Rheinische Sprache
Der Begriff Rheinische Sprache wird sehr uneinheitlich verwendet:
- anstelle des korrekteren rheinische Aussprache. Das ist eine Ausspracheform des Hochdeutschen, auch rheinische Sprechweise oder rheinischer Singsang genannt.
Bekannte Sprecher waren Politiker wie Joseph Goebbels (aus Rheydt bei Mönchengladbach) oder Konrad Adenauer (gebürtig aus Köln, lebte später in Rhöndorf nahe Bonn), die oft reines Hochdeutsch in einer von ihrem jeweiligen lokalen Dialekt eingefärbten Intonation sprachen. Adenauers Sprechweise bekam – etwas irreführend für Nicht-Rheinländer – die Bezeichnung „Familienkölsch.“
Bekannte aktive Politiker mit rheinischer Aussprache sind etwa Ulla Schmidt (aus Würselen im Umland von Aachen) und Jürgen Rüttgers (aus Pulheim bei Köln). - für einen Regiolekt. Als „uneigentlich rheinische“ Sprache muss der sogenannte Rheinische Regiolekt gelten, der als einzige rheinische Sprache ein reiner Dialekt des Standarddeutschen ist. Weil er örtlich und regional sehr viele Unterschiede und Uneinheitlichkeiten aufweist, starken, oft schnellen Wandlungen unterliegt und so schwer abzugrenzen ist, wird bzw. wurde er oft als „nur“ Umgangssprache abgetan und eher geringschätzig behandelt.
Siehe auch: Mitmachwörterbuch der Rheinischen Umgangssprache - als Oberbegriff für die Lokalsprachen der folgenden Gruppen, von Süden nach Norden geordnet:
- die Mittelfränkische Dialektgruppe, die das Ripuarische – (westlich von Siegen weiträumig um Köln, einschließlich Aachen und Umland) und die Moselfränkische Gruppe – (von der Mosel bis etwa Siegen) umfasst.
- die Südniederfränkische Gruppe – verläuft halbmondförmig von Heinsberg (nördlich Aachens) über Krefeld-Uerdingen und den nördlichen Teil des Kreises Neuss und Remscheid bis nahe Wuppertal. Da sich das Südniederfränkische im Westen im Limburgischen in den Niederlanden und dem angrenzenden Belgien fortsetzt, wurden die Sprachen im deutschen Teil des Dialektgebiets auch als Ostlimburgisch bezeichnet. Heute wird dieser Begriff eher auf ein enges Grenzgebiet in der Provinz Limburg und im benachbarten deutschen Gebiet bis Krefeld und Viersen beschränkt. Für die südniederfränkischen Dialekte zwischen Rhein und Wuppertal gibt es auch die Bezeichnung „(West-) oder (Nieder-)Bergisch“.
- die Nord-Niederfränkische Gruppe mit dem Kleverländischen und dem Ostbergischen, (um Kleve und Venlo bis Wesel und Duisburg, Mülheim an der Ruhr, Teile von Oberhausen, Essen-Werden, Langenberg im Rheinland, Wuppertal bis Wenden)
Der Rheinische Fächer ist die Sammlung der Isoglossen die die Sprachgrenzen zwischen den rheinischen Sprachen untereinander und zu den umgebenden Sprachräumen beschreibt. Seine nördlichste, die Einheitsplurallinie, gilt nach Norden und Osten als die Grenze zu den Westfälischen Mundarten während die Uerdinger Linie quer durch den rheinischen Sprachraum verläuft, ebenso wie die Benrather Linie. Sie begrenzt hier den Niederfränkischen Sprachraum nach Süden.
Literatur
- Klaus J. Mattheier: Gibt es eine regionale Sprachgeschichte der Rheinlande. In: Werner Besch, Hans Joachim Solms (Hrsg.): Regionale Sprachgeschichte. Berlin 1998, 1442151. (ZdPh. 117, Sonderheft).
- Rudolf Schützeichel: Die Grundlagen des westlichen Mitteldeutschen. Studien zur historischen Sprachgeographie. 2. Aufl. Tübingen 1976. (Hermaea 10).
- Rudolf Schützeichel: Mundart, Urkundensprache und Schriftsprache. Ein Beitrag zur rheinischen Sprachgeschichte. 2. Aufl. Bonn 1974. (Rheinisches Archiv 54).
- Jürgen Macha: Rheinische Sprachverhältnisse im 17. Jahrhundert. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 57, 1993, 1582175.
- Jürgen Macha/Elmar Neuss/Robert Peters (Hrsg.): Rheinisch-westfälische Sprachgeschichte. Köln/Weimar/Wien 2000.
- Georg Cornelissen, Peter Honnen, Fritz Langensiepen (Hrsg.): Das rheinische Platt. Eine Bestandsaufnahme. Handbuch der rheinischen Mundarten Teil 1: Texte. Rheinland-Verlag, Köln. 1989. ISBN 3-7927-0689-X
- Georg Cornelissen: dat & wat. Der Sprachatlas für das Land am Rhein zwischen Emmerich und Eifel. Greven Köln, 2021, ISBN 978-3-7743-0932-6.