis 2010 als Dirigent beim Gesangverein „Frohsinn“ im Ortsteil Ottoschwanden.[9]

Horntage

Seit dem Jahr 2000 war Rolf Schweizer als musikalischer Leiter des Internationalen Schwarzwälder Hornorchesters tätig, das im Rahmen der Internationalen Schwarzwälder Horntage mehrere Werke, die von Schweizer eigens für das Ensemble komponiert worden sind, einstudiert und aufgeführt hat. Seit 2006 finden diese Horntage als Meisterkurse für Hornisten statt, die von Rolf Schweizer als Dirigent begleitet werden. Unter fachlicher Führung von Peter Arnold ist diese Veranstaltung in der BDB-Musikakademie von Staufen angesiedelt. Die Internationalen Schwarzwälder Horntage gehören zu den größten musikpädagogischen Veranstaltungen für Hornisten.[10]

Ehrungen

Die Stadt Pforzheim zeichnete Schweizer 1991 mit dem Ehrenring und 1998 mit der Ehrenbürgerwürde für seine kirchenmusikalischen Verdienste in mehr als 35 Jahren aus.[11] Mit Bezug auf die Zerstörung Pforzheims hatte Schweizer das „Requiem 23.02.1945 – Für Tote und Lebende“ komponiert.[12]

Privates

Rolf Schweizer war verheiratet mit Ehefrau Frohmut. Das Paar hatte drei Töchter. Zuletzt wohnte er in Selb, wo eine seiner Töchter, Constanze Schweizer-Elser, Kantorin ist.[9] Am 6. Juni 2016 starb Rolf Schweizer mit 80 Jahren in Selb.

Werke

Lieder

  • Blühen soll die Erde. Lieder von Rolf Schweizer (1936-2016); Strube-Verlag München (2019)
  • O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens (1962; Text des sogenannten Gebets des heiligen Franziskus) EG 416
  • Singet dem Herrn ein neues Lied, denn Er tut Wunder (1963; Text: Psalm 98,1-2) EG 287
  • Das ist ein köstlich Ding, dem Herren danken (1966; Text: Psalm 92,2-6) EG 285
  • Siehe, das ist Gottes Lamm (Kanon) (1972; Text: Johannes 1,29) EG 190,4/714
  • In Euren Wänden seid ihr zuhause (1972; Text: Wolfgang Fietkau, 1972)
  • Bevor die Sonne sinkt (1974; Text: Christa Weiss/Kurt Rommel, 1965) EG 491
  • Einer trage des andren Last (1976; Text und Melodie)
  • Der Frieden Kind, der Frieden (1980; Text: Hildegard Wohlgemuth, 1980)
  • Damit aus Fremden Freunde werden (1982; Text und Melodie) EG, landeskirchliche Eigenteile
  • Seht, das Brot, das wir hier teilen (1983; Text: Lothar Zenetti, 1972) EG 226
  • Lied von der verborgenen Stadt (1986; Text: Arnim Juhre, 1986)
  • Ein Lied klingt durch die Welt (1996; Text und Melodie), in Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder 32
  • Tischlied zum Sabbat (2001; Text: Susanne Brandt, 2001)
  • Gast sein auf Erden (2001; Text: Arnim Juhre 2001)

Orchester- und Chorwerke

  • Einer trage des andern Last; Fidula-Verlag (1977)
  • Die zwei Blinden; Hänssler-Verlag (1978)
  • Lied der Sternsinger; Hänssler-Verlag (1978)
  • Das Sorgen; Hänssler-Verlag (1979)
  • Drei Kantaten für Männerchor; Verlag Singende Gemeinde (1982)
  • Psalm in blue; Strube-Verlag (1987)
  • Geistliche Spruchkanons; Fidula-Verlag (1989)
  • Sinfonietta ’90; Strube-Verlag (1990)
  • Sonata sacra; Pro Organo (1991)
  • Ludi organi; Pro Organo (1992)
  • Sechs geistliche Songs und neue Lieder; Strube-Verlag (1992)
  • Sabbath der Schöpfung; Strube-Verlag (1993)
  • Sonata da chiesa Nr. 2; Edition Walhall (1994)
  • Psalmkantate „Lebendige Steine“, Edition Musica Rinata (1995)
  • Musik zu Psalm 104; Strube-Verlag (1995)
  • Drei Spiritual-Impressionen; Strube-Verlag (1995)
  • Singendes Gottesvolk; Strube-Verlag (1996)
  • Hymnus I–III; 1988/1989/2007, Dohr Verlag (1997)
  • Ruf-Partita zu Jesaja 58; Strube-Verlag (1997)
  • Sonata festivo; Strube-Verlag (1997)
  • Psalm in Swing; Strube-Verlag (1997)
  • Das vierfache Ackerfeld; Carus-Verlag (1998)
  • Klang des Lebens; (Text: Hartmut Handt);'Strube-Verlag (1998)
  • Salz der Erde, Licht der Welt; Strube-Verlag (1999)
  • Europäische Weihnachtslieder-Suite; Strube-Verlag (1999)
  • Klangbilder der Hoffnung Schweizer; Strube-Verlag (1999)
  • Ihr seid die lebendigen Steine; Edition Musica Rinata (2000)
  • Jona, geh’ nach Ninive; Strube-Verlag (2001)
  • Ein Lied klingt durch die Welt; Möseler (2002)
  • Psalmsprüche; Bärenreiter-Verlag 2003
  • Präludium in swing; Strube-Verlag (2004)
  • Sinfonietta concertante; Strube-Verlag (2004)

Buchpublikationen

  • Rolf Schweizer, Ritual und Aufbruch. Kirchenmusik zwischen pädagogischem Auftrag und künstlerischem Anspruch, hg. von Peter Bubmann, München 1996.

Literatur über Rolf Schweizer

  • Peter Bubmann, Kirchenmusik zwischen Ritual und Aufbruch. Rolf Schweizers Beiträge zur Theorie der Kirchenmusik als Anstoß zu einer weitergehenden Diskussion, in: Peter Bubmann, Von Mystik bis Ekstase. Herausforderungen und Perspektiven für die Musik in der Kirche, München (Strube-Verlag) 1997, 155–164.
  • Peter Bubmann, Art. „Rolf Schweizer“, in: Renate Steiger (Hg.): Die Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Landeskirche in Baden Heidelberg und ihr Gründer Hermann Meinhard Poppen (Festschrift zum 75jährigen Bestehen), München 2006, 209–211.
  • Peter Bubmann, „Rolf Schweizer“, in: Norbert Bolin/Andreas Bomba (i. A. der Internationalen Bachakademie Stuttgart): Musikland Baden-Württemberg. Basis und Spitze, Stuttgart 2006, 144–146.
  • Peter Bubmann, Die Zukunft der Kirchenmusik – Rolf Schweizers Beiträge zur Theorie und Praxis geistlichen Musizierens, in: Gottesdienst und Kirchenmusik, 2/1996, 43–46.
  • Peter Bubmann, Musik über alles menschliche Verstehen hinaus: Rolf Schweizer – ein Porträt, in: Musik und Kirche 67 (1997), 188–190.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rolf Schweizer: Traueranzeige (Memento vom 11. Juni 2016 im Webarchiv archive.today)
  2. Pforzheimer Ehrenbürger Rolf Schweizer im Alter von 80 Jahren verstorben. Pressemeldung der Stadt Pforzheim, 7. Juni 2016.
  3. Rolf Schweizer 1954–1966. Kirchenmusik an der Johanniskirche Mannheim Lindenhof, abgerufen am 9. Juni 2016.
  4. Doris Banzhaf: Baden verliert bedeutenden Kirchenmusiker. Rolf Schweizer im Alter von 80 Jahren gestorben (Memento vom 7. Juni 2016 im Webarchiv archive.today) Evangelische Landeskirche in Baden, 7. Juni 2016.
  5. Prof. KMD Rolf Schweizer: Vita. Verlag Christoph Dohr, abgerufen am 9. Juni 2016.
  6. Rolf Schweizer: Ritual und Aufbruch. Kirchenmusik zwischen pädagogischem Auftrag und künstlerischem Anspruch. Hrsg.: Peter Bubmann. München 1996, ISBN 978-3-921946-32-9.
  7. Axel Frieb-Preis: Kirchenmusik und Gemeindeaufbau. In. Birger Petersen-Mikkelsen, Axel Frieb-Preis (Hrsg.): Kirchenmusik und Verkündigung – Verkündigung als Kirchenmusik: die Referate des Symposions zum Verhältnis von Theologie und Kirchenmusik, Eutin 2001 / veranstaltet vom Nordelbischen Landesverband Evangelischer Kirchenmsikerinnen und Kirchenmusiker in Deutschland (= Eutiner Beiträge zur Musikforschung 4). B. Petersen-Mikkelsen, Eutin, ISBN 3-8311-4465-6, S. 70–71.
  8. Susanne Moßmann: Rolf Schweizer zum. 80. Geburtstag, kirchenchorverband-baden.de, Artikel vom 14. März 2016.
  9. a b Vor einem schweren Jahr: „Frohsinn“ auf Dirigentensuche. Badische Zeitung, 17. März 2010.
  10. Webseite der Schwarzwälder Horntage an der BDB-Musikakademie Staufen
  11. Prof. Rolf Schweizer (geboren 1936): Ehrenbürger seit 1998. (Memento vom 9. Oktober 2015 im Internet Archive) Website der Stadt Pforzheim, 2015, abgerufen am 7. Juni 2016.
    Thomas Frei: Empfang für Rolf Schweizer: Ein Leben für die Kirchenmusik. (Memento vom 18. Mai 2014 im Internet Archive) Pforzheimer Zeitung, 20. März 2011, abgerufen am 7. Juni 2016.
  12. Johannes Adam: Vom Singen des neuen Lieds: Der einstige Landeskantor Rolf Schweizer ist tot. Badische Zeitung, 7. Juni 2016.