Reitzenstein (Issigau)

Reitzenstein
Gemeinde Issigau
Koordinaten:50° 23′ N, 11° 44′ O
Höhe: 569 m ü. NHN
Einwohner:153 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung:1. Mai 1978
Postleitzahl:95188
Vorwahl:09293
Karte
Lage von Reitzenstein in Issigau
Blick von Osten auf Reitzenstein
Blick von Osten auf Reitzenstein
Rapsfelder nahe Reitzenstein

Reitzenstein ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Issigau im Landkreis Hof (Oberfranken, Bayern).[2] Die Gemarkung Reitzenstein hat eine Fläche von 5,492 km². Sie ist in 625 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 8787,67 m² haben.[3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Griesbach und Sinterrasen.[4]

Geografie

Das Dorf liegt nahe der thüringischen Grenze im Issiggrund. Über dem Dorf erhebt sich Schloss Reitzenstein, der Stammsitz der Freiherren von Reitzenstein, unterhalb des Ortes fließt der Issigbach. Der Schlosspark ist als Naturdenkmal ausgezeichnet. Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Issigau zur Staatsstraße 2198 (1,1 km westlich), nach Griesbach (2,2 km südwestlich) und zur St 2198 (0,9 km östlich). Ein Wirtschaftsweg führt nach Sinterrasen (1,2 km südlich).[5]

Geschichte

Wappen der Freiherren von Reitzenstein

Der Ort Rwurde im Jahre 1325 erstmals urkundlich erwähnt: Konrad von der Grun nannte sich seit diesem Jahr nach seinem Stammsitz, der Veste Reitzenstein, „Konrad von Reichzenstein“. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der weibliche Personenname Richiza.[6]

Der Stammsitz der Freiherren von Reitzenstein ging im Laufe der Zeit in andere Hände über. Die Schlosskapelle St. Wolfgang wurde später aufgelassen. Teile des Altars fanden einen neuen Platz in der Issigauer Kirche. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Reitzenstein Gerichtssitz. Ursprünglich hatte der Rittergutsbesitzer die Hohe Gerichtsbarkeit inne, der Flurname Galgenbühl erinnert noch daran. Zuletzt gab es nur noch ein Patrimonialgericht.

Nach der Eingliederung in Bayern gingen auch die Aufgaben des „koeniglich bayerischen adelich von Püttnerschen Partimonialgerichts Reitzenstein“ ans Landgericht Naila über. Auf dem Gebiet des ehemaligen Rittergutes Reitzenstein wurden durch die bayerische Gemeindeordnung die Gemeinden Reitzenstein, Issigau und Kemlas geschaffen. Rechte des Fürstenhauses Reuß im Reitzensteiner Gebiet wurden vom Königreich Bayern abgelöst. 1876 wurde die Freiwillige Feuerwehr Reitzenstein gegründet. 1889 kauften die Freiherren von Reitzenstein ihren Stammsitz zurück.

Verwaltungsgeschichte

Zur Realgemeinde Reitzenstein gehörte Sinterrasen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Reitzenstein aus 40 Anwesen. Die Hochgerichtsbarkeit hatten das Rittergut Issigau und das Rittergut Reitzenstein gemeinsam inne. Grundherren waren das Rittergut Issigau (1 Haus) und das Rittergut Reitzenstein (1 Wirtshaus, 1 Mühle, 15 Gütlein, 20 Tropfhäuser, 2 Häuser). Das Schloss war herrschaftlicher Besitz.[7]

Von 1797 bis 1810 unterstand Reitzenstein dem Justiz- und Kammeramt Hof. Infolge des Ersten Gemeindeedikts wurde Reitzenstein dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt Issigau zugewiesen.[8] Zugleich entstand die Ruralgemeinde Reitzenstein mit den Orten Brand, Eichenstein, Einsiedel, Griesbach, Kupferbühl, Preußenbühl, Sinterrasen und Wolfstein. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Naila zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Lichtenberg (1919 in Finanzamt Lichtenberg umbenannt, seit 1955 Finanzamt Naila). Ab 1862 gehörte Reitzenstein zum Bezirksamt Naila (1939 in Landkreis Naila umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Naila (1879 in Amtsgericht Naila umgewandelt). 1920 wurde die Einöde Preußenbühl an die Gemeinde Issigau abgetreten.[9] 1964 hatte die Gemeinde eine Gebietsfläche von 10,551 km².[10] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Reitzenstein am 30. April 1978 aufgelöst: Brand und Einsiedel kam an die Stadt Naila, der Rest wurde nach Issigau eingemeindet.[11][12]

Baudenkmäler

  • Haus Nr. 7: Gasthaus am Schloss[13]
  • Häuser Nr. 7112, 714, 12: Schloss Reitzenstein[13]
ehemalige Baudenkmäler
  • Haus Nr. 8: Zweigeschossiges, verputzt massives Wohnstallhaus mit Krüppelwalmdach, Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert; zwei zu vier Achsen; Giebeltrapez verschiefert. Fenstergewände aus Granit, 19. Jahrhundert.[14]
  • Haus Nr. 24: Eingeschossiges, verputzt massives Kleinhaus, vermutlich spätes 18. Jahrhundert, mit steilen Satteldach, zwei zu vier Achsen; Giebeldreiecke verschiefert; im vorderen Teil noch originale hölzerne Fensterrahmungen.[14]
  • Haus Nr. 32: Frackdachhaus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts; Erdgeschoss verputzt massiv, hofseitiges Obergeschoss in verputztem Fachwerk, Giebel verschiefert (teilweise in Kunstschiefer erneuert).[14]
  • Haus Nr. 44: Ehemaliges Schlossgut. 1557 bei einer Besitzteilung für Sebastian Friedrich von Reitzenstein errichtet; später, so noch 1637, mehrfach als „Neubau“ bezeichnet. Der bestehende Bau im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert überarbeitet. – Langgestrecktes, zweigeschossiges Gebäude, verputzt massiv, zwei zu sieben Achsen, mit Halbwalmdach; Giebeltrapez verschiefert. Schlichte Fenster- und Türrahmungen in Granit; an der Wohnungstür über vermauertem Oberlicht waagrechte Gesimsverdachung.[14]

Einwohnerentwicklung

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Bevölkerungszahl in Reitzenstein enorm, von 1939 bis 1950 um insgesamt 81 Prozent. Der Grund waren die vielen Vertriebenen, die nach dem Krieg dort eine neue Heimat fanden.

Gemeinde Reitzenstein

Jahr181918401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner404506514507506507481504493469471503516522483481493444429756777734560380
Häuser[15]79757782949494
Quelle[8][16][16][16][17][18][19][20][21][22][23][16][24][16][25][16][26][16][16][16][27][16][10][28]

Ort Reitzenstein

Jahr001819001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner261308298270260256362268222153
Häuser[15]455056555560
Quelle[8][17][19][22][24][26][27][10][28][1]

Religion

Reitzenstein ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und bis heute nach St. Simon und Judas (Issigau) gepfarrt.[7][10]

Literatur

Commons: Reitzenstein (Issigau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 306 (Digitalisat).
  2. Gemeinde Issigau, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 17. Dezember 2024.
  3. Gemarkung Reitzenstein (091864). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 14. April 2025.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. April 2025.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. April 2025 (Die gemessenen Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. W.-A. v. Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen, S. 186.
  7. a b M. Körner: Naila, S. 301f.
  8. a b c A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, OCLC 165644543, S. 99 (Digitalisat). Für die Gemeinde inklusive Brand (S. 11), Eichenstein (S. 23) und Griesbach (S. 38).
  9. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Die Gemeinden Bayerns nach dem Gebietsstand 25. Mai 1987. Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns und die Änderungen im Besitzstand und Gebiet von 1840 bis 1987 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 451). München 1991, DNB 920240593, OCLC 75242522, S. 93, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00070717-7 (Digitalisat – Landkreis Hof; Fußnote 8).
  10. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 716–717 (Digitalisat).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 688 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  12. Issigau > Politische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 14. April 2025.
  13. a b Denkmalliste für Issigau (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  14. a b c d K.-L. Lippert: Landkreis Naila, S. 53f. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
  15. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  16. a b c d e f g h i j Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 153, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  17. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 920, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  18. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 144 (Digitalisat).
  19. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1094, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 56 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 161 (Digitalisat).
  22. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1041 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 160 (Digitalisat).
  24. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1092 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 160 (Digitalisat).
  26. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1127 (Digitalisat).
  27. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 974 (Digitalisat).
  28. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 157 (Digitalisat).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Issigau, HO - Reitzenstein v O.jpg
Autor/Urheber: Flodur63, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Reitzenstein von Osten, Issigau
Reitzenstein-Wappen.jpg
Autor/Urheber:

Unbekannt

, Lizenz: Bild-PD-alt

Wappen der Familie von Reitzenstein

Reitzenstein-Rapsfelder.jpg
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Vodeg~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 2.5
Straßenverlauf Reitzenstein Issigau (OSM).svg
Autor/Urheber: Contributors to OSM, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Straßenverlauf von Reitzenstein in Issigau über OpenStreetMap.