Riwetho

Riwetho

RechtsformEingetragene Genossenschaft
Gründung1998
Sitz46117 Oberhausen (Rheinland) Ripshorster Str. 375
Leitung
  • Ralph Brunotte, Michael Karrer, Karl Heinz Kohnen, Volker Wilke (Vorstand)
  • Phillipa Michels (Vorsitz Aufsichtsrat)
BrancheWohnungswirtschaft
Websitewww.riwetho.de
Stand: 2022
Zeichnung „Siedlung Ripshorster Straße“
Blick in die Werkstraße (2010)
Infotafel „Route der Industriekultur“
Kindergarten Siedlung „Neu Oberhausen“ ca. 1912

Riwetho eG – Genossenschaft für selbstverwaltetes, multikulturelles, soziales und ökologisches Wohnen ist eine standortgebundene Wohnungsbaugenossenschaft in Oberhausen. Sie ist 1998 aus einer Bewohnerinitiative zum Kauf der abrissbedrohten Siedlung „Ripshorster Straße“ der Thyssen AG am Rande der Neuen Mitte Oberhausen hervorgegangen und versteht sich als Bewohnergenossenschaft und Modell einer selbstverwalteten Wohnsiedlung.[1] Riwetho ist unter GnR 253 im Handels- und Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Duisburg eingetragen. Neben der obligatorischen Mitgliedschaft in einem Prüfungsverband bestehen Mitgliedschaften im Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen und im Wohnbund.

Wohnungsbestand

Der Wohnungsbestand der Genossenschaft besteht aus der zwischen Neue Mitte Oberhausen, Rhein-Herne-Kanal und Haus Ripshorst gelegenen Siedlung „Ripshorster Straße“, intern auch „Ripse“ genannt, und umfasst 22 Häuser mit 68 Wohnungen. Es ist der erhalten gebliebene Wohnungsbestand der ehemaligen Werkssiedlung „Neu Oberhausen“, die in Bauabschnitten 1889, 1910 und 1927 für Angehörige des Stahl- und Walzwerks „Neu Oberhausen“ der Gutehoffnungshütte (GHH) errichtet wurde. Die ursprüngliche Planung der Erstellung von Bürgerhaus und Konsumanstalt wurde aufgrund der Weltwirtschaftskrise nicht mehr verwirklicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zerstörte oder beschädigte Häuser wieder aufgebaut, nicht aber die Gemeinschaftseinrichtungen Kindergarten und der Lebensmittelladen. Den Abrissplänen der späteren Eigentümerin Thyssen AG fielen 1969 die acht Häuser an der Osterfelder Straße zum Opfer.

Zu Beginn der ersten Bauphase wurden Grundrisse der Siedlung und der Häuser auf der Weltausstellung Paris 1889 präsentiert.[2] Alle Häuser sind entsprechend der Bauabschnitte in die Liste der Baudenkmäler in Oberhausen eingetragen. Die Siedlung „Ripshorster Straße“ ist Bestandteil der Route der Industriekultur und darin Station der Themenrouten Oberhausen: Industrie macht Stadt und zusammen mit den GHH-Siedlungen Eisenheim, Stemmersberg und Grafenbusch Station der Themenroute Arbeitersiedlungen.[3]

Das Siedlungsbild diente schon mehrmals als Filmkulisse. Das ZDF drehte 1982 aufgrund des seinerzeit noch anzutreffenden Originalzustands der Siedlung den 13-Teiler „Die Pawlaks – Eine Geschichte aus dem Ruhrgebiet“. Für Sönke Wortmanns Wunder von Bern wurde die Werkstraße 2002 als Filmkulisse hergerichtet. Der Film erinnert an den sensationellen Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft 1954 und zeichnet zugleich das Porträt einer Familie im Nachkriegsdeutschland.[4]

Genossenschaftsgründung

Die Thyssen AG übernahm 1968 die Aktienmehrheit an der Hüttenwerke Oberhausen AG, dem Stammwerk der GHH, und betrieb den Abriss der Siedlung. Frei werdende Wohnungen wurden nicht mehr vermietet. 1980 entstand eine Bewohnerinitiative aus ehemaligen Werksangehörigen und zugezogenen Studenten, die sich für den Erhalt einsetzte und leer stehende Siedlungshäuser besetzte. Jahrelange, wechselvolle Verhandlungen mit Thyssen und der Stadt Oberhausen führten schließlich 1998 zur Genossenschaftsgründung und 2001 zu einer Einigung. Die Bewohnergenossenschaft Riwetho eG kaufte die Siedlung und verpflichtete sich als Eigenleistung zur Modernisierung der Siedlungshäuser und Sanierung der Siedlungsstraßen sowie von Versorgungsleitungen. Die denkmalgerechte, öffentliche geförderte Modernisierung der Häuser steht vor dem Abschluss. Durch fachlich angeleitete Selbsthilfeleistungen der Bewohner konnten die Mieten weiterhin niedrig gehalten werden.[5]

Die Namensbezeichnung „Riwetho“ ist abgeleitet aus den Anfangsbuchstaben der drei Siedlungsstraßen Ripshorster Straße, Werk- und Thomasstraße. Die sprachliche Nähe zur ehemaligen südafrikanischen Township Soweto ist beabsichtigt.

Verein und Gemeinschaftshaus

Der Verein „Riwetho e.V. – Interessengemeinschaft zum Erhalt der Arbeitersiedlung Ripshorster-, Werk- und Thomasstraße“ wurde 1987 gegründet. Der Antrag des Vereins an die Internationale Bauausstellung Emscherpark (1989–1999), die Siedlung als innovatives Wohnprojekt mit sozialen, kulturellen und ökologischen Ansätzen zu fördern und damit zu ihrem Erhalt beizutragen, wurde nicht angenommen. Gegen Ende der IBA Emscherpark konnte aber im Rahmen des Projektaufrufs „Initiative ergreifen“ der Bau eines barrierefreien Gemeinschaftshauses auf dem Grundstück des früheren Kindergartens und Lebensmittelladens in der Werkstraße begonnen werden, das nach Fertigstellung 2003 vom Bewohnerverein bewirtschaftet wird.[6]

Literatur

Weblinks

Commons: Siedlung Ripshorster Straße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Mehr als Mieter“ abgerufen am 5. März 2014
  2. „Ausflugstipps Rhein-Ruhr“ (Memento des Originals vom 6. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rheinruhronline.de
  3. Route der Industriekultur
  4. Filmbilder
  5. Modernisierung kommt voran (Memento vom 31. Januar 2016 im Internet Archive) WAZ Oberhausen vom 17. Februar 2008
  6. „Zeitzeuge für Gemeinschaftssinn in Oberhausen“, DerWesten/Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Lokalausgabe Oberhausen, 6. Januar 2016, abgerufen am 23. Januar 2016

Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekulturhttp://vorlage.rik.test/~19~119031 (archivierte Version)

Koordinaten: 51° 29′ 36,1″ N, 6° 53′ 27,5″ O

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Symbol Siedlungen der Route der Industriekultur
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Die Gutehoffnungshütte baute in drei Abschnitten 1899, 1910 und 1927 22 Häuser an der Ripshorster-, Werk- und Thomasstraße in Oberhausen. Prägend sind die schlichten an der Platanenallee liegenden acht 1 ½ geschossige Backsteinbauten an der Ripshorsterstraße. An der Werkstraße entstanden ebenfalls Backsteinbauten, die sehr unterschiedlich und abwechslungsreich gestaltet wurden. Die Gestaltung erfolgte zeittypisch durch Jugendstilformen, die deutlich vom Barock beeinflusst waren. Ebenfalls in dieser Zeit entstanden - auf dem Areal des heutigen Gemeinschaftsplatzes – ein Kindergarten und ein Lebensmittelgeschäft. Heute steht dort ein Holzhaus mit Geothermie, das als Gemeinschaftshaus dient. Während des dritten Bauabschnitt wurden an der Werk- und Thomasstraße neun 1 ½ geschossige Zweifamilien-Meisterhäuser gebaut, hier allerdings mit Zierformen des Expressionismus versehen.

Nach Übernahme durch den Thyssen-Konzern in den 1960er Jahren wurde der Abriss der gesamten Siedlung geplant. 1969 begann man die ersten Häuser an der Osterfelder Straße abzureissen. 1980 entstand eine erste Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt der Siedlung einsetzte, ein Jahr später wurden leerstehende Häuser besetzt. 1987 wurde die Interessengemeinschaft zum Erhalt der Arbeitersiedlung an der Ripshorster-, Werk- und Thomasstraße (RIWETHO) e.V. gegründet. Bürgerschaftliches Engagement und jahrelange Verhandlungen mit dem Thyssen-Konzern und der Stadt Oberhausen führten schließlich 2001 zu einer Lösung. Eine neu gegründete Bewohner-Genossenschaft kaufte den noch vorhandenen Wohnbestand und schuf damit die Voraussetzungen für den langfristigen Erhalt der Siedlung. Fördergelder im Rahmen der Internationalen Bauaustellung IBA Emscherpark ermöglichten den Bau des neuen Gemeinschaftshauses an der Werkstraße. Im Jahr 2003 wurde mit der Sanierung der Siedlung an der südlichen Werkstraße begonnen.

Die Auseinandersetzung um die ab 1889 für die GHH errichtete Siedlung „Neu-Oberhausen“ dauerte von 1979-2001 und führte zur Gründung einer Genossenschaft. Abriss und drohende Einzelprivatisierung konnten so verhindert werden. Das ursprüngliche Siedlungsbild diente schon mehrmals als Filmkulisse, zum Beispiel für Sönke Wörtmanns „Wunder von Bern“, das an den sensationellen WM-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft 1954 erinnert und zugleich das Porträt einer Familie im Nachkriegsdeutschland zeichnet.
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Herne, Gebäude in der Siedlung Teutoburgia.
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Infotafel "Route der Industriekultur"
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Schmales Hinweisschild auf den Hauptstrecken der Route der Industriekultur