Robert Durrer

Robert Durrer (* 2. März 1867 in Stans; † 14. Mai 1934 ebenda) war ein Schweizer Historiker, Kunsthistoriker, Richter und Archivar und galt als «einer der besten Kenner innerschweizerischer Geschichte».[1]

Leben

Robert Durrer war Katholik und der einzige Sohn (neben vier Schwestern) des achtmaligen Landammanns und Nationalrates Robert Durrer (1836–1889) und der Enkel des Gemeinderats von Stans, Geschäftsagenten und Händlers Anton Albert Durrer (1793–1865). Von 1883 bis 1885 besuchte er Kunstschulen in Bern und Genf, 1885–1889 das Gymnasium in Einsiedeln, dann in Sarnen. Von 1889 bis 1891 studierte er Rechtswissenschaft in Bern, von 1891 bis 1893 Geschichte in Zürich. 1893 promovierte er zum Dr. phil. Ab 1893 arbeitete er an der Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler (später Kunstdenkmäler der Schweiz) mit. Von 1901 bis 1907 war er Gemeinderat und Kirchenrat in Stans. Er war von 1895 bis 1934 Kantonsrichter und von 1896 bis 1934 Staatsarchivar des Kantons Nidwalden.

Wirken

1894 war Durrer zusammen mit Josef Zemp befasst mit der kunsttopographischen Aufnahme des Klosters St. Johann in Müstair; 1906 entdeckten sie in einem Kellerraum des Westtraktes den dortigen Wandbildzyklus vermutlich aus dem 11. Jahrhundert.[2] Befreundet war Durrer u. a. mit dem Zürcher Professor für Kunstgeschichte Linus Birchler (1893–1967). 1901 schuf der das Gemeindewappen von Oberdorf, auch die Wappen anderer Orte, auch entwarf der die Fahne der Schweizergarde. Ihm wurde das päpstliche Komturkreuz des heiligen Gregor verliehen. Er ist Officier de l’Ordre de la Couronne Belge. Seine Werke über die Kunstdenkmäler im Kanton Unterwalden und v. a. sein Quellenwerk zu Niklaus von Flüe gelten nach wie vor als Standardwerke.

Im Stiftsarchiv Engelberg befinden sich Notizbücher, Korrespondenz und Nachlass. Aus «Verärgerung über einige Politiker» vermachte er den Nachlass nicht dem Historischen Verein des Kantons Nidwalden oder der Kantonsbibliothek.[3] Das Nidwaldner Museum zeigt Tafelaufsätze, Trinkgefässe und ein Spielzeugpferd Robert Durrers.[4]

Werke (Auswahl)

  • Die Verheerungen des Lieli- und Trästlibaches in Beckenried und der Wetterschaden in Nidwalden den 4. Juli 1883: Bericht des Centralhülfscomité über die zu Gunsten der Geschädigten eingegangenen Liobesgaben und deren Vertheilung an Landammann und Regierungsrath von Nidwalden, 12. Juli 1885, Buchdruckerei von Paul von Matt, Stans 1885.
  • Die Freiherren von Ringgenberg, Vögte von Brienz, und der Ringgenberger Handel. In: Jahrbuch für schweizerische Geschichte (ISSN 1013-0640) 21 (1896), S. 195–391.
  • Die Bundesbriefe der alten Eidgenossen, 1291–1513. Nach den Originalen bearb. und mit Erläuterungen versehen von Dr. Robert Durrer, Zürcher & Furrer, Zürich 1904.
  • Die Schweizergarde in Rom und die Schweizer in päpstlichen Diensten, H. von Matt & Co., Stans 1906 / Räber, Luzern 1927.
  • Die Fischereirechte in Nidwalden, in: Beiträge zur Geschichte Nidwaldens 10 (1907), S. 29–84
  • Die ersten Freiheitskämpfe der Urschweiz, in: Schweizer Kriegsgeschichte [Bern] 1 (1915), S. 74–98
  • Kriegsbetrachtungen, Schriften für Schweizer Art und Kunst 24/25, Zürich 1915.
  • Die Gemeindewappen Unterwaldens, in: Beiträge zur Geschichte Nidwaldens 26 (1959), S. 44–67; auch in: Schweizer Archiv für Heraldik 1917; auch als Separatdruck, Stans 1918.
  • Robert Durrer (Hrsg.): Bruder Klaus. Die ältesten Quellen über den seligen Niklaus von Flüe, sein Leben und seinen Einfluss. Regierungsdruckerei, Sarnen 1917ff, Nachdruck 1981, 2 Bände.
  • Das Frauenkloster Engelberg als Pflegestätte der Mystik: seine Beziehungen zu den Strassburger Gottesfreunden und zu den frommen Laienkreisen der Innerschweiz, in: Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des Historischen Vereins der Fünf Orte 76 (1921), S. 195–218.
  • Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden, Die Kunstdenkmäler der Schweiz 1, Schweizerisches Landesmuseum, Zürich 1899–1928, Nachdruck Birkhäuser Verlag, Basel 1971.
  • Glarner Fahnenbuch, hrsg. vom Historischen Verein des Kantons Glarus. Bearbeitet von Robert Durrer, Zürich 1928.
  • Studien zur ältesten Geschichte Luzerns und des Gotthardweges, in: Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des Historischen Vereins der Fünf Orte 84 (1929), S. 1–72.
  • Das Testament des Obwaldner Landammanns Nikolaus von Rüdli, des jüngeren, vom Jahre 1442: Ein Beitrag zur innerschweizerischen Rechts- und Kulturgeschichte, in: Der Geschichtsfreund. Mitteilungen des Historischen Vereins der Fünf Orte 85 (1930), S. 196–234.
  • Luzerner Bilderchronik 1513: zur VI. Jahrhundertfeier des Eintrittes Luzerns in den Bund der Eidgenossen; Diebold Schilling; hrsg. von der Einwohner- und Korporationsgemeinde Luzern; bearbeitet von Robert Durrer und Paul Hilber, Sadag, Genf 1932.
  • Heinrich Angst, erster Direktor des Schweizerischen Landesmuseums, britischer Generalkonsul. Zu Ende geführt von Fanny Lichtlen, Tschudi & Co., Glarus 1948.
  • Das Wappen von Unterwalden, in: Beiträge zur Geschichte Nidwaldens 26 (1959), S. 9–43.
  • Gutachten über die Schreibweise der Nidwaldner Familiennamen, in: Beiträge zur Geschichte Nidwaldens 26 (1959), S. 68–73.

Literatur

  • Kathrin Gurtner: Naef – Durrer – Zemp. In: Kunst+Architektur, 2/2015, S. 34–41.
  • Zum 25. Todestag von Dr. Robert Durrer (2. März 1867 bis 14. Mai 1934). In: Beiträge zur Geschichte Nidwaldens. Bd. 26 (1959), S. 7 f.
  • Franz Odermatt: Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten von Staatsarchivar Dr. Robert Durrer 1867–1934. In: Beiträge zur Geschichte Nidwaldens. Bd. 17 (1944), S. 42–50.
  • H[ans] Meyer-Rahn: Robert Durrer – im Rahmen der Biographie von Jakob Wyrsch. In: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte. Band 11, Nr. 3, 1950, S. 177–180, doi:10.5169/seals-163577.
  • Jakob Wyrsch, Josef von Matt et al.: Robert Durrer. von Matt, Stans 1949 (= Der Geschichtsfreund, Beiheft 1).

Weblinks

Wikisource: Robert Durrer – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Peter Ochsenbein: Laienfrömmigkeit und Gemeinschaftsbewußtsein. Das «Große Gebet der Eidgenossen» als spätmittelalterliche Volksandacht. In: Klaus Schreiner (Hrsg.): Laienfrömmigkeit im späten Mittelalter. Oldenbourg, München 1992, S. 319–330, hier S. 320.
  2. Vgl. Das Kloster St. Johannes Baptista in Münster. In: Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde. 7 (1894), S. 385–388; J. Zemp: Das Kloster St. Johann zu Münster in Graubünden. Unter Mitwirkung von Robert Durrer. Genf 1906–1911.
  3. Daniel Krämer, Regula Odermatt: Handbuch der historischen Buchbestände in der Schweiz. (Memento vom 25. September 2011 im Internet Archive) Zürich 2003.
  4. Inventar NM 9833 (Memento vom 30. August 2011 im Internet Archive).