Roelant Savery

Roelant Savery, auf einem Kupferstichporträt von Jan Meyssens nach Adam Willaerts (aus: Het Gulden Cabinet, 1662)

Roelant Savery (* 1576 oder 1578 in Kortrijk; † vor 25. Februar 1639 in Utrecht) war ein aus den südlichen Niederlanden stammender Maler und Radierer des Spätmanierismus.

Leben

Er wurde im flämischen Kortrijk (Courtrai) als Sohn von Maerten Jaquesz Sayery († 1601) und Catelijne van der Beecke († 1586) geboren.[1] Wegen der religiösen Unruhen wanderte seine Familie in den 1580er Jahren in die nördlichen Niederlande, nach Haarlem, aus.[2]

Roelant war Schüler seines Bruders Jakob (ca. 1565–1603),[1] der 1587 in die Malergilde von Haarlem aufgenommen wurde.[2] Gemeinsam mit Jacob ging er 1591 nach Amsterdam, wo er bis etwa 1602[1] lebte und in Kontakt mit der Kunst von Hans Bol und Gillis van Coninxloo kam.[2]

Landschaft mit Vögeln, 1628, Öl auf Holz, 42 × 57 cm, Kunsthistorisches Museum, Wien. Rechts am Wasser steht ein Dodo.

Daneben bildete er sich auch nach dem Vorbild von Jan Brueghel dem Älteren weiter.

Danach stand er als Hofmaler in den Diensten der Kaiser Rudolf II. (1552–1612) und Mathias (1557–1619) in Prag, wo Savery mit Unterbrechungen zwischen 1602 und 1616 lebte.[1] Er reiste unter anderem in der Begleitung von Rudolf II. und hielt sich zwei Jahre, von 1606 bis 1608, in Tirol auf.[1] 1614–15 und 1616 bis 1618 lebte er wieder in Amsterdam und zog dann endgültig nach Utrecht. Dort wurde er 1619 in die Lukasgilde aufgenommen und hatte ziemlichen Erfolg, obwohl sein Stil mittlerweile etwas altmodisch war.[1] Im Auftrag der Stadt malte er 1626 ein Bild mit „allen Tieren der Luft und der Erde“ als Geschenk für Amalia van Solms, die Prinzessin von Oranien; dafür erhielt er eine Bezahlung von 700 Gulden.[2]

Savery soll 1639 „in geistiger Verwirrung“ gestorben sein[3] und wurde in Utrecht am 25. Februar begraben.[1]

Zu seinen Schülern gehörten Allart van Everdingen, Willem van Nieuwlandt II (1584–1635/1636) und Gillis d’Hondecoeter (um 1575–1638).[2] Er hatte auch einen gewissen Einfluss auf andere Maler, wie Esaias van de Velde, Johannes Bosschaert oder Jacob Marrel.[1]

Stil und Werk

Roelant Savery malte Blumenstillleben und vor allem zahlreiche, meist mit Tieren – seltener Menschen – reich bevölkerte Landschaften, oft aus dem biblischen oder mythologischen Themenkreis, wie Paradiesesdarstellungen, Noah und die Tiere der Arche oder Orpheus bezaubert die Tiere mit seinem Gesang.

Landschaft mit Flucht nach Ägypten, 1624, Öl auf Leinwand, 54,3 × 91,5 cm, National Gallery of Art, Washington. Die namengebende Szene mit der heiligen Familie ist hier nur sehr verschwommen im Hintergrund am Waldesrand dargestellt. Im Mittelpunkt stehen die Schäfer und die Häscher des Herodes auf ihrer mörderischen Suche nach dem Jesuskind.

Obwohl sowohl thematisch wie in der ziemlich feinen malerischen Technik und im Kolorit deutlich vom nur acht Jahre älteren Jan Brueghel d. Ä. beeinflusst, war Savery im Gegensatz zu jenem sein Leben lang von dem spätmanieristischen[4] Geschmack Rudolphs II. und des Prager Hofes geprägt. Dies zeigt sich unter anderem in einer Vorliebe für dekorativ gedrehte, gewundene Formen und einem gewissen Hang zum Verschrobenen, Bizarren,[4] oder „Skurrilen“.[5] Entsprechend malte er auch keine völlig realistischen, sondern fantastische[4] Landschaften mit auffälligen, gesuchten, teilweise spektakulären Licht-Schatteneffekten. Als beinahe charakteristisch kann die Einfügung einer Art Tempelruine gelten. Mit seinen Tieren erreicht Savery nicht immer den Realismus von Jan Brueghel, hier und da wirken auch sie „verschroben“, wenn er z. B. schielende Löwen darstellte; sehr gut sind seine Vogeldarstellungen.
Savery ist bekannt dafür, dass er mehrfach in Gemälden und Zeichnungen den heute ausgestorbenen Dodo abbildete, und häufig wird sein 1626 entstandenes Gemälde erwähnt, das diesen Vogel zeigt.[6]

Mit seinen Blumenbildern gehört Savery zu den besten frühen Vertretern dieser Art von Stillleben als eigenständige künstlerische Gattung. Formal und stilistisch sind sie etwa zwischen Jan Brueghel d. Ä. – dem Savery in der Feinheit und Poesie der malerischen Gestaltung nacheifert, ohne ihn ganz zu erreichen –, und Ambrosius Bosschaert anzusiedeln – mit dem letzteren teilt er die Vorliebe, seine Bouquets manchmal in einer Nische zu präsentieren. Auch Saverys Blumensträuße zeigen bei genauer Betrachtung einen leichten Hang zu einem leicht manierierten, etwas „schrulligen“ Stil. In einem seiner Blumenstücke, dem Liechtensteiner Strauß von 1612 (Liechtenstein Museum, Wien)[7] stellte er einen Zweig einer gefüllten gelben Rose mit drei Blüten bzw. Knospe dar – ein scheinbar merkwürdiges Detail, da die sogenannten Alten Rosen seiner Zeit nur in einer Farbskala zwischen weiß, rosa und purpurrot vorkamen;[8] bei der von Savery dargestellten gelben Rose dürfte es sich um eine der ersten Darstellungen der auch als „Schwefelrose“ bezeichneten Rosa hemisphaerica handeln, die erst 1601 durch Charles de l'Écluse in Europa bekannt wurde, also eine seinerzeit extreme Rarität.[9][10]

Seine Gemälde signierte Savery mit „Roeland(t)“.[1]

Bilder von Roelant Savery befinden sich in den Galerien in Prag (Paradies, 1618), Wien, Berlin (Orpheus und die Tiere), Wiesbaden, Den Haag, Utrecht, Petersburg, Dresden und München.

Galerie

Literatur

  • Kurt J. Müllenmeister: Roelant Savery. Kortrijk 1576 – 1639 Utrecht. Hofmaler Rudolf II. in Prag; die Gemälde mit kritischem Œuvrekatalog. Luca-Verlag, Freren 1988, ISBN 3-923641-10-9.
  • Arthur K. Wheelock Jr.: Savery, Roelandt, Artikel in: National Gallery of Art Online Editions (als PDF; englisch; Abruf am 3. Februar 2022)
  • Joseph Eduard WesselySavry, Roelandt. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 454 f.
  • Klaus Ertz et al.: Das flämische Stillleben 1550-1680 (Sinn und Sinnlichkeit) (Katalog der Ausstellung in der Villa Hügel, Essen, und im Kunsthistorischen Museum, Wien, 2002), Kulturstiftung Ruhr Essen / Luca Verlag, Lingen, 2002, S. 84 f, S. 280, S. 300 f
  • Erasmus Kurt: Roelant Savery. Sein Leben und seine Werke. Dissertation, Universität Halle 1908.
  • Savery, Roelant, Artikel in: Lexikon der Kunst, Bd. 10, Karl Müller Verlag, Erlangen, 1994, S. 276
  • 0356 Roelant Savery. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. Seite 0356.

Weblinks

Commons: Roelant Savery – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Roelant Savery. Biografische Daten und Werke im Niederländischen Institut für Kunstgeschichte (niederländisch)
  2. a b c d e Arthur K. Wheelock Jr.: Savery, Roelandt, Artikel in: National Gallery of Art Online Editions, National Gallery of Art, Washington, 24. April 2014 (als PDF; englisch; Abruf am 3. Februar 2022)
  3. Klaus Ertz et al.: Das flämische Stillleben 1550-1680 (Sinn und Sinnlichkeit) (Katalog der Ausstellung in der Villa Hügel, Essen, und im Kunsthistorischen Museum, Wien, 2002), Kulturstiftung Ruhr Essen / Luca Verlag, Lingen, 2002, S. 300
  4. a b c Savery, Roelant, Artikel in: Lexikon der Kunst, Bd. 10, Karl Müller Verlag, Erlangen, 1994, S. 276
  5. Klaus Ertz et al.: Das flämische Stillleben 1550-1680 (Sinn und Sinnlichkeit) (Katalog der Ausstellung in der Villa Hügel, Essen, und im Kunsthistorischen Museum, Wien, 2002), Kulturstiftung Ruhr Essen / Luca Verlag, Lingen, 2002, S. 280
  6. Josef Schnelle: Vom sagenhaften Dodo, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 49, 28. Februar/1. März 2015, S. 63.
  7. Johann Kräftner, Andrea Stockhammer: Liechtensteinmuseum Wien - Die Sammlungen, Prestel Verlag, München et al., 2004, S. 382–384 und 391
  8. David Austin: "Alte Rosen und englische Rosen", Dumont, Köln, 1993, S. 19–20 und S. 69
  9. ‚Rosa hemisphaerica Herrm.‘ rose description auf der Website HelpMeFind – Roses, Clematis and Peonies and everything gardening related (englisch; Abruf am 23. Juni 2022)
  10. Obwohl sie in Europa selten blieb, wurde die Rosa hemisphaerica später gelegentlich von Blumenmalern gemalt („A favorite of the old Dutch painters.“). Siehe: Rosa hemisphaerica, Eintrag auf der Website von David Austin Roses (englisch; Abruf am 23. Juni 2022)

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