Ringwall Hünerberg

Ringwall Hünerberg
Überreste des nach Südosten ausgerichteten Erdwalls

Überreste des nach Südosten ausgerichteten Erdwalls

StaatDeutschland
OrtKronberg-Oberhöchstadt
EntstehungszeitFrühmittelalter
BurgentypHöhenburg, Ringwallanlage
ErhaltungszustandBodendenkmal
Ständische Stellungunbekannt
Geographische Lage50° 12′ N, 8° 31′ O
Höhenlage375 m ü. NHN
Ringwall Hünerberg (Hessen)
(c) Karte/Map: NordNordWest/Lencer, Lizenz/Licence: Creative Commons by-sa-3.0 de
Ringwall Hünerberg (Hessen)

Bei dem Ringwall Hünerberg handelt es sich um eine vermuteterweise fränkische frühmittelalterliche Ringwallanlage auf dem 375 m ü. NHN hohen Hünerberg bei Kronberg-Oberhöchstadt im hessischen Hochtaunuskreis. Alten Sagen nach wurde der Wall einst von Hünen errichtet.

Lage und Beschreibung

Digitales Reliefbild des Hünerberg
Relief und Umzeichnung der Ringwallanlage

Auf dem felsigen und isolierten Höhenrücken des bewaldeten Hünerbergs (früher auch Hünerburg, Hühnerberg, Hünerkopf oder Hühnerkopp genannt) mit seinen bis zu 30 m hohen Felsabstürzen findet sich die etwa 1,9 ha große (Innenmaße) und etwa 750 Meter Umfang messende Ringwallanlage Hünerberg. Die Form des Walls ist dabei den geologischen Formen angepasst. Natürliche Gegebenheiten, wie Felsen, sind in den Verlauf des Walls integriert. Er misst in seiner größten Ausdehnung eine Länge von 280 Meter bei Breiten von elf bis 35 Metern. Im Westen wird durch die Anlage das felsige Bergplateau mit den steilen Felsabstürzen umschlossen. Der flachere Ostteil greift auf den Berghang aus. Der Ringwall ist im Ostteil, deutlich stärker ausgeprägt, was vermutlich mit dem hier aufgrund der geländespezifischen Gegebenheiten höheren Sicherungsbedarfs im Zusammenhang steht. Im gesamten Westbereich finden sich die Spuren einer Trockenmauer, deren Stärke bei etwa 1,80 m lag. Die besonders im Nordbereich vorhandenen Felsen wurden dabei in die Mauer integriert. Diese Mauer ist heute nur noch schwach in ihren Grundzügen, teilweise als Wall, teilweise einfach als Geländeabsatz, erkennbar. Auffällig ist dabei die Verwendung von sehr großen Steinen.

Der stärkere Ausbau des Ostteils spiegelt sich in dem halbkreisförmig geführten Wall mit vorliegendem Graben wider. Er bindet im Norden und Süden an Felstürme an. Angeblich befand sich hier eine 6,40 m breite Trockenmauer mit Holzversteifungen. Im flacheren Osten finden sich auch noch die deutlich erkennbaren Spuren des Tores der Anlage. Der Graben stellt einen zwischen 5 m und 6 m breiten Sohlgraben dar. Dieser Graben verläuft je nach Geländebeschaffenheit unmittelbar am Wall oder mit bis zu 10 m Abstand.

Innerhalb der Anlage finden sich eine Reihe von Eisenschlacken, welche auf Metallverarbeitung hindeuten. Außerhalb der Anlage, etwa 50 m nordöstlich vom Tor entfernt, findet sich ein etwa 50 m durchmessender Steinbruch. Ob und wie dieser mit der Wallanlage in Verbindung steht, ist nicht bekannt.

Weiter im Nordosten finden sich eine Reihe von Gräben, deren Ursprung nicht bekannt ist. Das Naturdenkmal Hauburgstein findet sich rund 250 m östlich des Ringwalls.

Die Anlage ist heute durch den Wanderweg Schwarzer Punkt des Taunusklubs erschlossen.

Geschichte

Ausblick vom Hünerberg auf die Rhein-Main-Ebene

Über die Funktion und Nutzung der Anlage ist nur wenig bekannt. Sicher ist, dass die Anlage keinen vorgeschichtlichen Hintergrund hat, auch wenn eine Vielzahl von Funden die Anwesenheit von Menschen der Urnenfelderkultur, der Hallstattkultur und der Römischen Zeit auf dem Hünerberg bezeugen. Besiedelt war der Berg zu diesen Zeiten allerdings nicht.

Die Anlage an sich ist wahrscheinlich fränkischen Ursprungs. Ihr Bestehen zur karolingischen Epoche gilt durch entsprechende Funde als erwiesen. Es handelte sich auf jeden Fall nicht um eine Fluchtburg. Vielmehr war die Anlage ständig bewohnt. Sie beherrschte wahrscheinlich das Vorland mit Königsgut in der Umgebung von Oberhöchststadt. Zudem wurde vermutlich von hier aus die durch den Taunus von Frankfurt nach Waldems-Esch führende Straße überwacht und gesichert.

Von Karl August von Cohausen im Jahr 1886 und Christian Ludwig Thomas in den Jahren 1909/10 durchgeführte Grabungen konnten nur die Grundzüge der Befestigung klären. Im Zuge dieser Grabungen wurde allerdings geklärt, dass es sich nicht um eine vorgeschichtliche Befestigung handelt.

Gilboa Tempel

Der Gilboa Tempel im Südwestbereich der Anlage

Im Südwesten des Areals wurde 2010 der sogenannte Gilboa Tempel eingeweiht, anlässlich des zwanzigsten Jahrestags der freundschaftlichen Partnerschaft zwischen dem Hochtaunuskreis und dem Landkreis Gilboa in Israel. Von hier aus bietet sich ein hervorragender Blick auf die Rhein-Main-Ebene.

Galerie

Denkmalschutz

Der Bereich der Wallanlage ist ein Bodendenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Literatur

  • A. von Cohausen: II. Die Hünerburg, in: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. 20. Band, Verlagsbuchhandlung Julius Niedner, Wiesbaden 1888, S. 6–8
  • Fritz-Rudolf Herrmann: Der Ringwall auf dem Hünerberg im Taunus: Führungsblatt zu der frühmittelalterlichen Burg bei Kronberg-Oberhöchstadt, Hochtaunuskreis (=Band 44: Archäologische Denkmäler in Hessen), Verlag Abt. für Vor- u. Frühgeschichte im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 1985
Commons: Ringwall Hünerberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  • Ulrich Dahmlos: Archäologische Funde des 4. bis 9. Jahrhunderts in Hessen (= Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte 7). Hessisches Landesamt für Geschichtliche Landeskunde, Marburg 1979, ISBN 3-7708-0672-7.
  • Fritz-Rudolf Herrmann: Der Ringwall auf dem Hünerberg im Taunus. Führungsblatt zu der frühmittelalterlichen Burg bei Kronberg-Oberhöchstadt, Hochtaunuskreis (= Archäologische Denkmäler in Hessen 44, ISSN 0936-1693). Landesamt für Denkmalpflege Hessen – Abteilung für Vor- und Frühgeschichte, Wiesbaden 1985.
  • Jörg Lindenthal: Kulturelle Entdeckungen. Archäologische Denkmäler in Hessen. Jenior, Kassel 2004, ISBN 3-934377-73-4, S. 133f.
  • Elias Neuhof: Karte von der Gegend bey Homburg vor der Höhe und dasigen Gebürgen. In: Elias Neuhof: Nachricht von den Alterthümern in der Gegend und auf dem Gebürge bey Homburg vor der Höhe. Verlag des Evangelischen reformierten Waisenhauses, Hanau 1777 (Nachdruck. Taunusklub, Frankfurt am Main 1985).

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Ringwall Hünerberg 181.jpg
Ringwall Hünerberg im Westbereich. Deutlich sichtbar die Reste der Trockenmauer.
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Bad Homburg Schloss and 'White Tower', viewed from Park side
Ringwall Hünerberg 165.JPG
Südwestwall des Ringwalls Hünerberg
Hauburgstein nahe Ringwall Hünerberg 133.jpg
Naturdenkmal „Hauburgstein“ an der Feldbergstraße etwa 260 m östlich des Ringwalls Hünerberg, Hessen
Ringwall Hünerberg 185.JPG
Nordwall des Ringwalls Hünerberg
Ringwall Hünerberg Digitales Geländemodell.jpg
Autor/Urheber: Rouven Meidlinger, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Digitales Geländemodell, Auflösung 1 m, 3D Ansicht, Rohdaten: Land Hessen, https://gds.hessen.de/
RWA Hünerberg bei Kronberg-Oberhöchstadt (Hessen).png
(c) Commander-pirx in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 4.0
Reliefdaten und Umzeichnung der "Ringwallanlage Hünerberg" in Kronberg-Oberhöchstadt im hessischen Hochtaunuskreis.
Reliefdaten: Maßstab 1:1.000, Auflösung 1 m, Rohdaten: Land Hessen, (https://gds.hessen.de/) aus dem hessischen Windatlas (https://windrosen.hessen.de) extrahiert.
Kleinkastell Maisel - Kleinkastell Lochmühle - Ringwall Hünerber 171.JPG
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Ausblick vom Hünerberg auf die Rhein-Main-Ebene
Kleinkastell Maisel - Kleinkastell Lochmühle - Ringwall Hünerber 179.JPG
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Gilboa Tempel im Südwestbereich