Rokosowo (Koszalin)

Rokosowo (deutsch Rogzow) ist ein Stadtteil der Stadt Koszalin (Köslin) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Der Ort bildete vor 1945 eine eigene Landgemeinde im Kreis Köslin und wurde nach 1945 unter polnischer Verwaltung in das Stadtgebiet eingemeindet.

Geographische Lage

Der Ort liegt in Hinterpommern, dreieinhalb Kilometer östlich der Stadtmitte von Koszalin (Köslin) am Fuße des Gollen. Durch den Ort führt in West-Ost-Richtung die Woiwodschaftsstraße 206.

Rogzow, östlich von Köslin und südwestlich von Zanow, auf einer Landkarte von 1910

Geschichte

In einer Urkunde des Jahres 1284 bestätigte der Camminer Bischof Hermann dem Zisterzienserinnen-Kloster in Köslin den Besitz des Dorfs Rokesouwe, das es von einem Adligen namens Dietrich von Belgard käuflich erworben hatte.[1] Eine andere ältere Schreibweise des Ortsnamens ist Roggezow.[2]

Im Jahr 1784 hatte das Dorf, in dem es vier Vollbauern gab, unter denen sich auch der Schulze befand, 22 Feuerstellen (Haushaltungen). Es gehörte zum Domänenamt Köslin und war in der Schlosskirche Köslin eingepfarrt.[1] Um 1861 hatte das Dorf eine Ziegelei, ein Schulhaus, 86 Wohnhäuser und 107 Wirtschaftsgebäude.[2]

Bereits vor 1945 war Rogzow wirtschaftlich mit der Stadt Köslin zusammengewachsen. So wurde Rogzow durch die Kösliner Straßenbahn und durch Kösliner Omnibusse bedient. Doch bildete Rogzow in politischer Hinsicht bis 1945 eine eigene Landgemeinde im Kreis Köslin. Zu der Gemeinde gehörte neben Rogzow selbst der Wohnplatz Obermühle.[3]

Im Jahr 1945 gehörte Rogzow zum Landkreis Köslin im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde Rogzow von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen zusammen mit ganz Hinterpommern verwaltungstechnisch der Volksrepublik Polen unterstellt. Es begann nun die Zuwanderung polnischer, auch ukrainische Migranten, die anfangs vorwiegend aus von der Sowjetunion beanspruchten Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Für Rogzow wurde die polnische Ortsbezeichnung Rokosowo eingeführt. Unter der kommunistischen polnischen Verwaltung wurden bis 1947 die „wilden“ Vertreibungen der angestammten Dorfbevölkerung durchgeführt.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
JahrEinwohnerAnmerkungen
1818246königliches Dorf[4]
1852680[5]
1861762in 174 Familien[2]
1864808am 3. Dezember, Amtsdorf, auf einer Gesamtfläche von 2114 Morgen[6]
1867821am 3. Dezember, Domänen-Amtsdorf[7]
1871813am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[7]
19101011am 1. Dezember[3][8]
19251262[9]
19331707[9]
19392011[9]

Literatur

  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 535, Ziffer (9).
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 298.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil III, Band 1, Anklam 1867, S. 285.

Weblinks

  • Rogzow bei Meyers Gazetteer (mit historischer Landkarte)

Fußnoten

  1. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 2: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 535, Ziffer (9).
  2. a b c Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil III, Band 1, Anklam 1867, S. 285-286.
  3. a b Rogzow, Landkreis Köslin, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Rogzow)
  4. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 4: P–S, Halle 1823, S. 162, Ziffer 2218.
  5. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 213.
  6. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin (4. Kreis Fürstenthum). Berlin 1866, S. 42–49, Ziffer 258.
  7. a b Preußisches Statistisches Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staates und ihre Bevölkerung (VI. Kreis Köslin). Berlin 1873, S. 122–123, Ziffer 55.
  8. Landkreis Köslin - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  9. a b c Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Köslin. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.


Koordinaten: 54° 11′ N, 16° 14′ O

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Ostseeküste zwischen Kolberg und Danzig um die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg