Rheintaler Binnenkanal
Rheintaler Binnenkanal | ||
Rheintaler Binnenkanal, Höhe Kriessern, Blickrichtung Widnau (Nordosten) | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | CH: 323 | |
Lage | Schweiz | |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Alter Rhein → Bodensee → Rhein → Nordsee | |
Quelle | Bach oberhalb Dornen, bei Sennwald 47° 15′ 51″ N, 9° 28′ 42″ O | |
Quellhöhe | 1000 m ü. M. | |
Mündung | Alter RheinKoordinaten: 47° 27′ 13″ N, 9° 39′ 14″ O; CH1903: 767039 / 258227 47° 27′ 13″ N, 9° 39′ 14″ O | |
Mündungshöhe | 406 m ü. M. | |
Höhenunterschied | 594 m | |
Sohlgefälle | ca. 26 ‰ | |
Länge | ca. 23 km | |
Einzugsgebiet | 174,95 km²[1] | |
Abfluss am Pegel 1 km vor Mündung[1] AEo: 174,95 km² | MQ Mq | 3,55 m³/s 20,3 l/(s km²) |
Der Rheintaler Binnenkanal ist ein künstlich angelegtes Binnengewässer im St. Galler Rheintal.
Geografie
Der Rheintaler Binnenkanal beginnt in Sennwald und geht bei St. Margrethen in den Alten Rhein, den ehemaligen Flusslauf des Rheins (Alpenrhein), über. Das schweizerische Bundesamt für Umwelt sieht den Kanal nicht als eigenständiges Gewässer an, sondern als Oberlauf des Alten Rheins. Die «Quelle» des Kanals bildet ein Bach oberhalb von Dornen südwestlich von Sennwald. Östlich von Platten (Sennwald) wird der Rheintaler Binnenkanal für wenige hundert Meter parallel zum Werdenberger Binnenkanal geführt. Hier kann mittels mehrerer Wehranlagen das Wasser je nach Hochwassersituation von einem Kanal in den anderen umgeleitet werden.
Entstehung
Bis in das 19. Jahrhundert war der Rhein im St. Galler und Vorarlberger Rheintal ein wilder Fluss. Er verzweigte sich regelmässig in neue Seitenarme und verhinderte so die Entwicklung grosser Dörfer und beeinträchtigte die Landwirtschaft. Mit dem Projekt Rheinregulierung wurden der Hinterrhein im Domleschg und der Alpenrhein von Reichenau bis zur neuen Mündung in den Bodensee bei Fußach / Hard kanalisiert oder umgeleitet. Um zukünftig bei Hochwasser eine Überschwemmung zu verhindern, wurden die Einmündungen der Seitenflüsse auf wenige Ausnahmen beschränkt. Auf der Schweizer Seite gibt es zwischen Sargans und Bodensee nur zwei Unterbrechungen des Rheindammes. Dies sind der Zufluss des Vilterser-Wangser-Kanals bei Trübbach und die Einmündung des Werdenberger Binnenkanals auf der Höhe von Lienz.
Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle grösseren Seitenbäche zwischen Alpstein und dem Rhein im St. Galler Rheintal kanalisiert und mit mindestens einem Kiesfang ausgestattet in einen Binnenkanal geleitet, der parallel zum Rhein verläuft. Die, infolge der Melioration der Rheinebene entstandenen, kleineren Kanäle aus den Feldern des Rheintals münden ebenfalls in den «Kanal», wie er in alamannischer Mundart genannt wird. Der so entstandene Rheintaler Binnenkanal wurde 1904 nach zehnjähriger Bauzeit fertiggestellt.[2] Die Baukosten beliefen sich auf 6'175'000 Schweizer Franken.[2]
Der Rheintaler Binnenkanal ist rund 23 Kilometer lang und verläuft entlang der Dörfer Sennwald, Lienz, Rüthi, Oberriet, Montlingen, Kriessern, durch Widnau und an Au vorbei. Im östlich Teil von St. Margrethen, nach dem Strandbad Bruggerhorn, mündet er in den Alten Rhein.
Auf österreichischer Seite des Rheins existiert zur Entwässerung des Rheintals ebenfalls ein Binnenkanal, der Vorarlberger Rheintalbinnenkanal.
Nebenflüsse
Der Rheintaler Binnenkanal nimmt alle ehemaligen linken Zuflüsse zum Rhein zwischen Sennwald und St. Margrethen auf, z. B.:
- Dürrenbach, links
- Rietaach, links
- Zapfenbach, rechts
- Länderenaach, links
- Böschaach, rechts
- Littenbach, links
Wirtschaftliche Bedeutung
Der Rheintaler Binnenkanal wird durch drei Staustufen mit eingebauten Kleinkraftwerken zur Erzeugung von elektrischer Energie genutzt (siehe Rheintaler Binnenkanalwerke).
Schlauchbootfahren
In den Sommermonaten wird der Abschnitt unterhalb der letzten Staustufe bei Montlingen bis nach Au oder St. Margrethen oft von Schlauchbooten und Kanus befahren.[3][4]
Seit 1994 wird im Sommer auf dem Kanal bei Widnau die Kanalregatta ausgetragen.[5] Das kleine Volksfest mit Spassfaktor wird vom Turnverein Widnau (KTV vom Rhein), der Musikgesellschaft Widnau und der Regionalzeitung Rheintaler veranstaltet.[6] Die Teilnehmer sind mit selbst gestalteten Kanus, Schlauchbooten, Booten und Flossen unterwegs.[7] Hauptattraktion des Spassrennens ist das Boot «Bschütti-Binna», welches von einer prominenten Persönlichkeit gesteuert wird.[8]
Umwelt
Renaturierung
Auf Grund einiger Hochwasser, verursacht durch starke Regenfälle in den Gebieten der Zuflüsse des Rheintaler Binnenkanals, suchte vor allem die Gemeinde Rüthi nach einer Lösung, wie das Wasser besser abgeleitet werden könnte. In die Planung dieses Projektes wurden auch ökologische Überlegungen mit einbezogen und so konnte im Juni 2006 das Projekt "Rheintaler Binnenkanal - Hochwasserschutz und Ökologie im Einklang" gestartet werden. Bis im Sommer 2008 wurde das Vorhaben in mehreren Etappen ausgeführt.[9][10]
Wasserstand
Der Wasserstand des Rheintaler Binnenkanals wird vom Bundesamt für Umwelt (BAFU), Abteilung Hydrologie, permanent überwacht. Beim Bruggerhorn wurde zu diesem Zweck eine Messstation (Rheint.binnenkanal - St.Margrethen (2139)) eingerichtet. Die aktuellen Messdaten des Wasserstandes, sowie weitere interessante Tatsachen, können auf der entsprechenden Seite des BAFU abgerufen werden.[11]
Weblinks
- Rheintaler Binnenkanal Webseite des Zweckverbands Rheintaler Binnenkanalunternehmen
- Revitalisierter Rheintaler Binnenkanal Lebendiger Alpenrhein
- Rheintaler Binnenkanal Abschnitt auf dem Gebiet der Gemeinde Rüthi
Einzelnachweise
- ↑ a b Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
- ↑ a b Otto Frei, Benedikt Fehr, Hans Fehr: Widnau – Geschichte und Gegenwart. Hrsg.: Politische Gemeinde Widnau, Ortsgemeinde Widnau. Rheintaler Druckerei und Verlag AG, Heerbrugg 1982, Bau des Rheintaler Binnenkanal, S. 99–101.
- ↑ Eberle, Iwona. Gummibootführer Schweiz. Thun: Werd Verlag, 2015. ISBN 978-3859327429
- ↑ Ab auf den Binnenkanal Tagblatt Online, Artikel vom 4. Juli 2013
- ↑ Viel Tempo und noch mehr Spass. Der Rheintaler, 23. August 2004, archiviert vom Original am 3. Dezember 2013; abgerufen am 2. Januar 2016.
- ↑ Geld für Lager und Mobilität Tagblatt Online, Artikel vom 29. Oktober 2010
- ↑ Kanalregatta mit Entenrennen Tagblatt Online, Artikel vom 17. August 2013
- ↑ Girleströssler verteidigen den Titel, Artikel in Der Rheintaler vom 19. August 2013 (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)
- ↑ Geschichte (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf rbk-ruethi.ch, Hochwasserschutz am Rheintaler Binnenkanal
- ↑ Hostmann, Markus. 2009. Befreite Wasser: Entdeckungsreisen in revitalisierte Flusslandschaften der Schweiz. Zürich: Rotpunktverlag. ISBN 978-3858693976
- ↑ Messstelle: Rheintaler Binnenkanal, St. Margreten (2139) , auf BAFU Hydrodaten
Auf dieser Seite verwendete Medien
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Blick aus Norden auf die Zentrale Montlingen der Rheintaler Binnenkanalkraftwerke. Rechts das Betriebsgebäude, in der Mitte das Kraftwerk und links das Wehr. Links vom Wehr ist die Fischtreppe zu sehen. Rechts am Bildrand ist die Mündung des Dürrenbaches in den Rheintaler Binnenkanal zu erkennen.
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Einmündung des Littenbach in den Rheintaler Binnenkanal in Au
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Blick aus Südwesten auf den Rheintaler Binnenkanal. Standort; Brücke der Verbindungsstrasse Rebstein - Kriessern (rechts).
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Binnenkanal in Widnau
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Blick aus Südwesten auf den renaturierten Abschnitt (nordöstlichster Teil) des Rheintaler Binnenkanals unterhalb von Rüthi. Standort; auf einer Insel zwischen zwei Brücken für Fussgänger. Rechts ist eine Info-Tafel über die Geschichte des Binnenkanals zu sehen. Im Hintergrund der Blattenberg (links) und die Vorarlberger Voralpen (Hohe Kugel, Hoher Freschen und Sünser Spitze).