Rentamt Landshut

Franz Johann Joseph von Reilly: Des Herzogthums Niederbayern ... Rentamt Landshut (1792)

Das Rentamt Landshut war von 1507 bis 1800 ein Rentamt des Herzogtums, später Kurfürstentums Bayern. Die Rentmeisterämter Landshut und Straubing bildeten dabei das „Unterland“. Das Rentamt Amberg wurde mit dem Gewinn der Oberpfalz 1628 der fünfte Verwaltungsbezirk des Kurfürstentums Bayern. Zwischen 1802 und 1919 war „Rentamt Landshut“ der Name der Finanzbehörde des Landgerichts, später des Bezirksamts Landshut und damit Vorläufer des heutigen Finanzamts.

Geschichte

Sitz der Regierung in Landshut bis 1799

Bereits seit dem 13. Jahrhundert amtierten im Herzogtum Bayern Viztume (vom lateinischen vicedominus), die die Rechte des Herzogs in Teilen des Landes wahrnahmen, wo der Herzog nicht dauerhaft präsent war. Da die Aufgaben dieser Viztume im Laufe der Zeit immer weiter zunahmen, bekamen diese Rentmeister als unterstützende Beamte zugeordnet. Da diese u. a. das Finanzwesen der herzoglichen Landgerichte und anderer Unterbehörden kontrollierten und mit diesen Aufgaben zunehmend bedeutender wurden als die Viztume selbst, wurden die Viztumämter um 1500 als Rentämter oder Rentmeisterämter bezeichnet.

Bereits im Jahr der Gründung der Stadt Landshut 1204 wird ein Viztum von Landshut erwähnt, wobei unklar bleibt, welche Zuständigkeiten dieser hatte und für welches Gebiet er verantwortlich war. Unklar ist auch, ob es seit diesem Jahr eine durchgehende Abfolge von Viztumen gab oder ob in Landshut, wo im Zuge der Bayerischen Landesteilungen ohnehin die meiste Zeit ein Herzog residierte (Herzogtum Bayern-Landshut), auf die Einsetzung von Viztumen verzichtet wurde.

Nach der Wiedervereinigung Bayerns durch den Ausgang des Landshuter Erbfolgekrieges wurde das Herzogtum um 1507 durch eine Verwaltungsreform neu geordnet. In Landshut wurde dabei – wie auch in Burghausen und Straubing – eine Regierung eingerichtet. Diese Kollegialbehörde hatte weitgehende administrative, juristische und finanzielle Befugnisse im ihr anvertrauten Amtsbezirk. Ihre bedeutendste Aufgabe erfüllte sie, wenn sie als Hofgericht zusammentrat. Dieses bildete die zweite Instanz für Verfahren vor den untergeordneten Land- und Pfleggerichten und die erste Instanz für Personen mit privilegiertem Gerichtsstand (also insbesondere Adel und Klerus). Die Mitglieder der Regierung (die Regierungsräte) verteilten sich auf die Ritterbank (für Adelige) und die Gelehrtenbank (für studierte Juristen). An der Spitze der Regierung stand als Vertreter des Herzogs der Viztum, der der Ritterbank angehörte. Der Gelehrtenbank stand der Kanzler vor, der für die Schriftverwaltung zuständig war. Der bedeutendste Beamte der Regierung war allerdings der Rentmeister. Dieser beaufsichtigte die der Regierung unterstehenden Behörden. Wichtigstes Instrument dazu waren regelmäßige Inspektionsreisen, die sogenannten Rentmeisterumritte. Außerdem übte er die Viztumwändel aus, durch die Leibstrafen in Geldstrafen umgewandelt werden konnten. Daneben gehörten der Regierung noch der Rentschreiber (Stellvertreter des Rentmeisters), der Oberrichter, der Jägermeister und der Hofkastner (zuständig für die herzoglichen Güter) an. Die Regierung hatte ihren Sitz im später so genannten Haus zum Kronprinzen bzw. in den letzten drei Jahren ihres Bestehens im Harnischhaus.

Minister Montgelas löste im Zuge seiner Verwaltungsreformen zunächst 1800 das Rentamt, 1802 auch die Regierung Landshut auf[1]. Die Landgerichte Erding, Moosburg und Neumarkt wurden der Generallandesdirektion in München unterstellt, der Rest des ehemaligen Landshuter Rentamtes unterstand in Justiz- und Polizeisachen dem Hofgericht Straubing, das aus der dortigen Regierung hervorgegangen war. Als Bayern 1808 in Kreise (die Vorläufer der heutigen Regierungsbezirke) aufgeteilt wurde, wurde die Stadt Landshut dem Isarkreis zugeordnet, bevor sie nach einer neuerlichen Gebietsreform 1838 Hauptstadt von Niederbayern wurde.

Daneben existierte auch weiter ein Rentamt Landshut. Dabei handelte es sich allerdings um eine reine Unterbehörde der Finanzverwaltung, die nur für die Stadt Landshut und die Umgebung zuständig war. Mit dem alten Rentamt hat sie also im Wesentlichen nur den Namen gemein.

Gliederung

Zum Rentamt Landshut gehörten neben der Stadt Landshut zunächst die Pfleggerichte Erding, Dorfen, Neumarkt, Vilsbiburg, Geisenhausen (ab 1760 Vilsbiburg), Teisbach, Dingolfing, Reisbach-Gangkofen, Eggenfelden, Landau, Pfarrkirchen, Griesbach, Vilshofen, Osterhofen, Nadernberg, Kirchberg, Rottenburg und Moosburg sowie die Grafschaft Hals und Herrschaft Eckmühl.

1779 löste der Kurfürst von Bayern Karl Theodor nach dem Frieden von Teschen das Rentamt Landshut auf und verteilte sein Gebiet an die Rentämter München (Dorfen, Erding und Moosburg), Burghausen (Eggenfelden, Griesbach, Hals, Neumarkt, Pfarrkirchen und Vilshofen) und Straubing (Dingolfing-Reisbach, Eggmühl, Kirchberg, Landau, Osterhofen, Rottenburg, Teisbach und Vilsbiburg).

Da diese Gebietsreform nicht die gewünschten Erfolge erzielt hatte und auch Konflikte mit dem niederbayerischen Adel provoziert hatte, wurde das Rentamt Landshut 1784 wiederhergestellt. Es umfasste nun die Pfleggerichte Dingolfing-Reisbach, Dorfen, Eggenfelden, Eggmühl, Erding, Kirchberg, Landau, Moosburg, Neumarkt, Osterhofen, Pfarrkirchen, Rottenburg, Teisbach und Vilsbiburg.

Viztume und Rentmeister

Viztume

NameAmtszeit
Johann von Degenberg1543–1551
Hans Zenger1551–1573
Rudolph von Haslang1574–1582
Hans Heinrich Nothaft1582–1589
Philipp von Laubemberg1589–1590
Hans Georg von Laubnberg1591–1604
Gundecar von Tannberg1604–1607
Heinrich Hannibal von Muggentall1608–1612
Matheus Bennonius Bittelmair[2]1612–1615
Hans Christoph von Preysing1615–1624
Constantin Fugger1624–1627
Paul Andreas von Wolkenstein1627–1628
Karl Fugger1629–1662
Hans Jakob von Haunsperg1662–1677
Franz von Neuhaus1677–1682
Hans Georg von Seyboltstorff1682–1699
Adam Kaspar von Freyberg1700–1709
Georg Karl von Ezdorff1709–1712
Kajetan Ferdinand Georg Christoph von Notthaft1713–1737
Adam Gottlieb Maria von Frauenhofen1737–1757
Franz Xaver von Ezdorff1757–1772
Johann Nepomuk von Dachsperg[3]1772–1779
Regierung aufgelöst1779–1784
Johann Nepomuk von Dachsperg[3]1784–1798
Maximilian von Lodron[4]1798–1802

Rentmeister

NameAmtszeit
Sigmund Mäminger1538–1545
Stephan Trainer1545–1554
Hans Ainckhirn1555–1581
Stephan Schleich1582–1610
Jörg Wilhelm Widerspacher1610–1633
Hans Sigmund Puecher von Puech1634–1643
Johann Ferdinand von Götzengrien1643–1655
Hans Konrad Herwarth1656–1669
Johann Ernst von Pelkhover1669–1673
Georg Friedrich von Prugglach1674–1678
Johann Ignaz von Deuring1678–1690
Johann Joseph Goder von Kriestorf1690–1721
Johann Georg Joseph von Röckhel1721–1729
Joseph Karl Anton von Deuring1729–1748
Karl Sebastian von Paumgarten1749–1752
Joseph Emanuel Anton von Berchem1752–1779
Regierung aufgelöst1779–1784
Johann August Joseph von Königsfeld1784–1787
Franz Ferdinand von Prielmayr1787–1800

Literatur

  • Georg Ferchl: Bayerische Behörden und Beamte 1550–1804 in: Oberbayerisches Archiv Band 53 (1908–12)
  • Rentamt, das In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1087.
  • Gerhard Schwertl: Geschichte der Regierungen und Rentmeisterämter Landshut und Straubing 1507–1802. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern, 116. – 117. Band, Landshut 1990–1991.
  • Rentamt. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 14. Altenburg 1862, S. 46 (zeno.org).

Einzelnachweise

  1. Regierungsblatt 1802, Sp. 793–797
  2. Bittelmair übernahm die kommissarisch die Aufgabe des Viztums, bis dessen Stelle wiederbesetzt wurde.
  3. a b Dachsberg wurde 1779 mit der Auflösung der Regierung Landshut zum Rentamt Burghausen versetzt und dort zunächst zum Zweiten Viztum und dann zum Viztum ernannt, bevor er 1784 auf seinen alten Posten in Landshut zurückkehrte.
  4. Lodron wurde ab 1800 als Regierungspräsident bezeichnet.

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Des Herzogthums Niederbayern Pfleggerichte Aerding, Dorfen, Neumarkt, Vils-Biburg, Geisenhausen, Teisbach, Dingelfing, Reisbach Gaenkofen, Eggenfelden, Landau, Pfarrkirchen, Griesbach, Vilshofen, Osterhofen, Nadernberg, Kirchberg, Rottenburg, Mosburg und die Grafschaft Hals und Herrschaft Eckmühl oder das Rentamt Landshut mit der Grafschaft Ortenburg. Nro. 162. Kolorierter Kupferstich
Altstadt 29 Landshut-1.jpg
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Altstadt 29; Ehemalige herzogliche, dann kurfürstliche Kanzlei, später in Erinnerung an den Universitätsaufenthalt Ludwigs I. von Bayern in "Haus zum Kronprinzen" umbenannt, für herzoglichen Kanzler Dr. Martin Mair (gest. 1481) erbaut, stattlicher dreigeschossiger Bau zu sieben Obergeschossachsen, traufständig, Erdgeschosshalle mit Netzrippengewölbe, um 1500, Fassade klassizistisch, um 1784, mit Fassadenschnitt im Erdgeschoß. D-2-61-000-49
Coat of Arms of the Electorate of Bavaria 1753.svg
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Wappen des Kurfürstentums Bayern 1753