Rettungsboje

Rettungsboje ist die Bezeichnung für verschiedene schwimmfähige Rettungsmittel. Zumeist als individuelles Rettungsmittel bei der Wasserrettung, oder als Gruppenrettungsmittel für mehrere Personen. Des Weiteren als Hosenboje, als Rettungskragen[1] usw.

Geschichte

Die ersten Wasserrettungsmittel[2] dieser Art waren aufblasbare Tierhäute oder -Därme neben ausgehöhlten Kürbissen. Weitere Entwicklungen bestanden aus oder mit Kork in verschiedenen Formen oder verlöteten Blechkörpern. Ab 1891 waren Rettungbojen durch die Unfallverhütungsvorschriften der Seeberufsgenossenschaft vorgeschrieben.[3] Die erste Rettungsboje die in ihrem Aussehen der heutigen Form ähnelt wurde 1935 in den Vereinigten Staaten zum Patent angemeldet.[4]

Rettungsboje als individuelles Rettungsmittel (aktuelle Bauart)

Eine Rettungsboje

Die Rettungsboje (auch: Baywatch-Boje, engl. Torpedo Buoy od. Rescue Can) als Einzelrettungsmittel ähnelt dem Rettungsring oder Gurtretter. Sie eignet sich gut für Einsätze unter schwierigen Bedingungen, zum Beispiel bei starkem Seegang, langen Schwimmstrecken oder starker Strömung. Die Rettungsboje besteht aus einem Brust-Schulter-Gurt, der über eine Leine mit der eigentlichen Boje, einem Auftriebskörper aus Kunststoff mit Haltegriffen, verbunden ist. Die Auftriebswirkung gibt dem Retter bei den oben genannten schwierigen Bedingungen zusätzliche Sicherheit. Diese Art der Bojen wird auch bei der Wasserrettung mit Hunden eingesetzt.[5] Sowohl bei der Berufsschifffahrt als auch auf in der Sportschifffahrt und natürlich bei Rettungsdiensten ist sie als Rettungsmittel anzutreffen.

Anwendung

Rettungsboje, die in Toronto verwendet wird

Bei einem schwimmerischen Einsatz schwimmt der Rettungsschwimmer zum Verunfallten. Dabei zieht er die Boje hinter sich her. Ist er beim Verunfallten angekommen, reicht er ihm die Boje aus sicherer Entfernung, falls er noch bei Bewusstsein ist. Höchste Vorsicht ist geboten, um eine Umklammerung durch den Verunfallten zu vermeiden. Hat der Rettungsschwimmer den Verunfallten gesichert, zieht er diesen zurück zum Ufer.

Schleppen von bewusstlosen Personen

Der Rettungsschwimmer fasst den Verunfallten ähnlich wie im Achselschleppgriff. Die Boje schwimmt dabei über der Brust des Verunfallten und wird vom Retter mit beiden Händen gehalten. So kann der Verunfallte sicher zum Ufer transportiert werden.

Schleppen von Personen mit Bewusstsein

Der Verunfallte kann sich an der Boje festhalten und lässt sich entweder hinter dem Retter zum Ufer ziehen, oder wird im Seemannsschleppgriff gezogen. Die Hand, die unter den Oberarmen des Verunfallten durchgeschoben ist, hält die Rettungsboje fest. Somit kann der Retter mit einer Hand schwimmen und mit der anderen die Haltung des Verunfallten sichern. Außerdem ist durch diesen Schwimmstil eine ständige Kontrolle der Vitalfunktionen des Verunfallten gewährleistet.

Anwendung als Werkzeug und zur Selbstverteidigung

Die Boje kann in entsprechenden Situationen dank ihrer hohen Stabilität als Stoß- und Schlagwerkzeug und zur Selbstverteidigung eingesetzt werden. Denkbar ist es zum Beispiel, die Scheibe eines Unfallautos einzuschlagen. Sollte der Rettungsschwimmer beispielsweise randalierende Personen beruhigen wollen und diese attackieren ihn, kann die Rettungsboje zur Abwehr der bewaffneten Angreifer genutzt werden.

Boje als Signalmittel

An einem belebten Strand können Handzeichen oder Rufe schnell untergehen oder übersehen werden. Die Boje, die meist in grellem Rot ausgeliefert wird, eignet sich in solchen Umgebungen bestens, um durch abgesprochene Bewegungen Gefahrensituationen oder Entwarnungen zu signalisieren. Weiter kann sie beim Wassereinsatz als Orientierungshilfe für weitere Einsatzkräfte genutzt werden, um zu zeigen, an welchem Ort der Rettungsschwimmer abgetaucht ist.

Eigenrettung

Sollte der Rettungsschwimmer in eine Situation geraten, in der er längere Zeit im Wasser verbringen muss, kann er sich an der Boje festhalten, um nicht übermäßig viel Kraft verschwenden zu müssen.

Vorteile

  • hohe Eigensicherung des Retters
  • einfach zu handhaben
  • leichte Pflege
  • schnell einsatzbereit
  • mehrere Verunglückte können sich an der Boje festhalten

Nachteile

  • viel Übung erforderlich
  • nicht ohnmachtssicher

Rettungsboje als Gruppenrettungsmittel

Die Rettungsbojen als Gruppenrettungsmittel nach Udet[6] ähneln dem Rettungsfloß oder der Rettungsbake und sind ggf. ausgestattet mit selbsttätigen Funksendern, um SAR-Rettungsorganisationen zu alarmieren. Kleine Funkbojen werden meist Notfunkbake genannt.

Literatur

  • Karl Born: Rettung zwischen den Fronten. Seenotdienst der deutschen Luftwaffe 1939–1945. 3. Auflage. Mittler, Hamburg/Berlin/Bonn 2001, ISBN 3-8132-0756-0.
  • Hartmut Goethe, Christa Laban: Die individuellen Rettungsmittel. ISBN 3-7822-0442-5 (zur Geschichte von Rettungsboje, Rettungsring und Schwimmweste).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rettungsboje, U-förmig. (PDF; 3,3 MB) In: Rettungsmittel der deutschen Marine. Presse- und Informationszentrum Marine, März 2004, S. 7, archiviert vom Original am 31. Juli 2009; abgerufen am 2. Oktober 2016.
  2. Maik Brandenburg: Koffer in Seenot. (Nicht mehr online verfügbar.) In: mare online. Dezember 2001, archiviert vom Original am 6. Juni 2015; abgerufen am 2. Oktober 2016 (Historie der Wasserrettungsmittel).
  3. Rettungswesen zur See. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 16, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1908, S. 832–835.
  4. Patent US2088251: Lifesaving device. Angemeldet am 12. September 1935, veröffentlicht am 27. Juli 1937, Erfinder: Henry W. Walters.
  5. Wasserrettung. Österreichische Hundewasserettung, archiviert vom Original am 24. Dezember 2008; abgerufen am 2. Oktober 2016.
  6. Rettungsboje. LuftArchiv.de, abgerufen am 2. Oktober 2016 (private Website, Rettungsboje nach Udet).

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Eine Rettungsboje der DLRG
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