Rheintalhaus

Rheintalhaus mit Laube (links) an der Mitteldorfgasse 10 in Dornbirn, wahrscheinlich aus dem 18. Jh.

Das Rheintalhaus oder der Rheintalhof ist die traditionelle bäuerliche Hausform in Dornbirn und den umliegenden Gemeinden im Vorarlberger Rheintal. Dieser Haustyp wurde in der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert gebaut.

Baumerkmale

Weiler Häfenberg ob Dornbirn mit vier denkmalgeschützten Rheintalhäusern.
Flugsparrendreiecke am Roten Haus in Dornbirn.
Ausgekehlte Untersichten der Klebdächer an der Mitteldorfgasse 10 in Dornbirn

Das Rheintalhaus ist in Blockbauweise errichtet, wie sie für die zentralen und östlich anschließenden Alpen vorherrschend und kennzeichnend ist.[1] In der ursprünglichen Bauweise des Rheintalhauses, wie sie in der Zeit vor 1800 üblich war, waren an den Ecken und beim Zusammentreffen der Innenwände auf die Außenwand die vorstehenden Balkenköpfe erkennbar. Im Laufe der letzten 100 bis 150 Jahre wurden zahlreiche sichtbare Holzwände der ursprünglichen Blockhäuser mit Holzschindeln versehen oder verputzt und dabei auch die vorstehenden Balkenköpfe abgesägt.[2] Das Kellergeschoß ist gemauert[1] und wurde zum Teil als Webkeller genutzt.[3]

Das Rheintalhaus lässt sich durch verschiedene Merkmale charakterisieren:

  • Die große Mehrheit der Rheintalhäuser verfügt über ein Steildach, dessen Knick[1] durch Aufschieblinge entsteht. Von der älteren Form des Rheintalhauses mit flach geneigtem Satteldach sind nur noch wenige Exemplare vorhanden.[4] Bedeckt waren diese Dächer mit Brettschindeln, die mit groben Steinen beschwert wurden. Kurz vor 1600 entwickelte man in Lüttich ein neues Verfahren, Nageleisen zu spalten statt mit dem Hammer zu schmieden. Die so hergestellten Nägel wurden zunächst im holländischen Schiffsbau verwendet. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es zu einem Preissturz der Eisennägel und die ersten stattlichen Häuser mit steilen Nageldächern wurden errichtet.[5] Die Dächer waren früher mit Holzschindeln, heute mit Ziegeln bedeckt.
Hängende Steildächer hatten die Tendenz, im Lauf der Zeit seitlich etwas abzurutschen. Flugsparrendreiecke schaffen Abhilfe, indem sie die vorstehenden Flugsparren mit den Pfettenbögen verstreben.[5]
  • Charakteristische Kennzeichen der Rheintalhäuser sind paarweise angeordnete Fenster und vielfach das über die Geschoße hervorstehende Giebelgeschoß.[6] In der Ebene schützen die steinernen Sockel vor Überschwemmungen.[7]
  • Klebdächer kamen im 16. Jahrhundert in Schwyz auf. Sie schützen vor Niederschlägen, beschatten im Sommer bei hohem Sonnenstand die Fenster[5] und wurden zu einem typischen Merkmal der Rheintalhäuser.[6][8] Ursprünglich wurden die Klebdächer unten offen gebaut, später waren konkav ausgekehlte Untersichten üblich.[5]
  • Die Raumeinteilung der Rheintalhäuser ist einheitlich mit Stube und Nebenzimmer, das oft als Elternschlafzimmer diente, und der Küche im Hinterhaus. Der Hauseingang befindet sich in der Regel traufseitig. Von der Küche führt eine Treppe in das Obergeschoß, das dieselbe Grundrissgestaltung wie das untere Geschoß aufweist. Im Obergeschoß sind meist die Schlafzimmer der Kinder untergebracht.[9] Die Stallscheune ist firstgleich an das Wohngebäude angebaut.[1]

Bilder

Commons: Rheintalhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Bernhard Engelbrecht: Rheintalhaus (Dornbirn). Auf: Berni's Großer Kulturatlas Österreich, abgerufen am 15. April 2019
  2. Kehlerstraße 53. (Memento desOriginals vom 8. März 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lexikon.dornbirn.at Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
  3. Werner Matt, Harald Rhomberg:Klostergasse 1. (Memento desOriginals vom 8. März 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lexikon.dornbirn.at Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
  4. Kehlegg 18. (Memento desOriginals vom 8. März 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lexikon.dornbirn.at Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
  5. a b c d Jost Kirchgraber: Das bäuerliche Toggenburger Haus und seine Kultur im oberen Thur- und Neckertal in der Zeit zwischen 1648 und 1798. VGS Verlagsgenossenschaft, St. Gallen 1990, ISBN 978-3-7291-1056-4.
  6. a b Weppach 16. (Memento desOriginals vom 8. März 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lexikon.dornbirn.at Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
  7. Armin Eberle, Meinrad Gschwend, Irene Hochreutener Naef, Robert Kruker: Die Bauernhäuser des Kantons St.Gallen. Hrsg.: Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde. Band 35.1. Basel und Herisau 2018, ISBN 978-3-908122-98-2.
  8. Kehlegg Nr. 9. (Memento desOriginals vom 8. März 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lexikon.dornbirn.at Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
  9. Kehlerstraße 53. (Memento desOriginals vom 8. März 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lexikon.dornbirn.at Auf: Dornbirn Lexikon, abgerufen am 15. April 2019
  10. Geschichte. Das Leben des Roten Hauses. Auf der Website des Restaurants »Rotes Haus«, Dornbirn, abgerufen am 15. April 2019

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Rotes Haus Wappen.JPG
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Dieses Bild zeigt das Wappen der Familie Danner und Rhomberg unter dem Dachgiebel des Rotem Hauses - Wahrzeichen von Dornbirn.
RheintalhofSchnifis2.jpg
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aus dem DEHIO Vorarlberg 1983: Haus Nr. 16/17: Rheintalhof, ursprünglich Gasthof, an der Ortshauptstrasse, in Holzstrickbauweise auf verputztem Natursteinsockel über rechteckigem Grundriss errichtet, Giebelseite unter steilem Satteldach zur Strasse gewandt, 5 Fensterachsen, über Kellertüre Holztreppe zu überdachtem Hauseingang, Pfettenköpfe mizt Schnitzwerk; im Inneren Stube mit Täferdecke des 18. Jhs., Gasthausschild. *** in Schnifis bei Feldkirch in Vorarlberg.
M RotesHaus5.JPG
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Dornbirn Marktplatz Rotes Haus erbaut1639
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aus dem DEHIO Vorarlberg 1983: Hard, Landstraße Nr.8: Rheintalhaus, Wohnteil des 17. Jhs., Blockbau in Kopfstrick mit stirnseitigem Eingang, Blockwände vertäfelt, profilierte Gesimse und Fensterbänke mit Konsolfriesen, Flugstreben bezeichnet 1671.
Mitteldorfgasse 10 Dornbirn 02.JPG
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aus dem DEHIO Vorarlberg 1983: Mitteldorfgasse (Haselstauden ) Nr.10: Rheintalhaus, Einhof, Wohnteil 18.Jh. (?), Blockbau mit Kopfstrick auf hohem Kellersockel, traufseitiger Schopf, Klebdäcker, Giebel und Flugstreben verschalt, geschweifte Pfettenköpfe.
LoackerHaus 1.jpg
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aus dem DEHIO Vorarlberg 1983: Schmelzhütterstrasse Nr.3: Sogenanntes Loackerhaus, Rheintalhof, 2geschossig in Blockwerk auf gemauertem Sockel, Rokokodekorationsmalerei auf Ochsenblutgrund, Klebdächer. *** In Dornbirn
Mitteldorfgasse 10 Haselstauden 1.JPG
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Im Hintergrund die Stadtpfarrkirche "Zu unserer Lieben Frau Mariä Heimsuchung".
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aus dem DEHIO Vorarlberg 1983: Staldenstraße Nr.4 in Lustenau: Rheintalhaus, 2.Hälfte 18.Jh., Wohnteil verschindelter Blockbau auf Kellersockel, Klebdächer, 3achsige Giebelfront.
Hermann Dür Haus, Linzenberg 129, Schwarzach 1.JPG
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Heimatmuseum, Bauernhof (Anlage), Heimathaus oder Hermann-Dür-Haus am Linzenberg 129 in Schwarzach.
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Ecke Klostergasse 1 und Winkelgasse 1 in Markt Dornbirn. aus dem DEHIO Vorarlberg 1983: Rheintalhaus, 2geschossigin Kopfstrickbauweise auf Mauerstock gezimmert, teilweise getäferte Fassade.
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