Riesen-Straußgras

Riesen-Straußgras

Riesen-Straußgras (Agrostis gigantea)

Systematik
Ordnung:Süßgrasartige (Poales)
Familie:Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie:Pooideae
Tribus:Aveneae
Gattung:Straußgräser (Agrostis)
Art:Riesen-Straußgras
Wissenschaftlicher Name
Agrostis gigantea
Roth

Das Riesen-Straußgras (Agrostis gigantea), auch Fiorin-Gras genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Straußgräser (Agrostis) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae).

Beschreibung

Illustration aus Flora Batava, Volume 6
Detailaufnahme des Blatthäutchens

Vegetative Merkmale

Das Riesen-Straußgras ist eine sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 40 bis 120 zuweilen bis zu 150 Zentimetern. Es bildet kurze, dicke und zähe unterirdische Ausläufer (Rhizome) und wächst daher in kleinen, dichten Horsten. Oberirdische Kriechtriebe fehlen. Die drei- bis sechsknotigen, glatten Halme wachsen aufrecht oder von einem gekrümmten oder niederliegenden Grund an aufsteigend. Sie bewurzeln und verzweigen sich an den unteren Knoten (Nodien).

Die Blattscheiden sind auf dem Rücken gerundet, glatt oder schwach rau. Der Blattgrund ist nicht in Öhrchen ausgezogen. Das stumpfe und gezähnte Blatthäutchen (Ligula) misst 1,5 bis 6 Millimeter in der Länge. Die 3 bis 11 Millimeter breiten, 5 bis 20 Zentimeter langen und kahlen Blattspreiten sind oberseits gerieft und unterseits matt. Die Blattspreiten sind dünn zugespitzt, im jungen Zustand gerollt und später flach.

Generative Merkmale

Die Blütezeit erstreckt sich von Ende Juni bis August. Der auch nach der Anthese offene und sehr lockere rispige Blütenstand ist aufrecht und bei einer Länge von 8 bis 25 Zentimetern sowie einer Breite von 3 bis 15 Zentimeter länglich bis eiförmige. Die grünen oder purpurfarben Rispen sind vielästig. Die Rispenäste sind zu Büscheln vereinigt. Die rauen Stielchen sind 0,5 bis 3 Millimeter lang. Die zahlreichen, einblütigen und seitlich zusammengedrückten Ährchen sind 2 bis 3 Millimeter lang. Die beiden ausdauernden, einnervigen Hüllspelzen sind so lang wie die Ährchen. Die drei- bis fünfnervigen Deckspelzen sind etwas kürzer als die Hüllspelzen, am Grund fein behaart und grannenlos, selten mit sehr kurzer Granne, die an oder nahe der Spitze abgeht.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 42.

Ökologie

Beim Riesen-Straußgras handelt es sich um einen Hemikryptophyten.

Verbreitung und Standort

Das Verbreitungsgebiet reicht über ganz Europa und durch die gemäßigten Zonen Asiens bis nach Nordafrika. Das Riesen-Straußgras ist unter anderem in Nordamerika, Australien und Neuseeland ein Neophyt.[1] In Deutschland kommt es zerstreut bis verbreitet, in Österreich zerstreut vor.

Es siedelt von der collinen bis zur subalpinen Höhenstufe. Das Riesen-Straußgras besiedelt feuchte bis nasse, grund- und sickerfeuchte, nährstoff- und basenreiche mäßig saure Sand-, Lehm- und Tonböden.[2] Es wächst in Wiesen, Ruderalfluren und Uferröhrichten, weiters in lichten Wäldern und in Holzschlägen. Im pflanzensoziologischen System ist das Riesen-Straußgras eine Klassenkennart der Grünlandgesellschaften (Molinio-Arrhenatheretea), hier vor allem in den nährstoffreichen Nasswiesen-Gesellschaften (Calthion), aber auch in Röhrichten und Großseggensümpfen (Phragmitetalia australis).

Systematik

Man kann zwei Unterarten unterscheiden:[1]

  • Agrostis gigantea subsp. gigantea: Sie kommt von den gemäßigten Zonen Eurasiens bis Nordafrika vor.[1]
  • Agrostis gigantea subsp. maeotica(Klokov) Tzvelev: Sie kommt in der südlichen Ukraine und auf der Krim vor.[1]

Nutzung

Das Riesen-Straußgras ist von geringem landwirtschaftlichen Wert. Es ist ein mäßiges Futtergras und ist gewöhnlich nicht ansaatwürdig.[3] Es wird in Deutschland in Ansaatgrünland nur für feuchte Wiesen empfohlen. In den Vereinigten Staaten wird das Riesen-Straußgras zur Bodenfestigung und zur Heugewinnung angebaut. Auf leichten, sandigen und kiesigen Böden neigt das Riesen-Straußgras zur Verunkrautung.

Belege und weiterführende Informationen

Literatur

  • Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 10., bearbeitete Auflage. Band 4: Gefäßpflanzen: Kritischer Band. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München/Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1496-2.
  • Hans Joachim Conert: Pareys Gräserbuch. Die Gräser Deutschlands erkennen und bestimmen. Parey, Berlin 2000, ISBN 3-8263-3327-6.
  • Charles Edward Hubbard: Gräser. Beschreibung, Verbreitung, Verwendung (= UTB. Band 233). 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1985, ISBN 3-8001-2537-4 (englisch: Grasses. Übersetzt von Peter Boeker).

Einzelnachweise

  1. a b c d Rafaël Govaerts (Hrsg.): Agrostis gigantea. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 25. Mai 2020.
  2. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
  3. Ernst Klapp, Wilhelm Opitz von Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. Erkennung und Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Verwendung. 13. überarbeitete Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2006, ISBN 3-8001-4775-0, S. 207.

Weblinks

Commons: Riesen-Straußgras (Agrostis gigantea) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Agrostis alba — Flora Batava — Volume v6.jpg
Agrostis gigantea Roth (Syn. Agrostis alba auct. non L.)
Agrostis gigantea.jpeg
Autor/Urheber: Kristian Peters -- Fabelfroh 07:06, 19 August 2007 (UTC), Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Riesen-Straußgras (Agrostis gigantea), Infloreszenz
Agrostis gigantea ligula.jpeg
Autor/Urheber: Kristian Peters -- Fabelfroh 07:07, 19 August 2007 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Riesen-Straußgras (Agrostis gigantea), Blatthäutchen