Reichsgründungstag

Der Reichsgründungstag war ein festlich begangener Tag im Deutschen Kaiserreich. Sein Gedenken galt der Kaiserproklamation im Schloss von Versailles am 18. Januar 1871. Allerdings hatte der Norddeutsche Bund bereits zum 1. Januar mit der Verfassung des Deutschen Bundes offiziell den Namen „Deutsches Reich“ angenommen; verfassungsrechtlich war der 18. Januar daher kein Reichsgründungstag.
Reichsgründungsfeiern
Zum Reichsgründungstag am 18. Januar wurden jährlich Reichsgründungsfeiern abgehalten. Dabei wurden bei zentralen und lokalen Veranstaltungen patriotische Reden gehalten und Lieder wie Heil dir im Siegerkranz, die inoffizielle Hymne des Reiches, gesungen. Reichsgründungsfeiern fanden auch während der Weimarer Republik öffentlich und unter Beteiligung hoher Würdenträger statt. Das nationalsozialistische Deutschland feierte den Reichsgründungstag nur anfangs.
Die Deutsche Demokratische Republik legte diesen Brauch komplett ab. Die Bundesrepublik Deutschland brachte am 18. Januar 1971 durch die Deutsche Bundespost und die Deutsche Bundespost Berlin jeweils eine motivgleiche Sonderbriefmarke 100 Jahre Reichsgründung zu 30 Pfennig heraus (Michel-Nummer 658 und 385). Dies entsprach dem damaligen Porto für einen Standardbrief. Am 24. November 1971 wurde eine Gedenkmünze zum Nennwert von fünf Deutsche Mark ausgegeben.
Manche Anhänger der politischen Rechten führen diese Tradition fort. Auch einige Studentenverbindungen feiern Reichsgründungskneipen.
Reichspräsident Paul von Hindenburg verlässt nach der Reichsgründungsfeier 1931 den Berliner Dom.
Rudolf Smend spricht 1933 bei der Reichsgründungsfeier in der Aula der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität.
Deutsche Bundespost (1971): 100. Jahrestag der Deutschen Reichsgründung: Reichsadler mit Kaiserkrone
Deutsche Bundespost Berlin (1971): 100. Jahrestag der Deutschen Reichsgründung: Reichsadler mit Kaiserkrone
Nennwert: 5 Deutsche Mark Material: 62,5 % Feinsilber, 37,5 % Kupfer – Durchmesser: 29 mm – Gewicht: 11,2 g | ||||||
Abbildung | Ausgabedatum | Anlass Randschrift | Präge- stätte(n) | geprägte Auflage[1] | ||
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Bildseite | Wertseite | st | sp | |||
24. November 1971 | 100. Jahrestag der Reichsgründung[2] EINIGKEIT UND RECHT UND FREIHEIT | G | 4.800.000 | 200.000 |
Literatur
- Jörg Koch: Reichsgründungstag, in: Ders. Dass Du nicht vergessest der Geschichte – Staatliche Gedenk- und Feiertage von 1871 bis heute. Wbg Academic, Darmstadt 2019, ISBN 978-3-534-40186-4, S. 19–25.
- Fritz Schellack: Nationalfeiertage in Deutschland von 1871 bis 1945 (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. 415). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1990, ISBN 3-631-42524-4, S. 161 f., 193 ff., 261 ff. (zugleich: Dissertation, Universität Mainz, 1989).
Einzelnachweise
- ↑ Günter Schön, Gerhard Schön: Kleiner Deutscher Münzkatalog. 39. Auflage. Battenberg, Regenstauf 2009, ISBN 978-3-86646-045-4, S. 169–192.
- ↑ 100. Jahrestag der Reichsgründung.
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Germania 66 Type Ia mit Nachmalung Deckweiß postfrisch geprüft Jaeschke Lantelme
(c) Bundesarchiv, Bild 102-14231 / Georg Pahl/ CC-BY-SA 3.0

Blick in die grosse Aula der preussischen Staatsbibliothek während der Rede von Professor Dr. Rudolf Smend.
(c) Bundesarchiv, Bild 102-11061 / CC-BY-SA 3.0

Reichspräsident von Hindenburg verlässt unter Begleitung seines Sohnes Oberstleutnant von Hindenburg sowie der Geistlichkeit den Dom. Ganz rechts Staatssekretär Dr. Meissner.
100. Jahrestag der Reichsgründung
Autor/Urheber: Jobel, Lizenz: CC BY 3.0
Rückseite der 5-DM-Gedenkmünze "100. Jahrestag der Reichsgründung"
100. Jahrestag der Reichsgründung
Autor/Urheber: Jobel, Lizenz: CC BY 3.0
Vorderseite der 5-DM-Gedenkmünze "100. Jahrestag der Reichsgründung"