Rein da Medel

Rein da Medel
Grenzverlauf im Bereich der Kantonsgrenze. Der Rein da Medel ist im Mittellauf mit dem lokalen Toponym Froda bezeichnet.

Grenzverlauf im Bereich der Kantonsgrenze. Der Rein da Medel ist im Mittellauf mit dem lokalen Toponym Froda bezeichnet.

Daten
GewässerkennzahlCH: 575
LageLepontinische Alpen

Schweiz

FlusssystemRhein
Abfluss überVorderrhein → Rhein → Nordsee
Quelleim Lago Scuro
46° 33′ 52″ N, 8° 41′ 57″ O
Quellhöhe2450 m ü. M.[1]
Mündungbei Disentis/Mustér in den VorderrheinKoordinaten: 46° 41′ 46″ N, 8° 51′ 18″ O; CH1903: 708334 / 172618
46° 41′ 46″ N, 8° 51′ 18″ O
Mündungshöhe1046 m ü. M.[1]
Höhenunterschied1404 m
Sohlgefälleetwa 55 ‰
Längeetwa 25,4 km
Einzugsgebiet[2] 126,66 km²
Abfluss an der Mündung[2]
AEo: 126,66 km²
MQ
Mq
5,47 m³/s
43,2 l/(s km²)
Rechte NebenflüsseRein da Cristallina
Durchflossene SeenLago dell’Isra
Durchflossene StauseenLai da Sontga Maria
GemeindenQuinto, Blenio, Medel (Lucmagn), Disentis/Mustér
Unterlauf des Rein da Medel bei Pardé

Unterlauf des Rein da Medel bei Pardé

Der Rein da Medel (italienisch Reno di Medel, deutsch Medelser Rhein) ist der längste Quellfluss des Rheins. Der Fluss befindet sich in den Schweizer Kantonen Tessin und Graubünden und durchströmt die Talschaften Val Cadlimo und Val Medel. Die wichtigsten Orte am Fluss sind die Fraktionen Curaglia und Platta der Gemeinde Medel (Lucmagn).

Name

Rein da Medel ist die lokale sursilvanische, also rätoromanische Bezeichnung in Graubünden, die verallgemeinernd in der Regel auch für den gesamten Fluss angewendet wird.[3] In älteren Texten findet sich auch die Bezeichnung Mittelrhein.[4]

Der Flussname hat unabhängig von der Sprachform zwei Bedeutungen: Er ist zum einen Bezeichnung für den gesamten Fluss. Zum anderen ist er spezielle Bezeichnung für den im italienischen Sprachraum – im Tessin – liegenden Flussabschnitt (ital. Reno di Medel, vor allem der Oberlauf des Flusses) sowie den im sursilvanischen Sprachgebiet liegenden Unterlauf (sursilv. Rein da Medel). Der sursilvanische Teil des Mittellaufs wird Froda genannt.

Geographie

Flusslauf

Der Oberlauf des Rein da Medel fliesst durch das südlich des Alpenhauptkamms gelegene Val Cadlimo, welches zur Tessiner Gemeinde Quinto gehört. Dort wird der Fluss italienisch Reno di Medel genannt. Es existieren drei etwa gleich starke Quellbäche:

  • ein nördlicher Quellbach (ca. 640 Meter) – entspringt mehreren Quellen unterhalb des Piz Curnera
  • ein mittlerer Quellbach (ca. 1150 Meter) – entspringt an der Bocchetta di Cadlimo (2534 m ü. M.) und durchströmt den Lago di Dentro (2506 m ü. M.)
  • ein südlicher Quellbach (ca. 950 Meter) – entspringt an der Bassa del Lago Scuro unterhalb der Punta Negra und durchfliesst den Lago Scuro (2451 m ü. M.)

Nördlicher und mittlerer Quellarm vereinigen sich, kurz bevor auf ca. 2390 m ü. M. der südliche, am meisten Wasser führende, dazustösst. (46,6° N, 8,7° O).

Etwa einen Kilometer nach der Vereinigung dieser Quellbäche durchfliesst der Reno di Medel den Lago dell’Isra (2322 m ü. M.). Eine Klus, unter der der Gotthard-Basistunnel NEAT verläuft, markiert den Übergang vom Val Cadlimo ins Val Medel. Kurz unterhalb der Klus mündet von Süden aus dem Val Termine ein vom Passo dell’Uomo kommender Zufluss. In diesem Gebiet stellt der Reno di Medel für etwa 500 Meter den Grenzfluss zwischen den Gemeinden Quinto und Blenio dar. Wenige Meter nördlich der Einmündung in den Stausee Lai da Sontga Maria (1908 m ü. M.) verläuft die Kantonsgrenze zwischen Tessin und Graubünden (als eine die topographischen Gegebenheiten ignorierende gerade Linie zwischen Lukmanierpass und Piz Scai).

In Graubünden liegt der Fluss im Sursilvan-sprachigen, also rätoromanischen Teil des Kantons. Der Mittellauf wird hier Froda, der Unterlauf Rein da Medel genannt. Der Namenswechsel findet an der Einmündung des grössten Zuflusses Rein da Cristallina statt. Mittel- und Unterlauf fliessen durch das Val Medel und liegen fast überwiegend auf Gebiet der Gemeinde Medel (Lucmagn); nur etwa die letzten 1000 Meter auf Gebiet der Gemeinde Disentis/Mustér, der oberste Abschnitt des Mittellaufs noch im Tessin.

Der Lai da Sontga Maria überdeckt die Einmündung des nach Südosten zum Lukmanierpass führenden Tälchens. Im gesamten Val Medel münden zahlreiche Nebenflüsse und -bäche ein. Die etwa letzten beiden Kilometer sind durch die Schlucht «Las Ruinas» («Medelserschlucht») geprägt, in der auf etwa 1046 m ü. M. der Rein da Medel mit dem Vorderrhein zusammenfliesst. Kurz oberhalb des Zusammenflusses führt eine Brücke die Lukmanierstrasse über den Vorderrhein.

Fliesslängen

Die gesamte Fliesslänge des Rein da Medel beträgt etwa 25,4 Kilometer. Die folgenden Angaben für die Teilabschnitte des Flusses sind ebenfalls ungefähre Angaben und in Kilometer:

  • südlicher Quellbach: 0,99
  • westlicher Quellbach: 1,00
  • nördlicher Quellbach: 0,64
  • Reno di Medel (Oberlauf im Val Cadlimo, plus Tessiner Teil des Mittellaufs, ohne Lai da Sontga Maria): 6,76
  • Lai da Sontga Maria: 2,67
  • Froda (Bündner Teil des Mittellauf ohne Lai da Sontga Maria): 5,91
  • Rein da Medel (Unterlauf): 9,05

Einzugsgebiet und Nachbarflussgebiete

Das 126,66 km² grosse Einzugsgebiet des Rein da Medel liegt in den Lepontinischen Alpen.

Es besteht zu 16,6 % aus bestockter Fläche, zu 19,1 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 0,6 % aus Siedlungsfläche und zu 63,7 % aus unproduktiven Flächen.

Die Flächenverteilung

Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 2224,8 m ü. M., die minimale Höhe liegt bei 1052 m ü. M. und die maximale Höhe bei 3161 m ü. M.[5]

Die wichtigsten benachbarten Flussgebiete sind im rheinischen System diejenigen von Rein Anteriur (Vorderrhein), Rein da Nalps und Rein da Sumvitg sowie im Einzugsbereich des Po die Flussgebiete von Canaria, Murinascia Grande und Brenno.

Der Rein da Medel entwässert als einziger Fluss den Kanton Tessin über den Rhein in die Nordsee. Allerdings werden wesentliche Wasseranteile des Oberlaufs bei Stabbio Nuovo gefasst und über einen Stollen beim Passo dell’Uomo der Murinascia Grande, einem Zufluss des Lago Ritóm, zugeführt. Damit wird die Val Cadlimo, obschon orographisch dem Rhein zuzuordnen, letztlich grossenteils doch wie fast alle anderen Täler des Tessins ins Mittelmeer entwässert.

Zuflüsse

Die grössten Zuflüsse sind der Rein da Cristallina und der Rein da Plattas.

Direkte Zuflüsse des Rein da Medel[Z 1]
NameGKZLageLänge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Mündung
Koordinaten
Mündungs­höhe
in m
Bemerkungen
Aua del Lago di DentroTI613906links0001,0000  Welt-Icon ca. 500 m nordöstlich vom Lago Scuro, Quinto2379,700000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
Westlicher Quellbach
Aua dalla Val TermineCH003545rechts001,90000002,1100  Welt-Icon südwestlich vom Lai da Sontga Maria, Blenio-Olivone1937,100000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
Bach vom Passo dell’Uomo
Aua dalla ValCH004831links0003,00000006,0300  Welt-Icon südwestlich der Staumauer Santa Maria, Medel-Platta1905,500000Mündet in den Lai da Sontga Maria
Aua digl ScopiCH004834rechts001,80000001,8700  Welt-Icon südöstlich der Staumauer Santa Maria, Medel-Platta1905,500000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
Mündet in den Lai da Sontga Maria
Aua dalla VatgiraCH005631links0003,20000003,53000000,1700 Welt-Icon nördlich der Talstation der Militärseilbahn Piz Scopí, Medel-Platta1779,100000
GanaretschCH003542links0002,60000002,0700  Welt-Icon südwestlich von Sogn Gions, Medel-Platta1630,300000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
Rein da CristallinaCH000763rechts009,90000027,86000001,4100 Welt-Icon bei Pardatsch Dardens, Medel-Platta1531,800000
Aua da PardaCH003551links0002,00000000,8800  Welt-Icon bei Clavarut, Medel-Platta1483,300000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
Aua da RusasCH003552rechts001,7000  Welt-Icon nördlich von Acla, Medel-Platta1460,100000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
Rein da FuornsCH003553rechts004,20000007,40000000,3600 Welt-Icon südwestlich von Fuorns, Medel-Platta1440,900000
Val MatergiaCH003555links0002,20000001,2100  Welt-Icon bei Pardé, Medel-Platta1350,000000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
Val MutschnegiaGR528857links0001,90000001,4600  Welt-Icon südöstlich von Medel-Mutschnegia1263,400000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
Rein da PlattasCH003556rechts007,80000023,25000000,9400 Welt-Icon bei Medel-Curaglia1238,200000
Rein da Medel[Z 2]025,80000126,66000005,4700 bei Fontanivas, Disentis104600000Mündet in den Vorderrhein

Anmerkungen zur Tabelle

  1. Von der Quelle zur Mündung. Daten von Swisstopo (map.geo.admin.ch)
  2. Die Daten der Rein da Medel zum Vergleich

Hydrologie

Bei der Mündung des Rein da Medel in den Vorderrhein beträgt seine modellierte mittlere Abflussmenge (MQ) 5,47 m³/s. Sein Abflussregimetyp ist b-glacio-nival[6], und seine Abflussvariabilität[7] beträgt 15.

Der modellierte monatliche mittlere Abfluss (MQ) des Rein da Medel in m³/s[8]

Brücken

Vatgira Brücke über den Medelser Rhein, Medel (Lucmagn)

Auf ihrem Weg wird der Rein da Medel von rund zwanzig Übergängen überspannt. Drei Steinbogenbrücken sind im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) aufgeführt.

Die Fussgänger-Hängebrücke Passerella Val Termine, im Jahr 2005 neu gebaut, wird jedes Jahr vor dem Wintereinbruch demontiert.

Die Staumauer des Lai da Sontga Maria kann von Fussgängern auf der Krone überquert werden.

Commons: Rein da Medel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Bilder

Einzelnachweise

  1. a b Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  2. a b Modellierter mittlerer jährlicher Abfluss. In: Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Teileinzugsgebiete 2 km². Abgerufen am 30. August 2017.
  3. Beispielsweise von den kantonalen und eidgenössischen Ämtern.
  4. Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Hrsg.): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 3: Krailigen – Plentsch. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1905, S. 324, Stichwort Medelserrhein  (Scan der Lexikon-Seite).
  5. Topographische Einzugsgebiete Schweizer Gewässer: Rein da Medel
  6. Martin Pfaundler, Rolf Weingartner, Robert Diezig: „Versteckt hinter den Mittelwerten“ – die Variabilität des Abflussregimes. In: Hydrologie und Wasserbewirtschaftung (HyWa). Jg. 50, Heft 3, 2006, S. 116–123, hier Tabelle auf S. 119 (Download [PDF; 3,2 MB; abgerufen am 31. August 2020]). Abrufbar unter Gesamtes HyWa Heft 3, 2006..
  7. Die Abflussvariabilität beschreibt das Ausmass der Schwankungen des mittleren Abflusses einzelner Jahre um den langjährigen mittleren Abflusswert.
  8. Mittlere Abflüsse und Abflussregimetyp für das Gewässernetz der Schweiz: Rein da Medel, Bundesamt für Umwelt (BAFU)

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Val Medel nach Norden, rechts Platta, weiter hinten Curaglia
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Val Medel nach Norden, südlicher Abschnitt
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Lai da Sontga Maria, Blick nach Süden
Vatgira Brücke über den Medelser Rhein, Medel GR 20170829-jag9889.jpg
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Vatgira Brücke über den Medelser Rhein, Medel GR
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Rein da Medel bei Pardé
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Municipality Medel (Lucmagn)