Robbie Robertson

Robbie Robertson, 2007

Jaime Royal „Robbie“ Robertson (* 5. Juli 1943 in Toronto, Ontario; † 9. August 2023 in Los Angeles[1]) war ein kanadischer Rockmusiker (Gitarrist, Sänger und Songschreiber). Bekannt wurde er als Mitglied der Gruppe The Band, die Bob Dylan Mitte der 1960er begleitete und ab 1968 acht Studioalben veröffentlichte.

Leben

Robbie Robertson wuchs als Sohn der Mohawk-Cayuga-Indianerin Rosemarie „Dolly“ Chrysler[2] und des Ziehvaters James Patrick Robertson in Toronto auf,[3] die beide in einer Metallfabrik arbeiteten.[2] Mit seiner Mutter besuchte er häufig das Reservat Six Nations of the Grand River bei Brantford, in dem sie aufgewachsen war, ließ sich von der Musikkultur dort inspirieren und lernte früh Gitarre.[4] Erst als Teenager, nach der Trennung der Eltern, erfuhr Robbie Robertson, dass sein leiblicher Vater Alexander Klegerman war, ein Nachkomme jüdischer Immigranten, der noch vor Robbies Geburt bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war.[3][2]

Robbie Robertson, 1974

Schon Ende der 1950er spielte er in verschiedenen Bands in Toronto und Umgebung mit. 1960 schloss er sich der Band The Hawks um Sänger Ronnie Hawkins an.[5] Als Hawkins die Gruppe 1963 verließ, nannte sie sich zunächst Canadian Esquires und Levon and the Hawks,[6] bis sie schließlich den Namen The Band annahm. Bob Dylan nahm die Band 1965 bis 1966 als Begleitmusiker unter Vertrag, nachdem er beim Newport Folk Festival 1965 erstmals mit „elektrischer“ Unterstützung aufgetreten war.[7] 1968 erschien das Album Music from Big Pink,[8] das die Band zu einer der bekanntesten amerikanischen Rockbands machte. Robertson schrieb die meisten Songs und galt als ihr führender Kopf. Doch 1976 löste er die Formation auf.[9] The Band – The Last Waltz ist die Dokumentation des legendären Abschiedskonzertes.[10] Bei deren Wiedervereinigung 1983 war Robertson nicht dabei.[11]

Der von Robertson geschriebene Titel The Night They Drove Old Dixie Down zählt zu den bekanntesten von The Band. Er erschien erstmals 1969 auf dem Album The Band, wurde aber nie als Single veröffentlicht.[12][13] Folksängerin Joan Baez landete 1971 mit einer Cover-Version ihren ersten und einzigen US-Top-Ten-Hit.[14] Im deutschsprachigen Raum wurde die Melodie hauptsächlich durch den Nummer-eins-Hit Am Tag, als Conny Kramer starb von Juliane Werding aus dem Jahr 1972 bekannt.[15]

Ab 1987 veröffentlichte er in unregelmäßigen Abständen Solo-CDs mit nachlassendem kommerziellen Erfolg. Das Album How to Become Clairvoyant (2011) wurde von dem Magazin Rolling Stone auf seiner Liste der „50 Best Albums of 2011“ auf Platz 10 gesetzt.[16][17]

Der Rolling Stone listete Robertson auf Rang 59 der 100 größten Gitarristen[18] sowie auf Rang 45 der 100 größten Songwriter aller Zeiten.[19] 2021 wurde Robertson in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Robertson starb am 9. August 2023 80-jährig in Los Angeles.[20]

Filmmusik

1980 schrieb Robbie Robertson die Filmmusik zu Martin Scorseses Wie ein wilder Stier und arbeitete für dessen weitere Filmprojekte.[21] 1986 schrieb er (gemeinsam mit Gil Evans) am Soundtrack von Die Farbe des Geldes, musste jedoch seine Aktivitäten einschränken, um sein erstes Soloalbum nicht zu behindern.[22] Für den 2010 erschienenen Scorsese-Film Shutter Island zeichnete er ebenfalls für die Musik verantwortlich.[23]

Robbie-Robertson-Stern, Canada’s Walk of Fame

2004 erschien Robertsons Song Shine Your Light auf dem Soundtrack des Films Im Feuer (Ladder 49, u. a. mit John Travolta).[24] Das Lied The Money Chant wird im Film The Wolf of Wall Street (2013) in einer Restaurant-Szene mit Leonardo DiCaprio und Matthew McConaughey von den beiden Schauspielern gesungen. Es ist auch im Outro zu hören.[25] Noch im Jahre 2023 arbeitete Robertson an dem Soundtrack des Scorsese-Films Killers of the Flower Moon mit.[26]

Diskografie

Soloalben

  • 1987: Robbie Robertson (inkl. Sweet Fire Of Love und Testimony mit U2, Fallen Angel und Broken Arrow mit Peter Gabriel, CA:Doppelplatin×2Doppelplatin , US/UK:GoldGold)[27]
  • 1991: Storyville (CA:PlatinPlatin)
  • 1994: Music for the Native Americans (CA:GoldGold)
  • 1998: Contact from the Underworld of Red Boy
  • 2011: How to Become Clairvoyant
  • 2019: Sinematic

Produzent

Filmografie (Auswahl)

Weblinks

Commons: Robbie Robertson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chris Morris: Robbie Robertson, Leader of The Band, Dies at 80. Variety, 9. August 2023.
  2. a b c Richard Williams: Robbie Robertson obituary. In: The Guardian. 10. August 2021; (englisch).
  3. a b Seth Rogovoy: How Robbie Robertson learned he was Jewish — and the son of a gangster. In: The Forward. 9. August 2023; (englisch).
  4. How The Six Nations Helped Shape Robbie Robertson's Musical Development. In: CBC. Abgerufen am 10. August 2023 (en-can).
  5. Jem Aswad: Ronnie ‘Hawk’ Hawkins Remembered by the Band’s Robbie Robertson. In: Variety. 30. Mai 2022, abgerufen am 10. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  6. Biography. Robbie Robertson, abgerufen am 10. August 2023 (englisch).
  7. Cillian Breathnach: Robbie Robertson recalls Dylan going electric: “every night we played, people booed us and threw stuff at us”. In: Guitar.com. 7. April 2021, abgerufen am 10. August 2023 (britisches Englisch).
  8. The Band - Music From Big Pink. In: Discogs. 1968, abgerufen am 10. August 2023 (englisch).
  9. oe1.orf.at: Das Abschiedskonzert von "The Band" 1976 | FR | 23 11 2018 | 14:05. Abgerufen am 10. August 2023.
  10. deutschlandfunk.de: Vor 40 Jahren - Rockgruppe „The Band“ gab ihr letztes Konzert. Abgerufen am 10. August 2023.
  11. The Band Live 1983-1986. Abgerufen am 10. August 2023.
  12. Rick Moore: Behind the Song: The Band, "The Night They Drove Old Dixie Down". 1. November 2019, abgerufen am 10. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  13. Jack Hamilton: The Troublesome Case of “The Night They Drove Old Dixie Down”. In: Slate. 13. August 2020, ISSN 1091-2339 (slate.com [abgerufen am 10. August 2023]).
  14. NDR: Joan Baez "The Night They Drove Old Dixie Down". Abgerufen am 10. August 2023.
  15. Conny Kramer und die Nazis. 6. Januar 2019, abgerufen am 10. August 2023.
  16. David Fricke: How to Become Clairvoyant. In: Rolling Stone. 4. April 2011, abgerufen am 10. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  17. How To Become Clairvoyant - Year-End Lists. Abgerufen am 10. August 2023.
  18. 100 Greatest Guitarists of All Time. Rolling Stone, 18. Dezember 2015, archiviert vom Original am 15. Juli 2015; abgerufen am 7. August 2017 (englisch).
  19. The 100 Greatest Songwriters of All Time. Rolling Stone, August 2015, abgerufen am 7. August 2017 (englisch).
  20. Der Band-Leader: Zum Tod von Robbie Robertson. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 10. August 2023]).
  21. The-Band-Gründer: Robbie Robertson ist gestorben. In: Der Spiegel. 10. August 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 10. August 2023]).
  22. Soundtrack Album The Color of Money (The Band)
  23. Shutter Island (Memento vom 30. Januar 2010 im Internet Archive)
  24. Im Feuer (2004) - Soundtracks - IMDb. Abgerufen am 10. August 2023 (deutsch).
  25. Soundtrack: The Wolf of Wall Street | Popkultur.de. 19. Januar 2014, abgerufen am 10. August 2023 (deutsch).
  26. Musik aus Tragödien und Freude - Trauer um Robbie Robertson. 10. August 2023, abgerufen am 10. August 2023.
  27. Auszeichnungen für Musikverkäufe: CA US UK

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Robbie Robertson performing with the Band in 1974
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Robbie Robertson performing on stage at the Crossroads Guitar Festival 2007
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Robbie Robertson's star on Canada's Walk of Fame