Reichs-Rundfunk-Gesellschaft

Signet der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft, 1926

Die am 15. Mai 1925 gegründete Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mbH (RRG) in Berlin war die Dachorganisation der regionalen Rundfunkgesellschaften im Deutschen Reich. Daneben bestand bereits seit 1924 (Sendebeginn 1926) die Deutsche Welle GmbH, die über den Deutschlandsender in Königs Wusterhausen bei Berlin ausstrahlte und reichsweit empfangen werden konnte und die am 1. Januar 1933 in die Deutschlandsender GmbH überführt wurde. Die Deutsche Welle übernahm neben der Ausstrahlung eigener Vortrags- und Informationssendungen (ursprünglich zwischen 15 und 20 Uhr) Sendungen der regionalen Rundfunkgesellschaften (ursprünglich ab 20 Uhr unter der Senderbezeichnung „Deutschlandsender“). Die RRG hielt einen Teil der Unternehmensanteile der Deutsche Welle GmbH. Sie bestand bis zu ihrer Liquidation nach dem Zweiten Weltkrieg.

Vorgeschichte: Wirtschaftsrundspruch, Dradag, Deutsche Stunde und regionale Sendeanstalten

Die Geschichte des Hörfunks in Deutschland begann am 1. September 1922 mit dem ersten regulären Hörfunkdienst, den Ernst Ludwig Voss (Auswärtiges Amt) in Form des „Wirtschaftsrundspruchs“ auf Langwelle ins Leben rief.[1] In Abstimmung mit Ministerialdirektor Hans Bredow aus dem Reichspostministerium bemühte sich Voss, private Investoren zur Gründung regionaler Gesellschaften zu finden, die Rundfunk für die Allgemeinheit („Unterhaltungsrundfunk“) veranstalten sollten. So kam es zur Gründung von neun regionalen Rundfunkgesellschaften:

NameSitzGründungsdatumHauptbeteiligteSendebeginn
1Funk-Stunde AGBerlin10. Dez. 1923Vox-Schallplatten- und Sprechmaschinen-AG29. Okt. 1923
(400 m, 250 W)
2Nordische Rundfunk AG (Norag)Hamburg16. Jan. 1924Friedrich Julius Christian Blonck (Getreidehandel), Peter Kruse (Bankier)2. Mai 1924
(395 m, 700 W)
3Ostmarken Rundfunk AG (Orag)[2]Königsberg2. Jan. 1924anfangs: Walter Zabel (Elektrohandel); dann: Messeamt der Stadt Königsberg14. Juni 1924
(463 m, 500 W)
4Südwestdeutsche Rundfunk AG (SWR/Süwrag)Frankfurt am Main7. Dez. 1923Carl Adolf Schleussner (Fotoindustrie)1. Apr. 1924
(470 m, 1500 W)
5Westdeutsche Funkstunde AG (Wefag), 1927: Westdeutsche Rundfunk AG (Werag)Münster, ab 1927 Köln[3]15. Sep. 1924Richard Tormin (Stadt Münster), 7 Industrie- und Handelskammern10. Okt. 1924
(407 m, 700 W)
6Süddeutsche Rundfunk AG (Sürag)Stuttgart3. März 1924Theodor Wanner; 33 Gesellschafter11. Mai 1924
(437 m, 250 W)
7Deutsche Stunde in Bayern GmbHMünchen18. Sep. 1922Deutsche Bank München, verschiedene Industrie- und Handelsunternehmen30. März 1924
(485 m, 250 W)
8Mitteldeutsche Rundfunk AG (Mirag)Leipzig22. Jan. 1924Messeamt der Stadt Leipzig, Edgar Herfurth (Presseverlag)2. März 1924
(452 m?)
9Schlesische Funkstunde AGBreslau4. Apr. 1924Otto Lummer (Physik-Professor) und 4 andere26. Mai 1924
(416 m?)

Jede der regional tätigen Gesellschaften musste 51 % ihrer Unternehmensanteile und drei Aufsichtsratsstellen an das Reichspostministerium, vertreten durch Heinrich Giesecke, das Reichsministerium des Innern, vertreten durch Ernst Heilmann (von der 1923 entstandenen Drahtloser Dienst AG, der sogenannten „Dradag“), und die 1922 gegründete „Deutsche Stunde“, Gesellschaft für drahtlose Belehrung und Unterhaltung mbH, vertreten durch Voss, abtreten. Finanziert wurden die regionalen Gesellschaften zunächst durch 60 % des Rundfunkgebührenaufkommens in denjenigen Oberpostdirektionsbereichen, für die sie Programme zur Verfügung stellten. Ab 1930 sank der Anteil, den die Post an die Sender abführte, unter 50 % des Gebührenaufkommens. Die Gebühr, die vom Bürger für den Radioempfang zu entrichten war, betrug vom 1. April 1924 an[4] monatlich 2 Mark.

Als Dachverband war der Reichsfunkverband tätig.

Staatliche Rundfunkordnung (1925) und Gründung der RRG

Livemitschnitt des Reichsrundfunks auf einer 12-Zoll-Decelith-Platte
Die Londoner Times listet die deutschen Sender auf (22. August 1925)
Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (Deutsches Reich)
1319
563
1254
536
Karte der Haupt- und Nebensender 1931 mit Frequenzen[5]

Die staatliche Rundfunkordnung von 1925 sah im Rahmen der Genehmigung des Sendebetriebs[6] neben der Einrichtung von Überwachungsausschüssen und kulturellen Beiräten unter Beteiligung der Länder[7] vor, dass 1.) die Rundfunkgesellschaften eine Dachorganisation, die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft, gründeten, von deren Eigentumsanteilen die Deutsche Reichspost[8] im Februar 1926 51 % erhielt, und dass 2.) auch jede der regionalen Rundfunkgesellschaften 51 % ihrer Unternehmensanteile auf die Reichspost übertrug, wobei die RRG als Treuhänder das Stimmrecht der Reichspost ausüben sollte.

So wurde am 5. Mai 1925 die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mbH mit Sitz in Berlin zunächst von den fünf Gesellschaften in Hamburg, Königsberg, Frankfurt/M., Leipzig und Breslau gegründet. Die Rundfunkgesellschaften in Berlin, Münster und Stuttgart schlossen sich nach langwierigen Verhandlungen an. Die Gesellschaft in München trat erst wegen finanzieller Nöte im Jahr 1931 bei. Am 1. März 1926 verfügte die RRG in den ihr angeschlossenen Rundfunkgesellschaften über durchschnittlich 53,3 % der Stimmrechte. Berücksichtigt man auch die Anteile der Landesregierungen und der Dradag (siehe unten), so bemaß sich der staatliche Einfluss in den Rundfunkgesellschaften auf 62,1 % und stieg bis 1929 auf 75,5 %.

Geschäftsführer der RRG wurden Kurt Magnus und Heinrich Giesecke. Vorsitzender des Verwaltungsrats wurde Hans Bredow, der zu diesem Zweck aus dem Postdienst ausschied und nun den Titel „Rundfunkkommissar des Reichspostministers“ führte. Die Zahl der RRG-Beschäftigten stieg von 20 im Jahr 1926 auf 206 Ende 1931.

Satzungsgemäße Aufgabe der RRG war die „zentrale Leitung“, insbesondere die organisatorische und ökonomische Kontrolle der angeschlossenen Rundfunkgesellschaften nach den Vorgaben der Reichspost. Ab 1932 wurden die den Rundfunkgesellschaften zustehenden Anteile am Gebührenaufkommen der Reichspost über die RRG verteilt.

Ein eigener Funksendebetrieb der RRG war durch ihre Satzung ausgeschlossen, doch erwarb die RRG bereits im Jahr 1925 die Deutsche Welle GmbH von Ernst Ludwig Voss. Der formal von dieser Gesellschaft getragene und am 7. Januar 1926 über den Langwellensender Königs Wusterhausen eröffnete Funkdienst entwickelte sich zu einem RRG-eigenen Rundfunkprogramm. Bestand es anfangs teils aus Übernahmen von Sendungen der regionalen Rundfunkgesellschaften (allen voran der Funk-Stunde Berlin), teils aus einem eigenen Bildungsprogramm, dem „Vortragsdienst“, so wuchs es bald zu einem reichsweiten Vollprogramm unter dem Namen „Deutschlandsender“. Ab dem 15. Juni 1932 gab es eine „Stunde der Reichsregierung“, die von allen deutschen Sendern übertragen wurde[9] (Reichssendung). Ab 26. August 1929 betrieb der Deutschlandsender auch den Kurzwellensender Zeesen.

Ein weiteres Element im Rundfunksystem der Weimarer Republik war die „Dradag“, eine Gründung des Reichsinnenministeriums. Sie wurde unter Beteiligung des Reichsverbands der Deutschen Presse, der Nachrichten-Agenturen Wolffs Telegraphisches Bureau und Telegraphen-Union (die seit 1924 selbst einen „Pressefunk“ auf Langwelle veranstalteten)[1] und der Verlage Mosse und Scherl zur „Nachrichtenstelle des deutschen Rundfunks“[10] (Chefredakteur 1926–32: Josef Räuscher).[11]

Die politische Kontrolle des Rundfunks lag beim Reichsinnenministerium und den Regierungen der Länder.

In technischer Hinsicht war die Zeit geprägt von der Einrichtung von Nebensendern, neuen Studios und reichweitenstarken Sendeanlagen:

GesellschaftFunkhaus[12]Intendant 1930Großsender mit Leistung in kWNeben-/ZwischensenderStudiosEnde
1Funk-Stunde AGBerlin, Haus des Rundfunks, Masurenallee 8–14Hans Flesch20. Dez. 1933
Berlin 100
Stettin Jan. 1926 (bis Dez. 1928 mit Studio), Magdeburg Dez. 1928, Berlin-Ost Jan. 1929 (Jan. 1929 bis Jan. 1934 erstes Gleichwellennetz)24. Apr. 1945
2Nordische Rundfunk AG (Norag)Hamburg, Rothenbaumchaussee 132–134Hans Bodenstedt15. Jan. 1934
Hamburg 100
Bremen Nov. 1924, Hannover Dez. 1924, Kiel März 1926, Flensburg Dez. 1928(Schwerin), Rostock13. Mai 1945 (Flensburg)
3Ostmarken Rundfunk AG (Orag)Königsberg, Hansaring 21–25 (heute: Prospekt Mira 1)Joseph Christean15. Dez. 1930
Heilsberg 60
Königsberg; indirekt: Danzig 192631. Jan. 1945 gesprengt
4Südwestdeutsche Rundfunk AG (SWR/Süwrag)Frankfurt, Eschersheimer Landstr. 33Wilhelm Schüller28. Okt. 1932
Frankfurt 15
Kassel Jan. 1925, Trier 1932 (bis 1936 mit Studio)Mainz25. März 1945 (Bad Nauheim)
5Westdeutsche Rundfunk AG (Werag)Köln, Dagobertstr. 38Ernst Hardt15. Jan. 1927
Langenberg 40 (1931: 60)
Münster; Köln, Aachen März 1928 (Apr. 1930 bis März 1932 zweites Gleichwellennetz)Dortmund, Elberfeld (jeweils Nebensender Sept. 1925 bis Jan. 1927)12. Apr. 1945 gesprengt
6Süddeutsche Rundfunk AG (Sürag)Stuttgart, Altes Waisenhaus, Charlottenplatz 1Alfred Bofinger21. Nov. 1930
Mühlacker 60
Stuttgart; Freiburg Nov. 1926 (1933–39 Frankfurt zugeordnet)Karlsruhe, Mannheim5. Apr. 1945 gesprengt
7Bayerische Rundfunk GmbHMünchen, Rundfunkplatz 1Kurt von Boeckmann3. Dez. 1932
München 60
Nürnberg Aug. 1924; Zwischensender ohne Studio: Augsburg Sept. 1927, Kaiserslautern Feb. 1928 (1934 zu Frankfurt, 1936 zu Saarbrücken)29. Apr. 1945
8Mitteldeutsche Rundfunk AG (Mirag)Leipzig, Markt 8Ludwig Neubeck28. Okt. 1932
Leipzig 120
Dresden Feb. 1925Chemnitz, Erfurt, Weimar; Dessau, Eisenach, Gera, Halle, Jena, SondershausenMärz 1945
9Schlesische Funkstunde AGBreslau, Julius-Schottländer-Str. 8 (heute: Aleja Karkonoska)Fritz Walter Bischoff27. Aug. 1932
Breslau 60
Gleiwitz Nov. 19257. Feb. 1945 demontiert
10Deutsche Welle GmbH (Deutschlandsender)Berlin, Haus des Rundfunks, Masurenallee 8–14Johann Hermann Schubotz20. Dez. 1927
Zeesen 24 (1930: 32; 1932: 60)
21. Apr. 1945 (Herzberg)

Das Programm der Rundfunkgesellschaften bestand 1927 durchschnittlich zu 39 % aus Musik, zu 35 % aus Nachrichten und Information („allgemeiner Teil“), zu 16 % aus Vorträgen und zu 10 % aus literarischen Darbietungen.[13]

Im Jahr 1931 zog die RRG mit der Deutschen Welle (Deutschlandsender) und der Berliner Funk-Stunde in das gerade erbaute Haus des Rundfunks in der Masurenallee in Berlin-Charlottenburg.

Nach der Rundfunkordnung von 1932

Die staatliche Rundfunkordnung von 1932 ging auf Rundfunkkommissar Erich Scholz aus dem Reichsinnenministerium zurück und bestimmte die Umwandlung der Rundfunkgesellschaften von Aktiengesellschaften mit privaten Minderheitseignern (die allerdings ohnehin nur noch in Frankfurt und Hamburg von einigem Gewicht waren) in rein öffentliche Gesellschaften mit beschränkter Haftung. 51 % der Anteile hielt demnach die Reichspost, 49 % hielten die Länder, d. h. Preußen an den Sendern Berlin, Köln, Breslau und Königsberg, Preußen zusammen mit Hamburg, Bremen und Mecklenburg-Schwerin am Sender Hamburg, Sachsen mit Preußen und Thüringen am Sender Leipzig, Preußen mit Hessen am Sender Frankfurt, Württemberg und Baden am Sender Stuttgart und allein Bayern am Sender München.

Die Dradag wurde als „Der Drahtlose Dienst“ (DDD) eine Dienststelle der RRG. Zu ihrem Chefredakteur wurde Hans Fritzsche ernannt.

Die RRG im Nationalsozialismus (1933–1945)

Rundfunkprogramm der Deutschen „Reichssender“ und des Deutschlandsenders am 28. Februar 1936

Wenige Monate nach der Machtergreifung der NSDAP wurden die regionalen Rundfunkgesellschaften zunächst zu Filialen der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG), dann gleichgeschaltet und schließlich bis 1937 ganz aufgelöst. In einer Rede vor den Intendanten des Reichsrundfunks im Jahr 1933 verkündete Propagandaminister Joseph Goebbels das Ziel seiner Rundfunkpolitik: „Das Volk mit dieser Gewissheit und dieser Gesinnung bis in die letzte Faser zu durchtränken – die Menschen so lange zu hämmern und zu feilen und zu meißeln, bis sie uns verfallen sind: das ist eine der Hauptaufgaben des Deutschen Rundfunks!“[14]

Zunächst gingen die Rundfunkkompetenzen vom Reichspost- und dem Reichsinnenministerium auf das gerade gegründete Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda über.[15] Ab dem 1. April 1933 gab es mehrmals wöchentlich am Abend eine reichsweit einheitliche „Stunde der Nation“ über alle deutschen Sender. Die Rundfunkgesellschaften traten am 8. Juli 1933 ihre RRG-Geschäftsanteile an das neue Ministerium ab, und die Länder übertrugen ihre Beteiligungen an den Rundfunkgesellschaften auf die RRG. Die regionalen Rundfunkgesellschaften wurden daraufhin liquidiert, überwiegend 1934, Leipzig erst 1935 und München 1937. Am 1. April 1934 wurden die Sendernamen vereinheitlicht und trugen fortan die Bezeichnung Reichssender, gefolgt vom Namen ihres Standorts. Auch die Rundfunkgebühr floss nun überwiegend an das Propagandaministerium, während Postressort und RRG nur „Abfindungen“ erhielten,[16] sodass der Anteil der RRG an den 2 RM Rundfunkgebühr von 65 Pfennig (32,5 %) im Jahr 1933/34 auf 38 Pfennig (19,1 %) im Jahr 1939/40 fiel. Rundfunkreklame, die es seit 1924 gegeben hatte, wurde 1935/36 verboten.

Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (Deutsches Reich)
1330
1267
1231
Karte der Haupt- und Nebensender 1937 mit Frequenzen[17]

Rundfunkkommissar Bredow hatte noch am 30. Januar 1933 seinen Rücktritt eingereicht, RRG-Geschäftsführer Magnus trat am 3. April zurück. An seine und Gieseckes Stelle in der RRG traten die Direktoren Eugen Hadamovsky („Reichssendeleiter“, Programmgestaltung), Hermann Voß (Verwaltung) und Claus Hubmann (Technik); neuer Verwaltungsratsvorsitzender wurde Walther Funk (1933–38). Im November 1934 begann der „Reichs-Rundfunk-Prozess“, ein von Hadamovsky initiierter 89-tägiger Schauprozess gegen einige der Spitzen des soeben zerschlagenen „Systemrundfunks“. Bredows und Fleschs Verurteilung durch das Landgericht Berlin wegen Teilnahme am Parteiverrat wurde im Februar 1937 vom Reichsgericht[18] aufgehoben, das Verfahren vor dem Landgericht Berlin im März 1938 eingestellt.

Auch an der Spitze der regionalen Rundfunkgesellschaften kam es unverzüglich zu personellen Veränderungen (Ausnahme Stuttgart: Bofinger), in Berlin sogar noch vor der Machtergreifung (Kolb). Kurt von Boeckmann wechselte von München an den Deutschen Kurzwellensender, der am 1. April 1933 seinen regulären Auslandsdienst aufgenommen hatte und in Person Boeckmanns einen eigenen Intendanten erhielt; die Mitarbeiterzahl des Kurzwellensenders stieg von sieben im Jahr 1933 auf 242 im März 1938.

Die Einrichtung von drei als Programmgemeinschaften konzipierten Sendergruppen, West (Frankfurt, Köln, Stuttgart), Nord (Hamburg, Berlin, Königsberg) und Südost (München, Leipzig, Breslau), Ende 1933/Anfang 1934 war nur von vorübergehender Bedeutung.

Während Musikschallplatten dem Rundfunk von den Herstellerfirmen mit Rücksicht auf die Werbewirkung zuvor kostenlos zur Verfügung gestellt worden waren, gelangten beide Seiten 1933 zu keiner neuen Übereinkunft, und die RRG verlor 1936 einen diesbezüglich von der Schallplattenindustrie angestrengten Prozess vor dem Reichsgericht.[19]

Über den Fernsehsender Paul Nipkow in Berlin-Witzleben nahm im Frühjahr 1935 der Deutsche Fernseh-Rundfunk seinen Betrieb auf;[20] erster Intendant wurde zwei jahre später Hans-Jürgen Nierentz (Mitarbeiterzahl: 32). Zur Olympiade 1936 wurden täglich acht Stunden Programm gesendet, doch beschränkten sich die Empfangsmöglichkeiten auf 25 Fernsehstuben in Berlin, eine Empfangsstelle in Potsdam und zwei in Leipzig.

Die Reichsrundfunkkammer (1933–39, Präsident: Horst Dreßler-Andreß, ab 1937 Hans Kriegler) leistete als Teil der Reichskulturkammer[21] einen wesentlichen Beitrag zur Gleichschaltung des kulturellen Lebens in Deutschland, indem sie alle Personen erfasste, die in Industrie und Handel der Radiobranche, den Hörerverbänden und den Verlagen von Rundfunkzeitschriften tätig waren. Ab 1935 gehörten ihr auch die Mitarbeiter der RRG an.

Im März 1937 wurde Heinrich Glasmeier von Goebbels zum „Reichsintendanten des Deutschen Rundfunks und Generaldirektor der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft“ berufen.

Nach der Eingliederung des Saargebiets 1935 kam der Reichssender Saarbrücken, nach dem Anschluss Österreichs 1938 der Reichssender Wien, nach Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren 1939 der Reichssender Böhmen in Melnik und mit Kriegsbeginn der Reichssender Danzig hinzu, sodass es Ende 1939 zur Inlandsversorgung dreizehn Reichssender (mit Nebensendern) und den 500 kW starken Deutschlandsender III gab. Im Jahr 1939 wurde für den Rundfunk insgesamt die Bezeichnung „Großdeutscher Rundfunk“ eingeführt. Im weiteren Kriegsverlauf wurde die RRG um den Sender Luxemburg (Junglinster) und die Sendergruppen Gouvernement (in Lodsch), Ostland (in Riga) und Ukraine (in Kiew) erweitert. Die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft befand sich ab 1941 im oberösterreichischen Stift Sankt Florian. Rudolf Schulz-Dornburg fungierte als Musikbeauftragter und sollte hier in der Endphase des Krieges einen Brucknersender aufbauen.[22]

SenderHauptfrequ.
in kHz[23]
Leiterneue (Neben-)Sender
1Deutschlandsender1911933 Goetz Otto Stoffregen
2Reichssender Berlin8411933 Richard Kolb, 1933–34 Friedrich Arenhövel, 1934–37 Walther Beumelburg, 1937 Goetz Otto StoffregenPosen 1939
3Reichssender Hamburg9041933–45 Gustav GrupeStolp 1938 (1933/34 Gleichwelle H-FL-HB-MD-Stettin)
4Reichssender Königsberg10311933–35 Siegfried Haenicke, 1938?–45 Alfred LauMemel 1939
5Reichssender Frankfurt11951933–34 Walther Beumelburg, 1934–38 Hanns-Otto Fricke, 1938–41 Paul Lambert Werber; Ludwig FriesKoblenz 1935 (1933/35 Gleichwelle F-TR-KS-FR-KL-KO)
6Reichssender Köln6581933–37 Heinrich Glasmeier, 1937–41 Toni Winkelnkemper; Martin Rockenbach
7Reichssender Stuttgart5741924–45 Alfred BofingerBregenz, Freiburg 1939 (Gleichwelle)
8Reichssender München7401933 Richard Kolb, 1934–45 Hellmuth HabersbrunnerAugsburg, Bayreuth (Studios); Innsbruck, Salzburg (Gleichwelle)
9Reichssender Leipzig7851933–45 Carl Stueber
10Reichssender Breslau9501933–34 Hans Roeseler, 1934–37 Hans Kriegler, 1937–38 Karl Gunzer, 1938–45 Hanns-Otto FrickeGörlitz 1937, Troppau 1938, Kattowitz 1939 (Gleichwelle)
11Reichssender Saarbrücken12491935–38 Adolf Raskin, 1938–45 Karl MagesKaiserslautern (ab 1936)
12Reichssender Wien5921938 Franz Pesendorfer, Adolf Raskin, Karl Gunzer, Karl Mages, 1941–45 Franz HuberLinz, Graz, Klagenfurt
13Reichssender Böhmen11131939–41 Hans-Günther Marek, 1942–45 Ferdinand Thürmer (Sendergruppe Böhmen-Mähren)Prag, Brünn, Mährisch-Ostrau
14Reichssender Danzig13031939 Wolfgang Diewerge, 1939–41 Carl-Heinz Boese, 1942 Harry MossThorn
15Sender Luxemburg2321940 Friedrich Castelle, 1942 Albert Perizonius
16Sendergruppe Gouvernement2241940 Hans-Otto Fricke (Breslau)Litzmannstadt, Krakau, Warschau; Lemberg
17Sendergruppe Ostland12581941 Hans KrieglerReval, Dorpat, Turgel; Modohn, Goldingen, Libau; Kauen, Wilna; Minsk, Baranowitschi; Smolensk
18Sendergruppe Ukraine832/9771941 Heinz FreibergerWinniza, Schitomir
19EuropasenderLW, MW1941–45 Toni Winkelnkemperu. a. LW: Friesland (Kootwijk 160 kHz), Weichsel (Raszyn 224 kHz); MW: Calais (582 kHz), Bremen (Osterloog 758 kHz), Alpen (Graz-Dobl 886 kHz), Donau (Dobrochau 922 kHz); KW-Rundstrahler: DXM/DXX (Zeesen)[24]
20ÜberseesenderKW1933–40 Kurt von Boeckmann, 1940 Adolf Raskin, 1941–45 Toni Winkelnkemperu. a. München-Ismaning, Oebisfelde, Elmshorn; Podiebrad, Huizen (PCJ)/Kootwijk (PCV), Allouis; Kiew
21Geheimsender „Concordia“KW1940 Erich Hetzler
22Deutscher Fernseh RundfunkUKW1935–37 Carl Boese, 1937–39 Hans-Jürgen Nierentz, 1939 Herbert Engler

Das Programmangebot des Großdeutschen Rundfunks wurde kriegsbedingt eingeschränkt: Ab Juni 1940 (Westfeldzug) gab es im Wesentlichen nur noch zwei Programme, das Reichsprogramm über die Reichssender (mit wenigen regionalen Fenstern am Vormittag) sowie das Programm vom Deutschlandsender. 1942 stellten die Reichssender Köln, Saarbrücken, Stuttgart und Leipzig ihre Programmzulieferung ein.

Die Programmleitung ging allmählich von der RRG auf das Propagandaministerium über (Leiter der Rundfunkabteilung): 1931 Horst Dreßler-Andreß, 1937 Hans Kriegler, 1939 Alfred-Ingemar Berndt, 1940 Eugen Hadamovsky, 1941 Wolfgang Diewerge und 1942 Hans Fritzsche, der zugleich verantwortlich für die politisch-propagandistischen Sendungen war, während die Zuständigkeit für die unterhaltenden und künstlerischen Sendungen bei Hans Hinkel lag. Auch die Wehrmacht wurde beteiligt (Wehrmachtbericht des OKW, Frontberichte der Propagandakompanien als Formen der Kriegsberichterstattung; Kameradschaftsdienst, Wunschkonzert für die Wehrmacht, Weihnachtsringsendung, „Stunde für unsere Soldaten“ als Formen der Truppenbetreuung).

Auslandsdienst

Einen Zuwachs verzeichnete unterdessen der Auslandsdienst. Regelmäßige Sendungen auf Englisch begannen beim Deutschen Kurzwellensender im April 1933.[25] Bald folgten Spanisch, Portugiesisch, Holländisch, Afrikaans und Arabisch als weitere Sendesprachen.

Ab September 1938 wurden, beginnend mit dem Reichssender Wien und einer Presseschau auf Tschechisch und Slowakisch, auch Mittel- und Langwellensender für Fremdsprachensendungen genutzt. Im Zusammenhang mit dem Ultimatum an Litauen (Memelgebiet) nahmen die Reichssender Hamburg und Köln im März 1939 regelmäßige englischsprachige Sendungen auf („Germany Calling“).[26]

Im Jahr 1940 wurde in der RRG unter Adolf Raskin, dann Toni Winkelnkemper, eine Auslandsdirektion eingerichtet, bestehend aus den vier Organisationseinheiten „Die Deutschen Überseesender“, „Die Deutschen Europasender“ (DES),[27] den Geheimsendern unter dem Namen „Concordia“ und einem „Büro für internationalen Rundfunkverkehr“.

Anfang 1943 wurden täglich 279 Nachrichtensendungen in 53 Sprachen ausgestrahlt[28] (150 durch die Europasender,[29] 129 durch die Überseesender[30]). Die Geheimsender umfassten Programme u. a. in Richtung Frankreich (Radio Humanité; Voix de la Paix), England (Concordia N, New British Broadcasting Station; Concordia S, Workers' Challenge), Ägypten (Concordia A, Stimme der freien Araberصوت العروبة الحرة = Ṣaut al-ʿurūba 'l-ḥurra), Indien (Concordia H, Stimme des freien Indien – Voice of Free India/Free India Radio/आज़ाद हिन्द रेडियो = Āzād Hind Reḍiyo), Russland (Concordia V, Alte Garde Lenins – Старая гвардия Ленина; Geheimsender Z, Agentensender) und USA (Station Debunk, the Station of all free Americans).[31]

Daneben richtete das Auswärtige Amt im Jahr 1940 den Sonderdienst Seehaus zum planmäßigen Abhören ausländischer Sender durch so genannte „Monitore“ ein und gründete 1941 zwecks Beteiligung an ausländischen Rundfunkunternehmen (z. B. Radio Monte Carlo) die Interradio GmbH (Zürich). Anfang 1942 wurde Interradio unter Integration des Sonderdienstes Seehaus in eine gemeinsame Aktiengesellschaft des Auswärtigen Amtes und des Propagandaministeriums überführt; als Verbindungsmann zwischen den beiden Ministerien fungierte Kurt Georg Kiesinger, der spätere Bundeskanzler. Im Juli 1943 ging auch die Radio-Union GmbH des Propagandaministeriums darin auf, die im Ausland seit 1941 deutsche Wirtschaftswerbung veranstalten sollte. Die Interradio besaß Tochtergesellschaften in Bukarest, Belgrad, Semlin, Zürich, Monte Carlo, Oslo, eine Zweigstelle in Sofia und einen Beauftragten in Tirana; zu ihrem Arbeitsbereich gehörten Sender in Athen (AERE) und Shanghai (XGRS).[32]

Liste der Senderstandorte

OrtKoordinatenvonbisZugehörigkeitMär. 1925[33]
kHz (m)
Nov. 1926[34]
kHz
Jan. 1929[35]
kHz
Jun. 1929[36]
kHz
Jan. 1934[37]
kHz
Jun. 1939[38]
kHz
1Aachen50° 46′ 34″ N, 6° 5′ 2″ O19281932Köln658662
2Augsburg48° 22′ 10″ N, 10° 53′ 38″ O19271935München5595361465
3Berlin-Magdeburger Platz52° 30′ 16″ N, 13° 21′ 35″ O19241927Berlin594,1 (505)620
4Berlin-Witzleben52° 30′ 18″ N, 13° 16′ 41″ O19251935Berlin1034,5 (290)530631716(834?)
5Berlin-Boxhagener Str.52° 30′ 48″ N, 13° 27′ 24″ O19291934Berlin1270?1058
6Berlin-Tegel52° 34′ 8″ N, 13° 17′ 36″ O19331945Berlin841841
7Bremen-Domsheide53° 4′ 27″ N, 8° 48′ 35″ O19241933Hamburg909,1 (330)750775887
8Bremen-Utbremer Str.53° 5′ 44″ N, 8° 47′ 30″ O19331945Hamburg13301330
9Breslau-Oberbergamt51° 5′ 20″ N, 17° 0′ 58″ O19241925Breslau717,7 (418)
10Breslau-Krietern51° 4′ 18″ N, 17° 0′ 24″ O19251932Breslau9309371184
11Breslau-Rothsürben50° 59′ 0″ N, 17° 1′ 17″ O19321945Breslau950950
12Danzig-Telegraphenamt54° 20′ 54″ N, 18° 39′ 1″ O19261945Königsberg110065866213031303
13Dortmund51° 30′ 41″ N, 7° 24′ 41″ O19251927Köln (Münster)1060
14Dresden51° 2′ 54″ N, 13° 44′ 26″ O19251945Leipzig1071,4 (280)10207759411285?1465
15Elberfeld51° 14′ 0″ N, 7° 9′ 4″ O19251927Köln (Münster)640
16Flensburg54° 47′ 22″ N, 9° 27′ 8″ O19281945Hamburg?137313301330
17Frankfurt-Postscheckamt50° 7′ 0″ N, 8° 40′ 55″ O19241926Frankfurt638,3 (470)
18Frankfurt-Heiligenstock50° 9′ 17″ N, 8° 42′ 40″ O19261945Frankfurt70071277011951195
19Freiburg-Gewerbeschule48° 0′ 2″ N, 7° 49′ 44″ O19261934Stuttgart52052?527
20Freiburg-Lehen48° 0′ 49″ N, 7° 47′ 38″ O19331945Frankfurt,
1939 Stuttgart
11951294
21Gleiwitz-Radauner Str.50° 17′ 36″ N, 18° 38′ 29″ O19251935Breslau1200919923
22Gleiwitz-Tarnowitzer Str.50° 18′ 48″ N, 18° 41′ 20″ O19351945Breslau12311231
23Görlitz-Reichenbach51° 8′ 44″ N, 14° 48′ 12″ O19371945Breslau1231
24Hamburg-Fernsprechamt53° 34′ 7″ N, 9° 59′ 8″ O19241925Hamburg759,5 (395)
25Hamburg-Lokstedt53° 35′ 46″ N, 9° 58′ 35″ O19251934Hamburg760766896
26Hamburg-Billwerder-Moorfleet53° 31′ 10″ N, 10° 6′ 12″ O19341945Hamburg904904
27Hannover-Bornumer Str.52° 21′ 39″ N, 9° 42′ 50″ O19241933Hamburg1013,5 (296)1010530536
28Hannover-Hainholz52° 23′ 37″ N, 9° 42′ 18″ O19331940Hamburg13301330
29Heilsberg54° 8′ 24″ N, 20° 33′ 47″ O19301945Königsberg10311031
30Herzberg51° 42′ 55″ N, 13° 15′ 53″ O19391945Deutschlandsender191
31Kaiserslautern49° 27′ 26″ N, 7° 46′ 20″ O19281945München,
1934 Frankfurt,
1936 Saarbrücken
1080111211951429
32Kassel51° 18′ 56″ N, 9° 29′ 11″ O19251945Frankfurt1060,1 (283)11001200122011951195
33Kiel54° 19′ 58″ N, 10° 4′ 5″ O19261934Hamburg118012001220
34Koblenz50° 22′ 31″ N, 7° 35′ 8″ O19351945Frankfurt11951195
35Köln50° 53′ 49″ N, 6° 57′ 40″ O19281932Köln (Münster)11401319
36Königs Wusterhausen52° 18′ 18″ N, 13° 37′ 1″ O19261927Deutschlandsender240
37Königsberg-Pregelwiesen54° 42′ 35″ N, 20° 32′ 23″ O19241926Königsberg647,9 (463)990
38Königsberg-Amalienau54° 42′ 52″ N, 20° 28′ 8″ O19261945Königsberg(990)1070108513481348
39Langenberg51° 21′ 23″ N, 7° 8′ 3″ O19271945Köln649635658658
40Leipzig-Johannishospital51° 19′ 59″ N, 12° 23′ 36″ O19241926Leipzig660,8 (454)
41Leipzig-Messe51° 19′ 9″ N, 12° 24′ 2″ O19261932Leipzig8408291157
42Leipzig-Wiederau51° 11′ 6″ N, 12° 16′ 48″ O19321945Leipzig785785
43Magdeburg52° 7′ 57″ N, 11° 37′ 53″ O19281944Berlin,
1933 Hamburg
1270?105813301330
44Melnik50° 22′ 19″ N, 14° 31′ 10″ O19391945Böhmen1113
45Memel55° 42′ 1″ N, 21° 12′ 42″ O19391944Königsberg565
46München-Arnulfstr.48° 8′ 32″ N, 11° 33′ 14″ O19241927München618,6 (485)
47München-Stadelheim48° 5′ 59″ N, 11° 35′ 31″ O19261932München560559563
48München-Ismaning48° 15′ 7″ N, 11° 45′ 0″ O19321945München740740
49Münster51° 57′ 0″ N, 7° 38′ 17″ O19241932Köln (Münster)731,7 (410)124012001283
50Nürnberg-Oberpostdirektion49° 26′ 49″ N, 11° 5′ 5″ O19241926München882,4 (340)
51Nürnberg-Kleinreuth49° 26′ 38″ N, 11° 0′ 31″ O19261945München910124012561267519
52Saarbrücken-Heusweiler49° 20′ 42″ N, 6° 54′ 52″ O19351945Saarbrücken1249
53Stettin-Zabelsdorf53° 25′ 41″ N, 14° 32′ 52″ O19251934Berlin119012701058
54Stettin-König-Albert-Str.53° 25′ 41″ N, 14° 32′ 52″ O19341945Hamburg13301330
55Stolp54° 23′ 0″ N, 17° 10′ 0″ O19381945Hamburg1330
56Stuttgart-Feuerbach48° 48′ 36″ N, 9° 10′ 51″ O19241926Stuttgart677,2 (443)
57Stuttgart-Degerloch48° 44′ 0″ N, 9° 10′ 30″ O19261930Stuttgart790802833
58Stuttgart-Mühlacker48° 56′ 28″ N, 8° 51′ 8″ O19301945Stuttgart574574
59Trier49° 46′ 8″ N, 6° 39′ 27″ O19331945Frankfurt11951195
60Troppau-Schönbrunn49° 48′ 40″ N, 18° 11′ 30″ O19381939Breslau1204
61Zeesen52° 16′ 28″ N, 13° 37′ 3″ O19271939Deutschlandsender;
Kurzwellensender
182183,5191
58Dornbirn-Lauterach47° 26′ 55″ N, 9° 42′ 7″ O19381945Stuttgart1294
59Graz-St. Peter47° 3′ 14″ N, 15° 27′ 55″ O19381945Wien886
60Innsbruck-Aldrans47° 15′ 11″ N, 11° 26′ 51″ O19381945München519
61Klagenfurt46° 37′ 34″ N, 14° 19′ 30″ O19381945Wien886
62Linz48° 17′ 51″ N, 14° 16′ 3″ O19381945Wien1267
63Salzburg47° 47′ 46″ N, 13° 2′ 26″ O19381945München519
64Wien-Bisamberg48° 18′ 40″ N, 16° 23′ 1″ O19381945Wien592

Bei den Senderstandorten ist folgende Entwicklung feststellbar: Zuerst wurden die Sender in der Regel auf die Dächer der Studiogebäude gesetzt, teilweise unter Nutzung von Kirchtürmen oder Rathäusern. Ab 1925 erfolgte eine Verlagerung in die Vororte, oft mit Stahlgitterturmpaaren. Als man erkannte, dass Stahl negative Auswirkungen auf die Ausbreitungsreichweite hatte, folgten Holztürme, erst doppelt, zu Beginn der 30er-Jahre einzeln. Am 10. Oktober 1935 wurde der Holzturm des Senders Langenberg durch einen Orkan zerstört, weshalb dann öfter selbststrahlende abgespannte Stahlmasten zum Einsatz kamen.[39]

Abwicklung und Nachfolgeeinrichtungen

1951 ging die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft durch Gesellschafterbeschluss in Liquidation, die sich bis 1961 hinzog. Eine entfernt der RRG vergleichbare Einrichtung ist seit 1950 die Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD). Den europäischen Auslandsdienst übernahm der Deutschlandfunk (DLF, 1962–93), den Überseedienst die Deutsche Welle.[40] Der Deutschlandsender wurde 1946 in Ostdeutschland fortgeführt (Namen: nach Zusammenlegung mit der Berliner Welle 1971 Stimme der DDR, 1990 wieder Deutschlandsender bzw. nach Zusammenlegung mit Radio DDR II im Mai DS Kultur; dann nach Zusammenlegung mit RIAS 1 Anfang 1994 Deutschlandradio Berlin, 2005 Deutschlandradio Kultur, 2017 Deutschlandfunk Kultur).

Siehe auch

Literatur

  • Winfried B. Lerg: Rundfunkpolitik in der Weimarer Republik (= Hans Bausch [Hrsg.]: Rundfunk in Deutschland. Band 1). dtv, München 1980, ISBN 3-423-03183-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Ansgar Diller: Rundfunkpolitik im Dritten Reich (= Hans Bausch [Hrsg.]: Rundfunk in Deutschland. Band 2). dtv, München 1980, ISBN 3-423-03184-0.
    • RRG: Lerg Kapitel 3.6, 4.5, 5.1, 5.2, 7.7; Diller 3.7, 4.4, 7.6
    • Dradag: Lerg 2.5, 3.4, 4.6, 5.3; Diller 3.2
    • Gebühren: Lerg 2.7, 4.3; Diller 3.10
    • Deutschlandsender: Lerg 3.2, 5.4; Diller 7.8
    • Auslandsdienst: Lerg 5.6, Diller 4.2, 7.3
    • Rundfunkgesellschaften: Lerg 3.1, 7.5; Diller 2.6, 3.4
    • Senderausbau: Lerg 3.3, 5.8
    • Fernsehen: Lerg 5.6; Diller 4.3
  • Friedrich Dethlefs, Carolyn Birdsall: Geschichte der Audiobestände der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) und ihre Archivierung. In: Rundfunk und Geschichte 47 (2021), Nr. 3–4, S. 9–31.
  • Heinz Pohle: Der Rundfunk als Instrument der Politik. Zur Geschichte des deutschen Rundfunks von 1923/38. Hans-Bredow-Institut (Wissenschaftliche Schriftenreihe für Rundfunk und Fernsehen, Band 1), Hamburg 1955.
  • Joachim-Felix Leonhard (Hrsg.): Programmgeschichte des Hörfunks in der Weimarer Republik. 2 Bde. Hrsg. vom DRA. dtv, München 1997, ISBN 3-423-04702-X (Auszug aus Band 1)
  • Bernd-Andreas Möller: Handbuch der Funksende- und -empfangsstellen der Deutschen Reichspost. Walz, Idstein 2005, ISBN 978-3-936012-05-7 (528 S.); Funk-Verlag Hein, Dessau-Roßlau 2009, ISBN 978-3-939197-44-7 (526 S., Inhaltsverzeichnis)
  • Deutsches Bühnen-Jahrbuch: theatergeschichtliches Jahr- und Adressenbuch (ISSN 0070-4431), Abschnitt: Die deutschen Rundfunksender
  • Birgit Bernard: Das „Führerprinzip“ in der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (1937–1945). In: Rundfunk und Geschichte. Bd. 49 (2023), Heft 3–4, S. 11–28.

Einzelnachweise

  1. a b Ulrich Heitger: Vom Zeitzeichen zum politischen Führungsmittel. Lit, 2003, ISBN 3-8258-6853-2, S. 23–51 und speziell Fn. 157 (Volltext in der Google-Buchsuche). Taschenbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie. Springer, 1927, S. 1061–1064 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  2. Es bestand eine enge Kooperation mit dem 1926 in der Freien Stadt Danzig gegründeten Danziger Rundfunk (ab April 1934 Landessender Danzig; ab September 1939 teilweise auch Reichssender Danzig).
  3. Wegen der Rheinlandbesetzung.
  4. Und weiterhin bis zum 31. Dezember 1969 in Westdeutschland bzw. bis zum 2. Oktober 1990 in Ostdeutschland.
  5. http://www.wabweb.net/radio/listen/LWMWeu31.htm
  6. vgl. Verordnung zum Schutze des Funkverkehrs vom 8. März 1924 (RGBl. I S. 273); später: Gesetz über Fernmeldeanlagen (RGBl. 1928 I S. 8)
  7. vgl. Reichstag III 1924/26, Drucks. Nr. 2766, Anlagen 2 (Bestimmungen für den Überwachungsausschuß der Sendegesellschaften) und 3 (Bestimmungen über den kulturellen Beirat der Sendegesellschaften)
  8. vgl. Reichspostfinanzgesetz vom 18. März 1924 (RGBl. I S. 287)
  9. Erlaß des Reichsministers des Innern über die Benutzung des Rundfunks durch die Reichsregierung vom 11. Juni 1932
  10. Reichstag III 1924/26, Drucks. Nr. 2766, Anlage 1 (Richtlinien für den Nachrichten- und Vortragsdienst der Sendegesellschaften); Tondokument: Radio-Nachrichten vom 13. Februar 1932
  11. Dietz Schwiesau: „Ein Rundfunkredakteur mit Lust, Liebe und Begeisterung“: Erinnerungen an den ersten Nachrichtenchef des deutschen Rundfunks, Josef Räuscher (2011)
  12. Das deutsche Reich von 1918 bis heute. Berlin 1931, S. 560 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  13. Ulrich Heitger: Vom Zeitzeichen zum politischen Führungsmittel. Lit, 2003, ISBN 3-8258-6853-2, S. 345 mit Fn. 2.
  14. Bundeszentrale für politische Bildung: Geschichte der Kriegspropaganda | bpb. Abgerufen am 14. November 2021.
  15. Verordnung vom 30. Juni 1933 (RGBl. I S. 449)
  16. Zur Eigenschaft der RRG als „werbender Betrieb“ siehe Reichsfinanzhof, Urteil vom 25. Juni 1936, RFH 39, 281 (Az. III A 23/36)
  17. http://www.wabweb.net/radio/listen/LWMWeu34.pdf
  18. Urteil vom 22. Februar 1937, RGSt 71, 114 (Az. 2 D 291/36)
  19. Urteil vom 14. November 1936, RGZ 153, 1 (Az. I 124/36: anders als bei der Begründung des Urheberrechts in § 11 LitUrhG stellt bei der Schrankenbestimmung des § 22a LitUrhG die Rundfunksendung keine öffentliche Aufführung dar). Simon Apel: Das Reichsgericht, das Urheberrecht und das Parteiprogramm der NSDAP. In: ZJS 2010, S. 141–143
  20. vgl. Erlass vom 11. Dezember 1935 (RGBl. I S. 1429)
  21. Reichskulturkammergesetz vom 22. September 1933 (RGBl. I S. 661)
  22. Hanns Kreczi, Das Bruckner-Stift St. Florian und das Linzer Reichs-Bruckner-Orchester (1942–1945), Anton Bruckner Dokumente und Studien (5), ISBN 978-3-201-01319-2, Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, 1986, S. 136
  23. Luzerner Wellenplan 1934 (RGBl. II S. 763, 779)
  24. Werner Schwipps: Wortschlacht im Äther (1971), S. 74
  25. Radio Wien 9 (1932/33), Heft 27, S. 24
  26. Ansgar Diller: Rundfunkpolitik im Dritten Reich (1980), S. 251–253, 261
  27. Eingesetzte Europa-Sender Mitte 1942: die 7 Langwellensender Allouis, Deutschlandsender, Friesland (Kootwijk), Luxemburg (Junglinster), Minsk, Oslo, Weichsel (Raszyn); die 16 Mittelwellensender Alpen, Bordeaux-Néac, Bordeaux-Lafayette, Bremen (Osterloog), Breslau, Calais, Donau (Dobrochau), Hamburg, Kattowitz, Köln, Königsberg, Leipzig, Paris-Argenteuil, Prag, Rennes-Thourie, Stuttgart; dazu 20 Kurzwellen- und weitere 13 Sender in den besetzten sowjetischen Gebieten, insgesamt 56 Sender (Willi A. Boelcke: Die Macht des Radios: Weltpolitik und Auslandsrundfunk 1924–1976, S. 654). – Die Europa-Sender besaßen eigene Außenstellen in Paris, Brüssel, Den Haag, Oslo und Wien (Boelcke S. 318).
  28. Eugen Kurt Fischer: Dokumente zur Geschichte des deutschen Rundfunks und Fernsehens. Göttingen 1957, S. 180 f.
  29. Sprachen März 1944 (nach Willi A. Boelcke: Die Macht des Radios: Weltpolitik und Auslandsrundfunk 1924–1976, S. 316): Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Finnisch, Isländisch, Faröisch, Flämisch, Holländisch, Irisch, Ungarisch, Slowakisch, Kroatisch, Rumänisch, Bulgarisch, Serbisch, Griechisch, Russisch, Ukrainisch, Weißruthenisch, Lettisch, Estnisch, Litauisch, Polnisch (28)
  30. Sprachen März 1943 (nach Willi A. Boelcke: Die Macht des Radios: Weltpolitik und Auslandsrundfunk 1924–1976, S. 373): Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Brasilianisch, Französisch, Afrikaans, Japanisch, Hindi, Bengali, Maharathi, Malaiisch, Tamilisch, Iranisch, Afghanisch, levantinisches Arabisch, maghrebinisches Arabisch, ägyptisches Arabisch, Türkisch, Kaukasisch, Aserbaidschanisch, Täbris-Aserbaidschanisch, Armenisch, Usbekisch, Ossetisch, Karatschaiisch, Wolga-Tatarisch, Tschetschenisch, Kalmükisch (28)
  31. Reimund Schnabel: Mißbrauchte Mikrofone: deutsche Rundfunkpropaganda im Zweiten Weltkrieg, eine Dokumentation. Europa-Verlag, Wien 1967 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  32. Willi A. Boelcke: Die Macht des Radios: Weltpolitik und Auslandsrundfunk 1924–1976. Ullstein, Frankfurt/M. 1977, S. 308
  33. Radio Orario 1925 N. 9 S. 4
  34. Genfer Wellenplan
  35. Brüsseler Wellenplan
  36. Prager Wellenplan
  37. Luzerner Wellenplan
  38. http://www.dxradio-ffm.de/histo1939.htm
  39. Andreas Brudnjak: Die Geschichte der deutschen Mittelwellen-Sendeanlagen von 1923 bis 1945. Funk Verlag Bernhard Hein, Dessau-Roßlau 2010, ISBN 978-3-939197-51-5
  40. vgl. Gesetz über die Errichtung von Rundfunkanstalten des Bundesrechts vom 29. November 1960 (BGBl. I S. 862)

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