Roger Köppel

Roger Köppel (2019)

Roger Jürg Köppel (* 21. März 1965 in Zürich; heimatberechtigt in Küsnacht und Widnau) ist ein Schweizer Journalist, Medienunternehmer, Publizist und Politiker (SVP). Seit 2001 ist er Chefredaktor und Verleger des Wochenmagazins Die Weltwoche, mit einem zweieinhalbjährigen Intermezzo als Chefredaktor bei der bundesdeutschen Tageszeitung Die Welt (2004–2006). Seit 2015 ist er Mitglied im Schweizer Nationalrat.

Biografie

Familie

Roger Köppel wurde als Sohn des gelernten Maurers und späteren Zürcher Bauunternehmers Robert Köppel und seiner Frau Margrit, geb. Zumkehr, einer Sekretärin, in Zürich geboren.[1][2] Die Familie seines Vaters stammt aus Widnau im Rheintal, die seiner Mutter aus Adelboden im Berner Oberland.[3] Köppels Grosseltern mütterlicherseits waren nach Königsberg in Ostpreussen ausgewandert, wo sein Grossvater, ein gelernter Bäcker und Konditor, als Feuerwehrmann arbeitete.[1] Hier wurde auch Köppels Mutter geboren.[4] Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte die Familie in die Schweiz zurück und liess sich 1947 in Kloten bei Zürich nieder, wo der Grossvater eine Anstellung bei der Swissair fand.[1][5] Köppel wuchs in Kloten auf und besuchte die dortige Sekundarschule Nägelimoos. Nachdem sich seine Eltern 1975 hatten scheiden lassen, blieb er bei der Mutter. Nach ihrem Suizid im Dezember 1978 und dem Tod seines Vaters im Folgejahr lebte er zunächst bei seinem zehn Jahre älteren Halbbruder und dessen Freundin, später bei einer Pflegefamilie in Bülach.[6] Köppel ist mit Bich-Tien Köppel verheiratet, die mit vier Jahren als Tochter zweier Asylsuchender aus Vietnam in die Schweiz kam. Köppel hat mit seiner Frau vier Kinder und wohnt in Küsnacht.[7][8]

Ausbildung und Berufsjahre

Seine Matura absolvierte Köppel 1984 an der Kantonsschule Zürcher Unterland in Bülach.[9][10] Von der militärischen Wehrpflicht wurde er dispensiert.[11] Von 1989 bis 1995 studierte Köppel Politische Philosophie und Wirtschaftsgeschichte an den Universitäten Zürich und Stuttgart und schloss sein Studium 1995 mit einer von Georg Kohler betreuten Lizentiatsarbeit über Autorität und Mythos: Carl Schmitt und die Wiederverzauberung staatlicher Gewalt (1916–1938) ab.[12] Während seines Studiums begann Köppel 1988 seine journalistische Laufbahn bei der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) und arbeitete dort rund sieben Jahre lang in unterschiedlichen Ressorts, unter anderem in der Sportredaktion und in der Filmredaktion. In einer Biografie wird Köppel vorgeworfen, eine Rezension des Filmes Jurassic Park (1993) nahezu unverändert vom Magazin The New Yorker übernommen zu haben, ohne die Quelle zu nennen.[13]

Beim Tages-Anzeiger war er ab 1994 Kulturredaktor. Drei Jahre später wurde er zum Chefredaktor des Tages-Anzeiger-Magazins berufen, er leitete die Wochenendbeilage vom Oktober 1997 bis zum Juli 2001. Im Frühjahr 2000 wurde er stellvertretender Chefredaktor des Tages-Anzeigers und hätte Ende 2001 nach einem Harvard-Nachdiplomstudium New-York-Auslandkorrespondent für Wirtschaft und Kultur werden sollen.

Die Weltwoche

Roger Köppel (2018) bei Die Weltwoche on the road

Im Juni 2001 nahm Köppel das Angebot an, die seit Jahren unter Auflagerückgängen leidende Weltwoche als Chefredaktor zu führen. Kurz darauf wurde die Weltwoche an Finanzinvestoren um den Tessiner Financier Tito Tettamanti verkauft. Das Traditionsblatt erfuhr eine inhaltliche wie auch formale Neuausrichtung. Das klassische Zeitungsformat der Weltwoche wurde in ein Zeitschriftenformat überführt. Die Redaktion wurde weitgehend ausgewechselt. Einige Autoren und Redaktoren verliessen das Blatt unter Protest.

Die Weltwoche wurde auf einen rechtskonservativen Kurs getrimmt.[14] Mit politisch provokanten und angriffigen Artikeln und Kommentaren widersetze sie sich, so Köppel, dem «linksliberalen Publizistik-Mainstream». Ehemalige Journalisten der Weltwoche sprachen davon, dass Köppel das Blatt auf einen neoliberalen Kurs führen wolle und dafür gezielt bisherige Redaktoren durch ihm nahestehende Personen ersetze.[15] Köppel bezichtigte die übrigen Schweizer Medien, dem SVP-Politiker Christoph Blocher grundsätzlich ablehnend gegenüberzustehen.[14] Vor den Parlamentswahlen 2003 plädierte Köppel ausdrücklich dafür, dass Blocher in den Bundesrat gehöre. Ausserdem lobte er die Schweizerische Volkspartei (SVP) als jene Schweizer Partei, die am ehesten eine erfolgreiche bürgerliche Politik verspreche. Die in weiten Teilen Europas an Blocher und seiner SVP geäusserte Kritik beurteilte der EU-Kritiker Köppel als falsch. Blocher sei kein Haider oder Le Pen, sondern «eine Kernfusion aus Margaret Thatcher, Ronald Reagan und Franz-Josef Strauß».[16] Die Kursänderung eines der Weltwoche nachempfundenen Wochenblattes wurde im Buch Bad News von Bruno Ziauddin thematisiert. Ziauddin hatte sieben Jahre unter anderem als stellvertretender Chefredaktor an der Seite Köppels bei der Weltwoche gearbeitet.[17]

Wirtschaftlich gelang 2003 der Weltwoche nach mehreren verlustreichen Jahren erstmals wieder ein Gewinn. Die Auflage stieg zunächst an und fiel dann noch während Köppels Amtszeit wieder. Bei Köppels Amtsantritt 2001 verzeichnete die Weltwoche eine Auflage von 78'000, die bis Ende 2003 vorübergehend bis 91'000 anstieg.[18]

Wechsel zur Welt und Rückkehr zur Weltwoche

Im Frühling 2004 verliess Köppel die Weltwoche, weil er vom Axel-Springer-Verlag ein Angebot als Chefredaktor der Tageszeitung Die Welt erhalten hatte. Dort arbeitete er unter der Führung des vormaligen Chefredaktors und neuen Herausgebers Jan-Eric Peters.

Anfang November 2006 kehrte Köppel überraschend zur Weltwoche zurück. Als Verleger und Chefredaktor übernahm er die Aktienmehrheit der von ihm zuvor neu gegründeten Weltwoche Verlags AG. Noch vor Ende des Jahres gab er die Übernahme aller Aktien der Weltwoche Verlags AG bekannt, wobei er nie offenlegte, woher das dafür nötige Geld stammte.[19] Die Auflage der Weltwoche stieg zunächst leicht an von 82'849 im Jahr 2006 auf 85'772 im folgenden Jahr,[20] sank dann aber langsam auf 77'800 Exemplare im Jahr 2011. Dieser Leserschwund hat sich in den folgenden Jahren deutlich verstärkt, sodass die Auflage 2014 nur noch 58'410 Exemplare betrug.[21] Bis 2018 sank sie weiter auf 40'924, womit die Weltwoche zwischen 2007 und 2018 über die Hälfte ihrer Auflage verlor.[22] Köppel ist Verwaltungsratspräsident der Köppel Holding AG und der Weltwoche Verlags AG.[23]

Köppel unterhält für die Weltwoche seit 2009 einen YouTube-Kanal mit rund 165'000 Abonnenten (Stand: Juli 2023).[24] Seit 2018 veröffentlicht er wöchentlich fünfmal den Podcast Weltwoche Daily, auf dem er seine Sicht zu Tagesaktualitäten präsentiert. Im September 2021 wurde das Format um die Sendung Weltwoche Daily Deutschland erweitert.[25][26]

Auf dem Schweizer Radiosender Radio 1 hatte er eine wöchentliche Kolumne, die immer am Donnerstagmorgen ausgestrahlt wurde.[27] Von 2010 bis 2015 diskutierte er mit Radiochef Roger Schawinski jeweils montags im Format Roger gegen Roger aktuelle Themen.[28]

Köppel moderiert seit 2021 die Talk-Sendung Der Pragmaticus (jeden 1. Sonntag im Monat) beim österreichischen Privatsender ServusTV.[29]

Politik

Im Februar 2015 gab er bekannt, für die nationalkonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) bei der Nationalratswahl am 18. Oktober 2015 anzutreten. Seine Funktion als Chefredaktor und Verleger der Weltwoche wolle er weiterhin ausüben. Als Motive dafür nannte er unter anderem die damalige politische Lage der Schweiz und ihr Verhältnis zur Europäischen Union.[30] Trotz Listenplatz 17 erhielt er am meisten Stimmen auf der SVP-Liste und wurde damit als Nationalrat gewählt.[31] Er erhielt eine Rekordzahl von 178'090 Stimmen.[32] Im Nationalrat nahm er Einsitz in der Aussenpolitischen Kommission.[8] Von allen Ratsmitgliedern fehlt keiner so oft wie Köppel.[33] Seit seiner Wahl hat er rund jede fünfte Abstimmung verpasst.[34][35]

Im Oktober 2019 schaffte er mit 121‘098 Stimmen die Wiederwahl in den Nationalrat. Damit erzielte er erneut das beste Resultat im Kanton Zürich.[36] Die Wahl in den Ständerat verpasste er mit rund 107'500 Stimmen deutlich, worauf er sich für den zweiten Wahlgang zu Gunsten Ruedi Nosers zurückzog.[37]

Im März 2022 legte Köppel bei «Weltwoche Daily» eine vertrauliche Information offen, die das Schweizer Aussenministerium zuvor der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats, in der Köppel Mitglied ist, mitgeteilt hatte. Wegen Verletzung des Kommissionsgeheimnisses wurde er daraufhin von den Kommissionskollegen angezeigt, und die Bundesanwaltschaft beantragte die Aufhebung der Immunität Köppels, der für sich in Anspruch nahm, die Information bereits aus anderen Quellen erhalten zu haben. Im August 2022 entschied die zuständige Kommission des Nationalrats, dass gegen Köppel keine Ermittlungen eingeleitet würden, allerdings solle das Büro des Nationalrats Disziplinarmassnahmen prüfen.[38][39]

Im März 2023 gab Köppel bekannt, nach acht Jahren nicht mehr zu den Parlamentswahlen 2023 im Herbst antreten zu wollen und somit im Dezember 2023 aus dem Nationalrat ausscheiden werde. Er wolle sich verstärkt den unternehmerischen Herausforderungen der Weltwoche widmen.[40]

Auftritte und politische Positionen

2006 wurde er vom Branchenmagazin Schweizer Journalist zum «Journalisten des Jahres» gewählt. 2007 wurden er und die Redaktion der Weltwoche mit dem Schweizerisch-russischen Journalistenpreis ausgezeichnet.[41] Im Jahr 2010 erhielt Köppel den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik.

2009 kritisierte Köppel die Armee: Die Schweiz brauche keine Luftwaffe, auch Panzer und Artillerie seien vermutlich überflüssig, «prestigesüchtige Flieger und Panzer-Käufe» brächten nichts und seien Geldverschwendung.[42]

Köppel tritt häufig in bundesdeutschen Talkshows auf. Bei hart aber fair vom 2. Dezember 2009 verteidigte er das Ergebnis des Schweizer Volksentscheids zum Minarettverbot und erklärte, selber für das Minarettverbot gestimmt zu haben. Den durchgeführten Volksentscheid bezeichnete Köppel als «leuchtendes Beispiel der Demokratie in Europa».[43][44]

Zum Kauf der Steuersünder-CDs mit Daten von mutmasslichen Steuerhinterziehern in der Schweiz äusserte Köppel, dass dies der «Installation eines grenzübergreifenden Blockwartsystems entspricht», und riet der Schweiz, die Bundesregierung in Berlin wegen Anstiftung zur Industriespionage zu verklagen und bundesdeutsche Minister, welche in die Schweiz fahren, zu verhaften.[45] Letztere Aussage wiederholte er am 2. Februar 2010 in der Sendung Münchner Runde des Bayerischen Rundfunks. Selbige Position vertrat er auch am 3. Februar 2010 bei einer Diskussion in hart aber fair, auch wenn er keine der scharfen Formulierungen wiederholte.[46]

2014 wurde er in die Zunft zum Kämbel aufgenommen.[47]

Bei Günther Jauch diskutierte Köppel mit einem ehemaligen Flüchtling und Heribert Prantl zur Flüchtlingsproblematik. Köppel fasste in einem späteren Interview seine Argumentation so zusammen: Alle «Verdammten dieser Erde» in Europa aufnehmen zu wollen, sei bei Jugendarbeitslosigkeitsraten von bis zu 50 Prozent «verantwortungsloser moralischer Grössenwahn». Die illegale Einwanderung über das Mittelmeer müsse strikter bekämpft werden. Indem man die Route schliesse und keinerlei Hoffnungen mache, rette man Leben. Bei den Syrienflüchtlingen liege die Hauptverantwortung bei den Nachbarstaaten.[48]

2018 schrieb Köppel in der Weltwoche, das «weibliche Selbstvertrauen» sei «die Summe des männlichen Begehrens im Quadrat. Je heftiger das Begehren des Mannes, desto überproportional grösser ist die existenzielle Zufriedenheit der Frauen, ihre Geborgenheit im Leben».[49]

Im April 2019 behauptete Köppel in einem Interview mit der NZZ, er stehe für das Volk, «das seine Lebensgestaltung nicht an […] Greta Thunberg abgeben» wolle.[50]

Köppel gehörte zu den prominentesten Schweizer Unterstützern von Donald Trump, dem US-amerikanischen Präsidenten 2017–2021.[51]

Im Sommer 2022 schrieb Isabel Pfaff (Süddeutsche Zeitung), dass Köppel «das unter Populisten beliebte Kunststück hinkriegt, gegen das Polit-Establishment zu hetzen und gleichzeitig mächtiger Teil davon zu sein».[38]

Köppel ist seit 2021 regelmässiger Gast in der Talkshow Viertel nach Acht bei Bild, dem Fernsehsender der deutschen Boulevardzeitung Bild.[52]

Ende Januar 2023 befand die FAZ, Köppel treibe «eine knabenhafte Lust an Frechheit und Provokation», er sprühe «vor Ideen» und kaum etwas lasse «ihn selbstzufriedener strahlen, als wenn er wieder eine Ungeheuerlichkeit von sich gegeben» habe. Allerdings habe er in «klassischer Täter-Opfer-Umkehr […] die Leier vom bedrohten Russland angestimmt».[53]

Im Februar 2023 zitierte die NZZ Köppel, der gesagt hatte, wenn «eine mediale Einheitskulisse» entstehe, werde es «gefährlich», dann müsse man «dagegenhalten». Journalismus, so Köppel, ergebe «nur Sinn, wenn du das Unmögliche, das Unerlaubte denken kannst». Die NZZ selbst attestierte Köppel, dieser habe sich «vom Ideal einer Konsistenz verabschiedet», er liefere «die andere Sicht». Sein Prinzip sei der «Nonkonformismus», aber, so die NZZ, der Nonkonformist reagiere «immer darauf, was die Konformen sagen», und werde so «zum Knecht des Mainstreams»; so gesehen sei Köppel «ein Gefangener».[54]

Im Zusammenhang mit der Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar beschrieb Köppel den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino als «grossen Gewinner dieser hervorragenden WM» und lobte im Videobeitrag Weltwoche Daily den Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, dafür, dass dieser bei der Siegerehrung dem argentinischen Spielführer Lionel Messi einen arabischen Umhang übergestreift hatte. Während andere Kommentatoren dieses Verhalten weithin als Machtdemonstration des Emirs kritisierten, meinte Köppel darin eine «Geste höchster Ehrerbietung» und ein «Signal für die Versöhnung zwischen Islam und Christentum» zu erkennen. Dass die deutsche Innenministerin Nancy Faeser beim Besuch eines Spiels die «One Love»-Spielführerbinde am Arm getragen hatte, kommentierte Köppel mit: «Gott schütze uns vor deutschen Politikern mit Armbinden[53]

Zu Russland und der Ukraine

Er trat mehrmals bei RT DE auf, einem staatlichen russischen Propagandasender, was parteiübergreifend zur Kritik führte, dass er sich zum Sprachrohr Wladimir Putins mache.[55] Von «Ausgrenzung ausländischer Fernsehstationen» halte er nichts, so Köppel.[56] Anfang Januar 2022 erschien in der Weltwoche ein Artikel über den Sender mit dem Titel «Russlands Fernsehen gegen die Einfalt».[53]

Am Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 titelte die Weltwoche mit der Schlagzeile «Putin, der Missverstandene».[38] Unter dem Titel «Kleine Psychologie der Putin-Kritik» schrieb Köppel in der Weltwoche, Putin werde «von Journalisten und Intellektuellen» gehasst, «weil er für all das steht, was sie ablehnen, verteufeln und was deshalb nicht sein darf: Tradition, Familie, Patriotismus, Krieg, Religion, Männlichkeit, Militär, Machtpolitik und nationale Interessen». Putin entlarve, so Köppel, «den hohlen Moralismus seiner Gegner. Und die Dekadenz des Westens». Durch das Auffahren seiner Panzerdivisionen habe Putin klargemacht, es gebe «da draussen doch noch so etwas wie eine harte Wirklichkeit der Tatsachen, nicht nur das eingebildete Metaversum der ‹Diskurse› und ‹Narrative›, mit denen man sich die Welt so zurechtlegt, wie man sie gerne hätte. Vielleicht, hoffentlich, ist Putin der Schock, den der Westen braucht, um wieder zur Vernunft zu kommen». Laut Köppel ist Putin «nicht unser Feind», sondern «unser potenzieller Partner». Russland sei in diesen Krieg von der NATO «hineinprovoziert» worden. In einem Gastbeitrag in der NZZ bezeichnete er es als einen fatalen «Neutralitätsbruch», dass die Schweiz sich an Wirtschaftssanktionen beteilige.[57][54] In seinen «Weltwoche daily»-Internetsendungen vertritt Köppel laut NZZ am Sonntag Ansichten, «die genau so auch von der russischen Botschaft verbreitet werden könnten».[58] Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete ihn als «wohl wortgewaltigste[n] Putinisten» innerhalb der Weltwoche.[38] Das Bekenntnis gegen den Krieg werde, so Köppel, als «Waffe benutzt von jenen, die ihre Sturzbetroffenheit mit der Absicht zelebrieren, eine freie Diskussion zu verhindern […] Moralismus als Totschlagargument».[54]

Im Mai 2023 wurde Köppel für einen Besuch in Moskau kritisiert, bei dem er unter anderem den Propagandisten Wladimir Solowjow[59] und die für Kriegsverbrechen sanktionierte Marija Lwowa-Belowa[60] interviewte.[61]

Rezeption

2007 wurde bekannt, dass er seinen eigenen Wikipedia-Artikel umgeschrieben hatte.[62]

Der deutsch-schweizerische Künstler und Philosoph Philipp Ruch, Gründer des Zentrums für politische Schönheit, inszenierte 2016 eine umstrittene Teufelsaustreibung von Köppel. Es wurden eine Theateraufführung und eine Aktion, ein «Saubannerzug zu seinem Haus», durchgeführt. Ferner wurde das Internetportal schweiz-entköppeln.ch eingerichtet, auf welchem Flüche gegen ihn ausgesprochen werden konnten.[63]

Der Journalist Daniel Ryser warf Köppel 2019 vor, in einem Interview mit dem AfD-Politiker Björn Höcke diesem dabei geholfen zu haben, «die deutsche Geschichte zu vergessen, sie zu leugnen und umzudeuten». Das Gespräch selbst bezeichnete Ryser als «Kumpanei». Zu den Reaktionen gegen Höcke meinte Köppel, von aussen lasse sich «die Hysterie schwer nachvollziehen». In Deutschland, so Köppel, müsse «man Höcke inzwischen dämonisieren, um nicht selbst dämonisiert zu werden», es gebe «in deutschen Mainstream-Medien keine richtigen Interviews» mit Höcke.[64]

Schriften (Auswahl)

  • Autorität und Mythos: Carl Schmitt und die Wiederverzauberung staatlicher Gewalt (1916–1938). (Zürich, Univ., Lic. phil. I, 1995).

Literatur

Weblinks

Commons: Roger Köppel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Vgl. Ryser: In Badehosen nach Stalingrad. 2018, ISBN 978-3-906807-05-8, S. 23 f.
  2. Lucie Machac: «Bern verschenkt die Kernwerte der Schweiz». In: Berner Zeitung. 30. März 2015.
  3. Roger Köppel: Kein «Papierli-Schweizer»: Antwort auf den Leserbrief von Kurt Haller «Solche Demokratie wollen wir nicht» in der Ausgabe vom 23. Mai 2018 (Memento vom 8. Juli 2022 im Internet Archive). In: Bremgarter Bezirks-Anzeiger. 25. Mai 2018.
  4. Spezialsendung zum 1. August – Weltwoche Daily Spezial. In: YouTube. Abgerufen am 1. August 2022.
  5. Schawinski – Roger Köppel bei Schawinski. In: YouTube. Abgerufen am 20. März 2016.
  6. Vgl. Ryser: In Badehosen nach Stalingrad. 2018, S. 31, 43 f.
  7. Ihre Tochter ist auf der Welt. In: Schweizer Illustrierte. 28. April 2014.
  8. a b Roger Köppel auf der Website der Bundesversammlung.
  9. Vgl. Ryser: In Badehosen nach Stalingrad. 2018, S. 44.
  10. Roger Köppel. In: Handelszeitung. 31. März 2002, abgerufen am 6. Mai 2023.
  11. Vom Psychiater vom Militärdienst befreit. Roger Köppel und die Schweizer Armee. In: Blick.ch. 15. März 2015, abgerufen am 6. Mai 2023.
  12. Vgl. Ryser: In Badehosen nach Stalingrad. 2018, S. 67.
  13. Simon Widmer, Pascal Blum, Bernhard Odehnal, Thomas Knellwolf: Nach Fälschungsskandal: «Weltwoche» prüft Relotius-Texte. In: SonntagsZeitung. 23. Dezember 2018, abgerufen am 23. Dezember 2018: «Auch Köppel selbst wurde schon einmal des Abschreibens überführt. Als er noch für die NZZ schrieb, habe er eine Besprechung des Films ‹Jurassic Park› fast 1:1 ohne Quellenangabe vom ‹New Yorker› übernommen, schreibt Daniel Ryser in seiner Köppel-Biografie».
  14. a b Marcel Rosenbach: Seine «Welt» ist die Meinung. In: Der Spiegel. Nr. 43, 2004, S. 236–238 (online18. Oktober 2004).
  15. Barbara Heuberger: Eine Baustelle (Memento vom 23. März 2014 im Internet Archive). In: Klartext. 25. Januar 2002. Abgerufen am 29. Mai 2011.
  16. «Blocher ist ganz anders als Haider» (Memento vom 28. Oktober 2010 im Internet Archive). In: derStandard.at. 5. März 2008.
  17. Philippe Zweifel: Inside «Weltwoche». In: Tages-Anzeiger. 28. Januar 2016.
  18. Weltwoche Tarife 2014 (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive). In: Die Weltwoche (PDF; 2,2 MB). Abgerufen am 8. Februar 2014.
  19. Roger Köppel besitzt «Weltwoche» angeblich allein. In: Basler Zeitung. 19. Januar 2012.
  20. WEMF-Auflagenbulletin 2007 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), S. 20 (PDF; 171 kB).
  21. WEMF-Auflagebulletin 2014 (Memento vom 11. Februar 2015 im Internet Archive), S. 34 (PDF; 790 kB).
  22. WEMF-Auflagebulletin 2018 (Memento vom 16. Januar 2019 im Internet Archive), S. 36 (PDF; 796 kB).
  23. Roger Köppel in Moneyhouse.ch, abgerufen am 11. Dezember 2021.
  24. YouTube-Kanal Die Weltwoche (Wochenmagazin).
  25. Matthias Ackeret: Mediale Lufthoheit im konservativen Lager. In: persoenlich.com. 17. Oktober 2021, abgerufen am 16. März 2022.
  26. Matthias Ackeret: Roger Köppel: «Ich bin ja noch ein TV-Lehrling». In: persoenlich.com. 6. September 2021, abgerufen am 16. März 2022.
  27. «Roger gegen Roger» geht wohl weiter. In: persoenlich.com. 3. Februar 2015.
  28. Aus für die Sendung «Roger gegen Roger». In: persoenlich.com. 5. September 2015.
  29. Neues Mateschitz-Medienprojekt «Der Pragmaticus» gestartet. In: Salzburger Nachrichten. 3. September 2021, abgerufen am 5. September 2022.
  30. Johanna Wedl: Köppel will «nicht an Seitenlinie stehen». In: Neue Zürcher Zeitung. 26. Februar 2015.
  31. Roger Köppel deklassiert drei SVP-Nationalräte. In: Handelszeitung. 18. Oktober 2015, abgerufen am 4. Januar 2018.
  32. Roger Köppel holt Schweizer Rekord. In: SRF News. 18. Oktober 2015.
  33. Keiner fehlt so oft wie Roger Köppel. In: Tages-Anzeiger. 7. Dezember 2017, abgerufen am 17. Dezember 2017.
  34. Roger Braun: Roger Köppel ist der Absenzenkönig im Parlament – der Abstimmungskampf geht bei ihm vor. In: Aargauer Zeitung. 4. Juli 2019.
  35. Sophie Reinhardt, Lea Hartmann: Das sind die grössten Schwänzer im Parlament. In: Blick.ch. 28. Dezember 2022.
  36. Resultate Nationalratswahlen: Zürich. In: Schweizer Parlament. 3. Dezember 2019.
  37. Annina Häusli, Simon Binz: Wahlen 2019: Köppel zieht zugunsten von Noser zurück. In: Nau. 28. Oktober 2019.
  38. a b c d Isabel Pfaff: Roger Köppels schwierige Doppelrolle. In: sueddeutsche.de. 30. Juni 2022
  39. Köppel behält Immunität. In: sueddeutsche.de. 23. August 2022.
  40. Roger Köppel tritt im Herbst nicht mehr zur Wahl an. In: SRF News. 3. März 2023, abgerufen am 3. März 2023.
  41. Schweizerisch-russischer Journalistenpreis zum zweiten Mal vergeben (Memento vom 30. August 2007 im Internet Archive). In: Website des Kooperations-Rats Schweiz/Russland. 5. Juni 2007.
  42. Roger Köppel: Unsere Armee. In: Weltwoche. Nr. 44, 29. Oktober 2009, S. 5 (Editorial).
  43. Daland Segler: Propagandisten der Angst. In: Frankfurter Rundschau. 3. Dezember 2009.
  44. Reinhard Mohr: Träumen von der Toblerone-Republik. In: Spiegel Online. 3. Dezember 2009.
  45. Roger Köppel: Die Gier diktiert das Recht. In: Stern.de. 2. Februar 2010.
  46. Melanie Ahlemeier: TV-Kritik: Hart aber fair. Ein Schweizer ruft nur noch: Skandal! (Memento vom 7. Februar 2010 im Internet Archive). In: sueddeutsche.de. 4. Februar 2010.
  47. Edgar Schuler: Roger Köppel ist jetzt Kämbel-Zünfter. In: Tages-Anzeiger/Newsnet. 16. November 2014.
  48. «Rückblickend kann man immer alles noch klarer sagen». In: persoenlich.com. 21. April 2015 (Interview).
  49. Roger de Weck: Die Kraft der Demokratie. Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre. Suhrkamp, Berlin 2020, ISBN 9783518429310, S. 155, 310.
  50. Roger de Weck: Die Kraft der Demokratie. Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre. Suhrkamp, Berlin 2020, S. 172.
  51. Fabian Renz, Philipp Loser: Das meinen Schweizer Trump-Fans. In: Tages-Anzeiger. 8. Januar 2021, S. 7.
  52. Chefredaktoren und ihre Betten – oder was Roger Köppel mit «Bild»-Chef Julian Reichelt verbindet. In: St. Galler Tagblatt. 4. Oktober 2021.
  53. a b c Johannes Ritter: Der Geisterfahrer. In: FAZ.net. 31. Januar 2023.
  54. a b c Samuel Tanner: Vor einem Jahr schrieb er, Putin könnte der Schock sein, den der Westen brauche. Seither macht er im gleichen Stil weiter. Roger Köppel kann nicht anders. In: Neue Zürcher Zeitung. 21. Februar 2023.
  55. Köppel macht sich auf «RT DE» zum Sprachrohr Putins. In: Klein Report. 10. Januar 2022.
  56. Köppel macht sich zum Sprachrohr Putins. In: NZZ am Sonntag. 8. Januar 2022.
  57. Daniel Binswanger: Die Blitz-Bekehrung der Putin-Fans. In: Republik. 19. März 2022.
  58. Alan Cassidy: Köppel, Somm und der Putin-Streit im rechten Lager. In: NZZ am Sonntag. 25. September 2022, S. 10 (E-Paper).
  59. Roger Köppel: Besuch beim Teufel: Sie nennen ihn den «Hetzer Putins». Er drohte Grossbritannien mit einer radioaktiv verseuchten Monsterwelle. Ist Wladimir Solowjow, blitzgescheit, lustig, Superstar des russischen Talk-Fernsehens, ein Verbrecher? Ein Verrückter? Oder Russlands Woody Allen? In: Weltwoche Daily. 27. April 2023, abgerufen am 13. Mai 2023.
  60. «Er ist wie ein Vater»: Russlands Kinder-Beauftragte Lwowa-Belowa über einen starken, aber auch empathischen Präsidenten Putin. In: Weltwoche Daily. 2. Mai 2023, abgerufen am 13. Mai 2023.
  61. Christine Meyer: Harte Kritik an «Weltwoche»-Chef: Roger Köppel interviewt in Moskau mutmaßliche Kriegsverbrecherin. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 3. Mai 2023, abgerufen am 13. Mai 2023.
  62. Thomas Zaugg: Köppels Wikipedia (Memento vom 19. Februar 2008 im Internet Archive). In: Das Magazin. Nr. 36, 7. September 2007.
  63. Jürg Altwegg: Schweizer Theaterexzess. Voodoo und Stinkfische. In: FAZ.net. 18. März 2016, abgerufen am 18. Februar 2016.
  64. Daniel Ryser: Und auch hier, man ahnt es: Kein Neonazi weit und breit. In: Republik. 2. Dezember 2019.
  65. Jean-Martin Büttner: Die Verhärtungen des Roger Köppel (Memento vom 10. April 2020 im Internet Archive). In: Tages-Anzeiger. 13. September 2018.

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Portrait de Roger Köppel
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Autor/Urheber: Petar Marjanovic, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Roger Köppel, Chefredaktor der Weltwoche, bei einer Veranstaltung im März 2018, bei der Stephen Bannon dabei war.