Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Danzig 3

Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Der Reichstagswahlkreis Provinz WestpreußenRegierungsbezirk Danzig 3 (Wahlkreis 20; Wahlkreis Danzig-Stadt) war ein Wahlkreis für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und im Norddeutschen Bund von 1867 bis 1918.

Wahlkreiszuschnitt

Der Wahlkreis umfasste die Stadt Danzig außer den Wohnplätzen Schellingsfelde, Zigankenberg, Heiligenbrunn, Hochstrieß, Holm und Mühlenhof.

Bevölkerungsentwicklung
JahrEinwohner
1890118.256
1895123.293
1900137.394
1905148.665
1910156.801
Berufszugehörige Männer
LandwirtschaftIndustrie und GewerbeHandel und Dienstleistungen
18952,039,958,1
19072,343,853,9
Konfession
EvangelischKatholisch
189067,529,3
190565,731,5
191065,731,4

Abgeordnete

WahlAbgeordneterParteiBild
Reichstagswahl Februar 1867Heinrich Wilhelm MartensFraktionslos, Liberal0
Reichstagswahl August 1867 bis 1874Theodor Wilhelm LesseFreie Vereinigung, trat im Verlauf der Legislaturperiode den Nationalliberalen bei0
Reichstagswahl 1874 bis 1887Heinrich RickertNLP, ab 1880 Liberale Vereinigung, ab 1884 Deutsche Freisinnige ParteiRickert.jpg
Reichstagswahl 1887 bis 1890Karl SchraderDFP0
Reichstagswahl 1890 bis 1902Heinrich RickertDFP, ab 1893 Freisinnige VereinigungRickert.jpg
Nachwahl 1903 bis 1912Karl MommsenFVg, ab 1910 Fortschrittliche Volkspartei0
Reichstagswahl 1912 bis 1918Friedrich WeinhausenFVPWeinhausenFriedrich.jpg

Wahlen

1867 (Februar)

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang ergab sich folgendes Ergebnis:

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich Wilhelm MartensKonservative Partei353900
NLP438800
F101700
Sonstige02500

In der Stichwahl gewann Heinrich Wilhelm Martens.

1867 (August)

Es fand nur ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Theodor Wilhelm LesseFreie Vereinigung481700
Sonstige01900

1871

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang ergab sich folgendes Ergebnis:

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Konservative Partei140600
Theodor Wilhelm LesseNLP357000
F156300
Klerik95600
Sonstige02600

In der Stichwahl ergab sich folgendes Ergebnis.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
F216700
Theodor Wilhelm LesseNLP437200

1874

Es fand nur ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertNLP558600
F242600
Zentrum214700
Sonstige01600

1877

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang ergab sich folgendes Ergebnis:

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertNLP530500
F290300
Zentrum342300
Sonstige02200

In der Stichwahl ergab sich folgendes Ergebnis.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Zentrum632000
Heinrich RickertNLP675400

1878

Es fand nur ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertNLP666100
Konservative Partei135400
Zentrum511900
SPD11400
Sonstige0500

1881

Es fand nur ein Wahlgang statt.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertLibV773100
Konservative Partei698700
SPD4300
Sonstige02700

1884

Es fand nur ein Wahlgang statt. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 22.977 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 14.441 von denen 20 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 62,9 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertF723900
Konservative Partei348100
Zentrum313900
SPD57700
Sonstige0500

Nachwahl 1884

Rickert lehnte seine Wahl wegen Doppelmandat ab und es kam zu einer Nachwahl. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 13.699 von denen 12 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 59,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Konservative Partei298500
Karl SchraderF637200
Zentrum285700
SPD145100
Sonstige0400

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 14.108 von denen 22 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 61,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Konservative Partei597900
Karl SchraderF10.92000

1887

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 22.528, die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 17.146 von denen 10 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 76,2 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
NLP479200
Karl SchraderF739400
Zentrum268100
SPD227900

In der Stichwahl betrug die Zahl der abgegebenen Stimmen 15.955 von denen 16 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 70,9 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
NLP503500
Karl SchraderF10.92000

1890

Die Kartellparteien einigten sich auf den gemeinsamen NLP-Kandidaten Wedekind. 1890 fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 23.043 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 16.999 von denen 9 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 73,8 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertDF735043,3 %0
WedekindNLP375522,1 %0
Wladislaus von WolszlegierPolen2131,3 %0
Otto JochemSPD352520,7 %0
Franz ScharmerZentrum214312,6 %0
Sonstige040,0 %0

Im zweiten Wahlgang gab es 14.216 abgegebene Stimmen, von denen 45 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 61,7 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertDF10.22872,2 %0
WedekindNLP394327,8 %0

1893

Zentrale Frage des Wahlkampfes war die Militärvorlage. Nachdem Rickert eine entsprechende Erklärung abgegeben hatte, erklärte die NLP die Unterstützung Rickerts trotz starker Differenzen in der Sozialpolitik. 1893 fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 23.877 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 16.354 von denen 17 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 68,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertFVg621838,1 %0
Adolf Ernst von ErnsthausenKonservative371122,7 %0
PrabuckiPolen3031,9 %0
Otto JochemSPD426526,1 %0
BoenigZentrum182111,1 %0
Sonstige0190,0 %0

Vor der Stichwahl riefen die Konservativen und das Zentrum zur Wahl Rickerts auf. Im zweiten Wahlgang gab es 15.528 abgegebene Stimmen, von denen 44 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 65,0 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertFVg10.35366,9 %0
Otto JochemSPD513133,1 %0

1898

Die NLP rief zur Wahl Rickerts auf. 1898 fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 27.565 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 17.812 von denen 15 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 64,6 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertFVg723140,6 %0
SchulzKonservative296816,7 %0
Wladislaus von WolszlegierPolen3101,7 %0
SedlatzekAntisemiten3682,1 %0
Franz StorchSPD382221,5 %0
ScharmerZentrum308617,4 %0
Sonstige0120,1 %0

Vor der Stichwahl riefen die Konservativen und der BdL zur Wahl Rickerts auf. Das Zentrum gab die Wahl zwischen Enthaltung und Rickert frei. Im zweiten Wahlgang gab es 16.165 abgegebene Stimmen, von denen 55 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 58,6 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich RickertFVg11.13469,1 %0
StorchSPD497630,9 %0

Ersatzwahl 1903

Nach dem Tod Rickerts musste eine Ersatzwahl erfolgen. Diese fand am 13. Januar 1903 statt. NLP, FVP und FVg einigten sich auf den freisinnige Kandidaten Mommsen. Im Gegenzug sollte de FVg bei der nächsten Landtagswahl zur Wahl des FVP-Kandidaten aufrufen. Das Zentrum und die Konservativen versuchten, sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen. Da der gemeinsame Kandidat Franz Lusensky aber Mitglied der NLP war und diese sich schon auf Mommsen festgelegt hatte, kam eine Absprache nicht zustande. Das Zentrum stellte keinen Kandidaten auf und rief zur Enthaltung auf.

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 28.930 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 16.494 von denen 118 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 57,0 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Karl MommsenFVg617437,7 %0
HeydebreckKonservative427326,1 %0
Wladislaus von WolszlegierPolen3452,1 %0
BartelSPD556934,0 %0
Sonstige0120,1 %0

Vor der Stichwahl riefen die Konservativen zur Wahl Mommsens auf. Die Polen sprachen sich für die SPD aus. Im zweiten Wahlgang gab es 16.921 abgegebene Stimmen, von denen 77 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 58,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Karl MommsenFVg10.47262,2 %0
BartelSPD637237,8 %0

1903

Mommsen wurde erneut durch die NLP und die Freisinnige Volkspartei unterstützt. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 32.562 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 21.005 von denen 29 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 64,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Karl MommsenFVg767236,6 %0
HeydebreckKonservative325715,5 %0
Wladislaus von WolszlegierPolen4402,1 %0
BartelSPD607028,9 %0
Sonstige0150,1 %0

Im zweiten Wahlgang gab es 19.618 abgegebene Stimmen, von denen 208 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 60,2 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Karl MommsenFVg11.99361,8 %0
BartelSPD741738,2 %0

1907

Mommsen wurde erneut durch die NLP und die Freisinnige Volkspartei unterstützt. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 32.905 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 24.623 von denen 52 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 74,8 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Karl MommsenFVg750330,5 %0
SchreyKonservative433217,6 %0
KulerskiPolen4291,8 %0
TrilseSPD639126,0 %0
ScharmerZentrum404116,5 %0
Sonstige0110,1 %0

Die Konservativen sprachen sich in der Stichwahl für Mommsen aus, das Zentrum forderte die Stimmenthaltung. Im zweiten Wahlgang gab es 22.661 abgegebene Stimmen, von denen 429 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 68,9 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Karl MommsenFVg13.92762,6 %0
TrilseSPD830537,4 %0

1912

Nachdem die Fortschrittliche Volkspartei Friedrich Weinhausen nominiert hatte, unterstützte die NLP den Kandidaten. Die Konservativen, die Mittelstandspartei und das Zentrum unterstützen den Kaufmann Dentler als gemeinsamen Kandidaten. Es fanden zwei Wahlgänge statt. Im ersten Wahlgang betrug die Zahl der Wahlberechtigten 32.907 und die Zahl der abgegebenen Stimmen 25.179 von denen 58 ungültig waren. Die Wahlbeteiligung betrug 76,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Friedrich WeinhausenFoVP941837,5 %0
DentlerMittelstandspartei712128,3 %0
KupcynskiPolen4982,0 %0
Hans MarckwaldSPD803832,0 %0
SchümerZentrum310,1 %0
Sonstige0150,1 %0

In der Stichwahl rief das Zentrum mit der Begründung „Ob der Sozialdemokrat Marckwald in den Reichstag kommt oder der Freund der Sozialdemokraten Weinhausen, kann uns schnuppe sein“ zur Wahlenthaltung auf. Die Konservativen teilten diese Position, nachdem es nicht zu einer Vereinbarung gekommen war, dass der Freisinn im Gegenzug zu einer Unterstützung hier den konservativen Kandidaten Doerksen im Wahlkreis 19 (Danzig-Land) unterstützen solle. Die Fortschrittliche Volkspartei griff daraufhin die SPD im Wahlkampf scharf an, um die Unterschiede zu den Sozialisten deutlich zu machen. Im zweiten Wahlgang gab es 25.184 abgegebene Stimmen, von denen 871 ungültig waren und eine Wahlbeteiligung von 76,5 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Friedrich WeinhausenFoVP13.57755,8 %0
Hans MarckwaldSPD19,73644,2 %0

Literatur

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918, 1. Halbband, 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 69–73.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 14–15.

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Friedrich Weinhausen (* 19. Juli 1867 in Mörshausen (Kurhessen); † 28. August 1925 in Berlin) deutscher Politiker der DDP

Wappen Deutsches Reich - Reichsadler 1889.svg
Reichsadler des Preußisch-Deutschen Kaiserreiches ab 1889.
Rickert.jpg
Porträt Heinrich Rickert