Rogendorf (Adelsgeschlecht)
Rogendorf (auch Roggendorf, Rogendorff oder Rog(g)endorfer) ist der Name eines alten Adelsgeschlecht aus Österreich mit Ursprung in der Steiermark. Es verzweigte sich Mitte des 15. Jahrhunderts auch in Österreich unter der Enns (heute Niederösterreich). Sie waren Ritter, die später auch den freiherrlichen bzw. reichsgräflichen Stand erlangten.
Geschichte
Ursprung, Besitztümer und Nobilitierungen
Die Ritter von Rogendorf stammten aus der Steiermark. Durch den Erwerb ausgedehnter Herrschaften im westlichen Waldviertel erwarb sich die Familie Macht und Reichtum. Kaspar und Balthasar wurden 1480 in den niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen. Die Brüder Wilhelm, Wolfgang und Georg wurden 1521 als Freiherren zu Rogendorf und Mollenburg in die Reichsstände aufgenommen. Das Geschlecht war mit dem Erbland-Hofmeisteramt in Österreich unter der Enns von 1539 bis 1620 belehnt, welches sie als Protestanten dann an die Trautson verloren.
Christoph Rogendorf wurde mit Diplom vom 15. Dezember 1537 mit der Herrschaft und Schloss Guntersdorf in den Reichsgrafenstand erhoben. Doch erlosch diese gräfliche Linie der Rogendorf bereits mit Christophs Söhnen um die Mitte des 16. Jahrhunderts wieder.
Nachdem das Adelsgeschlecht Drnovský von Drnovice (dt. Drnowitz) im Mannesstamm erloschen, sprach Kaiser Leopold I. 1661 Johanka Drnovský das Dominium Rájec mit Jedovnice zu. Sie war der letzte weibliche Nachkomme der Drnovský und Witwe von Georg Ehrenreich II. von Rogendorf. Deren Sohn Johann Christian, wieder zur römisch-katholischen Kirche konvertiert, übernahm nach dem Tode seiner Mutter 1667 die Güter. 1669 erhielt er das böhmische Inkolat und wurde mit dem Titel Graf von Rogendorf und Freiherr von Mollenburg in den Reichsgrafenstand erhoben. Die Familie hatte auch Besitz in Mähren, Schlesien und Ungarn.
Persönlichkeiten
- Sigmund von Rogendorf († 1472), Landrichter in der Steiermark
- Kaspar von Rogendorf († 18. Oktober 1506), Rat und Kämmerer Kaiser Friedrichs III.; diente ihm als Heerführer im Kampf gegen den ungarischen König Matthias Corvinus; drei Söhne:
- Wilhelm von Rogendorf (* 20. November 1481; † 1541), zwischen 1518 und 1521 Statthalter von Friesland; Kommandant der schweren Kavallerie unter seinem Schwager Niklas Graf Salm in der ersten Wiener Türkenbelagerung von 1529
- Georg von Rogendorf († nach 1525)
- Wolfgang von Rogendorf (* 29. Jänner 1483; † 1540)
- Christoph von Roggendorf (1510–ca. 1540), Soldat, am Hof des Sultans Hof- und Staatsfouriers (Muteferrika), starb in Frankreich
- Anna von Rogendorf († 1562), Ehefrau von Jost III. von Rosenberg und Mutter von Wilhelm von Rosenberg
- Johann Wilhelm von Rogendorf (1531– 1590), Landmarschall der niederösterreichischen Stände und Sprecher der evangelischen Partei[1]
- Georg Ehrenreich II. von Rogendorf (1596–1653), 1628 als Protestant geächtet, dann chursächsischer Kammerherr und Geheimrat, nach 1650 Botschafter in Wien
- Johann Christian Graf von Rogendorf (1686–1701), Kreishauptmann des Brünner Kreises, Oberstlandkämmerer von Mähren
- Franz Anton Graf Rogendorf (1707–1781), Feldmarschall-Lieutenant
- Cajetan Graf Rogendorf (1745–1809), Kämmerer und Geistlicher in Ungarn
- Karoline Dorothea Gräfin Rogendorf, geb. Gräfin Pálffy von Erdöd (1689–1759), Gemahlin des Karl Ludwig von Rogendorf, Kunstmäzenin und sozial denkende Wohltäterin
Wappen
Stammwappen
Blasonierung: Das Stammwappen nach Johann Siebmacher zeigt in Silber auf grünem Dreiberg einen rechts gekehrten roten, gekrönten Löwen; das Kleinod ist ein wachsender Löwe; die Helmdecken sind rot-silber.[2]
Freiherrenwappen
Blasonierung: Das Freiherrliche Wappen nach Siebmacher zeigt sich geviertet; Felder 1 und 4 Stammwappen, 2 und 3 über goldener dreizinniger Mauer in Blau ein goldener Stern; zwei gekrönte Helme, einen mit zwei von Blau und Gold geteilten Hörnern, an den Außenseiten je von fünf Pfauenfedern besteckt, den zweiten mit einem wachsenden Löwen; die Helmdecken sind blau-gold, rot-silber.[2]
Blasonierung einer Wappenvariante: Ein anderes Wappen nach Siebmacher zeigt in den Feldern 1 und 4 die Mauern mit Sternen, in 2 und 3 in Silber den Löwen schrägrechts einen Anhang hinaufsteigend; das Kleinod und die Helmdecken werden wie zuvor dargestellt.[2]
Grafenwappen
Blasonierung: Das gräfliche Wappen zeigt sich geviertet mit blauem Herzschild, in welchen ein roter mit silbernem Balken belegter Adler dargestellt wird, Felder 1 und 4 die Mauer mit dem Sterne zeigen und Felder 2 und 3 das Stammwappen; das Wappen zeigt zudem drei gekrönte Helme, 1 und 3 wie vordem, die Hörner aber verwechselt geteilt, 2 mit Adler des Herzschild; die Helmdecken sind blau-gold, rot-silber.[2]
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Rogendorf, die Herren und Grafen von, Genealogie. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 26. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 267 f. (Digitalisat).
- Constantin von Wurzbach: Rogendorf, die Herren und Grafen von, Wappen. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 26. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 272 (Digitalisat).
- Constantin von Wurzbach: Rogendorf, die Herren und Grafen von, Stammtafel. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 39. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1879, S. 420 (Digitalisat).
- Johann Evang. Kirnbauer von Erzstätt: Der Niederösterreichische Landständische Adel. In: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. Band 4. Bauer und Raspe, Nürnberg 1909, S. 379; Tafel 212, 213 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hans Wilhelm Freiherr von Roggendorf 1589. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 23. Oktober 2021; abgerufen am 26. März 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b c d A-R, Text - GDZ. Abgerufen am 26. März 2019.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Wappen der Rogendorf
Wappen der von Rogendorff, nach einem um 1520 gefertigten großen Holzschnitt von Albrecht Dürer, für welchen der Meister sieben Ellen Samt als Rekompens erhielt. Das Größenverhältnis der einzelnen Teile des Wappens ist geändert: das Kleinod nimmt nahezu die Hälfte der ganzen Höhe ein. Die Form der Helmdecke charakterisiert alle Dürerschen Wappenzeichnungen. Die Auffassung der Tiere ist naturalistisch. (Meyers Konversations-Lexikon, 1888; ebd.: Entwickelung der Wappenkunst, Doppelseitige Farbkarte). Colin Eisler, Dürers Arche Noah. Tiere und Fabelwesen im Werk von Albrecht Dürer. München 1996 (zuerst 1991): "Das herrliche Gefieder des Pfaus muß Dürers Aufmerksamkeit erregt haben. Dennoch weiß man von keiner bedeutenden Studie zu diesem Vogel, dessen kostbares Fleisch man ebenso preist wie seine wunderbaren Federn. Ein Pfau befindet sich unter dem Glücksrad auf dem Holzschnitt Der Fuchs und die Zeit drehen das Glücksrad. Da er sich hier offenbar fehl am Platz fühlt, entfaltet er indigniert sein Gefieder nicht. Auf Dürers Wappenholzschnitt von 1520 stecken zwölf Pfauenfedern in den Büffelhörnern, die der Krone der Roggendorfs entwachsen. Das Werk entstand in Antwerpen, wo man solche Federn importierte. Sie formen einen Strahlenfächer um den drohend aufgerichteten, gekrönten Roggendorflöwen herum. Indem Dürer ein solch bombastisches Wappen schuf, bot sich ihm, der sich zeitlebens gern herausputzte, die Möglichkeit, selbst zum Pfau zu werden, denn die reichen Brüder bezahlten ihn mit sieben Ellen kostbaren Seidensamts."