Reithaus (Weimar)

Koordinaten: 50° 58′ 45″ N, 11° 19′ 59,8″ O

Das Weimarer Reithaus, ein Kulturdenkmal im Park an der Ilm.
Luftaufnahme des Reithauses

Das Reithaus im Park an der Ilm ist ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude, das am Platz der Demokratie 5, in der Nähe des Burgplatzes, im thüringischen Weimar liegt.

Baugeschichte

Das Gebäude geht auf einen Barockbau des Herzoglichen Baumeisters Christian Richter (1655–1722), von 1715/18 zurück. Seine heutige klassizistische Gestalt verdankt es einem Umbau der um 1803/04 von dem Architekten Heinrich Gentz (1766–1811) durchgeführt wurde.
Ursprünglich gehörte das Reithaus zu dem nördlich davon gelegenen Residenzschloss am Weimarer Ilmpark. Ein vorheriger, erster Bau an diesem Ort wurde während der Thüringer Sintflut, vom 29. Mai 1613 zerstört. Ein dem zerstörten folgender wurde 1705 wieder abgebrochen. Ein vor dem Reithaus liegender Küchteich wurde bogenförmig von Wirtschaftsgebäuden des Schlosses, wie Schmiede, Wagner- und Sattlerei, einem Malz- und Brauhaus gesäumt. Diese Wirtschaftsgebäude wichen kurz nach 1800 einem Exerzierplatz, welcher später in eine Wiese umgestaltet wurde. Ein Umbau im Innern machte das Reithaus nach 1920 zu einem Verwaltungsgebäude. Eine gründliche Restaurierung, mit dem Abschluss des heutigen Erscheinungsbildes, fand zwischen 1996/99 statt.

Geschichte

Im Reithaus wurde, durch die von 1767/68 in der Stadt Weimar gastierende Starcksche Theatergesellschaft,[1] Lessings „Minna von Barnhelm“ aufgeführt. Von 1920 an bis nach dem 2. Weltkrieg wurde das Reithaus hauptsächlich von Ministerien des Landes genutzt. Zwischen 1923/25 wurden in einigen Räumen Vorkurse des Bauhauses gegeben. Nach 1951 wurde es zum „Haus der Jungen Pioniere“„Pawlik Morosow“.[2] Von 1991/96 nutzte die Stadt die Räumlichkeiten des Reithauses als Freizeitzentrum für die Schüler Weimars. Nach der letzten Restaurierung eröffnete am Samstag, dem 10. Juli 1999, das unter Denkmalschutz stehende Reithaus als Seminar- und Veranstaltungshaus der Stiftung „Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar“ pünktlich zum Kulturhauptstadtjahr Weimars wieder seine Pforten.

Einzelnachweise

  1. Starcksche Theatergesellschaft Quelle: Webseite der EJBW;
  2. „Pawlik Morosow“ Quelle: Webseite des ND-Archivs;

Weblinks

Commons: Reithaus, Weimar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Autor/Urheber: EddMulenga, Lizenz: CC BY-SA 4.0
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadtschloss und zur Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek liegt das historische Reithaus.

Das Reithaus wurde von 1715 bis 1718 durch Christian Richter im barocken Stil erbaut. In den Jahren 1803 und 1804 gab der Architekt Heinrich Gentz einen Umbau in Auftrag. In dieser Zeit erhielt das Haus die klassizistische Fassade, die heute noch zu sehen ist. Das Reithaus hat, wie die Stadt Weimar, eine höchst bewegte Geschichte. In den Jahren 1767 bis 1768 führte die Starcksche Theatergesellschaft in diesem Haus Lessings »Minna von Barnhelm« auf. 1790 gastierte ein französisches Straßentheater: Der Franzose Burdot bot vor dem Reithaus den Schaulustigen ein Feuerwerk. Während der Schlacht bei Jena und Auerstedt (Preußen gegen Napoleon) im Jahr 1806 diente es der Unterbringung gefangener Preußen und Sachsen. 1821 gastierte der französische Kunstreiter Tourniaire mit Seiltanz und Reitkünsten im Reithaus, ein Jahr später brachte er wilde Tiere mit: Löwen, Leoparden, Eisbären und Gazellen.

Bis 1845 war das Reithaus unter fürstlicher Verwaltung. Später ging es in städtischen Besitz über. Im Jahr 1855 diente es nach einem Brand im Zuchthaus als provisorische Unterkunft für die Häftlinge. 1920 fand ein Umbau statt, der den Zweck »Reithalle« fortan verunmöglichte. Das Bauhaus hatte geplant, das Reithaus als Ausstellungsraum auszubauen – diese Pläne wurden jedoch abgelehnt. Schließlich wurde aus dem Reithaus ein Verwaltungsgebäude der Landesregierung. Das Bauhaus lieferte die Pläne zum Ausbau und erhielt zwei Erdgeschossräume für eigene Zwecke.

Nach Kriegsende fand eine gründliche Renovierung statt. Von 1947 bis 1948 hatten die Ministerien für Gesundheit und Verkehr ihren Sitz im Reithaus. Ab 1951 wurde das Gebäude als Kinderkulturzentrum (Haus der Pioniere) genutzt. Nach 1989/90 konnte das Gebäude dank einer engagierten Bürgerinitiative für die Kinder- und Jugendarbeit erhalten werden – und beherbergte zwischen 1991 und 1996 ein Schülerfreizeitzentrum.

Seit dem 10. Juli 1999 ist das Reithaus nach einer gründlichen Restaurierung Seminar- und Veranstaltungshaus der EJBW. Es ist integraler Bestandteil der Bildungsstätte und wird sowohl für die Seminararbeit, als auch für große Veranstaltungen und Tagungen genutzt. Das Reithaus steht unter Denkmalschutz.
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Reithaus, Platz der Demokratie 5, Weimar