Reichspfennigmeister
Das Amt des Reichspfennigmeisters existierte seit dem 16. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich. Die Reichspfennigmeister wurden vom Kaiser ernannt und standen einer Reichskasse vor.
Geschichte
Das Amt des Reichspfennigmeisters war neben der Hofkammer für die kaiserlichen Finanzen von zentraler Bedeutung. Es entstand einige Zeit nach dem Scheitern der von Maximilian I. bevorzugten allgemeinen Reichssteuer auf alle Untertanen des Heiligen Römischen Reichs („Gemeiner Pfennig“) und mit der Institutionalisierung der Matrikularabgabe als Grundlage zur Berechnung von Reichssteuern, bei der die jeweiligen Reichsstände die Kosten der von ihnen für einen theoretischen Romzug zur Kaiserkrönung zu stellenden Truppen (festgelegt nach der Wormser Matrikel von 1521) bezahlten.[1]
Das Amt des Reichspfennigmeisters existierte auf Reichsebene seit dem Jahr 1543. Die räumliche Trennung des Amtes zwischen den sächsischen Reichskreisen und den oberdeutschen Reichskreisen geschah 1557 auf dem Reichstag zu Regensburg. Auf diesem wurden erstmals zwei Reichspfennigmeister ernannt, die jeweils für eines der beiden Gebiete zuständig waren. Gleichzeitig wurde Leipzig mit in die Liste der sogenannten Legstädte aufgenommen, in denen die Steuern durch die Reichsstände eingesammelt wurden.[2]
Die Reichspfennigmeister wurden bis 1566 von den Reichsständen ernannt und waren nur für die Eintreibung einer bestimmten Steuer zuständig. Ab dem Reichstag von 1570 in Speyer überließen die Stände die Ernennung allerdings dem Kaiser. Außerdem verzichteten sie auf die Rechnungslegung und diese erfolgte nur noch gegenüber dem Kaiser. Damit war das Amt faktisch Teil der kaiserlichen Finanzverwaltung geworden.[3]
Aufgaben
Der Reichspfennigmeister in Leipzig verwaltete die sächsischen Reichskreise, Augsburg hingegen war für die oberdeutschen Reichskreise zuständig. Der Sitz in Augsburg entwickelte sich allerdings zum zentralen Sitz dieser Instanz.[4]
Die Reichspfennigmeister berechneten die Reichssteuern der Reichsstände und waren zuständig für die Einnahme der Steuern, die zuvor durch die zuständigen Reichskreise in den Legstädten Augsburg, Frankfurt am Main, Leipzig, Nürnberg und Regensburg eingesammelt wurden. Diese Legstädte mussten einen beträchtlichen Teil der einzusammelnden Abgaben vorschießen und übernahmen so die Rolle von Banken.[4]
Diese Abgaben waren hauptsächlich
- die Kammerzieler genannte Steuer zur Finanzierung des Reichskammergerichtes
- die Römermonate, zur Finanzierung der Reichsarmee
Die Reichspfennigmeister waren anfangs dem Reichstag rechenschaftspflichtig, später ausschließlich dem Kaiser und galten in einigen Fällen als Währungs- und Finanzexperten ihrer Zeit.
Reichskammergericht
Am Reichskammergericht gab es einen speziellen Reichspfennigmeister, dessen Befugnisse in der Reichskammergerichtsordnung festgelegt wurden. Er zog die Gerichtsgebühren der Streitparteien ein, verwaltete die in die als Sustentationskasse bezeichnete Kasse des Gerichtes eingezahlten Abgaben, den Kammerzieler, und zahlte die Gehälter des Kammerrichters, der Präsidenten und Assessoren und der sonstigen Gerichtsbediensteten aus, worüber er über Herkunft Verwendung der Gelder bei der Visitation des Reichskammergerichts Rechenschaft ablegen sollte.[5][6] Die Abgaben wurden meist nur unregelmäßig gezahlt, so dass das Gericht häufig arbeitsunfähig war, da monatelang keine Gehälter ausgezahlt werden konnten.
Amtsinhaber
Oberdeutscher Reichspfennigmeister
Name | Amtszeit | Lebensdaten | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Wolf Haller von Hallerstein[7] | 1557–1566 | † 1571 | |
Georg Ilsung | 1566–1580 | um 1510–1580 | trat bereits ab 1553/54 mit dem Titel Reichspfennigmeister auf[8] |
Maximilian Ilsung | 1580–1583 | Sohn des Georg Ilsung[9] | |
Johann Achilles Ilsung | 1583–1589 | Neffe des Georg Ilsung, entlassen aufgrund von zu wenig aufgebrachten Krediten und Mängeln bei der Eintreibung der Reichshilfen[9] | |
Zacharias Geizkofler | 1589–1603 | 1560–1617 | trat 1603 vom Amt zurück, vermutlich aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wegen der von ihm vorgeschossenen Gelder[10] |
Matthäus Welser | 1603–1608[11] | 1553–1633[11] | städtischer Baumeister in Augsburg |
Hubert von Bleymann[12] | ?–1657 | † 1657 | Kaufmann, Pfennigmeister des Herzogtums Jülich und Kriegskommissar |
Achatius von Hohenfeld | 1658–? | 1610–1672 | |
Wilhelm Lothar von Hohenfeld[13] | 1651–1710 | Sohn des Achatius von Hohenfeld | |
Wilhelm Ludwig von Hohenfeld[13] | 1703–1763 | Sohn des Wilhelm Lothar von Hohenfeld und damit Enkel des Achatius |
Reichspfennigmeister im Ober- und Niedersächsischen Reichskreis
Name | Amtszeit | Lebensdaten | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Damian von Sebottendorf[8] | 1557–1585 | 1519–1585[14] | |
Christoph von Loß der Ältere | 1585[15]–1609 | 1548–1609 | |
Christoph von Loß[16] | 1609–1620[17] | 1574–1620; Sohn des Christoph von Loß des Älteren | |
Joachim von Loß | 1620[17]–1637[15] | 1576–1633 | Bruder des Christoph von Loß des Jüngeren |
Johann von Ponickau | 1584–1642 | ||
Friedrich von Metzsch[18] | 1579–1655 | kaiserlicher Rat, kurfürstlich sächsischer Rat und Oberkonsistorialpräsident | |
Wolff Siegfried von Lüttichau | 1656[19] - | 1610–1671 | kaiserlicher Rat sowie Kanzler, Geheimer Rat und Kammerherr des Kurfürsten von Sachsen |
Johann von Burkersroda[20] | |||
Ernst Dietrich von Taube[21] | 1661–1694 | kurfürstlich sächsischer Kammerherr | |
Johann Georg von Meusebach[20] | |||
Christoph Dietrich Bose der Jüngere[22] | 1701(?)–1707(?) | ||
Hieronymus von Münchhausen[20] | |||
Thomas von Fritsch[23] | 1746–vermutlich während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) | letzter sächsischer Reichspfennigmeister[20] |
Reichspfennigmeister am Reichskammergericht
Name | Amtszeit | Lebensdaten | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Matthias Huber | 1551–1584 | ||
Lindenmeier | |||
Gisbert de Maere | 1659 (vorläufige Bestallung) bzw. 1663 (endgültige Ernennung) – 1672[24] | ||
Franz Ludwig Huben von Gülcheg | 1673–1678 | ||
Philipp Jacob Krebs | 1678–1732 | ||
von Sonborn | 1732 | Assessor | |
Itel von Schorlemer | 1733–? | ||
Schelver | 1747–? | erormen Recess verursacht, der von seinen Anverwandten getilt wurde bis hierher mussten zum Amtsantritt 10 000 Gulden Kaution gestellt werden | |
Heinrich von Haan | 1748–? | Kaution wird auf 30 000 Gulden erhöht | |
Johann Heinrich von Harpprecht | 1762[25]–1783(?) | 1702–1783 | |
Literatur
- pfennigmeister. In: Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Deutsches Rechtswörterbuch. Band 10, Heft 5/6 (bearbeitet von Heino Speer u. a.). Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1999, ISBN 3-7400-0986-1 (adw.uni-heidelberg.de).
Anmerkungen
- ↑ Lukas Winder: Die Kreditgeber Ferdinands I., Maximilians II. und Rudolfs II. (1521–1612). Wien 2013, S. 34 (univie.ac.at [PDF]).
- ↑ Martina Schattkowsky: Reichspfennigmeister im Ober- und Niedersächsischen Reichskreis. Zur Kommunikation zwischen Kaiser und Reichsständen um 1600. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. 2001, S. 17–38, hier S. 20 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Lukas Winder: Die Kreditgeber Ferdinands I., Maximilians II. und Rudolfs II. (1521–1612). Wien 2013, S. 36 (univie.ac.at [PDF]).
- ↑ a b Peter Lengle: Reichspfennigmeister. In: Stadtlexikon Augsburg. Abgerufen am 1. August 2018.
- ↑ Heinrich Christian von Senckenberg und Johann Jakob Schmauß: Vierther Teil der Allgemeine Reichs-Gesetze, bestehend in denen merckwürdigsten Reichs-Schlüssen Des Noch währenden Reichs-Tags. Reichspfennigmeister am Reichskammergericht (Register). Band 4. Koch, Frankfurt am Main 1747 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Reichspfennigmeisteramt beim Reichskammergericht Bundesarchiv
- ↑ Haller von Hallerstein, Helmut Freiherr: Haller von Hallerstein, Wolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 562 (Digitalisat).
- ↑ a b Lukas Winder: Die Kreditgeber Ferdinands I., Maximilians II. und Rudolfs II. (1521–1612). Wien 2013, S. 35 (univie.ac.at [PDF]).
- ↑ a b Lukas Winder: Die Kreditgeber Ferdinands I., Maximilians II. und Rudolfs II. (1521–1612). Wien 2013, S. 35 (univie.ac.at [PDF]).
- ↑ Lukas Winder: Die Kreditgeber Ferdinands I., Maximilians II. und Rudolfs II. (1521–1612). Wien 2013, S. 41 (univie.ac.at [PDF]).
- ↑ a b Magnus Ulrich Ferber: Welser, Familie. In: Historisches Lexikon Bayerns. Abgerufen am 1. September 2018.
- ↑ Bernd Warlich: Bleymann [Bleimann, Pleymann], Hubert Freiherr von. In: Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten. Abgerufen am 30. August 2018.
- ↑ a b Achaz II Vrijheer van Hohenfeld. In: genealogieonline.nl. Abgerufen am 30. August 2018.
- ↑ Josef Leeb: RTA RV 1556/57. S. 1153 f. (reichstagsakten.de).
- ↑ a b Martina Schattkowsky: Reichspfennigmeister im Ober- und Niedersächsischen Reichskreis. Zur Kommunikation zwischen Kaiser und Reichsständen um 1600. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. 2001, S. 17–38, hier S. 18 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Martina Schattkowsky: Loß, Christoph von (zu Schleinitz und Stösitz). In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
- ↑ a b Peter Rauscher: Rezension über: Martina Schattkowsky, Zwischen Rittergut, Residenz und Reich. Die Lebenswelt des kursächsischen Adligen Christoph von Loß auf Schleinitz (1574–1620) Leipziger Univ.-Verlag, Leipzig 2007. In: Frühneuzeit-Info, 21 (2010), 1+2, S. 215–217, hier S. 215
- ↑ Gustav Adolf Poenicke: Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen. Band 4, 1856, S. 53 (Volltext Wikisource).
- ↑ Sächsische Biografie
- ↑ a b c d Martina Schattkowsky: Reichspfennigmeister im Ober- und Niedersächsischen Reichskreis. Zur Kommunikation zwischen Kaiser und Reichsständen um 1600. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte. 2001, S. 17–38, hier S. 28 (Anm. 44) (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Gustav Adolf Poenicke: Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen. Heft 16 der Section Erzgebirgischer Kreis, 1856, S. 122 (Volltext Wikisource).
- ↑ Christian Heinker: Christoph Dietrich von Bose d. J. (1664–1741). In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
- ↑ Gerhard Schmidt: Fritsch, Thomas Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 624 f. (Digitalisat).
- ↑ Johann Heinrich Christian von Selchow: Concepte der Reichskammergerichtsordnung auf Befehl der jüngsten Visitation (Dritter Teil) - Über den Prozeß, Göttingen 1782, S. 793. http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10561325-0
- ↑ Johann August Ritter von Eisenhart: Harpprecht, Johann Heinrich Freih. v. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 623 f.
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