Reichstagswahlkreis Königreich Württemberg 10

Die Wahlkreisaufteilung des Deutschen Reichs.

Der Reichstagswahlkreis Königreich Württemberg 10 (in der reichsweiten Durchnummerierung auch Reichstagswahlkreis 317; auch Reichstagswahlkreis Gmünd–Göppingen genannt) war der zehnte Reichstagswahlkreis für das Königreich Württemberg für die Reichstagswahlen im Deutschen Reich und zum Zollparlament von 1868 bis 1918.

Wahlkreiszuschnitt 1868

Bei der Zollparlamentswahl 1868 umfasste der Wahlkreis Königreich Württemberg 10 die Oberämter Heilbronn, Brackenheim, Besigheim und Maulbronn. Dieser Landesteil lag ab 1871 in den Reichstagswahlkreisen Königreich Württemberg 3 und 4. Der Wahlkreis für die Oberämter Gmünd, Göppingen, Geislingen und Heidenheim trug hingegen 1868 die Nummer Königreich Württemberg 5. Um die räumliche Kontinuität besser abzubilden, zeigt dieser Artikel für die Wahl 1868 daher die Ergebnisse des Wahlkreises Königreich Württemberg 5.

Wahlkreiszuschnitt ab 1871

Der Wahlkreis umfasste die Oberämter Gmünd, Göppingen, Schorndorf und Welzheim.

Bevölkerungsentwicklung
JahrEinwohner
1890127.567
1895131.170
1900139.968
1905148.526
1910157.687
Berufszugehörige Männer
LandwirtschaftIndustrie und GewerbeHandel und Dienstleistungen
189547,042,111,0
190739,648,711,6
Konfession
EvangelischKatholisch
189071,727,7
190569,929,4
191069,130,1

In Württemberg trat die NLP als Deutsche Partei auf. Die amtliche Statistik führte die Abgeordneten zur Vergleichbarkeit mit den Wahlergebnissen in anderen Teilen Deutschlands als NLP, auch waren die württembergischen Reichstagsabgeordneten Mitglieder der Reichstagsfraktion der NLP. Die Darstellung in diesem Artikel folgt dem. Aufgrund der protestantischen Prägung des Wahlkreises spielte die Württembergische Zentrumspartei lediglich manchmal die Rolle des Züngleins an der Waage.

Abgeordnete

WahlAbgeordneterParteiBild
Zollparlamentswahl 1868 bis 1871 (WK 5)Karl FreislebenDtVP
Reichstagswahl 1871 bis 1874Julius HölderNLP
Reichstagswahl 1874 bis 1877Otto von SarweyDRP
Reichstagswahl 1877 bis 1878Julius DiefenbachDRP0
Reichstagswahl 1878 bis 1881Max RömerNLP0
Reichstagswahl 1881 bis 1887Georg von Wöllwarth-LauterburgDRP
Reichstagswahl 1887 bis 1890Friedrich GrubNLP
Reichstagswahl 1890 bis 1898Wilhelm SpeiserDtVP0
Reichstagswahl 1898 bis 1903Theodor KettnerNLP0
Reichstagswahl 1903 bis 1907Hugo LindemannSPD
Reichstagswahl 1907 bis 1912Georg WielandDtVP0
Reichstagswahl 1912 bis 1918Hermann GunßerFVP

Wahlen

1868

Es fanden zwei Wahlgänge statt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 15.372.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Karl FreislebenVca. 1/3 der Stimmen00
RömerNLPca. 1/3 der Stimmen0Professor
Graf Rechberg0ca. 1/3 der Stimmen00

Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 8370.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Karl FreislebenV820500
RömerNLP1650Professor

1871

Es fand ein Wahlgang statt. 21.672 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 10262, 33 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 47,6 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Julius HölderNLP10.19600
0Zentrum3700
0Sonstige2900

1874

Es fand ein Wahlgang statt. 22.441 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 13.789, 38 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 61,6 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Otto von SarweyDRP11.07000
BurkhardtS (Eis)26830Xylograph
0Sonstige3600

1877

Es fand ein Wahlgang statt. 23.373 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 13.309, 49 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 58,0 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Julius DiefenbachDRP946200
MottelerS11500Buchhalter
0Zentrum287900
0Sonstige1100

1878

Es fand ein Wahlgang statt. 23.648 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 15.503, 158 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 66,2 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Max RömerNLP925900
Otto HörthV44520Red.
MottelerS1040Buchhalter
Friedrich von LandauerZentrum167700
0Sonstige1100

1881

Es fand ein Wahlgang statt. 23.304 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 15.493, 37 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 66,6 %.

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Georg von Wöllwarth-LauterburgDRP814300
StockmeyerV40880Rechtsanwalt
August BebelS21400
Friedrich von LandauerZentrum30400Landrichter
0Sonstige800

1884

Es fand ein Wahlgang statt. 23.757 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 15.713, 42 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 66,3 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Georg von Wöllwarth-LauterburgDRP955300
0V204000
0Zentrum337200
0S73800
0Sonstige1000

1887

Es fand ein Wahlgang statt. 24.580 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 21.171, 30 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 86,3 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Friedrich GrubNLP13.09900
0V440800
0Zentrum310700
0S54700
0Sonstige1000

1890

Entgegen der reichsweiten Vereinbarung der Kartellparteien NLP und Konservative kam es in diesem Wahlkreis zu einer Kandidatur beider Parteien. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 25.303 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 19.254, 21 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 81,4 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Wilhelm SpeiserDVP539728,1 %0
Eduard BareisNLP607931,6 %Fabrikant, Salach
0DRP16878,8 %0
Alfred AgsterSPD339017,6 %0
0Zentrum266913,9 %0
0Sonstige110,0 %0

Das Zentrum rief in der Stichwahl zur Wahl des linksliberalen Kandidaten auf. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 20.507, 25 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 81,0 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Wilhelm SpeiserDVP11.90358,1 %0
Eduard BareisNLP857941,9 %0

1893

Schmid, der eigentlich BdL-Mitglied war, gab vor der Wahl nicht an, welcher Fraktion er angehören wolle und wurde daher von der Statistik als unabhängig geführt. Er wurde aber von den Kartellparteien und dem BdL unterstützt. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 26.043 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 19.640, 23 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 75,4 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Wilhelm SpeiserDVP614731,4 %0
AgsterSPD362418,5 %0
von SchadZentrum261313,3 %Rechtsanwalt, Stuttgart
R. SchmidParteilos722836,8 %Gutsbesitzer Christofshof/Geislingen
0Sonstige50,0 %0

Erneut unterstützte das Zentrum den linksliberalen Kandidaten. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 20.107, 47 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 77,2 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Wilhelm SpeiserDVP11.47357,2 %0
SchmidParteilos858742,8 %0

1898

Bei dieser Wahl einigten sich NLP, BdL und Konservative auf einen Kandidaten der NLP. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 27.744 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 18.025, 43 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 65,0 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Wilhelm SpeiserDVP418923,3 %0
Theodor KettnerNLP510728,4 %0
H. KlausSPD532129,6 %Silberarbeiter, Stadtrat Gmünd
Adolf GröbnerZentrum334718,6 %0
0Sonstige180,1 %0

Nachdem Kettner zugesagt hatte, sich im Reichstag für die Aufhebung des Jesuitengesetzes auszusprechen, erhielt er die Unterstützung des Zentrums. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 19.470, 99 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 70,2 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Theodor KettnerNLP986850,9 %0
KlausSPD950349,1 %0

1903

Das Kartell war zerbrochen, die Kartellparteien traten gegeneinander an. Die Sozialdemokraten organisierten, dass einige hundert ihrer Stammwähler den Zentrumskandidaten wählen sollte, gegen den die Stichwahl leichter zu gewinnen war. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 30.504 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 22.489, 33 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 73,7 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Heinrich HerrmannBdL20859,3 %Gutsbesitzer, Aichach
Alfred MarquardDVP350915,6 %Schriftsteller, Stuttgart
KöhlerNLP372516,6 %0
Hugo LindemannSPD893039,8 %0
Adolf GröbnerZentrum419518,7 %0
0Sonstige120,0 %0

Die Strategie der SPD ging auf. Gröber erreichte dank der SPD-Stimmen die Stichwahl und hatte in dem protestantisch geprägten Wahlkreis keine Chance, obwohl NLP und BdL sich für ihn aussprachen. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 17.921, 213 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 58,7 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Hugo LindemannSPD11.53365,1 %0
Adolf GröbnerZentrum617534,9 %0

1907

Die Parteien des Bülow-Blocks einigten sich auf Wieland. Im Wahlkreis fanden Es fand ein Wahlgang statt. 32.105 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug 25.068, 149 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 83,1 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Georg WielandDVP13.14652,8 %0
Hugo LindemannSPD11.71147,0 %0
0Sonstige620,2 %0

1912

Gunßer trat als gesamtliberaler Kandidat mit Unterstützung der NLP an, Zentrum, BdL und Konservative unterstützten Lang. Es fanden zwei Wahlgänge statt. 33.901 Männer waren wahlberechtigt. Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug im ersten Wahlgang 29.236, 68 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 86,2 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Hermann GunßerFoVP944532,4 %0
Gustav E. LangK777726,7 %0
Hugo LindemannSPD11.93340,9 %0
0Sonstige130,0 %0

Die Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen betrug in der Stichwahl 27.070, 441 Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung betrug 79,9 %

KandidatParteiStimmenin %Anmerkungen
Hermann GunßerFoVP13.60251,1 %0
Hugo LindemannSPD13.02748,9 %0

Literatur

  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Droste Verlag, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4, S. 1236–1239.
  • Fritz Specht: Die Reichstags-Wahlen von 1867 bis 1903 : eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnisse der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage 1904, S. 235, 242–243.
  • L. Gerschel: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883, 1883, S. 148, 152, Digitalisat.

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Staatsminister Dr. Otto von Sarwey (gest. 1900)

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Friedrich Grub um 1900