René Koechlin

René Koechlin, ca. 1948

René Koechlin (* 4. August 1866 in Bühl, Elsass, Französisches Kaiserreich; † 30. Juni 1951 in Villard unterhalb von Blonay, Kanton Waadt, Schweiz) war ein im Wasser- und Kraftwerksbau tätiger Ingenieur mit Ehrendoktorat der Universität Lausanne.

Leben

Koechlin stammt aus einer alten Familie mit Verbindungen zur Schweiz und zum Elsass. René Koechlins Bruder Maurice war ebenfalls Ingenieur und ist als Konstrukteur des Eiffelturms bekannt. Ein Cousin zweiten Grades war der Industrielle und Rennfahrer Paul, Cousins dritten Grades waren der Offizier und Politiker Carl, der Komponist Charles sowie der Mineraloge Rudolf Koechlin. Der Textil- und Eisenbahnunternehmer André Koechlin war ein Großonkel René Koechlins.

Nach seiner Ausbildung zum Bauingenieur am Eidgenössischen Polytechnikum Zürich, die von 1897 bis 1901 dauerte, machte er ein kurzes Praktikum bei Sulzer bevor er in die Société des Travaux Publics et Constructions in Paris eintrat. In diesem Unternehmen befasst er sich mit dem Bahnbau in Anatolien, sowie mit dem Bau der Eisenbahn vom Kaspischen Meer nach Samarkand, wofür er 1888 an einer Erkundungsreise teilnahm. Der Bau dieser Eisenbahn, die damals die ganze Welt beeindruckte, war eine Offenbarung für den jungen Ingenieur und trug zur Entwicklung seines Unternehmergeistes bei. Koechlin nahm 1889 an einer Erkundungsreise für den Bau der Bahnstrecke Jaffa–Jerusalem teil.

Ab 1890 arbeitete Koechlin im Zürcher Bauunternehmen Locher & Cie mit, wo er unter Leitung von Eduard Locher bei der Planung der Bauinstallationen des Simplontunnels und des Kraftwerks Eglisau-Glattfelden mithalf. Bei diesen Arbeiten kam Koechlin die Idee auf, die Wasserkraft des Rheins für die Industrie im Elsass zu nützen.

1899 trat Koechlin in die Compagnie Nouvelle d’Électricité, die sich mit Straßenbahnen befasste. Unter seiner Leitung als Technischer Direktor wurden die Straßenbahnen von Fontainebleau, Bourges, Poitiers, Pau und Armentières gebaut und betrieben. Die Gesellschaft wurde später von Omnium lyonnais de chemins de fer et tramways übernommen, wo sich Koechlin um die Planung der U-Bahn-Strecke der Société du chemin de fer électrique souterrain Nord-Sud de Paris kümmerte.

Koechlin verließ 1901 die Omnium lyonnais und setze fortan seine Kraft für den Bau des Rheinseitenkanals mit dem Kraftwerk Kembs ein. Das für die damalige Zeit besonders große und kühne Projekt erforderte viel Verhandlungsgeschick mit den daran beteiligten Regierungen und der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt. Obwohl das Projekt erst nach dem Ersten Weltkrieg in den 1920er-Jahren umgesetzt werden konnte, war das Kraftwerk Kembs bei seiner Eröffnung 1932 immer noch eines der bedeutendsten Flusskraftwerke Europas.[1]

Im Jahre 1907 wurde Koechlin in die Geschäftsleitung der Schweizerische Gesellschaft für elektrische Industrie berufen, der späteren Indelec. Unter seiner Führung erwarb dieses Unternehmen bald einen maßgeblicher Einfluss auf viele Stromerzeugungs- und -verteilungsunternehmen in Europa. René Koechlin war einer der ersten, der das immense Wachstum der Elektroindustrie erkannte und dazu einen wesentlichen Beitrag leistete. Insbesondere war er einer der Pioniere beim Bau von großen Pumpspeicherkraftwerken.

Literatur

  • Historique. Abgerufen am 20. April 2019 (französisch).
  • Nekrolog. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 69, Nr. 36, 8. September 1951, S. 507.

Einzelnachweise

  1. Bemerkenswerte Einzelheiten am Rhein-Stauwehr für das Kraftwerk Kembs. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 105, Nr. 1, 1935, S. 1, doi:10.5169/seals-47369.

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Portrait von Ingenieur René Koechlin