Reinhold Beckmann

Reinhold Beckmann (2023)

Reinhold Beckmann (* 23. Februar 1956 in Twistringen) ist ein deutscher Fernsehmoderator, Fußballkommentator, TV-Journalist[1], Autor und Musiker.[2]

Leben

Berufliches

Reinhold Beckmann wurde als Sohn des Futter- und Düngemittelunternehmers Wilhelm Beckmann (1915–2012) und seiner aus Wellingholzhausen bei Osnabrück stammenden Frau Aenne, geborene Haber (1921–2019), in Twistringen in Niedersachsen geboren.[3][4][5] Nach seinem Abitur am Gymnasium Syke, einem USA-Aufenthalt und seinem Zivildienst machte Beckmann eine Lehre als Radio-, Fernseh- und Videotechniker. Anschließend studierte er in Köln Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften. Das Studium beendete er ohne Universitätsabschluss.[6]

Er begann seine Fernsehkarriere 1980 als freier Mitarbeiter beim WDR, für den er Beiträge für die Sendung Aktuelle Stunde lieferte. Er gehörte zu dem Fernsehteam, welches Udo Lindenberg zu seinem Konzert im Palast der Republik am 25. Oktober 1983 begleitete. Darüber hat er später mit dem Filmemacher Falko Korth eine Dokumentation erstellt. Ab 1985 kommentierte er auch Sportübertragungen des WDR. Außerdem moderierte er mehrere Unterhaltungssendungen beim NDR und zusammen mit Helge Schneider die Sendung Off-Show im WDR-Fernsehen. 1990 wurde er vom Kicker-Sportmagazin als „bester Moderator des Jahres“ für die Reportagen der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 ausgezeichnet.[7]

Beckmann wechselte noch 1990 von der ARD zu Premiere, wo er Leiter der Sportredaktion wurde. Beckmann wurde zugeschrieben, in seiner Arbeit bei Premiere die „Fußball-Übertragungen revolutioniert“ zu haben, unter anderem durch die Nutzung zusätzlicher Kameraeinstellungen, einer „Superzeitlupe“ sowie dem Einsatz von Statistiken.[8] Ab Februar 1992 war er Sportchef bei Sat.1 und er wurde durch die von ihm konzipierten und moderierten Sportsendungen ran und ranissimo einem breiten Publikum bekannt. Für diese beiden Formate wurde er mit der Goldenen Kamera, dem Bayerischen Fernsehpreis und der Goldenen Romy (österreichischer Fernsehpreis) ausgezeichnet. 1993 wurde er Programmchef bei Sat.1.

Reinhold Beckmann mit Mehmet Scholl beim Relegationsspiel zwischen Bochum und Mönchengladbach (2011)

1998 kam er zurück zur ARD, bei der er seitdem als Kommentator von Fußballübertragungen von UEFA-Pokal- und Länderspielen zu hören und als Sportschau-Moderator zu sehen war. Im November 2016 wurde bekannt, dass Beckmann nur noch bis Ende der laufenden Saison 2016/17 in der Sportschau zu sehen sein würde.[9] Am 6. Mai 2017 moderierte er seine letzte Sendung. Außerdem war er Reporter bei zahlreichen großen Sportereignissen wie der Fußball-Europameisterschaft 2004; so kommentierte er für die ARD die Übertragung des Endspiels der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Darüber hinaus moderierte er für sie von 1998 bis 2002 die Unterhaltungssendung Guinness – Die Show der Rekorde.[10] Von 1999 bis 2014 hatte er in der ARD seine eigene Talksendung Beckmann.

Während der Olympischen Sommerspiele moderierte er den nächtlichen Talk Beckmanns Olympia Nacht in der ARD.[11] Im September 2008 moderierte er anstelle des erkrankten Jörg Pilawa die Quizshow Wie deutsch bist du wirklich?.[12]

2010 war Beckmann in der Tatort-Folge Borowski und eine Frage von reinem Geschmack in einer Nebenrolle zu sehen. In dem 2013 erstaufgeführten Kinofilm Sein letztes Rennen spielte er sich selbst: Er hatte dort in seiner Talksendung Beckmann Dieter Hallervorden als Olympiasieger Paul Averhoff zu Gast.

Im März 2014 wurde mit Bei allem sowieso vielleicht das erste Musikalbum von Beckmann & Band veröffentlicht.

Von Februar 2015 bis Mai 2017 lief die Reportagereihe #Beckmann in der ARD.[13]

Seit Januar 2018 ist Beckmann Experte bei der Sport1-Fußball-Talkshow Doppelpass.[14]

Im März 2018 erschien mit Freispiel das zweite Musikalbum von Beckmann & Band.

Von Juli bis August 2018 lief seine Talkshow Reinhold Beckmann trifft ... im NDR Fernsehen.[15] Von 2018 bis 2020 moderierte er beim Radiosender NDR 2 die Musik-Talkshow NDR 2 Life Sounds.[16]

2020 trat er in der Gameshow Hätten Sie’s gewusst? als Experte zum Thema Helmut Schmidt an.

Im März 2021 erschien sein drittes Musikalbum Haltbar bis Ende.

Im November 2021 sang er seinen Song Vier Brüder über den Tod aller vier Brüder seiner Mutter Aenne im Zweiten Weltkrieg anlässlich der offiziellen Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Deutschen Bundestag.[17][18]

Er ist gemeinsam mit Marcus Foag Geschäftsführer und Gesellschafter des Produktionsunternehmens beckground tv.[19]

Im August 2023 erschien Beckmanns familienbiographisches Buch Aenne und ihre Brüder – die Geschichte meiner Mutter über das Schicksal seiner Mutter, deren Vater eine Schusterwerkstatt in Wellingholzhausen besaß und die alle vier Brüder im Zweiten Weltkrieg verloren hat.[20]

Privates

Beckmann ist römisch-katholisch; als Kind war er Ministrant in seiner Heimatgemeinde Twistringen.[21] Er hat zwei Kinder (* 1993 und 1997)[22] und lebt in Hamburg. Beckmann spielte früher selbst Fußball und hatte zwei Einsätze in der Niedersachsen-Auswahl.[23] Er ist Vereinsmitglied des FC St. Pauli. Beckmann ist geschieden.[24]

Beckmann engagiert sich für soziale Projekte und gründete 1999 mit Freunden in Hamburg die Initiative NestWerk e. V., die sich um Jugendliche in benachteiligten Hamburger Stadtteilen kümmert. Von 2005 bis 2014 sowie 2016 lud er zum Tag der Legenden ein. Über 50 Fußball-„Legenden“ wie Paul Breitner, Klaus Fischer, Uli und Dieter Hoeneß, Horst Hrubesch, Felix Magath, Andreas Möller, Uwe Seeler und Rudi Völler spielten im Hamburger Millerntor-Stadion für die Initiative.

Auszeichnungen

Diskografie

  • 2014: Bei allem sowieso vielleicht
  • 2018: Freispiel
  • 2021: Haltbar bis Ende

Veröffentlichungen

  • Zufall. Eine Spurensuche in außergewöhnlichen Biographien (zusammen mit Sabine Paul und Paul Ripke). Hoffmann und Campe, Hamburg 2013, ISBN 978-3-455-50213-8.
  • Erzähl doch mal von früher. Loki Schmidt im Gespräch mit Reinhold Beckmann. Hoffmann und Campe, Hamburg 2013, ISBN 978-3-455-50094-3.
  • Aenne und ihre Brüder. Die Geschichte meiner Mutter. Propyläen Verlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-549-10056-1.

Kritik

In einer Folge seiner Talkshow Beckmann vertrat der Moderator zusammen mit Nina Ruge gegenüber Norbert Blüm Positionen, die von Teilen der deutschen Presse als äußerst positiv in Bezug auf die private Versicherungswirtschaft gewertet wurden. Beckmann hatte ab 2006 unter anderem Werbung für die WWK Versicherungsgruppe gemacht.[26][27]

Im Jahr 2019 geriet Beckmann in die Kritik, nachdem ein Video veröffentlicht wurde, das ihn bei einem Auftritt auf einer Geburtstagsfeier bei Matthias Matussek zeigt, auf der neben Medienschaffenden u. a. auch Vertreter der „Neuen Rechten“ anwesend waren.[28][29][30] Der Satiriker Jan Böhmermann setzte sich im Protestlied Licht an! Licht an! im selben Jahr kritisch mit der Situation auseinander.[31]

Commons: Reinhold Beckmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dokumentation - Home. Abgerufen am 16. November 2021.
  2. Agenturseite. Abgerufen am 16. November 2021.
  3. Gregor Gysi & Reinhold Beckmann. Abgerufen am 17. April 2022 (deutsch).
  4. Traueranzeigen von Wilhelm Beckmann | trauer.kreiszeitung.de. Abgerufen am 17. April 2022 (deutsch).
  5. Traueranzeigen von Aenne Beckmann | trauer.kreiszeitung.de. Abgerufen am 17. April 2022 (deutsch).
  6. Interview mit Reinhold Beckmann auf medien.planetpraktika.de (Memento vom 2. August 2012 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 26. Januar 2012.
  7. Der Moderator (Memento vom 5. April 2017 im Internet Archive) auf der Website des Bayerischen Rundfunks, abgerufen am 26. Juni 2016.
  8. Beckmann: Premiere bei Sat.1. In: Hamburger Abendblatt. 4. März 1992, abgerufen am 23. Februar 2023.
  9. Beckmann verlässt „Sportschau“ faz.net, 10. November 2016, abgerufen am 6. Mai 2017
  10. Guinness – Die Show der Rekorde fernsehserien.de
  11. Thomas Lückerath: ARD zeigt nächtlichen Talk "Beckmanns Olympia Nacht". In: DWDL.de. 1. Juli 2004, abgerufen am 3. Juni 2022.
  12. Wie deutsch sind wir denn nun wirklich? welt.de, 5. September 2008.
  13. ARD-„#Beckmann“ wird eingestellt – Reinhold Beckmann dreht aber weiter für den NDR meedia, 11. August 2017.
  14. Beckmann wird SPORT1-Experte. In: sport1.de. 14. Januar 2018, abgerufen am 10. September 2018.
  15. Reinhold Beckmann trifft … fernsehserien.de
  16. Reinhold Beckmann macht neuen Radio-Talk welt.de, 1. September 2018.
  17. Der vierte stumme Schrei. Abgerufen am 16. November 2021.
  18. WELT: Reinhold Beckmann singt im Deutschen Bundestag. In: DIE WELT. 14. November 2021 (welt.de [abgerufen am 16. November 2021]).
  19. Reinhold Beckmann übernimmt NDR-Anteile an seiner Produktionsfirma beckground tv, abgerufen am 1. März 2022.
  20. Westfälische Nachrichten: Familiengeschichte mit Tiefgang: Reinhold Beckmann las aus seinem Buch „Aenne und ihre Brüder“, Kultur, Münster, Arndt Zinkant, 30. April 2024
  21. Viele Promis waren Messdiener. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. September 2014, abgerufen am 2. Oktober 2014.
  22. Biografie. (Memento vom 14. November 2011 im Internet Archive) reinholdbeckmann.de, abgerufen im Januar 2009.
  23. Autogramme. In: Sport-Bild, 22. Dezember 1992, S. 33.
  24. Liebes-Aus nach 23 Jahren! Abgerufen am 22. Juni 2021.
  25. Mitteilung zum Annemarie-Renger-Preis auf der Website des Arbeiter-Samariter-Bundes, abgerufen am 15. September 2015.
  26. vgl. Doppelagent Beckmann – Wie der Moderator seine Sendung als Plattform für das Thema Privatvorsorge nutzt. tagesspiegel.de, 26. April 2006; abgerufen am 11. November 2021.
  27. vgl.Lukrative Nebenjobs – Wie Fernsehmoderatoren Werbung machen (Memento vom 8. April 2008 im Internet Archive), ndr.de, 10. Mai 2006.
  28. Kritik wegen rechtsextremem Gast: Beckmann erklärt seinen Auftritt bei umstrittenem Journalisten. 11. März 2019, abgerufen am 21. November 2019.
  29. Feiern mit Identitären: Beckmann bereut, „Spiegel“ distanziert sich. In: derStandard.de. 12. März 2019, abgerufen am 21. November 2019 (österreichisches Deutsch).
  30. Hanna Voß: Beckmann beim Geburtstag von Matussek: Wer hingeht, hat sich entschieden. In: Die Tageszeitung: taz. 11. März 2019, abgerufen am 21. November 2019.
  31. Kristina Baum: „Da ist die Tür!“: Jan Böhmermann singt Protestsong – Nazis haben auf Partys nichts zu suchen. In: rollingstone.de. 8. November 2019, abgerufen am 11. November 2021.

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