Richtbeil (Strafvollzug)

Richtbeil mit Richtblock im Sauerland-Museum Arnsberg

Das Richtbeil (auch Handbeil) ist wie das Richtschwert ein Gerät, mit dem ein Scharfrichter seine Tätigkeit verrichtete.[1] Es ist nicht mit dem gleichnamigen Richtbeil zu verwechseln, das für Holzbearbeitung in der Stellmacherei genutzt wurde.

Todesstrafe und Strafvollzug

Das Richtbeil wurde in einigen Teilen der deutschen Länder, insbesondere in weiten Teilen Preußens, bis 1938 zur Vollstreckung der Todesstrafe eingesetzt. In Schweden kam es letztmals 1900 zum Zuge, bei der Enthauptung des Massenmörders Johan Filip Nordlund.

Es handelte sich hierbei oft um ein schweres, zweihändig zu handhabendes Beil, das durch die eigene Masse eine starke Durchschlagskraft hatte und in Verbindung mit einem Richtblock oder einer Richtbank, vor dem oder auf dem die zum Tode Verurteilten festgeschnallt wurden, verwendet wurde.

Abschaffung des Richtbeils im Nationalsozialismus

Das Richtbeil galt als pragmatisch schnelles Tötungsinstrument, kam aber wegen seiner offensichtlichen Brutalität zunehmend in Verruf, auch wenn die Scharfrichter mit Handschuhen, Frack und Zylinder auftraten. Als am 18. Februar 1935 in Plötzensee zwei Frauen (Benita von Falkenhayn, damals 34, und Renate von Natzmer, damals 36) wegen „Verrats militärischer Geheimnisse“ mit dem Richtbeil exekutiert wurden, kam es zu Protesten im Ausland. Ernst Hanfstaengl, ein Freund Hitlers, sah darin „kaum wieder gut zu machende Schädigungen des deutschen Kulturansehens“. Der NS-Richter Roland Freisler dagegen hielt das Richtbeil für „männlich“, weil dabei die „Muskelkraft“ des Scharfrichters eine zentrale Rolle spiele, während etwa bei der Guillotine eine Maschine das Werk vollziehe. Außerdem war die Guillotine, wie sie etwa in Bayern zum Einsatz kam, vielen Nationalsozialisten suspekt, nämlich als eine Erfindung Frankreichs. Mitte der 1930er-Jahre suchte die NS-Führung nach einer einheitlichen Hinrichtungsmethode im ganzen Reich. Am 14. Oktober 1936 entschied Hitler gegen das Richtbeil und für die Guillotine, offiziell (wie bereits üblich und auch nachher in der DDR beibehalten) „Fallbeil“ genannt.[2]

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. J. G. Krünitz: Oeconomische Encyclopädie (1773–1858), Eintrag: Richtbeil
  2. Richard J. Evans: Rituale der Vergeltung: Die Todesstrafe in der deutschen Geschichte 1532–1987. 1. Auflage. Kindler, Berlin 2001, ISBN 978-3-463-40400-4.

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Altshausen, Germany: Schloss, Torgebäude, Deckengemälde. Inschrift: "Wer Frid nit halt, die Hand verfalt" ~ "Wer keinen Frieden hält wird seine Hand verlieren."
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a pic of an axe which was used to Decapitation. taken in the Museum at The Tower of London.
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Hinrichtung eines Verurteilten auf der Richtbank mit einem Richtbeil durch den Scharfrichter Friedrich Reindel in der Haftanstalt Braunschweig
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Henkerbeil, Steiermark, 17. oder 18. Jahrhundert (Ausgestellt im Mittelalterlichen Kriminalmuseum Rothenburg ob der Tauber; Inventarnummer 11373); Inschrift: „Wann ich thu` mein Beil aufheben wünsch ich dem Sünder das ewige Leben