Roddy McDowall

(c) photo by Alan Light, CC BY 2.0
Roddy McDowall bei der Oscarverleihung 1988

Roderick Andrew Anthony Jude „Roddy“ McDowall (* 17. September 1928 in London, England; † 3. Oktober 1998 in Studio City, Los Angeles, Kalifornien) war ein britischer Schauspieler, der den Großteil seines Lebens in den Vereinigten Staaten lebte und arbeitete. Er spielte zwischen 1938 und seinem Tod in über 270 Film- und Fernsehproduktionen. Der Tony- und Emmy-Preisträger begann seine Filmkarriere als Kinderdarsteller in Filmen wie Schlagende Wetter und setzte sie als Erwachsener erfolgreich fort, am bekanntesten wohl in der Filmreihe Planet der Affen.

Leben und Werk

Familie und Karriere als Kinderstar

McDowall wurde als Sohn einer irischen Mutter und eines schottischen Vaters in London geboren. Seine Mutter, die selbst einmal Schauspielerin hatte werden wollen, brachte den Jungen schon früh ins Showgeschäft. 1938, im Alter von neun Jahren, debütierte er in dem Krimi Murder in the Family als Filmschauspieler. In den folgenden Jahren spielte er sowohl kleine als auch größere Nebenrollen in der britischen Filmindustrie, unter anderem an der Seite von Komikern wie Will Hay und George Formby. Aufgrund der Bombardierung Londons im Zweiten Weltkrieg wurde McDowell 1940 mit seiner Mutter und älteren Schwester in die Vereinigten Staaten evakuiert.[1]

In den Staaten setzte McDowell seine Karriere als Kinderdarsteller nahtlos fort; gleich in seinem ersten amerikanischen Film, Menschenjagd von Fritz Lang aus dem Jahr 1941, hatte er eine wichtige Nebenrolle als dänischer Kabinenjunge. Seinen endgültigen Durchbruch erzielte er noch im selben Jahr mit der Hauptrolle des Huw Morgan in John Fords Drama Schlagende Wetter. Das Drama erzählt vom Zerfall einer walisischen Familie von Bergleuten und wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet. Danach galt McDowall für einige Jahre als einer von Hollywoods gefragtesten Kinderstars.[2] In dem Lassie-Film Heimweh (1943) spielte er an der Seite von Elizabeth Taylor, mit der er bis an sein Lebensende befreundet war. Auch hatte McDowell die Hauptrolle in den beiden Pferdefilmen Flicka (1943) und Thunderhead – der vierbeinige Teufel (1945), sowie eine zentrale Rolle in dem aufwendig produzierten Weltkriegsdrama The White Cliffs of Dover (1944).

Karriere als Erwachsener

McDowall mit Julie Andrews bei der Premiere von Meine Lieder – meine Träume (1965)

In der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre erreichte McDowell das Erwachsenenalter und drehte vor allem B-Movies für Poverty-Row-Studios wie Monogram Pictures. 1947 spielte er die Rolle des Malcolm in einer Theaterproduktion von Macbeth unter Leitung von Orson Welles, im darauffolgenden Jahr wirkte er in derselben Rolle auch an Welles’ Verfilmung des Stückes mit.[3] In den frühen 1950er-Jahren zog er nach New York, wo er vor allem am Broadway und in Fernsehspielen auftrat. Unter anderem spielte er am Broadway in George Bernhard Shaws Misalliance sowie als junger Mörder in dem Theaterstück Compulsion nach dem realen Fall Leopold und Loeb. 1960 wurde McDowall für seine Darstellung im Theaterstück L'Hurluberlu ou le Réactionnaire amoureux von Jean Anouilh mit dem Tony Award als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Auch sein Schaffen im Fernsehen war erfolgreich und kulminierte 1961 in einem Emmy für eine Rolle in der Anthologieserie NBC Sunday Showcase. Anfang der 1960er-Jahre spielte McDowall an der Seite von Richard Burton und Julie Andrews den Mordred in der Originalproduktion des Broadway-Musicals Camelot.[4]

In den 1960er-Jahren kehrte McDowall wieder dauerhaft nach Hollywood zurück, wo er nunmehr als vielseitiger Charakterdarsteller gefragt war.[5] 1963 wurde für seine Darstellung des Octavian in dem Monumentalfilm Cleopatra für einen Golden Globe nominiert. Zwei Jahre später verkörperte er den Evangelisten Matthäus in dem Bibelfilm Die größte Geschichte aller Zeiten. Vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren war McDowall auch in einigen Disney-Spielfilmen zu sehen, so spielte er die Titelrolle in der Westernkomödie Bullwhip Griffin oder Goldrausch in Kalifornien (1967) und verkörperte den Pfarrer Jelk in Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett (1971). Über die Jahre spielte er in unterschiedlichsten Filmgenres, darunter Musicals (Funny Lady mit Barbara Streisand, 1975), Western (John Hustons Das war Roy Bean, 1972), Katastrophenfilmen (Die Höllenfahrt der Poseidon, 1972), Science-Fiction-Filmen (Laserkill – Todesstrahlen aus dem All, 1977) oder Krimis (Das Böse unter der Sonne, 1982). Im Horrorgenre war er Hauptdarsteller in Tanz der Totenköpfe (1973) und verkörperte den Fernseh-Vampirjäger Peter Vincent in Die rabenschwarze Nacht – Fright Night (1985), für letztere Darstellung wurde er auch mit dem Saturn Award ausgezeichnet.

Berühmtheit erlangte McDowall vor allem durch seine Hauptrollen in der Planet-der-Affen-Filmreihe: in dem ersten Film Planet der Affen (1968) und dem dritten Film Flucht vom Planet der Affen (1971) spielte er den sympathischen Schimpansen und Wissenschaftler Dr. Cornelius, in dem vierten und fünften Kinofilmen Eroberung vom Planet der Affen (1972) und Die Schlacht um den Planet der Affen (1973) verkörperte er Cornelius’ Sohn Caesar. Nur für den zweiten Film der Reihe war McDowall aufgrund anderer Verpflichtungen nicht verfügbar gewesen, sodass der weniger prominente Schauspieler David Watson die Rolle des Cornelius übernommen hatte.[6] 1974 trat McDowall auch in der Fernsehserie Planet der Affen in der Hauptrolle des Schimpansen Galen auf, die Serie konnte jedoch nicht an den Erfolg der Kinofilme anknüpfen und wurde nach kurzer Zeit eingestellt. In seinen Schimpansenrollen in Planet der Affen war McDowall kaum erkennbar, weil er hinter einer Schimpansenmaske spielen musste[7] und vor allem durch seine Stimme und Gestik schauspielerisch überzeugen musste.

In späteren Jahren wurde McDowall auch ein gefragter Synchronsprecher für Spiel- und Animationsfilme, unter anderem als Stimme des Roboters V.I.N.CENT. in dem Film Das schwarze Loch (1979) und als schurkischer Hamster Snowball in der Serie Pinky und der Brain (von 1996 bis zu seinem Tod). Eine von McDowall letzten Arbeiten war die Stimme von Mr. Soil in dem 1998 erschienen Animationsfilm Das große Krabbeln. Im Fernsehen hatte McDowall über die Jahre viele Gastauftritte in Serien wie Twilight Zone, Columbo, Kobra, übernehmen Sie, Hart aber herzlich, Fantasy Island, Mord ist ihr Hobby und Matlock. Das filmische Schaffen von McDowall, der bis zuletzt als Schauspieler arbeitete, umfasst über 270 Film- und Fernsehproduktionen.

Privatleben

Roddy McDowall (1997)

McDowall war unverheiratet und kinderlos. Obgleich er sich öffentlich niemals zu dem Thema äußerte, schreiben viele Hollywood-Biografen, er sei homosexuell gewesen.[8][9][10] Demnach hatte er in den 1950ern eine Beziehung und später enge Freundschaft mit Montgomery Clift.[11]

In Hollywood war McDowall auch für seinen außerordentlich großen Freundeskreis bekannt, zu dem neben Clift u. a. Elizabeth Taylor, Lauren Bacall, Tuesday Weld und Natalie Wood, Johnny Depp,[12] Steve Martin und Mike Nichols gehörten.[13] Vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren veranstaltete er viele Partys in seinem Strandhaus, wo er Filme vorführte. McDowall wurde nachgesagt, von prominenten Freunden viele Geheimnisse erhalten zu haben, ohne der Versuchung erlegen zu sein, diese zu verraten oder weiterzuerzählen.[14]

1974 wurde McDowall bezichtigt, illegal Filmkopien zu verbreiten. Das FBI durchsuchte sein Haus und beschlagnahmte seine umfangreiche Filmsammlung von 16-mm-Rollen und Videokassetten, die er sich als Filmfan und Sammler angelegt hatte. Zu dieser Zeit gab es keinen Markt für Videokassetten, da Abspielgeräte noch nicht frei erhältlich waren. Es wurde keine Anklage gegen ihn erhoben, da McDowall mit dem FBI kooperierte.[15]

Roddy McDowall starb im Oktober 1998 im Alter von 70 Jahren in seinem Haus in Los Angeles an Lungenkrebs, nachdem er im April des Jahres diagnostiziert worden war. Er wurde feuerbestattet und seine Asche im Meer verstreut.[16]

Auszeichnungen

  • 1960: Stern auf dem Hollywood Walk of Fame für seine Fernseharbeit
  • 1961: Emmy Award – Auszeichnung als Bester Gastdarsteller für Sunday Showcase
  • 1963: Emmy Award – Nominierung als Bester Gastdarsteller für Arrest and Trial
  • 1964: Golden Globe Award – Nominierung als Bester Nebendarsteller für Cleopatra
  • 1985: Saturn Award – Auszeichnung als Bester Nebendarsteller für Die rabenschwarze Nacht

Filmografie (Auswahl)

Kino

Fernsehserien

Fernsehfilme und Miniserien

  • 1960: The Tempest (Fernsehfilm)
  • 1971: Der Hauch des Bösen (A Taste of Evil)
  • 1973: Miracle on 34th Street (Fernsehfilm)
  • 1974: Fahrstuhl des Schreckens (The Elevator)
  • 1976: Die Flut bricht los (Flood)
  • 1977: Zwischen den Fronten (Rhinemann Exchange, Miniserie, 3 Folgen)
  • 1978: Der Dieb von Bagdad (The Thief of Baghdad)
  • 1980: Die Mars-Chroniken (The Martian Chronicles, Miniserie, 2 Folgen)
  • 1980: Das Geheimnis der Queen Anne (The Memory of Eva Ryker)
  • 1980: The Return of the King (Fernsehfilm, Stimme)
  • 1981: Das Millionengesicht (The Million-Dollar Face)
  • 1982: Mae West (Fernsehfilm)
  • 1984: Die verrückten Abenteuer des Robin Hood (The Zany Adventures of Robin Hood)
  • 1985: Hollywood – Intim und Indiskret (Hollywood Wives, Miniserie, 3 Folgen)
  • 1985: Alice im Wunderland (Alice in Wonderland, Miniserie, 2 Folgen)
  • 1987: Der Wind in den Weiden (The Wind in the Willows, Stimme)
  • 1989: In 80 Tagen um die Welt (Around the World in 80 Days, Miniserie, 3 Folgen)
  • 1991: Du bist ja ein Engel! (Earth Angel)
  • 1991: Späte Leidenschaft (An Inconvenient Woman, Miniserie, 2 Folgen)
  • 1991: Spiel gegen den Tod (Deadly Game)
  • 1992: Die Mühlen Gottes (The Sands of Time)
  • 1994: Mein täglicher Mord (Heads)
  • 1994: Hart aber herzlich: Tod einer Freundin (Hart to Hart: Home Is Where the Hart Is)
  • 1995: Das Alien in dir (The Alien Within)
  • 1996: Ein tödlicher Coup (Dead Man’s Island)
  • 1996: Ein Engel auf Probe (Unlikely Angel)
  • 1998: Im Schatten des Verrats (Loss of Faith)
Commons: Roddy McDowall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Obituary: Roddy McDowall. In: The Independent. (independent.co.uk [abgerufen am 27. August 2025]).
  2. Obituary: Roddy McDowall. In: The Independent. (independent.co.uk [abgerufen am 27. August 2025]).
  3. Howard Gotlieb Archival Research Center. Archiviert vom Original am 9. September 2014; abgerufen am 27. August 2025.
  4. Roddy McDowall – Broadway Cast & Staff | IBDB. Abgerufen am 27. August 2025.
  5. Obituary: Roddy McDowall. In: The Independent. (independent.co.uk [abgerufen am 27. August 2025]).
  6. Mike Barnes: David Watson, Who Played Cornelius in ‘Beneath the Planet of the Apes,’ Dies at 74. In: The Hollywood Reporter. 11. November 2014, abgerufen am 4. September 2025 (amerikanisches Englisch).
  7. Stuart Heritage: Hail Caesar! But who's the screen king of the Planet of the Apes? In: The Guardian. 15. Juli 2014, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 4. September 2025]).
  8. Donald Bogle: Elizabeth and Michael: The Queen of Hollywood and the King of Pop—A Love Story. Simon and Schuster, 2017, ISBN 978-1-4516-7698-3 (google.de [abgerufen am 4. September 2025]).
  9. Darwin Porter: Brando Unzipped. Blood Moon Productions, Ltd., 2006, ISBN 978-0-9748118-2-6 (google.de [abgerufen am 4. September 2025]).
  10. William J. Mann: How to Be a Movie Star: Elizabeth Taylor in Hollywood 1941-1981. Faber & Faber, 2010, ISBN 978-0-571-26010-2 (google.de [abgerufen am 4. September 2025]).
  11. Inside Montgomery Clift’s Long Road to Happiness After He Tried to Live His Life as Openly Gay. 15. November 2023, abgerufen am 4. September 2025 (amerikanisches Englisch).
  12. Johnny Depp Zone Interview Archive. Abgerufen am 4. September 2025.
  13. Dominick Dunne: THE COMPANY HE KEPT | Vanity Fair. Abgerufen am 4. September 2025 (amerikanisches Englisch).
  14. Ethan Mordden: Gays on Broadway. Oxford University Press, 2023, ISBN 978-0-19-006312-2 (google.de [abgerufen am 4. September 2025]).
  15. McDowall Films Seized in Piracy Investigation (Published 1975). 18. Januar 1975 (nytimes.com [abgerufen am 4. September 2025]).
  16. Roddy McDowall in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 1. Februar 2024.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Roddy McDowall 1988.jpg
(c) photo by Alan Light, CC BY 2.0
Roddy McDowall taken at 60th Academy Awards 4/11/88
Julie Andrews and Roddy McDowall at The Sound of Music premiere.jpg
Autor/Urheber: Los Angeles Times, Lizenz: CC BY 4.0
Roddy McDowall escorts Julie Andrews, star of The Sound of Music, at benefit premiere of film at Fox Wilshire Theatre
Roddy McDowall 1997.jpg
Autor/Urheber: Kingkongphoto & www.celebrity-photos.com from Laurel Maryland, USA, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Meyerhoff Baltimore M.D. October 25, 1995

copyright John Mathew Smith