Robert von Welz

Robert Ritter von Welz (auch Robert Welz; * 15. Dezember 1814 in Kelheim an der Donau; † 12. November 1878 in Würzburg) war ein deutscher Mediziner und Hochschullehrer. Er war Zahnarzt, Augenarzt, ein Pionier auf dem Gebiet der Anästhesie, Gründer der ersten Augenklinik Würzburgs und Würzburgs erster ordentlicher Professor für Augenheilkunde.

Leben

Robert Ritter von Welz war Sohn des Kelheimer Landrichters Aloys Peter Joseph Ritter von Welz (1773–1828), der am 13. April 1813 ein vom Kurfürsten Karl Theodor erhaltenes Ritterstandsdiplom von 1787 durch den bayerischen König Max I. anerkannt bekam,[1] und dessen Ehefrau Josephine, geborene von Chlingensperg (1778–1845).[2] Er besuchte die Gymnasien von Regensburg und Würzburg. 1832 begann er an der Universität Würzburg zunächst Naturwissenschaften und Philosophie zu studieren, ab 1834 widmete er sich der Medizin. Dieses Studium schloss er 1838 mit der Promotion zum Dr. med. ab, wobei die Dissertation Des Asclepiades von Bithynien Gesundheitsvorschriften, nach den vorhandenen Handschriften zum ersten Male vollständig bearbeitet und erläutert erst 1841 erschien.

Das Allianzwappen der Chlingensperg auf Berg und der Welz (eine rote Ziegelmauer vor goldenem Hintergrund mit silbernen Fugen im Schildesfuß, auf der ein rot gekleideter Mann mit einem spitzigen Hut steht und einen Fisch, namentlich einen Wels, in der Hand hält)[3] am sogenannten Welzhaus in Würzburg (Darüber die fünfzinkige Krone des titulierten Adels).[4]

Welz war von 1840 bis 1844 Assistenzarzt unter Carl Friedrich von Marcus am Würzburger Juliusspital. In dieser Zeit gab er zudem private Kurse und entwickelte Stethoskope. Zu Beginn des Jahres 1847 erfand er einen Inhalierapparat, der dem ebenfalls am Juliusspital tätigen Chirurgen Cajetan von Textor ab 3. Februar 1847 Operationen in der im Jahr zuvor in Amerika bekanntgemachten Äthernarkose ermöglichte.[5] Zu diesem von dem Würzburger Drehermeister Franz Sebastian Gerster (1789–1871)[6] gefertigten „Schwefel-Äther-Apparat“ verfasste von Welz, nachdem Textor am 5. Juli 1847 dem neuartigen Gerät ein positives Gutachten ausgestellt hatte, auch eine Abhandlung, die er am 22. Juli 1847 dem bayerischen König schickte.[7][8][9] Das bayerische Ministerium prüfte den Apparat und empfahl ihn allen Kliniken.[10] Robert von Welz bestand 1847 die medizinische Abschlussprüfung und durfte sich als praktischer Arzt betätigen, bevor er sich 1848 mit der Abhandlung De collapsu pulmonum qui fit thorace aperto an der medizinischen Fakultät in Würzburg habilitierte. Er erhielt außerdem ein Reisestipendium, mit dem er nach Paris ging, um sich dem Studium der Syphilis zuzuwenden und sein Studium der Zahnmedizin zu vervollständigen. Aus Paris zurückgekehrt, ließ er sich als Zahnarzt in Würzburg nieder. Am 25. Februar 1849 erhielt er zudem die Ernennung zum Privatdozenten der Medizinischen Fakultät. Seine Antrittsvorlesung hielt er Ueber die Anwendung der Akustik auf die Resultate der Percussion der Brust und der Unterleibshöhle.

Das Welzhaus

Welz ging 1854/1855 nach Berlin. Dort ließ er sich von dem mit ihm eng befreundeten Albrecht von Graefe[11] in Augenheilkunde ausbilden und gründete zunächst eine private Klinik für Augenheilkunde in Würzburg in der Klinikgasse (heute Klinikstraße 6 mit dem unter Denkmalschutz stehenden sogenannten Welzhaus, welches ab 1773 als Epileptikerhaus und ab 1805 als Entbindungsklinik mit Hebammenschule eingerichtet worden war[12]). 1857 eröffnete in Würzburg die erste öffentliche Augenklinik, an der Welz tätig wurde.[13] 1857 wurde er als außerordentlicher Professor der Augen- und Zahnheilkunde an die Medizinische Fakultät berufen. Das Anwesen in der Klinikstraße 6 erwarb er am 4. Januar 1858 und ließ auch ein weiteres Stockwerk aufsetzen. Im Jahr 1866 wurde er schließlich zum ersten ordentlichen Professor der Augenheilkunde ernannt. In dieser Stellung verblieb er bis zu seinem Tod. Die Augenklinik vermachte der ledig gebliebene testamentarisch der Marienstiftung für arme Augenkranke, deren Verwaltung die Universität Würzburg übernahm.[14]

Ein Schüler von Welz, der Augenarzt Josef Schneider, erwarb sich in Milwaukee (USA) ein Vermögen und beteiligte sich auf Bitte des Chirurgen Fritz König bei der Finanzierung einer Eisenbahnbrücke und Straßenbahnlinie nach Grombühl, wo die neue Klinik Luitpoldkrankenhaus entstand.[15]

Welz war der erste Professor, der im Ehrengrab der Universität Würzburg bestattet wurde.[13] Zudem ist die Welzstraße in Würzburg ebenso wie die Robert-von-Welz-Straße in Kelheim nach ihm benannt. Außerdem wurde von ihm der Graefe’sche Preis[16] gestiftet, ein Preis für die beste Abhandlung im Bereich der Augenheilkunde.[17] Eine 1901 errichtete neue Universitäts-Augenklinik trägt über ihrem Eingangsportal das steinerne Porträt des Robert von Welz.

Die ehemalige neue Augenklinik am Röntgenring 12 in Würzburg mit dem Porträt von Robert von Welz

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Des Asklepiades von Bithynien Gesundheitsvorschriften. 1841.
  • Die Einathmung der Aether-Dämpfe in ihrer verschiedenen Wirkungsweise mit praktischer Anleitung für Jene, welche dieses Mittel in Gebrauch ziehen, mit Abbildung eines eigenen Apparates. Voigt & Mocker, Würzburg 1847.
  • Deux résponses à deux lettres de M. le docteur Ricord sur la syphilis. Halm, Würzburg 1850.
  • De l’Inoculation de la syphilis aux animaux. 1850.
  • Die Einimpfung der Syphilis auf Thiere. Halm, Würzburg 1851.
  • Die Iridectomie der peripherischen Linearextraction vorausgeschickt. 1873.

Literatur

  • Friedrich Helfreich: Welz, Robert von, Professor der Augenheilkunde in Würzburg, 1814–1878. In: A. Chroust (Hrsg.): Lebensläufe aus Franken. Band 3. 1927, S. 506–514.
  • Welz, Robert. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 10: Thies–Zymalkowski. De Gruyter, Berlin 2008, ISBN 978-3-11-096381-6, S. 357–358.
  • Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 158–161, 195–196 und 774.
  • Christoph Weisser: Erste Würzburger Äther-Narkose im Jahre 1847 durch Robert Ritter von Welz. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 17, 1998, S. 7–20.
  • Rita Stauber: Robert Ritter von Welz 1814–1878. Medizinische Dissertation. Würzburg 1983.
  • Julius PagelWelz, Robert von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 702 f.
  • Jutta Franke: Welz, Robert. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. Pustet, Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0792-2, S. 835 (Digitalisat).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Heinrich Ritter von Lang: Adelsbuch des Königreichs Baiern, München 1815, S. 591.
  2. Rita Stauber: Robert Ritter von Welz (1814–1878). Medizinische Dissertation, Würzburg 1983, S. 15.
  3. Johannes Siebmacher: Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch. 2. Band 1. Abt.: Der Adel des Königreichs Bayern. Hrsg. von Otto Titan von Hefner. Nürnberg 1856, S. 72 und 123 sowie Tafel 80 und 152.
  4. Ute Felbor: Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg 1937–1945. 1995, S. 20–21.
  5. Christoph Weißer: Erste Würzburger Äther-Narkosen im Jahre 1847 durch Robert Ritter von Welz (1814–1878). In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 17, 1998, S. 7–20.
  6. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 158–159 und 825.
  7. Robert von Welz: Die Einathmung der Aetherdämpfe in ihrer verschiedenen Wirkungsweise mit praktischer Anleitung für jene, welche dieses Mittel in Gebrauch ziehen. Würzburg 1847.
  8. Rita Stauber: Robert Ritter von Welz (1814–1878). Medizinische Dissertation, Würzburg 1983, S. 66–67 und 117–118.
  9. Vgl. auch Kajetan von Textor: Aether-Narkose im Julius-Hospitale zu Würzburg. In: Neue Würzburger Zeitung, 25. August 1847.
  10. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. 2001, S. 158–159.
  11. Vgl. etwa Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. 2001, S. 578.
  12. Ute Felbor: Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg 1937–1945. Königshausen & Neumann, Würzburg 1995 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Beiheft 3; zugleich Dissertation Würzburg 1995), ISBN 3-88479-932-0, S. 13–27 (Das Welzhaus).
  13. a b Das Ehrengrab der Universität. In: einBlICK. Online-Magazin der Universität Würzburg, 7. Januar 2014.
  14. Ute Felbor: Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg 1937–1945. 1995, S. 19–20.
  15. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 195–196.
  16. Zum Von-Graefe-Preis. In: Deutsches Ärzteblatt. Abgerufen am 14. März 2020.
  17. Bestimmungen für die Erteilung des von Prof. Dr. v. Welz gestifteten „von Graefeschen Preises“. In: Bericht über die sechsundvierzigste Zusammenkunft der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg 1927. Redigiert durch A. Wagenmann, Verlag von J. F. Bergmann, München 1927, S. 507 f.

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