Richard B. Spencer

Richard Spencer auf der Konferenz des National Policy Institute am 19. November 2016

Richard Bertrand Spencer (* 11. Mai 1978 in Boston, Massachusetts) ist ein US-amerikanischer White-Supremacy-Aktivist. Spencer prägte das Schlagwort Alt-Right und gilt als Verbreiter der dahinterstehenden Ideologie.

Leben

Richard Spencer wurde in Boston geboren und wuchs in Dallas auf. Sein Vater ist Augenarzt. Spencer besuchte die St. Mark’s School of Texas.[1] Er schrieb sich 1997 an der University of Virginia für Musik und Englisch ein und schloss 2001 mit einem Bachelor of Arts ab. Im Jahre 2003 schloss er an der University of Chicago mit einem Master of Arts ab. Er war später Doktorand an der Duke University, verließ die Universität jedoch ohne Abschluss.[1] Er war unter anderem Redakteur der konservativen Zweimonatszeitschrift The American Conservative (März bis Dezember 2007) und des politischen Blogs Taki’s Magazine (2008/09).[1]

Spencer ist mit der Kanadierin Nina Kouprianowa verheiratet, welche die Schriften des russischen Neofaschisten Alexander Dugin ins Englische übersetzt hat.[2][3][4] Das Paar hat eine Tochter.[5] Spencer lebt in Alexandria, Virginia, und Whitefish, Montana.[6]

Politischer Aktivismus

Spencer gründete 2010 das Onlinemagazin Alternative Right und prägte damit den Begriff Alt-Right.[7][8] Die zentralen Themen der Alt-Right sind ein Einwanderungsstopp, eine rassistische und antisemitische Identitätsstiftung für die angeblich von Verdrängung bedrohte und unterdrückte weiße Mehrheitsbevölkerung und der Kampf gegen die Politische Korrektheit.[8] Seit 2011 ist Spencer Präsident der Denkfabrik National Policy Institute. Das Institut sieht nach eigener Darstellung seine Hauptaufgabe darin, das Bewusstsein der weißen US-Amerikaner zu schärfen, ihre biologische und kulturelle Kontinuität sicherzustellen und ihre Bürgerrechte zu schützen. Laut Eigenaussagen erforscht das Institut die Auswirkungen des andauernden Zuzugs nicht-westlicher Einwanderer auf die nationale Identität der US-Amerikaner.[9][10] Er gründete 2012 das Onlinemagazin Radix Journal, von dem auch zwei Druckausgaben erschienen, in denen unter anderem Aufsätze von Kevin B. MacDonald, Alex Kurtagić, Samuel T. Francis und Derek Turner publiziert wurden.[11] Im Oktober 2014 versuchte Spencer, die jährlich stattfindende Konferenz des National Policy Institute in Budapest abzuhalten. Er wurde jedoch in Ungarn festgenommen, drei Tage inhaftiert und anschließend ausgewiesen.[9]

Im Februar 2017 wurde Spencer bei einem Versuch, an einer CPAC-Konferenz teilzunehmen, aus dem Konferenzhotel hinausgeworfen, wobei seine Positionen zu Alt-Right von einem führenden Organisator als „linker Faschismus“ gebrandmarkt wurden.[12] Zu Beginn des Jahres 2018 erschien im Jungeuropa Verlag von Philip Stein die deutschsprachige Ausgabe des von Spencers Verlag Washington Summit Publishers veröffentlichten Anti-Immigrations-Romans Sea Changes mit dem Vorwort Derek Turners.[13] Das rechtspopulistische Magazin Compact veröffentlichte in seiner Juli-Ausgabe 2018 ein vierseitiges Interview mit Spencer, in dem dieser unter anderem sich selbst als „Identitären“ und den US-Präsidenten Donald Trump als „trottelig“ bezeichnete.[14]

Ansichten

Nach Angaben des Southern Poverty Law Center setzt Spencer sich dafür ein, dass die Vereinigten Staaten ein „arisches“ Land für die angeblich enteignete weiße Rasse werden sollen. Er will das Land „friedlich ethnisch säubern“, um den Abbau der europäischen Kultur aufzuhalten.[9] Hierzu will Spencer die Afroamerikaner, Lateinamerikaner und Juden aus den Vereinigten Staaten entfernen.[10] Er glaubt, dass lateinamerika- und afrikastämmige Menschen einen geringeren Intelligenzquotienten als die weißen US-Amerikaner haben; ferner hätten sie eine genetische Disposition zur Kriminalität.[1] Spencer befürchtet, dass die weißen US-Amerikaner in ihrem eigenen Land künftig eine Minderheit sein werden und dass das europäische Erbe Stück für Stück verloren gehen würde. Dies beträfe alle Bereiche der Kultur wie Literatur und Kunst sowie die kulturelle Identität und letztendlich alles.[9] Laut Spencer ist Donald Trump zwar kein Vertreter der Alt-Right, sein Sieg sei aber ein erster Schritt in Richtung einer schlüssigeren Politik.[15] Der Wahlerfolg von Trumps Populismus sei nicht nur tief in der identitären Politik verwurzelt,[16] sondern sei auch ein erster Erfolg dieser Ideologie in den USA gewesen.[17] Zum Ende einer Veranstaltung des National Policy Institute am 19. November 2016 in Washington, D.C., auf der Trumps Sieg gefeiert wurde, rief er den Anwesenden unter anderem zu: „Hail Trump, hail our people, hail victory!“ (deutsch: „Heil Trump! Heil unserem Volk! Sieg Heil!“).[18][19] Teile des Publikums zeigten daraufhin den Hitlergruß.[20][21] Das United States Holocaust Memorial Museum verurteilte die „hasserfüllte Rhetorik“ der Konferenz.[22] Auf die Konferenz angesprochen erklärte Trump, er kenne diese Gruppe nicht und wolle ihr keinen Auftrieb geben.[23] Im Laufe von Trumps Präsidentschaft, protestierte Spencer mehrfach gegen dessen Außenpolitik, die Spencers Ansicht nach nicht den ursprünglichen Wahlversprechen entsprach. So demonstrierte Spencer mit seinen Anhängern direkt vor dem Weißen Haus, nachdem Trump als Reaktion auf den Giftgasangriff von Chan Schaichun einen Militärschlag gegen einen Militärflughafen Assads anordnete.[24] Spencer übte erneut scharfe Kritik an Trump, nach einem tödlichen Drohnenangriff der USA auf den General der islamischen Revolutionsgarde Qassem Soleimani. Dabei distanzierte sich Spencer endgültig von Trump und verkündete auf Twitter "Ich bedauere zutiefst, dass ich 2016 für Donald Trump gestimmt und für ihn geworben habe".[25]

„Die US-Gesellschaft ist heutzutage einfach grundsätzlich bürgerlich“, sagte Spencer mir am Telefon. „[...] Sie ist so ätzend von der Mittelklasse geprägt in ihrer Weltanschauung. Sie kennt keine höheren Werte, als eine Pension zu bekommen und im Bett zu sterben. Das finde ich zutiefst erbärmlich. Meiner Meinung nach brauchen wir in unserer Politik ein bisschen mehr Chaos, vielleicht brauchen wir in unserer Politik eine Portion von diesem faschistischen Geist.“

Jacob Siegel: The Alt-Right’s Jewish Godfather[26]

Spencer hegt Sympathien für den russischen Präsidenten Wladimir Putin.[3][27] Er sieht Russland als die „einzige weiße Macht auf der Welt“.[3][2] Bei den rechtsextremen Demonstrationen in Charlottesville 2017 führte er eine Gruppe von Rechtsextremen an, die riefen „Russland ist unser Freund“.[3][28] Spencer tritt in russischen Staatsmedien auf, wo er seine rassistischen Ansichten unangefochten darlegen kann. Er und seine Frau sind häufig zu Gast bei Russia Today und Sputnik.[3][29] Spencer unterhält Kontakte zu Alexander Dugin, den er 2014 zur internationalen Konferenz „rassischer Realisten“ in Budapest einlud.[3][30] Dugin schreibt seitdem regelmäßig für Spencers Webseiten AltRight.com und Radix Journal. Im Gegenzug trägt Spencer zu Dugins Seite Katehon bei.[3] Dugins übersetzte Schriften erschienen in Spencers Verlag Washington Summit Publishers.[31]

Spencer ist außerdem Anhänger des syrischen Staatspräsidenten Baschar al-Assad. In einem Tweet bezeichnete er Assad als "in Großbritannien ausgebildeten Arzt" und "eine der zivilisiertesten Führungspersonen im Nahen Osten".[32]

Kanallöschung durch Youtube

Im Juni 2020 löschte Youtube den Kanal von Richard Spencer sowie den des von ihm geführten National Policy Institutes wegen Hate Speech.[33]

Weblinks

  • Graeme Wood: His Kampf – Porträt in The Atlantic, Juni 2017.

Einzelnachweise

  1. a b c d Josh Harkinson: Meet the white nationalist trying to ride the Trump train to lasting power. In: Mother Jones. 27. Oktober 2016, abgerufen am 21. November 2016 (englisch).
  2. a b American Racists Look for Allies in Russia. In: The Daily Beast, 26. Juli 2018.
  3. a b c d e f g Charlottesville's Alt-right Leaders Have a Passion for Vladimir Putin. In: Newsweek, 18. August 2017.
  4. sueddeutsche.de, 22. November 2016, Jörg Häntzschel: „Heil Trump! Heil unserem Volk!“ (16. September 2017)
  5. John Woodrow Cox: ‘Let’s party like it’s 1933’: Inside the alt-right world of Richard Spencer. In: The Washington Post. 22. November 2016, abgerufen am 22. November 2016 (englisch).
  6. Rosie Gray: A ‘One-Stop Shop’ for the Alt-Right. In: The Atlantic. 12. Januar 2017, abgerufen am 23. Juli 2017 (englisch).
  7. Larry Keller: Paleocon Starts New Extreme-Right Magazine, auf splcenter.com, vom 15. März 2010. Abgerufen am 29. November 2016
  8. a b Alt Right: A Primer about the New White Supremacy, auf adl.org. Abgerufen am 29. November 2016
  9. a b c d Richard Bertrand Spencer, auf splcenter.org. Abgerufen am 21. November 2016
  10. a b Steve People: Energized white supremacists cheer Trump convention message, vom 24. Juli 2016. Abgerufen am 20. November 2016.
  11. Radix Journal, auf washsummit.com. Abgerufen am 21. November 2016
  12. A Top Conservative Said the Alt-Right Are Actually ‘Left-Wing Fascists‘ Time, 23. Februar 2017
  13. Jungeuropa Verlag: Gesamtverzeichnis.
  14. "Trump ist ein bisschen trottelig". In: Compact, 07/2018 vom 25. Juni 2018, S. 39–42.
  15. Alt-Right: Hippe Hasser, ZEIT vom 21. November, 2016, abgerufen am 27. Februar 2017
  16. Richard B. Spencer: We the Vanguard Now (Memento des Originals vom 22. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radixjournal.com, radixjournal.com vom 9. November 2016. Abgerufen am 21. November 2016.
  17. Fabian Reinbold: Amerikas Ultrarechte feiern im Zentrum der Macht, spiegel.de vom 20. November 2016. Abgerufen am 20. Oktober 2016.
  18. 'Hail Trump!': White Nationalists Salute the President Elect, The Atlantic, 21. November 2016.
  19. Alan Rappeport: Civil rights groups call on Trump to denounce racism of Alt-Right. In: The New York Times. 22. November 2016, abgerufen am 22. November 2016 (englisch).
  20. Joseph Goldstein: Alt-Right exults in Donald Trump’s election with a salute. In: The New York Times. 20. November 2016, abgerufen am 26. November 2016 (englisch).
  21. Daniel Lombroso: 'Hail Trump!': Video of White Nationalists Cheering the President-Elect. In: The Atlantic. 
  22. McCaskill, Nolan D.: Holocaust Museum condemns neo-Nazi conference. In: Politico. 21. November 2016. Abgerufen am 22. November 2016.
  23. Trumps Nazi-Helfer. Der Spiegel, 48/2016, 26. November 2016, S. 21
  24. Salvador Hernandez: Alt-Right And White Nationalist Supporters Led Tense Protests Against Trump's Airstrikes on Syria. In: buzzfeednews. 8. April 2017, abgerufen am 26. März 2021 (englisch).
  25. Ewan Palmer: Donald Trump Loses Support of White Nationalist Richard Spencer Over Iran Fallout. In: newsweek. 9. Januar 2020, abgerufen am 26. März 2021.
  26. Jacob Siegel: The Alt-Right’s Jewish Godfather, Tablet, 29. November 2016. “American society today is so just fundamentally bourgeois,” Spencer told me over the phone. “It’s just so, pardon my French … it’s so fucking middle-class in its values. There is no value higher than having a pension and dying in bed. I find that profoundly pathetic. So, yeah, I think we might need a little more chaos in our politics, we might need a bit of that fascist spirit in our politics.”
  27. Extremists Turn to a Leader to Protect Western Values: Vladimir Putin. In: The New York Times, 3. Dezember 2016.
  28. Weekend Read: White nationalists who shouted "Russia is our friend" weren't just whistling Dixie. Southern Poverty Law Center, 19. Juli 2018.
  29. America's neo-Nazis don’t look to Germany for inspiration. They look to Russia. . In: The Washington Post, 22. August 2017.
  30. Budapest: Einblicke ins Geheimtreffen „rassischer Realisten”. In: Welt Online, 6. Oktober 2014.
  31. Anton Shekhovtsov: Russia and the Western Far Right: Tango Noir. Routledge, New York 2018, ISBN 978-1-138-65863-9, S. 302.
  32. White Supremacists Defend Assad, Warn Trump: Don’t Let Israel Force You Into War With Syria. Abgerufen am 26. März 2021.
  33. DER SPIEGEL: YouTube löscht sechs bekannte rechtsextreme Kanäle - DER SPIEGEL - Netzwelt. Abgerufen am 30. Juni 2020.

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Autor/Urheber: Vas Panagiotopoulos, Lizenz: CC BY 2.0
Richard Bertrand Spencer (born May 11, 1978) is an American white nationalist, known for promoting white supremacist views. He is president of the National Policy Institute, a white nationalist think-tank, and Washington Summit Publishers, an independent publishing firm. Spencer has stated that he rejects the description of white supremacist, and describes himself as an identitarian. He advocates for a white homeland for a "dispossessed white race" and calls for "peaceful ethnic cleansing" to halt the "deconstruction" of European culture.