Reinhard Peesch

Reinhard Peesch (* 11. Dezember 1909 in Berlin; † 26. Februar 1987 ebenda) war ein deutscher Volkskundler und Linguist.

Leben

Reinhard Peesch war Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR im Bereich Volkskunde des Zentralinstituts für Geschichte. In den 1950er Jahren führte er eine empirische Untersuchung bei Kindern und Jugendlichen in Ost- und Westberlin über die bei ihnen beliebten Spiele durch. Ab 1956 dokumentierte er in einem von Wolfgang Steinitz, Vizepräsident der Deutschen Akademie der Wissenschaften und Direktor des Instituts für deutsche Volkskunde, begründeten Forschungsprojekt die pommersche Fischervolkskunde. Aus dieser Arbeit resultierten Peeschs Habilitationsschrift Die Fischerkommünen auf Rügen und Hiddensee von 1961 und weitere Fachpublikationen. Peesch galt damals als ein führender Kenner der traditionellen Arbeitswelt der Fischerei und forschte auch über andere Bereiche der europäischen Sachkultur.

Er war Mitarbeiter der Zentralstelle des Atlas der deutschen Volkskunde in Berlin.[1] Er war Leiter und von 1967 bis 1969 kommissarischer Direktor des Instituts für deutsche Volkskunde der Humboldt-Universität in Berlin.

Reinhard Peeschs Standardwerk Ornamentik der Volkskunst in Europa wurde auch ins Englische übersetzt. Der Volkskundler arbeitete an der Reihe Ethnologia Europaea mit, die seit den späten 1960er Jahren die internationale Zusammenarbeit im Fach Ethnologie stärken will. Peesch war 1968 bis 1970 an der Redaktion der Festschrift für den Gründer der Ethnologia Europaea, den schwedischen Volkskundler Sigurd Erixon, beteiligt.

Schriften

  • Deutsche Volkstrachten. Berlin 1934.
  • Der Wortschatz der Fischer im Kietz von Berlin-Köpenick. Veröffentlichungen des Instituts für Deutsche Sprache und Literatur; 3. Berlin 1955.
  • Das Berliner Kinderspiel der Gegenwart. Akademie-Verlag. Berlin 1957.
  • Die Fischerkommünen auf Rügen und Hiddensee. Berlin 1961.
  • Das Gerät in der Arbeitswelt des Fischers. Zur Tradierung von Gerät und Arbeitserfahrung. In: Deutsches Jahrbuch für Volkskunde, 12, 1966, S. 26–36.
  • Holzgerät in seinen Urformen. Akademie-Verlag. Berlin 1966
  • Kolloquium Balticum Ethnographicum, 1966: Vorträge und Berichte der internationalen Tagung in Berlin und Stralsund. Akademie-Verlag. Berlin 1968.
  • Benennungen und Benennungsmotive zu einem Gerätetyp. In: Deutsches Jahrbuch für Volkskunde, 14, 1968, S. 16–38.
  • Ornamentik der Volkskunst in Europa. Leipzig 1981.
  • The Ornament in European Folk Art. Leipzig 1982.
  • Volkskunst. Umwelt im Spiegel populärer Bildnerei des 19. Jahrhunderts. Akademie-Verlag. 1978.
  • mit Wolfgang Rudolph und mit Foos von Volkmar Herre: Mecklenburgische Volkskunst. Leipzig 1988.
  • Zwischen Kunstgeschichte und Volkskunde. Festschrift für Wilhelm Fraenger. Veröffentlichungen des Instituts für Deutsche Volkskunde; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin; Bd. 27. Berlin 1960.

Literatur

  • Heinz Kothe: Die volkskundliche Forschung und Lehre in der Deutschen Demokratischen Republik. In: Ethnologia Europaea, Band I, 1967, S. 246–250.
  • Lutz Röhrich: Begegnungen – Erinnerungen an meinen Kollegen- und Freundeskreis. Waxmann Verlag, Münster 2016, ISBN 978-3-8309-3509-4, S. 36.
  • Wolfgang Rudolph: Reinhard Peesch zum 65. Geburtstag. In: Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte, 17, 1974, S. 243–245.

Einzelnachweise

  1. Jens Wietschorke: Volkskultur im Planquadrat. Eine wissenschaftliche Skizze zur Kartierung als soziale Praxis. In: Brigitta Schmidt-Lauber, Ingo Zechner: Mapping. Zeitschrift für Kulturwissenschaften, 2018, Heft 1, S. 44–54.