Rennrodel-Europameisterschaften 1928

Rodel-Europameisterschaften 1928
MännerFrauen
Sieger
EinsitzerTschechoslowakei Fritz PreisslerDeutschland Hilde Raupach
DoppelsitzerDeutschland Walter Feist/Richard Feist
Semmering 1929

Die 2. Rennrodel-Europameisterschaften wurden am 5. Februar 1928 in Oberschreiberhau, Deutsches Reich auf einer Kunstbahn ausgetragen.

Oberschreiberhau setzte sich gegen die anderen Mitbewerber Oybin, Schierke, Friedrichroda und Ilmenau durch. Erstmals wurde neben dem Einzel der Männer und dem Doppelsitzer ein Einzelrennen für Frauen ausgetragen. Die Einsitzer-Rennen wurden in zwei Läufen ausgetragen, deren Zeiten addiert wurden, das Doppelsitzerrennen wurde in nur einem Lauf entschieden. Aufgrund von Problemen mit der Zeitnahme kamen bei den Frauen nicht einmal die Hälfte der Starterinnen in die Wertung. Es nahmen Rodler und Rodlerinnen aus drei Nationanen teil: Österreich, Tschechoslowakei und aus dem Deutschen Reich. Somit waren alle drei Länder vertreten, die den Internationalen Schlittensportverband zu dieser Zeit bildeten. Da die Vertreter der Tschechoslowakei durchweg dem Hauptverband der deutschen Wintersportvereine der Tschechoslowakei (Sudeten) angehörten, waren defacto alle Teilnehmer deutsche Muttersprachler.

Es war die erste Europameisterschaft und damit der qualitativ hochwertigste Rodel-Wettbewerb der Welt seit den ersten Europameisterschaften 1914. Nach dem Ersten Weltkrieg und organisatorischen Schwierigkeiten dauerte es 14 Jahre, bis es endlich zur zweiten Auflage des Wettbewerbs kam. Dennoch nahmen auch mehrere Rodler teil, die schon vor dem Krieg erfolgreiche Rodler waren. Der erste Europameister Rudolf Kauschka belegte dieses Mal hinter Fritz Preissler den zweiten Platz. Auch der Drittplatzierte Richard Simm startete ebenso wie der erste deutsche Meister aus dem Jahr 1912 (eigentlich 1913), Artur von Osterroth und der Meister aus dem Jahr 1914, Wilhelm Raupach.

Einsitzer Frauen

PlatzRodlerinOrt1. Lauf2. LaufGesamtzeit
1Deutschland Hilde RaupachSchreiberhau2:05,2 min2:04,3 min4:09,5 min
2Deutschland Margarethe WolfBad Flinsberg2:06,8 min2:06,9 min4:13,7 min
3Osterreich Felicitas HanschMödling2:05,4 min2:10,0 min4:15,4 min
4Tschechoslowakei Hilde SoukupGoblenz2:09,6 min2:07,8 min4:17,4 min
5Tschechoslowakei Anni PlanerReichenberg2:09,6 min2:12,4 min4:22,0 min
6Deutschland Meta HagemannBrückenberg2:01,9 min2:20,4 min4:22,3 min

Am Start waren 17 Rodlerinnen[1]. Aufgrund von Problemen mit der Zeitmessung kamen nur sechs von diesen in die Wertungen.

Anders als oft kolportiert war Hilde Raupach und nicht schon 1914 Anna Skoda erste Europameisterin im Rodeln. Skodas Wettkampf war nur als Sudetendeutsche Meisterschaft ausgeschrieben. Es blieb ihr einziger großer internationaler Erfolg. Bronzemedaillengewinnerin Felicitas Hansch hatte mit dem Titelgewinn im Doppelsitzer an der Seite des Frankfurters Fritz Scheuch zwei Jahre zuvor in Titisee bei den deutschen Meisterschaften einen weiteren großen Erfolg. Die Viertplatzierte Hilde Soukup hatte ihre größten Erfolge auch bei den Sudetendeutschen Meisterschaften, wo sie vier Titel gewinnen konnte. Die Sechstplatzierte Meta Hagemann war ebenfalls vierfache deutsche Meisterin. Auch die nicht gewerteten Lilli Erben und Hedwig Poitschke waren Meisterfahrerinnen bei den deutschen und den sudetendeutschen Meisterschaften.

Nicht gewertet wurden:

  • Deutschland Edeltraud Cibis (Bad Flinsberg)
  • Deutschland Ida Rueff (Brückenberg)
  • Deutschland Helene Beyer (Agnetendorf)
  • Deutschland Elisabeth Wehle (Zittau)
  • Tschechoslowakei Margarete Reitzig (Krummhübel)
  • Deutschland Gertrud Miethner (Friedrichroda)
  • Deutschland Lilli Erben (Brückenberg)
  • Deutschland Hedwig Poitschke (Zittau)
  • Tschechoslowakei Elfriede Pirkl (Reichenberg)
  • Deutschland Käthe Eckardt (Friedrichroda)
  • Deutschland Liesel Scholz (Bad Reinerz)

Einsitzer Männer

PlatzRodlerOrt1. Lauf2. LaufGesamtzeit
1Tschechoslowakei Fritz PreisslerReichenberg1:48,0 min1:47,0 min3:35,0 min
2Tschechoslowakei Rudolf KauschkaReichenberg1:51,6 min1:46,7 min3:38,3 min
3Deutschland Kurt WagnerSchreiberhau1:52,5 min1;51,6 min3:44,1 min
4Deutschland Walter FeistBad Flinsberg1:53,8 min1:50,9 min3:44,7 min
5Tschechoslowakei Fritz PosseltNeudorf1:55,0 min1:51,7 min3:46,7 min
6Deutschland Robert LiebigSchreiberhau1:52,9 min1:54,9 min3:47,8 min
7Deutschland Willi HändlerBrückenberg1:47,3 min1:51,4 min3:48,7 min
8Deutschland Willi AdolphSchreiberhau1:56,7 min1:53,6 min3:50,3 min
9Deutschland Heinrich BreiterBrückenberg1:56,7 min1:53,7 min3:50,4 min
10Osterreich Ferdinand LangerMödling1:57,8 min1:54,1 min3:51,9 min
11Deutschland Richard FeistBad Flinsberg1:59,8 min1:55,2 min3:55,0 min
12Tschechoslowakei Rudolf HermannReichenberg1:58,4 min1:57,2 min3:55,6 min
13Deutschland Martin TietzeBrückenberg2:01,2 min1:55,3 min3:56,5 min
14Deutschland Gustav HaaseBrückenberg2:01,2 min1:55,6 min3:56,8 min
Deutschland Richard KrautBirkenwerda bei Berlin1:59,5 min1:57,3 min3:56,8 min
16Osterreich Vinzenz PreinerSemmering2:01,4 min1:55,5 min3:56,9 min
17Deutschland Hugo MatternSchreiberhau1:59,0 min1:58,8 min3:57,8 min
18Tschechoslowakei Bruni KleinertNeudorf2:00,5 min1:58,7 min3:59,2 min
19Osterreich Karl KaltenbergerSemmering2:02,3 min1:57,3 min3:59,6 min
20Tschechoslowakei Alfred PosseltNeudorf2:05,5 min1:54,4 min3:59,9 min
21Osterreich Alois DersGraz2:01,2 min1:59,2 min4:00,4 min
22Deutschland Willi TeichgräberZittau2:00,9 min1:59,6 min4:00,5 min
23Osterreich Hans VolkmarGraz2:00,8 min1:59,9 min4:00,7 min
24Tschechoslowakei Albert MüllerReichenberg2:00,4 min2:00,9 min4:01,3 min
25Tschechoslowakei August SoukupGoblenz2:04,6 min1:58,0 min4:02,6 min
26Tschechoslowakei Ernst MertzReichenberg2:02,4 min2:00,5 min4:02,9 min
27Deutschland Georg FeistSchreiberhau2:02,3 min2:00,8 min4:03,1 min
28Tschechoslowakei Richard SimmDessendorf2:04,2 min2:00,3 min4:04,5 min
29Deutschland Artur von OsterrothOberwesel2:06,2 min2:02,3 min4:08,5 min
30Tschechoslowakei Walter HäringQuerseiffen2:07,6 min2:01,4 min4:09,0 min
31Tschechoslowakei Willi WildnerNeudorf2:06,1 min2:03,7 min4:09,8 min
32Tschechoslowakei Alfred SoukupGoblenz2:11,3 min1:58,2 min4:09,5 min
33Tschechoslowakei Rudolf BendaMorchenstern2:09,9 min2:00,6 min4:10,5 min
34Deutschland Walter EnderIlmenau2:04,5 min2:06,1 min4:10,6 min
35Tschechoslowakei Josef KopalMorchenstern2:00,4 min2:10,6 min4:11,0 min
36Deutschland Wilhelm RaupachSchreiberhau2:07,0 min2;05,4 min4:12,5 min
37Deutschland Ernst HeygeIlmenau2:10,0 min2:04,0 min4:14,0 min
38Tschechoslowakei Adolf SchwarzbachReichenberg2:03,1 min2:13,5 min4:16,6 min
39Deutschland Erich HaaseBrückenberg2:00,0 min2:17,8 min4:17,8 min
40Tschechoslowakei Richard ReichelReichenberg2:18,8 min2:01,4 min4:20,2 min
41Deutschland Paul SpenkeZittau2:16,2 min2:07,2 min4:23,4 min
42Deutschland Rudolf AschermannIlmenau2:14,8 min2:08,9 min4:23,7 min
43Deutschland Herbert ElgerSchreiberhau2:01,7 min2:25,8 min4:27,5 min
44Tschechoslowakei Egon MitlehnerMorchenstern2:25,2 min2:03,2 min4:28,4 min
45Deutschland Bruno BielzerSchreiberhau2:02,3 min2:26,6 min4:28,9 min
46Tschechoslowakei Berthold PosseltJosefsthal2:10,2 min2:22,3 min4:32,5 min
47Tschechoslowakei ResselReichenberg2:20,5 min2:13,3 min4:33,8 min
48Tschechoslowakei Josef StrasserGoblenz2:09,1 min2:26,4 min4:35,5 min
49Tschechoslowakei Rudolf DresslerMorchenstern2:25,2 min2:11,7 min4:36,9 min
50Tschechoslowakei Josef SoukupGoblenz2:44,4 min1:58,4 min4:42,8 min
51Tschechoslowakei P. RennerHohenelbe2:29,7 min2:16,7 min4:46,4 min
52Tschechoslowakei HelbigMorchenstern2:26,1 min2:23,2 min4:49,3 min
53Tschechoslowakei Emil SenderBad Schwarzbach2:24,1 min2:26,9 min4:51,0 min
54Osterreich Artur ForsterInnsbruck2:01,8 mindnfdnf

Am Start waren 54 Rodler[2] Einer erreichte aufgrund eines Sturzes im zweiten Lauf das Ziel nicht. Fritz Preissler konnte seinen Titel im folgenden Jahr verteidigen und war damit der erste Rodler, dem dieses gelang. Auch 1939 gewann er den Titel noch einmal. Zudem gewann er mit Rudolf Kauschka 1929 Silber mit dem Doppelsitzer. Kauschka, 1914 der erste Europameister, wurde nun hinter Preissler im Alter von 44 Jahren noch einmal Vize-Europameister. Für Kurt Wagner blieb Bronze die einzige internationale Medaille, doch wurde er 1928 auch deutscher Meister. Walter Feist verpasste als Viertplatzierter eine Einzelmedaille, kam dieser auch nie mehr so nahe wie 1928. Als Doppelsitzerfahrer sollte er jedoch gleichauf mit Martin Tietze (hier 13.) zum erfolgreichsten Rodler vor dem 2. Weltkrieg werden und bis heute zweiterfolgreichster Rodler bleiben. Robert Liebig auf Rang sechs wurde 1929 Vize-Europameister.

Doppelsitzer

PlatzRodlerOrt(e)Zeit
1Deutschland Deutschland
Herbert Elger
Willi Adolph
Schreiberau1:49,6 min
2Deutschland Deutschland
Walter Feist
Richard Feist
Bad Flinsberg1:50,3 min
3Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Fritz Posselt
Alfred Posselt
Neudorf1:50,5 min
4Deutschland Deutschland
Willi Händler
Heinrich Breiter
Brückenberg1:53,1 min
5Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Ernst Mertz
Richard Reichel
Reichenberg1:54,9 min
6Deutschland Deutschland
Willi Teichgräber
Paul Spenke
Zittau1:57,8 min
7Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Adolf Schwarzbach
Rudolf Hermann
Reichenberg1:57,9 min
8Tschechoslowakei Tschechoslowakei
August Soukup
Josef Soukup
Goblenz2:00,8 min
9Deutschland Deutschland
Robert Liebig
Kurt Wagner
Schreiberhau2:03,2 min
10Osterreich Österreich
Hans Volkmar
Alois Der
Graz2:06,1 min
11Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Josef Kopal
Rudolf Benda
Morchenstern2:08,1 min
12Deutschland Deutschland
Hugo Mattern
Alfred Mattern
Schreiberhau2:15,9 min
13Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Willi Kleinert
Willi Wildner
Neudorf2:16,6 min
14Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Josef Strasser
Johann Liebisch
Goblenz2:19,3 min

Am Start waren 24 Rodeldoppel.[3] Für das Doppel Elger/Adolph war es der erste und einzige große Erfolg. Willi Adolph hatte zuvor 1921 schon einmal den Einzeltitel bei den deutschen Meisterschaften gewinnen. Für Walter und Richard Feist war der Vize-Europemaistertitel erst der Start in eine erfolgreiche Karriere. Im Jahr darauf holten sie den Titel, Richard Feist mit beider Neffe Walter Kluge danach abgesehen von 1937 in Oslo, wo sie nur Zweite waren, alle weiteren Titel vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Für Fritz Posselt und Alfred Posselt war es die einzige EM-Medaille im Doppelsitzer, doch waren auch sie darüber hinaus sehr erfolgreich und waren zwischen 1924 und 1928 vier Mal sudetendeutsche Meister. Alfred Posselt war zudem 1934 EM-Dritter im Einsitzer.

Literatur

Anmerkungen

  1. nach anderen Angaben 19
  2. nach anderen Angaben 70.
  3. nach anderen Angaben 33

Auf dieser Seite verwendete Medien