Rohr-Pfeifengras

Rohr-Pfeifengras

Rohr-Pfeifengras (Molinia arundinacea)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung:Süßgrasartige (Poales)
Familie:Süßgräser (Poaceae)
Gattung:Pfeifengräser (Molinia)
Art:Rohr-Pfeifengras
Wissenschaftlicher Name
Molinia arundinacea
Schrank

Das Rohr-Pfeifengras (Molinia arundinacea) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Pfeifengräser (Molinia) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Weitere Trivialnamen sind Großes Pfeifengras oder Hohes Pfeifengras.

Beschreibung

Illustration
Verdickter Stängelgrund mit oberstem Knoten
Ährchen mit Hüllspelzen (Glu), behaarter Achse und mehreren Blüten mit Deckspelzen (Lem), Vorspelzen (Pal) und weiblichen und männlichen Organen.
Rohr-Pfeifengras im Frühjahr

Vegetative Merkmale

Das Rohr-Pfeifengras ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 100 bis 200, selten bis zu 250 Zentimetern. Dieses Gras bildet durch zahlreiche, außerhalb der untersten Blattscheiden emporwachsende Erneuerungssprosse große Horste. Im unteren Teil des Halmes befinden sich zwei bis drei dicht übereinanderstehende sowie ein weiterer, 2 bis 4 Zentimeter entfernter Knoten. Das oberste Halmglied umfasst beinahe die gesamte Länge des Halmes und ist unbeblättert.

Die Blattscheiden sind kahl. Ein dichter Wimpernkranz aus 0,5 Millimeter langen Haaren bildet die Blatthäutchen (Ligula). Die derben Blattspreiten sind 40 bis 60 Zentimeter lang und 8 bis 12, selten bis zu 18 Millimeter breit. Die Laubblätter verfärben sich im Herbst leuchtend orange-bräunlich und sind dann weithin sichtbar.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Die rispigen Blütenstände sind 30 bis 60 Zentimeter lang und sind zur Anthese locker und ausgebreitet, wobei die Seitenäste 8 bis 20 Zentimeter lang sind. Die 6 bis 9 Millimeter langen und meist violett überlaufenen Ährchen enthalten zwei bis vier Blüten.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 90.[1]

Vorkommen

Das Rohr-Pfeifengras ist in Europa weitverbreitet und kommt auch im Kaukasus vor.

In Deutschland kommt das Rohr-Pfeifengras zerstreut im südlichen Teil vor. Es steigt im Schwarzwald bis in Höhenlagen von 1280 Metern und in den Alpen bis 2000 Metern auf. In den Allgäuer Alpen steigt es in Bayern an der Höfats am Falkenberg-Südwesthang über der Dietersbacher Alpe bis etwa 1750 Meter Meereshöhe auf.[2] In Österreich ist es zerstreut in allen Bundesländern von der collinen bis subalpinen Höhenstufe verbreitet.

Als Standort werden wechselfeuchte bis wechseltrockene, magere, basenreiche und oft kalkhaltige, humusarme Lehmböden oder undurchlässige Silikatböden bevorzugt; es wächst aber auch auf Kies. Es gedeiht in Laub- und Nadelwäldern, an Waldrändern und oft an steilen Hängen. Auf den niedergedrückten Laubblättern dieser Art kann im Winter der Schnee großflächig abrutschen (Rutschhänge). Die Art kommt oft im Cirsio tuberosi-Molinietum arundinaceae, aber auch in Gesellschaften der Verbände Erico-Pinion, Mesobromion, Caricion ferrugineae, Quercion roboris oder der Ordnung Origanetalia vor.[1]

Systematik

Molinia arundinaceaSchrank wird manchmal als Synonym von Molinia caerulea(L.) Moench betrachtet, womit beide zusammen nur als eine Art betrachtet werden.

Nutzung

Das Rohr-Pfeifengras wird oft in botanischen Gärten kultiviert.

Kultursorten

  • ‘Karl Foerster’ (sehr gute Herbstfärbung, bis 200 cm Blütenstandshöhe, breite Blätter)
  • ‘Windspiel’ (gelbe Herbstfärbung, straff aufrecht, bis 250 cm hoch)
  • ‘Transparent’ (bis 180 cm Blütenstandshöhe, graziler Wuchs)

Literatur

  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Hans Joachim Conert: Pareys Gräserbuch. Die Gräser Deutschlands erkennen und bestimmen. Parey, Berlin 2000, ISBN 3-8263-3327-6.

Einzelnachweise

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 231.
  2. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 177.

Weblinks

Commons: Rohr-Pfeifengras (Molinia arundinacea) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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Molinia arundinacea sl6.jpg
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Stängelgrund mit einzigem Knoten

Taxonym: Molinia arundinacea ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Steinberg bei Niederhollabrunn, Bezirk Korneuburg, Niederösterreich - ca. 375 m ü. A.

Standort: Halbtrockenrasen
Molinia arundinacea sl12.jpg
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Ährchen

Glu = Hüllspelzen
Lem = Deckspelzen
Pal = Vorspelzen
Rechts Vergrößerung: behaarte Ahrchenachse
Taxonym: Molinia arundinacea ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Steinberg bei Niederhollabrunn, Bezirk Korneuburg, Niederösterreich - ca. 375 m ü. A.

Standort: Halbtrockenrasen
Molinia arundinacea.jpg
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Molinia arundinacea, Großer Sonnstein, Ebensee, Austria
Molinia arundinacea (Spring).jpg
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456 Molinia coerulea.jpg

Molinia caerulea (L.) Moench s. str.

Original Description
"Blåtåtel", Molinia coerulea (L.) Moench