Richard-Wagner-Denkmal (Berlin)

Das Richard-Wagner-Denkmal im Großen Tiergarten in Berlin-Tiergarten ist ein vom Bildhauer Gustav Eberlein 1901 bis 1903 geschaffenes monumentales Sitzdenkmal für den Komponisten Richard Wagner. Es befindet sich gegenüber der Indischen Botschaft in der Tiergartenstraße.

Der Stifter des Denkmals in der Nähe der Luiseninsel war der Kosmetikproduzent Ludwig Leichner. Der ehemalige Sänger war reich geworden durch die innovativen Produkte seiner Poudre- und Schminkenfabrik. Für die erste bleifreie Bühnenschminke erhielt er Auszeichnungen an der Berliner Gewerbeausstellung 1879 und an der Pariser Weltausstellung.

Gustav Eberlein, neben Reinhold Begas einer der bedeutendsten Vertreter der Wilhelminischen Staatskunst und einer der Bildhauer für die Figuren der Siegesallee, gewann die Konkurrenz für das Denkmal 1901, an der unter anderem auch der Bildhauer Hermann Hidding teilgenommen hatte. Das Richard-Wagner-Denkmal ist das letzte öffentliche Monument Eberleins in Deutschland.

Beschreibung des Denkmals

Richard Wagner auf dem Sockel des Denkmals

Auf dem breiten Unterbau erhebt sich der gedrungene neuromanische Sockel mit der Inschrift Richard Wagner. Die 2,7 Meter hohe Figur Richard Wagners thront auf einem Sessel, wohl im Augenblick der Inspiration den Blick in unbestimmte Fernen gerichtet. Die linke Hand ruht – vielleicht nach Tönen tastend – auf der Sessellehne, während die Rechte zur Faust geballt ein Bündel Notenblätter beschwert. Gestalten aus seinen Werken umgeben den Sockel des im Sinne der Zeit zum Geistesheroen emporstilisierten Komponisten. Vorne am Sockel huldigt Wolfram von Eschenbach aus der Oper Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg mit der Lyra in der Linken – als Einfall Kaiser Wilhelms II. gewissermaßen stellvertretend für die Deutsche Nation – dem Genius Richard Wagners. Der Lorbeerkranz und der Eichenzweig zu seinem rechten Fuß verweisen auf ewigen Ruhm. Der Eichenzweig kann auch als Verweis auf den „deutschen Nationalbaum“ Eiche und damit als nationales Symbol gesehen werden.

An der Ostseite ist Tannhäuser aus der gleichnamigen Oper im Pilgergewand niedergesunken und an der gegenüberliegenden Westseite klagt Kriemhild um den tot vor ihr liegenden Siegfried, beides Figuren aus Wagners Operntetralogie Der Ring des Nibelungen. Ebenfalls zu diesem Opernzyklus gehören an der Rückseite des Denkmals Alberich, der mit seinen Armen den Nibelungenhort umspannt, und eine der Rheintöchter, die neckisch in den Bart von Alberich greift. Für das Denkmal wie für den Unterbau verwendete Gustav Eberlein pentelischen Marmor.

Geschichte

Einweihung des Denkmals am 1. Oktober 1903, Gemälde von Anton von Werner

Der Errichtung des Denkmals für den großen deutschen Komponisten ging ein 1901 ausgeschriebener offener Architektenwettbewerb voraus. Daraus entstand anschließend ein engerer Wettbewerb aus den 10 besten vorausgewählten Projekten. Nur drei Entwürfe blieben am Ende übrig, die die Juroren aber auch nicht sonderlich überzeugt hatten.[1] Schließlich wurde dem Bildhauer Gustav Eberlein die Ausführung übertragen. Im Juli 1902 erfolgte die Gypsmodellabnahme durch eine hochkarätig besetzte Kommission, so dass die anschließende Herstellung erfolgen konnte. Auch die Vorbereitungen für die Enthüllungsfeier konnten nun beginnen.[2]

Die Enthüllung des Denkmals am 1. Oktober 1903, ein gesellschaftliches Ereignis in Gegenwart des kaiserlichen Prinzen Eitel Friedrich von Preußen, ließ Ludwig Leichner durch den Historienmaler Anton von Werner in einem 1908 vollendeten Ölgemälde festhalten. Im Zentrum des Bildes begrüßt der Prinz in Paradeuniform Ludwig Leichner, der zur Rechten von Gustav Eberlein begleitet wird. Dahinter findet sich eine Gruppe Berliner Künstler, darunter der Bildhauer Peter Breuer, der Architekt Hermann Ende und der Maler Ludwig Knaus. Am linken unteren Bildrand hat sich der Maler selber in das Geschehen hineingemalt. Sein nach links gewandtes Profil ist inmitten einer Gruppe deutlich zu erkennen. Der Maler Adolph Menzel hielt eine der Festreden.

Den Zweiten Weltkrieg überstand das Denkmal ohne größere Schäden. Witterungseinflüsse und Vandalismus erforderten jedoch zu Beginn der 1980er Jahre Maßnahmen zur Rettung des Denkmals. Der desolate Zustand des Marmors und der gewaltige Umfang des Denkmals verhinderten eine Verwahrung des Originaldenkmals und den Ersatz durch eine Nachbildung. Einerseits bestand die Gefahr, dass der Stein bei der Umsetzung einfach zerbröckelt wäre, andererseits stand im Lapidarium, dem üblichen Verwahrungsort, kein Platz zur Verfügung. 1987 erhielt das Denkmal deshalb nach einem Entwurf der Architektin Marianne Wagner ein Schutzdach, eine Stahlkonstruktion in Form eines plexiglasüberdeckten Tonnengewölbes. Ein Wachsüberzug schützt den Stein zusätzlich vor Witterungseinflüssen.

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Ernst Spindler: Das Richard-Wagner-Denkmal und die Beteiligung der Architektur an Denkmalsbauten, in: Berliner Architekturwelt, 1902, S. 326 ff.
  2. Unter Lokales, (rechte Spalte) : Das Richard-Wagner-Denkmal.... In: Vossische Zeitung, 2. Juli 1902.

Koordinaten: 52° 30′ 36″ N, 13° 21′ 44″ O

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