Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Gumbinnen 1

Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Der Reichstagswahlkreis Provinz OstpreußenRegierungsbezirk Gumbinnen 1 (Wahlkreis 11; Wahlkreis Tilsit-Niederung) war ein Wahlkreis für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Wahlkreiszuschnitt

Der Wahlkreis umfasste den Stadtkreis Tilsit, den Landkreis Tilsit, den Landkreis Niederung und die Landgemeinde Heydebruch und den Gutsbezirk Klein Szagmanten aus dem Landkreis Ragnit.

Bevölkerungsentwicklung
JahrEinwohner
1890127.421
1895131.126
1900136.933
1905138.811
1910139.937
Berufszugehörige Männer
LandwirtschaftIndustrie und GewerbeHandel und Dienstleistungen
189568,017,114,9
190762,220,117,7
Konfession
EvangelischKatholisch
189096,61,6
190595,62,1
191095,52,2

Abgeordnete

WahlAbgeordneterParteiBild
Reichstagswahl Februar 1867 bis 1874Otto von Keyserlingk zu RautenburgKonservative ParteiOtto von Keyserlingk zu Rautenberg.jpg
Reichstagswahl 1874 bis 1878Adolf BernhardiFortschrittspartei0
Reichstagswahl 1878 bis 1881Albrecht von SchlieckmannDeutschkonservativ0
Reichstagswahl 1881 bis 1884Albert WanderDeutsche Fortschrittspartei0
Reichstagswahl 1884 bis 1891Albrecht von SchlieckmannDeutschkonservativ0
Ersatzwahl 1891 bis 1898Hans von ReibnitzDeutsche Fortschrittspartei0
Reichstagswahl 1898 bis 1903Rudolf BraesickeDeutsche FortschrittsparteiRudolf Braesicke Wahlwerbung 1898.jpg
Reichstagswahl 1903 bis 1912Georg SchickertDeutschkonservativ0
Reichstagswahl 1912 bis 1918Arthur KoppFortschrittliche VolksparteiKopp-arthur-1912-s501.jpg

Wahlen

1867 (Februar)

Es fand nur ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Otto von Keyserlingk zu RautenburgKonservativ826200

1867 (August)

Es fand nur ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Otto von Keyserlingk zu RautenburgKonservativ502800

1871

Es fand nur ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Otto von Keyserlingk zu RautenburgKonservativ484000
F402800
Sonstige04900

1874

Es fand nur ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Konservativ207700
Adolf BernhardiF450600
Sonstige02800

1877

Es fanden zwei Wahlgänge statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Konservativ389000
Adolf BernhardiF386900
Sonstige05700

In der Stichwahl ergab sich folgendes Ergebnis:

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Konservativ694700
Adolf BernhardiF743000

1878

Es fand nur ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Albrecht von SchlieckmannDeutschkonservativ885000
F437300
Zentrum2800
Sonstige02000

Ersatzwahl 1879

Nach der Ernennung Schlieckmanns zum Regierungspräsidenten kam es am 2. Dezember 1879 aufgrund dessen Temporärer Inkompatibilität zu einer Ersatzwahl. Es fand nur ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Albrecht von SchlieckmannDeutschkonservativ589000
F583300
Sonstige0200

Am 5. Mai 1881 wurde diese Wahl für ungültig erklärt. Eine Ersatzwahl fand nicht statt.

1881

Es fand ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Konservativ705900
Albert WanderDeutsche Fortschrittspartei726800
Zentrum7400
Sonstige0200

1884

Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 23.746 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 14.874, von denen 26 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 62,7 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Albrecht von SchlieckmannKonservativ10.46200
Deutsche Fortschrittspartei440400
Sonstige0800

1887

Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 24.853 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 19.541, von denen 31 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 78,8 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Albrecht von SchlieckmannKonservativ14.03400
Deutsche Fortschrittspartei549800
Sonstige0900

1890

Entgegen der reichsweiten Vereinbarung der Kartellparteien stellte der Wahlkreisverband der NLP einen eigenen Kandidaten auf. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 25.650 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 20.414, von denen 38 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 79,6 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Albrecht von SchlieckmannKonservativ10.64452,20
Hans von ReibnitzDeutsche Fortschrittspartei896244,00
BroszeitLitauer340,2Arzt in Tilsit
Georg SchlentherNLP6123,0Rentier und Stadtrat in Tilsit
Carl SchultzeSPD1190,60
Sonstige0500

Ersatzwahl 1891

Nach dem Tod von Schlieckmann erfolgte am 7. August 1891 eine Ersatzwahl. Die NLP unterstützte den freisinnigen Kandidaten. Im Gegenzug unterstützten die Deutsch Freisinnigen den NLP-Kandidaten im Wahlkreis Kassel 2 (Kassel-Melsungen). Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 25.800 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 17.516, von denen 16 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 67,9 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
WeißKonservativ774544,3Gutsbesitzer in Perwallkischken
Hans von ReibnitzDeutsche Fortschrittspartei845848,30
BroszeitLitauer840,50
HobrechtNLP2791,60
LorenzSPD9305,3Tischlermeister in Königsberg
Sonstige0400

In der Stichwahl riefen die Sozialdemokraten und Litauer für die Wahl von Reibnitz auf. Die Zahl der der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 19.491, von denen 26 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 75,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
WeißKonservativ0
Hans von ReibnitzDeutsche Fortschrittspartei10.89456,00

1893

Ein Teil der Konservativen litauischer Herkunft hatte sich von den Konservativen abgespalten und stellte einen eigenen Kandidaten auf. Die NLP unterstützte den Deutschkonservativen Kandidaten. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 25.868 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 19.038, von denen 17 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 73,6 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Hans von ReibnitzFVP738838,90
Richard KäswurmKonservativ925948,7Gutsbesitzer in Ballgarden
Dowas SaunusKonservativ8664,5Besitzer in Rokaiten
BroszeitLitauer840,50
SchmidtSPD14897,8Partikulierer in Königsberg
Sonstige0190,10

In der Stichwahl riefen die Sozialdemokraten zur Wahl des freisinnigen Kandidaten auf. Die Zahl der der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 20.392, von denen 19 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 78,8 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Hans von ReibnitzFVP10.18850,00
Richard KäswurmKonservativ10.18550,00

1898

Der konservative Kandidat, der Gutsbesitzer Pourtalès wurde von NLP und BdL unterstützt. Die litauischen Konservativen nominierten den Privatgelehrten Sauerwein als eigenen Kandidaten. Die FVg unterstütze den Kandidaten der FVP. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 27.245 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 20.678, von denen 54 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 75,9 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Rudolf BraesickeFVP631730,70
Graf PourtalèsKonservativ774437,5Gutsbesitzer in Glumbowitz
G.J. SauerweinLitauer342516,6Privatgelehrter in Gronau
Adolf HoferSPD270513,10
Franz ReinkeSPD4132,0Arbeiter in Tilsit
Sonstige0200,10

In der Stichwahl riefen die Litauer zur Wahl des freisinnigen Kandidaten auf. Die Zahl der der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 22.131, von denen 46 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 82,2 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Rudolf BraesickeFVP12.94958,60
PourtalèsKonservativ913641,40

1903

Verhandlungen der Konservativen und der Litauer, Friedrich Martin Mattschull als gemeinsamen Kandidaten aufzustellen scheiterten am Widerspruch der Konservativen aus dem Kreis Niederung. Der konservative Kandidat wurde von der NLP unterstützt. Im Gegenzug sagten die Konservativen die Unterstützung eines NLP-Kandidaten bei der Landtagswahl zu. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 28.205 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 20.110, von denen 53 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 71,3 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
DultzFVP424421,1Gutsbesitzer und Stadtrat in Königsberg
Georg SchickertKonservativ869843,40
LapinasLitauer15377,7Redakteur in Tilsit
Adolf HoferSPD556827,80
Sonstige0100,00

Die Zahl der der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 19.963, von denen 94 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 70,8 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Georg SchickertKonservativ12.31762,00
Adolf HoferSPD755238,00

1907

Der konservative Kandidat wurde entgegen dem Wunsch der Landesleitung von der NLP unterstützt. Die Litauer waren zerstritten und nominierten keinen Kandidaten. Es fand ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 28.918 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 24.358, von denen 36 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 84,2 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Rudolf BraesickeFVP631225,90
Georg SchickertKonservativ13.38055,00
Adolf HoferSPD461019,00
Sonstige0200,10

1912

Die Konservativen nominierten den Staatsminister a. D. Moltke. Dieser bestand darauf für die Reichspartei anzutreten und nach der Wahl deren Fraktion beizutreten. NLP und BdL unterstützen Moltke. Die Litauer waren tief zerstritten. Vor der Wahl bildete sich die „Deutsch-Litauische Volkspartei“ die den (Deutschen) Amtsvorsteher Zocheisen nominierte. Nachdem dieser beim litauischen Wahlverein keine Unterstützung fand, wurde der Mühlenbesitzer Reidies benannt. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 29.623 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 24.784, von denen 78 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 83,7 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Arthur KoppFoVP10.19841,30
Friedrich von MoltkeRP783331,70
ReidiesLitauer4191,7Mühlenbesitzer in Kaukehmen
Adolf HoferSPD625125,30
Sonstige050,00

Die Zahl der der abgegebenen Stimmen betrug in der Stichwahl 23.328, von denen 47 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 78,2 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Arthur KoppFoVP15.07164,70
Friedrich von MoltkeRP821035,30

Literatur

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918, 1. Halbband, 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 36–40.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 8.

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Reichsadler des Preußisch-Deutschen Kaiserreiches ab 1889.
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Otto v. Mauderode, Tilsit († 17. Januar 1909)

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Wahlwerbepostkarte zur Reichstagswahl 1898: Rudolf Braesicke, Freisinnige Volkspartei

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Foto von Arthur Kopp
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Signierte Porträtfotografie von Reichsgraf Otto von Keyserlingk zu Rautenberg (1802-1885)